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L
Hallo,

erst einmal kurz zu meinem Hintergrund: ich bin sehr schlecht in allem, was mit sozialer Interaktion zu tun hat. Ich glaube schon, dass ich grundsätzlich ein netter Mensch bin, aber meine sozialen Fähigkeiten sind so schlecht ausgeprägt, dass ich immer wieder anderen vor den Kopf stoße, ohne dass ich das will.
Ich bin mir nicht sicher, ob es an meiner Angststörung liegt oder an mangelnder Übung weil ich sehr isoliert aufgewachsen bin, oder ob es einen intrinsischen Grund gibt, Autismus vielleicht.
Das größte Problem dabei ist, dass ich andauernd falsch verstanden werde. Weil das, was ich sage, komplett anders interpretiert wird, als ich es meine. Wenn mein Gegenüber mir dann erklärt, wie er/sie meine Aussage interpretiert hat, kann ich oft zwar nachvollziehen, wie man auf diese Interpretation kommen kann, finde aber nicht, dass das die naheliegenste oder einzige Interpretation meiner Aussage ist. Anscheinend bin ich jedoch der einzige, der das so sieht und für alle anderen ist klar, dass meine Aussage nur diese eine Interpretation zulässt.
Dieses Problem macht es mir beinahe unmöglich, mit anderen zu kommunizieren. Ich habe Angst, überhaupt erst den Mund aufzumachen, weil alles, was ich sage, anders interpretiert wird, als ich es meine.
Ich weiß nicht mal, ob das wirklich ein Kommunikationsproblem ist oder vielleicht eher ein Wahrnehmungsproblem.
Ich habe das Gefühl, dass zwischen mir und anderen alles irgendwie verschoben ist und dass ich keinerlei Kontrolle darüber habe, welches Bild ich anderen von mir selbst vermittle oder welche Wirkung meine Worte auf andere haben.
Das führt dazu, dass ich mich auch immer mehr zurückziehe und kaum noch etwas sage, weil ich Angst habe, dass es wieder falsch ankommt.
Mich macht das ganze so fertig, dass ich inzwischen sogar Selbstmordgedanken habe. Keine Absichten, sondern einfach nur immer wieder der Gedanke, dass es niemals besser werden wird und ich immer nur andere verletzen oder verärgern oder nerven werde und dass es besser für alle wäre, wenn ich gar nicht existieren würde.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich mir wirklich davon erhoffe, hier zu schreiben. Ich sehe im Moment keine Möglichkeit, etwas zu ändern, weil ich im Grunde meine komplette Wahrnehmung ändern müsste. Und wie macht man das? Irgendwo hoffe ich, dass es doch eine Lösung gibt und ich sie einfach noch nicht erkannt habe.
Danke fürs Lesen auf jeden Fall.

25.04.2022 14:00 • 27.04.2022 #1


19 Antworten ↓


S
Da Du die Vermutung selber hast, evtl Autismus zu haben, würde ich das bei Deinem Arzt mal ansprechen, um eine Diagnose zu bekommen.

Autismus und Depressionen bzw Angst hängt alles zusammen (muss nicht) aber es scheint, dass Du Depressionen hast und die lassen sich behandeln.

25.04.2022 14:06 • x 2 #2


A


Selbstmordgedanken wegen Kommunikationsproblemen

x 3


Susanne05
Hallo. Du bist noch sehr jung und sagst du kommunizierst kaum.

Wer spiegelt dir dann so genau was man bei deinen Aussagen empfindet oder wie man sie versteht?

25.04.2022 14:24 • x 2 #3


L
Zitat von portugal:
Da Du die Vermutung selber hast, evtl Autismus zu haben, würde ich das bei Deinem Arzt mal ansprechen, um eine Diagnose zu bekommen. Autismus und ...


Wegen der Depressionen bin ich schon in Behandlung, aber habe gerade einen Monat Pause, weil meine Therapeutin nicht da ist.

25.04.2022 16:36 • #4


L
Zitat von Susanne05:
Hallo. Du bist noch sehr jung und sagst du kommunizierst kaum. Wer spiegelt dir dann so genau was man bei deinen Aussagen empfindet oder wie man sie ...

