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Hallo zusammen,
ich schreibe diesen Beitrag, weil ich mich hier im Forum vorstellen und meine Situation einmal zusammenhängend darstellen möchte – nicht, um Mitleid zu bekommen, sondern um mich verständlich zu machen und vielleicht auch Erfahrungen auszutauschen.
Ein großer Teil meines Lebens war von Arbeit im Sicherheitsdienst geprägt. Insgesamt waren es rund 20 Jahre, davon 7 Jahre im Sicherheitsdienst bei der Deutschen Bahn. Wer dieses Umfeld kennt, weiß, dass das kein Job ist, den man nach Feierabend einfach an der Garderobe abgibt.
In dieser Zeit habe ich sehr vieles erlebt, was sich irgendwann nicht mehr sauber voneinander trennen ließ:
der Umgang mit Obdachlosen, massiver Dro., aggressive und eskalierende Situationen, Bedrohungen, Gewalt, Menschen in psychischen Ausnahmelagen – und auch Suizide bzw. Suizidversuche. Zusätzlich war ich bei fünf schweren Verkehrsunfällen als Ersthelfer vor Ort, teils mit schwer verletzten oder eingeklemmten Personen. Solche Situationen hinterlassen Spuren, auch wenn man nach außen ruhig und funktional wirkt.
Parallel dazu kam es zu massiven körperlichen Traumatisierungen. Innerhalb von fünf Wochen musste ich mich drei Operationen an der Wirbelsäule unterziehen. Besonders prägend war, dass nach der ersten Operation das Implantat gebrochen ist – und zwar in der Reha-Klinik im Schwimmbad.
Diese Situation wurde in der Reha nicht adäquat versorgt. Die körperlichen Folgen, aber auch die Art und Weise, wie damit umgegangen wurde, waren für mich hochtraumatisch. Bis heute ist es mir nicht möglich, ein Schwimmbad zu betreten. Bereits die Nähe eines Schwimmbads oder entsprechende Gedanken lösen Panikattacken aus.
Infolge des Implantatbruchs und der verzögerten bzw. nicht ausreichenden Versorgung kam es zu Nervenschädigungen. Diese wirken bis heute nach und äußern sich unter anderem in neurologisch bedingter Inkontinenz sowie Spastiken, die sich je nach Belastung und Stress deutlich verstärken können.
Die Inkontinenz ist für mich kein isoliertes Problem, sondern Teil eines komplexen Zusammenspiels aus Nervenschädigung, chronischem Stress und PTBS. In Belastungssituationen verschärft sie sich deutlich und wird damit selbst wieder zu einem Stressfaktor.
In diesem Zusammenhang spielen Windeln eine Rolle – in erster Linie als medizinisches Hilfsmittel, das mir Sicherheit gibt und mir ermöglicht, überhaupt am Alltag teilzunehmen. Ohne diese Versorgung wäre vieles für mich nicht machbar. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass dieses Thema emotional und gesellschaftlich stark tabuisiert ist.
Rückblickend wird deutlich, dass sich meine PTBS nicht plötzlich entwickelt hat, sondern das Ergebnis einer langjährigen kumulativen Belastung ist – beruflich wie körperlich. Daueranspannung, Hypervigilanz, Schlafstörungen, Flashbacks und Erschöpfung haben sich über Jahre aufgebaut.
Aktuell befinde ich mich weiter in Behandlung und Auseinandersetzung mit diesen Themen. Ich versuche, mir Strukturen zu schaffen, die mir Stabilität geben, ohne mich weiter zu überfordern.
Ich schreibe diesen Beitrag, weil ich weiß, dass ich mit dieser Kombination aus beruflicher Traumatisierung, körperlichen Verletzungen, neurologischen Folgen, PTBS und Inkontinenz nicht allein bin – auch wenn darüber selten offen gesprochen wird. Vielleicht gibt es hier Menschen mit ähnlichen Erfahrungen oder Menschen, die den Austausch suchen.
Danke an alle, die bis hierher gelesen haben.

Gestern 23:20 • 23.12.2025 x 2 #1


1 Antwort ↓

Ich kann dir sagen, dass soviel in der Gesellschaft tabuisiert wird und das ganz offen an dem Unwissen und aber auch, weil viele sich gar nicht die Mühe machen wollen, sich damit auseinander zu setzen. Immer erst dann, wenn sie selbst betroffen sind und es müssen, dann.., ja dann findet ein Umdenken statt. Und solange das so bleibt, mit vielen Themen, solange geht es so weiter.

Glückwunsch, dass du für deine Inkontinenz auch gute Hilfsmittel gefunden hast und sie auch nutzen kannst, weil auch hier bestimmt ein Großteil, die Windeln, aus den unterschiedlichsten Gründen nicht nutzen können oder wollen.

Mögest du auch in Zukunft die angestrebte Stabilisierung finden, die du anstrebst und dir damit eine Grundlage schaffen, um mögliche Triggersituationen zu entschärfen und du vielleicht wieder den Mut finden kannst, dich dem Wasser anzunähern.





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