Zitat von Lars1980:@Disturbed warum habe ich dann so mega mit dem Absetzen vom Mirtazapin zu kämpfen wenn es mit 15mg keine antidepressive Wirkung hat. Kapier ich alles nicht. Ich geh echt am Stock seitdem.
Leider sind das zwei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben. Das eine ist eine antidepressive Wirkung, die sich mit einem gewissen Spiegel bezüglich des Wirkstoffs im Blut nachweisen lässt und eben entsprechend höher oder niedriger dosieren ließe, was aber nur bedeutet, dass eben so und soviel Wirkstoff vorhanden ist. Ob der Wirkstoff dann wie gewünscht wirkt, geht aber daraus ja nicht hervor. Es ist lediglich in der Beurteilung des Arztes, ob ein Medikament bei einem entsprechenden Spiegel wirken müsste.
Tut es das nicht, was häufiger vorkommt als man denkt, dann ist es einfach das falsche Medikament. Mirtazapin wirkt aber in niedriger Dosierung lediglich ermüdend, weshalb es als Alternative zu Schlaftabletten (die gerne Abhängig machen) eingesetzt wird. Ich hatte eine lange Zeit 45mg Mirtazapin als AntiD genommen und es hatte auch keine Schlafanstoßende Wirkung in dieser Zeit, aber es sorgte für eine Gewichtszunahme, die eine bekannte Nebenwirkung ist. Als ich die Depression mittels Psychotherapie in den Griff bekam, habe ich das AntiD natürlich ausgeschlichen. Auch andere AntiD waren in Zeiten einer schweren Episode durchaus Wirksam und auch die habe ich irgendwann ausgeschlichen. Durch die Ausschleichsymptome musste ich natürlich auch durch. Die waren aber selbstverständlich unterschiedlich in Dauer und Art.
Es könnte meiner Meinung nach logisch sein, ein Medikament auch nur so lange zu nehmen, wie man es tatsächlich unbedingt braucht. Denn die Wirkung lässt fast immer irgendwann nach und dann bleibt entweder erhöhen der Dosierung bis eben ein vertretbares Maximum erreicht ist, oder ein Wechsel des Medikaments, wenn es tatsächlich nicht ohne geht, oder eben versuchen, dass es ohne geht. Es ist aber immer ein Trial and Error Spiel, auf dass man sich einlässt. Was tatsächlich funktioniert, weiß man erst wenn es funktioniert hat.
Es gibt Erkrankungen, die erfordern eine kontinuierliche Gabe von Medikamenten und es gibt welche, die das nicht erfordern und AntiD sind eigentlich nicht gedacht, sie bis ans Lebensende zu nehmen. Es ist auch eine Frage der Abwägung ob letztlich lebensnotwendige Organe länger übergebühr belastet werden und ob das nicht sogar die Stimmung noch mehr drückt, weils einem ja dann auch schlecht gehen kann.
Letztlich behandelt auch kein AntiD die ursächlichen Auslöser einer Depression, sondern macht idealerweise behandlungsfähig. Denn in der aktiven Episode fehlt ja diese Fähigkeit und der Antrieb sie zu erlangen. Wenn einen die Situation in der Familie, der Job, ein traumatisches oder trauriges Erlebnis oder eine Kombination von mehreren Faktoren in eine Depression fallen lässt, dann sorgt doch keine Pille dafür, dass das Erlebte ungeschehen wird. Bestenfalls hilft sie, dass man in eine Lage kommt, das Erlebte, wenn nötig Mittels Psychotherapie, in den Griff zu bekommen, dass man damit leben kann. Und ja, Therapie ist sogar manchmal schmerzhaft und schwer auszuhalten, kann aber durchaus überlebt werden, was einem vielleicht helfen kann, weitere schmerzliche Erlebnisse, die die Zukunft vielleicht noch bringen könnte, zu überleben. Was wäre denn auch sonst eine plausible Alternative, die einem in den Sinn kommen könnte?