Freund_innen z.B. und meine Hausärztin.

25.04.2022 16:37 • #5


L
Ich kann leider meinen ersten Beitrag nicht mehr bearbeiten, aber weil das Forumsteam mich deswegen angeschrieben hat, will ich nochmal klarstellen, dass ich keine SelbstmordABSICHTEN habe. Das sind einfach nur blöde Gedanken, dass ich eh alles falsch mache und es für alle besser wäre, wenn es mich nicht geben würde. Das heißt nicht, dass ich vorhabe, mir etwas anzutun.

25.04.2022 16:39 • x 1 #6


Mariebelle
Hallo u herzlich Willkommen im Forum.

25.04.2022 16:44 • #7


silverleaf
Hallo Larkin,

erstmal: Willkommen hier im Forum!

Was sagt denn Deine Therapeutin zu Deinem Gedanken an eine Autismus-Spektrumsstörung?

Ich fände es auch auf jeden Fall wichtig, das abklären zu lassen.

Das, was Du schreibst, erinnert mich in Teilen sehr an meinen Mann, der ist Autist. Aber das muss jetzt natürlich gar nichts heißen, natürlich kann es auch etwas ganz anderes sein. Ich will nur sagen: Ich kann verstehen, dass Dir dieser Gedanke gekommen ist.

Bei einer Diagnose geht es ja hauptsächlich darum, einen passenden Behandlunsplan erstellen zu können, der Dir dann auch hilft.
Daher fände ich es, wie @portugal auch schreibt, wirklich wichtig, das abklären zu lassen.
Es kann ja auch etwas ganz anderes sein.

Aber um zu wissen, wie man Dir am besten helfen kann, wäre eine Diagnose für diese Symptome schon wichtig, finde ich.

LG Silver

25.04.2022 18:48 • x 5 #8


S
Zitat von Larkin:
Das sind einfach nur blöde Gedanken, dass ich eh alles falsch mache und es für alle besser wäre, wenn es mich nicht geben würde.


Das hat der ein oder andere hier auch, ja, kennen wir, gut dass Du Dich nochmal gemeldet hast, habe mir schon sehr Sorgen gemacht.
Danke fur die Rueckmeldung.

25.04.2022 19:49 • x 3 #9


L
Wenn sich aber herausstellen sollte, dass es Autismus ist, würde das mein Problem leider auch nicht lösen. Ich hätte dann nur eine Bezeichnung dafür oder eben eine Begründung. Mir geht es viel mehr darum, dass ich einen Weg finde, das Problem zu beheben.
Es fühlt sich einfach sch. an, wenn man jeden Tag das Gefühl hat, zu dumm zum kommunizieren zu sein und genau weiß, dass man mit jedem Wort, das man sagt, wieder das Risiko eingeht, andere zu verletzen oder zu verärgern.
Und ich habe oft das Gefühl, dass mir nicht geglaubt wird, wenn ich erkläre, wie ich etwas meine. Weil das, was ich nach außen hin zeige, wohl nicht mit dem übereinstimmt, wie ich innerlich bin. Oder wie ich mich sehe.
Empathie ist auch ein Problem. Mir fällt es zwar nicht immer unbedingt leicht, herauszufinden, warum es jemandem genau schlecht geht, aber ich erkenne schon oft, dass es jemandem nicht gut geht. Ich glaube, dass ich mit Mimik und Gestik besser zurechtkomme als mit Worten. Wie jemand etwas sagt oder wie ausführlich jemand antwortet, ist für mich oft aussagekräftiger als das eigentlich Gesagte.
Ich verbringe sehr viel Zeit damit, mir über andere Sorgen zu machen. Trotzdem wird mir unterstellt, ich würde mich nicht für meine Mitmenschen interessieren.
Da ist einfach eine extreme Verschiebung zwischen dem, wie ich mich selbst sehe und dem, wie andere mich sehen.
Und ich weiß nicht, wie ich rausfinden kann, was das Problem ist. Werde ich einfach missverstanden? Ist meine Kommunikation so schlecht, dass ich es nicht schaffe, zu zeigen, wie ich wirklich bin? Oder werde ich genau richtig verstanden und ich erkenne einfach nur nicht, warum meine Aussagen oder Aspekte meiner Persönlichkeit negativ sind?
Ich denke pausenlos über diese Dinge nach und gehe Gespräche immer und immer wieder in meinem Kopf durch. Inzwischen denke ich, dass ich einfach lernen muss, eine Rolle zu spielen. Weil ich so, wie ich bin, nicht erwünscht bin. Ich muss irgendwie lernen, mich anzupassen und die Erwartungen zu erfüllen, weil ich sonst mein ganzes Leben lang das Gefühl haben werde, dass es für alle besser wäre, wenn es mich nicht geben würde.

