Zitat von Carbon: Sie versucht mich zumindest von den positiven Aspekten eines weiteren Nachwuchs zu überzeugen und redet meine Bedenken klein.
Welche positiven Aspekte wären das aus ihrer Sicht in Eurem konkreten Fall?
Zitat von Carbon: Bei ihr habe ich generell auch bei anderen Themen den Verdacht sie nimmt meine Sorgen, Ängste, Bedürfnisse ect. nicht wirklich für ernst. Da es generell eher immer klein geredet wird und Aussagen kommen wie stell dich nicht so an. Das ist auch gern mal ein Streitthema bei uns.
Oha?! Darf ich noch einen Schritt weiter denken und fragen, ob sie
generell gerne in Eurem Leben die Regie übernimmt? War dies auch schon vor der Geburt Eurer Tochter so? Falls nicht, woran könnte diese Wesensveränderung liegen?
Zitat von Carbon: Würde ich es schaffen, dass bei meiner Frau morgen wieder die Flamme lodert, dann wäre ich schon zufrieden.
Der Carbonsche Jagdinstinkt, hm? Könnte es sein, dass Deine Frau diese Deine Bedürftigkeit in irgendeiner Weise
nutzt, um langfristig irgendwas zu erreichen, von dem
sie meint, es wäre für Euch das Richtige (z. B. Kind Nr. 2)?
Zitat von Carbon: Vielleicht ist auch wirklich meine Zeit für eine Ehe eigentlich noch nicht gekommen.
Ja, ehrlich und aus der Hüfte geschossen denke ich das, aber Du machst es Dir ja zum Glück nicht leicht und nimmst einfach mal Deinen Hut. Es ist schon ein echtes Dilemma für Dich und ich kann das sehr gut nachvollziehen. Darum geht man ja in solch ein Forum und holt sich ein paar Meinungen. Idealerweise schält sich dann eine tragfähige Grundlage für weitere Überlegungen heraus.
Zitat von Carbon: Ich habe zwar gewusst, dass es in vielen Ehen mit der Leidenschaft so läuft wie bei mir jetzt, ich war so arrogant naiv zu glauben, ich würde es vielleicht besser hinbekommen. Als ich mit meiner Frau in jungen Jahren zusammengekommen bin und wir nicht die Finger voneinander lassen konnten, da konnte ich mir nicht vorstellen, dass es einmal anders sein würde. Ja, naiv trifft es gut, muss ich mir eingestehen.
Das ich habe ich in diesem Absatz absichtlich fett markiert. Wieder zeigt sich hier m. E. der Jäger, der Kämpfer, der, der nicht dem Mainstream, der Verflachung anheimfällt. Schmunzelnd muss auch ich mir eingestehen, dass ich sehr ähnlich gelagert war (allerdings bzgl. anderer Lebensaspekte; Beziehungen spielten für mich nie eine Rolle - im Gegenteil, Beziehungs
freiheit war über Jahrzehnte mein Lebens
ideal).
Ich habe das Beispiel meines Freundes (inzwischen ist er wie ich 53 J.) nur erwähnt, weil ich es selber nie für möglich gehalten hätte, dass gerade er sich mal ändern
will und sesshaft wird. Es war nicht als Vorbild oder Aussicht für Dich gedacht. Auch er war übrigens, wenn er eine seiner vielen Beziehungen hatte, soweit ich weiß immer treu.
Zitat von Carbon: Da bin ich noch 14 Jahre davon entfernt. Vielleicht ändern sich meine Ansichten in ein paar Jahren auch von selber. Es ist aber nicht mein Ziel, Jahre mit Warten zu vergeuden ohne zu wissen wann und ob diese Veränderung bei mir eintritt.
Das verstehe ich gut. Aber bedenke: Schluss gemacht ist schnell und idR ist das nicht reversibel. Eine Familie zu verlassen um des Er osjüngertums Willen kann ebenfalls etwas in Dir auslösen, von dem Du bislang meintest, das könne Dich nie ereilen. Es kann sein, dass Dein Drang nach Intimität so akut ist, dass der Ausblick auf Dein weiteres Leben in den Hintergrund tritt.
Ich denke, Dein Selbstwertgefühl leidet immens unter der derzeitigen Situation. Dein Ego lebt schon seit geraumer Zeit im Fastenmodus und droht vollends zu verhungern. Zwar böte sich andere Nahrung an aber mit der kann es nichts anfangen.
Der
Jäger in Dir flüstert: Lass Dir das nicht gefallen! Das kann es doch noch nicht gewesen sein! Du hast ein Recht darauf, Du kannst nicht aus Deiner Haut! Ein (temporärer, ja vielleicht sogar dauerhafter) Verzicht auf das
Hauptelement Deines Selbstverständnisses käme einer vollständigen Kapitulation gleich. Du wärst ein Fisch an Land, davon bist Du überzeugt.
Zitat von Carbon: Andere verbindende Aspekte gab es bei uns auch schon von Beginn an. Selbe Interessen, selber Humor. Da ist über die Jahre aber nichts neues verbindendes hinzugekommen. Das Kind mal ausgeschlossen.
Das finde ich schade, dann musst (zumindest) Du Eure Beziehung als langsame aber doch stetige Degeneration empfinden?