26.04.2022 01:24 • #10


A
Hallo Larkin,
du schreibst, dass du von einer Angststörung betroffen bist und wegen einer Depression in Behandlung bist, und zudem stark sozial isoliert aufgewachsen bist, daher vermute ich, dass deine Kommunikationsprobleme daher kommen, und wohl eher nichts mit Autismus zu tun haben.
Ich selbst kenne vergleichbares nämlich von mir selbst, und bei mir hat dies mit meiner sozialen Angststörung/Ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung und meiner stark sozial isolierten Lebensweise zu tun, und wurde damals während meiner depressiven Jahre durch die Depression massiv verstärkt. Ich kann sogar nachvollziehen, dass solche Probleme zu Suizdgedanken führen, weil dies bei mir früher auch so war. Dies lag zum einen daran, dass ich damals durch die Depression sowieso eine starke Neigung zu Suizidgedanken hatte. Hinzu kam aber noch, dass solche Kommunikationsprobleme usw. in mir einfach ein starkes Gefühl der Verunsicherung, Ausgrenzung, Entmutigung, Hilflosigkeit und Frustration auslösten, die dann als eine Art Überreaktion zu solchen Suizidgedanken führte.
Es ist nämlich wirtlich schlimm, wenn man sich sehnlichst wünscht von anderen Menschen so wie man ist angenommen und akzeptiert zu werden, und dann stattdessen durch solche Kommunikationsprobleme usw. ständig das Gefühl vermittelt bekommt irgendwie dumm, anders oder falsch zu sein. Die eigene Wahrnehmung verschlimmert so etwas dann nur noch, weil die Angst vor solchen Erlebnissen immer mehr dazu führt, dass man so etwas immer häufiger wahrnimmt.
Bei mir löste dies immer ein extremes Gefühl aus, so als ob ich irgendwie ein Alien unter Menschen wäre.

Bei mir ist es inzwischen besser geworden, weil ich meine sozialen Angstproblem usw. inzwischen sehr viel besser verstehe, und daher auch solche Kommunikationsprobleme anders betrachte. Im realen Kontakt mit anderen Menschen habe ich diese Kommunikationsprobleme inzwischen auch kaum noch, weil ich während einer Phase mit mehr sozialen Kontakten gelernt habe gelassen damit umzugehen. Inzwischen vermeide ich allerdings wieder stark den Kontakt mit anderen Menschen, wodurch solche Kommunikationsprobleme wieder mehr werden, weil mir einfach die Übung fehlt.
Am stärksten ausgeprägt sind bei mir inzwischen solche Kommunikationsprobleme, wenn es darum geht mit anderen Menschen im Internet zu schreiben. Dies habe ich inzwischen fast völlig aufgegeben, weil ich immer wieder dieses Problem hatte irgendwie falsch rüber zu kommen, und sogar andere Menschen unabsichtlich vor den Kopf zu stoßen bzw. emotional zu verletzen.
Auch diesen Text zu schreiben bereitet mir daher sehr viel Mühe, weil es wirklich schwer ist über so etwas zu schreiben, wenn dies von der ständigen Unsicherheit begleitet ist, dass dies wieder irgendwie falsch aufgenommen werden könnte.

Ich denke, deine Probleme lassen sich durch die Behandelung deiner Angststörung und Depression verbessern, daman dadurch weniger sensibel auf solche Dinge reagiert. Ganz wichtig wäre zudem mehr und regelmäßiger sozialer Kontakt mit anderen Menschen, weil die sozialen Fähigkeiten einfach sehr von der Übung und Gewohnheit abhängen. Es hilft auch sehr, wenn man sich mit dem Thema zwischenmenschliche Kommunikation beschäftigt. Interessant ist beispielsweise das Vier-Ohren-Modell, weil es aufzeigt, dass die Kommunikation mit anderen Menschen immer vier mögliche Interpretationsmöglichkeiten jeweils beim Sender und dann auch beim Empfänger hat. Danach ist es eigentlich schon erstaunlich, dass die Kommunikation oft so gut funktioniert, weil man nie genau wissen kann, wie das Gegenüber die Nachricht interpretieren wird?
Interessant ist auch, wenn man lernt den Fehler nicht unbedingt immer bei sich selbst zu suchen, da andere Menschen es durchaus auch ausnutzen können, dass man irgendwie unsicher wirkt, um einen dann ihre Sicht der Dinge auf zu zwingen.
Wenig sinnvoll ist es eine Rolle spielen zu wollen, weil dies die Probleme erst recht nicht löst und man damit auch nicht glücklich wird. Besser ist es, wenn man lernt authentisch zu werden, beispielsweise indem man lernt zu sich und solchen Problemen zu stehen, und daher auch mal anecken zu dürfen, auch mal falsch verstanden werden zu dürfen, und auch mal andere Menschen emotional verletzen zu dürfen.

Ich hoffe, dass dies irgendwie verständlich war.

26.04.2022 08:51 • x 2 #11


S
Zitat von Larkin:
Wenn sich aber herausstellen sollte, dass es Autismus ist, würde das mein Problem leider auch nicht lösen. Ich hätte dann nur eine Bezeichnung dafür oder eben eine Begründung. Mir geht es viel mehr darum, dass ich einen Weg finde, das Problem zu beheben.


Das stimmt, ja.

Unser Freund hat mit Mitte 50 (!) erst die Diagnose (Asperger) bekommen und wenn ich Dir von seiner Erfahrung berichten darf, fuer ihn war es hilfreich, denn das erklaerte, warum er sich ''anders'' fuehlte, er beschrieb es aehnlich, wie ich es aus meiner Depersonalisierung kannte:

Abgeschnitten von der Welt, fuehlt sich wie in Watte gepackt, schnell emueberfordert.

Da Du noch sehr jung bist, wuerde ich Dir schon dazu raten.
Zitat von Larkin:
Ich verbringe sehr viel Zeit damit, mir über andere Sorgen zu machen. Trotzdem wird mir unterstellt, ich würde mich nicht für meine Mitmenschen interessieren.


Kann es sein, dass Andere immer auf Dich zukommen muessen, Du eher lieber alleine bist und auch niemanden vermisst?

Vielleicht kannst Du Deine Gedanken bzgl. Autismus ja auch bei Deiner Therapeutin einaml ansprechen, die kennt sich bestimmt ''grob'' damit aus, wenn nicht sogar sehr gut.

26.04.2022 15:13 • x 3 #12


P
Zitat von Larkin:
Hallo, erst einmal kurz zu meinem Hintergrund: ich bin sehr schlecht in allem, was mit sozialer Interaktion zu tun hat. Ich glaube schon, dass ich ...


Hast du schonmal über gezieltes Kommunikationscoaching/-training nachgedacht? Kommunikation und Rhetorik kann man lernen.

26.04.2022 18:08 • x 1 #13


M
@Larkin
Wäre es okay für Dich, einmal ein (oder zwei) Beispiel(e) aus Deiner Erinnerung und Deinem Erleben aufzuschreiben? Natürlich nur, wenn Du Dich geschützt genug fühlst in diesem Rahmen eines Forums.

27.04.2022 06:57 • #14


GoodFriend
Für mich klingt das sehr nach selektiver Wahrnehmung. In Wahrheit redest du sehr klar und deutlich und ich kann dich sehr gut verstehen und glaube auch, dich so zu verstehen, wie du es meinst, zumindest in hohem Maße. Du wirst aber nur selten genau so verstanden werden, wie du es meinst, das ist normal. Deine Ansprüche diesbzgl sind zu hoch. Durch deine selektive Wahrnehmung, aufgrund deiner inneren Überzeugung oft falsch verstanden zu werden, findet dein Gehirn immer wieder Beweise, wieso du falsch verstanden wirst und in dir drin festigt das die Vorstellung, dass das tatsächlich auch so ist, obwohl es nicht wirklich der Wahrheit entspricht, zumindest nicht in dem Ausmaß, wie du es vermutest. Klassische selektive Wahrnehmung eben.

Davon abgesehen wirkst du für dein Alter ziemlich intelligent, was erklären könnte, wieso dich der Durchschnitt vielleicht öfters mal nicht ganz genau so versteht, wie du es meinst. Wir leben in keiner perfekten Welt, sorry.

Dein Problem ist nicht, dass du nicht verstanden wirst (wer wird das schon), sondern, dass du es so eng siehst. Lösungsansatz: Es ist von nun an egal, wenn ich nicht immer verstanden werde, irren ist menschlich und ich akzeptiere, dass ich in keiner perfekten Welt lebe, oder leben muss, um glücklich zu sein.

27.04.2022 07:16 • x 1 #15


L
@Avalon Das war sehr verständlich und hilfreich. Danke. Dein Beitrag spiegelt sehr genau wieder, wie ich mich fühle.
Ich hoffe auch immer, dass es durch Zeit und Übung einfach besser wird. Aber es ist schwer, weil ich nach jedem Rückschlag gegen das Bedürfnis ankämpfen muss, mich einfach komplett zurückzuziehen.

@portugal Es stimmt, dass andere eher auf mich zukommen müssen. Aber nicht, weil ich allein sein will, sondern weil ich immer das Gefühl habe, anderen ihre Zeit zu stehlen und auch Probleme damit habe, Gespräche anzufangen. Ich habe versucht, daran zu arbeiten und mehr auf andere zuzugehen, aber mit eher wenig Erfolg bisher. Ich glaube, es ist schon einige Male vorgekommen, dass ich das versucht habe, aber so unbeholfen war, dass mein Gegenüber am Ende nur verwirrt war und sich gefragt hat, was ich jetzt eigentlich von ihm wollte.

@Pauline333 Wie/wo macht man sowas? Ich vermute, dass das eher so eine Art Coaching ist und man das bezahlen muss, oder? Ich habe kein Geld.

@Maha Zum Beispiel letztens musste ich einen Text analysieren und ein Freund/Kommilitone, der die Aufgabe schon gemacht hatte, hat mir seine Notizen angeboten. Wir haben dann später nochmal über die Aufgabe geredet und ich wurde gefragt, wie ich mit der Aufgabe zurechtzukommen bin. Ich habe dann gesagt, dass ich denke, dass meine Analyse nicht so gut war. Und dass ich die Notizen des anderen gelesen hatte, wir aber eine unterschiedliche Interpretation hatten und ich dann durcheinander gekommen bin, weil ich mir am Ende unsicher war, welche Interpretation korrekt ist und ich dann irgendwie versucht habe, beide miteinander zu verbinden und das Endergebnis dann irgendwie chaotisch war. Daraufhin wurde mir dann vorgeworfen, ich würde meinem Freund die Schuld daran geben, dass meine Analyse nicht gut war. Dabei habe ich das weder gedacht noch gemeint. Ich fand es sehr nett, dass er mir seine Notizen gegeben hat und warum sollte es seine Schuld sein, wenn ich Dinge durcheinander werfe? Ich verstehe nicht, warum das dann so aufgefasst wird als würde ich ihm dir Schuld geben.
Und ein anderes Beispiel letztens war, dass etwas für mich Belastendes passiert war und mich dann danach jemand gefragt hat, wie es mir geht und ich dann mit den Schultern gezuckt und gesagt habe wahrscheinlich genau so, wie du denkst, dass es mir geht. Das hat jemand anderes mitbekommen und mich dann gefragt, warum ich so abweisend gewesen wäre. Ich habe das überhaupt nicht verstanden. Weil meine Aussage in meinen Augen nicht abweisend war. Ich meinte einfach Es ist etwas unschönes passiert und du fragst mich, wie es mir geht, daher nehme ich an, dass du die starke Vermutung hast, dass es mir nicht gut geht. Das ist korrekt.
Ich wollte nicht lügen, aber auch nicht der anderen Person die Zeit stehlen oder die Situation unangenehm machen, indem ich im Detail darüber rede, wie es mir geht. Das heißt, weil ich eben nicht wollte, dass die andere Person sich Gedanken macht oder Zeit verschwendet, war ich unbeabsichtigter Weise ablehnend. Ohne zu realisieren, dass meine Aussage als ablehnend aufgefasst werden könnte.
Ich weiß aber auch nicht, was in dem Moment die Alternative gewesen wäre. Ich wollte die Wahrheit nicht aussprechen, aber auch nicht lügen. Ich dachte, es so zu formulieren, würde es weniger dramatisch machen.
Ich habe auch versucht, das so zu erklären, aber dann wurde mir gesagt, dass Kommunikation so nicht funktioniert und ich nicht verstehe, wie Kommunikation funktioniere.

@GoodFriend
Leider ist es eine Tatsache, dass ich falsch verstanden werde und keine falsche Wahrnehmung. Es wird mir immer wieder bestätigt. Es ist schon wiederholt passiert, dass mir jemand vorgeworfen hat, etwas zu denken und ich widersprochen habe und der/die andere dann meinte, ich hätte das aber gesagt und dann meine Aussage wiederholt hat und ich dann erklärt habe, wie die Aussage gemeint gewesen war und mir dann einfach nicht geglaubt wird.
Dass mir nicht geglaubt wird ist nochmal schlimmer als dass ich missverstanden werde. Ich verstehe auch oft Leute falsch, aber wenn sie mir dann erklären, wie sie es gemeint hatten, glaube ich das und akzeptiere, dass ich die Aussage falsch interpretiert habe. Andersherum ist das aber nie so, da wird dann jedes Wort auf die Waagschale gelegt und mir nicht geglaubt, dass ich etwas anderes gemeint habe.
Das klingt, als würde ich anderen die Schuld geben. Das ist aber nicht meine Intention. Anscheinend ist meine Art, mich auszudrücken, so miserabel, dass es für andere unrealistisch erscheint, dass ich etwas anderes gemeint haben könnte und es dann so wirkt, als würde ich mich nur rausreden wollen.
Und in meinem Umfeld bin ich mit Abstand der am wenigsten intelligente. Was auch erklärt, warum ich mich nicht so eloquent ausdrücken kann. Ich glaube, intelligentere Menschen können einfach präziser und eloquenter genau das ausdrücken, was sie denken, und können sich dann einfach nicht vorstellen, dass andere das nicht so können.

27.04.2022 11:12 • x 1 #16


-IchBins-
@Larkin
Kann ich hier in deinen Beiträgen keineswegs feststellen. Wenn du so sprichst, wie du schreibst, ist doch eigentlich alles gut. Ich hatte früher in der Schulde immer Schwierigkeiten im Ausdruck (was mir damals bereits in der Grundschule nahegelegt wurde). Heute ist mir das egal, ich weiß, dass ich nicht dumm bin und mich nicht immer perfekt ausdrücke, auch hier im Forum nicht, das ist doch menschlich. Wenn jemand etwas falsch versteht, ist das doch nicht mein Problem, dann kann sie/er nachfragen, wie es gemeint ist. Wenn sich jemand verletzt oder angegriffen fühlt, kann sie/er mitteilen. Sollte ich mich so ausdrückt haben, dass es tatsächlich verletzlich rüber gekommen ist, scheue ich mich nicht, mich zu entschuldigen. Außerdem ist jeder Mensch anders gestrickt, es gibt nicht die Ausdrucksweise.
Wenn du etwas ändern willst, hast du die Wahl (z. B. ein Rhetorik-Kurs an der VhS, falls das wieder möglich ist oder woanders).
Vielleicht hilft dir das ein bisschen:
https://www.schulz-von-thun.de/die-mode...onsquadrat

27.04.2022 11:31 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

GoodFriend
Zitat von Larkin:
@Avalon Das war sehr verständlich und hilfreich. Danke. Dein Beitrag spiegelt sehr genau wieder, wie ich mich fühle. Ich hoffe auch immer, dass es ...

Nenn mal bitte ein paar konkrete Beispiele und beschreibe dein Umfeld

27.04.2022 12:23 • #18


M
@Larkin
Danke fürs Teilen. Zu Deinem zweiten Beispiel hatte ich beim Lesen eine Idee.

Wie geht es dir? Das, was Du gefragt wurdest.
Deine Antwort ging in meiner Wahrnehmung eine Ebene weg von der Frage: Wurde abstrakter und damit auch potenziell in der Wirkung distanziert(er). Je nachdem, wer Dein Gegenüber ist, kann dies als distanziert oder eben auch abweisend wahrgenommen werden.

Wie wäre es für Dich, eine solche Frage zu beantworten mit (sinngemäß): Danke, dass du fragst. Denn egal, was Du sonst noch antworten magst oder eben auch nicht mehr dazu sagen (Schulterzucken), bleibt doch die Tatsache, dass da ein Mensch nach Deinem Wohlergehen fragt, dem es wichtig ist, wie es Dir geht. Und Deine verbindende Botschaft an ihn könnte sein, dass Du seine Anteilnahme wahrnimmst (Dich vielleicht sogar freust darüber). Dann bist Du in Beziehung, im Gespräch mit dem anderen, ohne über das Schlecht-gehen selbst zu spechen. Ergibt das für Dich Sinn?

Noch eine Anmerkung, ohne sie zu sehr zu vertiefen... als ich die Aussagen über selektive Wahrnehmung las, regte sich in mir sofort einiges. Wegen der verbalen Verpackung der eigenen Ansichten/Wahrnehmungen/Interpretationen als (vermeintliche) Tatsachen. Das ist für mich auch ein Anzeichen von Kommunikation außer Balance. Niemand wird jemals wissen, was genau bei einem anderen los ist. Wir können (und meiner Meinung nach dürfen) nur das spiegeln, was uns dazu an Ideen kommt. Was wir assoziieren. Wie es auf uns wirkt. Nennen die Kommunikations-Experten Ich-Botschaft. Eine Ich-Botschaft sagt nur etwas über mich und meine Wahrnehmung, niemals über das Gegenüber. Könnte es sein, dass... Vielleicht ist das xy oder solche Formulieren lassen in meinen Augen dem anderen Menschen auch viel mehr Raum zum An-Erkennen, wie das Eigene auch wirken kann. Eben ohne die Energie, dass es so ist. Dann entfällt auch der Reflex sofort zu widersprechen oder sich zu rechtfertigen.

Es gibt noch ein Modell, über das ich vor Jahren mal gelesen habe, und das mich seither immer begleitet hat. Ich wende es mal besser mal schlechter mal gar nicht an (wenn ich richtig getriggert bin). Wenn es Dich interessiert, teile ich es gerne mit Dir. Hat etwas mit Achtsamkeit zu tun und mit einer 8 im wahrsten Sinne der Zahl/des Wortes.

27.04.2022 12:44 • #19


P
Zitat von Larkin:
Wie/wo macht man sowas? Ich vermute, dass das eher so eine Art Coaching ist und man das bezahlen muss, oder? Ich habe kein Geld


Da gibt es zahlreiche Anbieter, die man gut ergoogeln kann. Ist ja auch lokalspezifisch. Aber ja, das kostet.
Ansonsten fallen mir noch Ratgeber aus dem Bereich Kommunikation und Rhetorik ein und vermutlich wird man auch auf Youtube fündig.

Ich finde übrigens auch - ich glaube, jemand schrieb es zuvor - dass du eine sehr gut verständliche schriftlich Art der Kommunikation hast. Kann es tatsächlichen zum gesprochenen Wort so einen Unterschied geben?

27.04.2022 14:42 • #20


A


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