Zitat von Carbon: Es ist ja nicht nur die Entscheidung zusammen bleiben oder trennen. Es geht ja darum welche Möglichkeiten gibt es und welche ist am Ende die beste? Meine Frau zu ändern? Meine Ansichten und Bedürfnisse zu ändern? Oder gar doch die Scheidung? Ich weiss nicht welcher der im nachhinein betrachtet beste Weg ist. Ich weiß nur, dass ich nicht will das es so bleibt wie es aktuell ist.
Deine Frau zu ändern dürfte schwierig sein. Dich zu ändern erscheint mir auch nicht so ganz einfach (vorsichtig ausgedrückt ). Es müsste schon (noch) eine
gemeinsame Basis vorhanden sein, um eine
neue Beziehung zueinander aufzubauen. Habt Ihr denn schon mal über eine Paartherapie nachgedacht?
Zitat von Carbon: Ich glaube könnte für mich gut damit leben mit meiner Frau in einer guten Freundschaft, wo man sich gemeinsam um das Kind kümmert, mehr aber auch nicht, zu leben. Ich weiß nur nicht, ob im Fall einer Trennung das auch wirklich mit meiner Frau funktionieren würde. Bei ihrem Temperament kann ich mir vorstellen, dass anschliessend eine Freundschaft aus Trotz nicht mehr möglich wäre und das dann die Erziehung des Kindes mit nachteilig beeinflusst.
Solche Alternativen könnten mittels einer Paartherapie evtl. ausgearbeitet werden. Man kann zwar niemals einen Plan entwerfen, der 100%ig und dauerhaft die Ideallösung darstellt, aber für alle Seiten verträgliche Kompromisse sind schon möglich.
Zitat von Carbon: Von dem was sie mir erzählt und wie ich sie einschätze würde ich behaupten, sie findet die Situation (ausser die Nachwuchsfrage) so wie sie aktuell ist in Ordnung. Sie macht nicht den Anschein als würde sie das momentan belasten.
Wow! Das nenne ich selbstbewusst: ihr Mann hängt aufgrund Zärtlichkeitsnulldiät in den Seilen und ihr geht dabei prima... Da drängt sich schon der Verdacht auf, dass die Mutterrolle ihrer Neigung zur Regie voll in die Hände spielt. Das soll´s ja geben, dass die Geburt eines Kindes bei der Frau plötzlich den
Hauptschalter umlegt und ein neues Leben nach Mutter- bzw. Familienleittierregeln beginnt...
Zitat von Carbon: Ich kenne halt viele Männer in meinem Freundeskreis die mit Frauen komplett anders umgehen und andere Ansichten haben wie es z.B. bei mir ist. Was mich natürlich hinterfragt warum es bei mir anders ist und ob ich damit normal bin.
Der Vergleich mit Anderen
muss immer hinken. Keiner kann sagen, wie z. B. Deine Frau mit einem Deiner Freunde in der akuten Situation harmonieren würde. Derlei Bezugspunkte finde ich immer sehr gefährlich.
Wir selber sind unsere Welt. Was für den Einen normal ist, empfindet ein Anderer vielleicht als abnormal. Das hilft uns nicht weiter.
Man sieht ja, wie die ganze LGBTQ+-Diskussion die Menschen nicht vereint, sondern eher trennt. Dies nur als gesellschaftliches Beispiel.
Zitat von Carbon: Auf der anderen Seite hat mir meine Art bis auf die letzten 3 Jahre noch nie Sorgen bereitet. Das ist halt auch ein Dilemma für mich. Soll ich meine Ansichten und Bedürfnisse ändern, oder mein Leben an meine Ansichten und Bedürfnisse anpassen?
Klar, bis vor drei Jahren ging alles nach Deinem Gusto und es gab ergo auch keine Anlässe für kritisches Hinterfragen. Ging mir mit meiner Sauferei genau so - bis eben ein Punkt kam, an dem ein Werkzeug gefragt war, das ich
weder kannte noch vermisst hatte...das nennt man dann Krise.
Zitat von Carbon: Das eine wäre bei meiner Frau zu bleiben und unter Umständen wenn sie sich nicht ändert damit leben, keine Zärtlichkeiten einer Frau zu bekommen. Das andere wäre mich zu trennen und mir von anderen Frauen das zu holen was mir meine nicht bietet.
Die Frage ist, welcher Weg ist langfristig für mich mental gesünder? Natürlich mit der Befürchtung ich werde es zu meinen Lebzeiten nicht schaffen meine Bedürfnisse abzustellen und damit vielleicht noch Jahre in einer unglücklichen Ehe verbringen.
Ich verstehe Dein Dilemma. Aber allein Deine hier skizzierten Erwägungen sowie die o. g. Zufriedenheit Deiner Frau mit der aktuellen Situation erweckt schon den Eindruck, dass irgendwie in Eurer Ehe
jede(r) vorwiegend an sich (und ggfs. an die Tochter) denkt. Der jeweils Andere soll sich so verhalten, wie es dem/r Eine/n passt. Aus dem Miteinander wurde eher ein Neben- bzw.
Voneinander.
Bezüglich dem, wie Du es nennst, Abstellen der Bedürfnisse halte ich es für sinnvoll, eine etwas andere Herangehensweise zuzulassen. Denn
ein als fundamental erlebtes Bedürfnis abzustellen sehe ich als nahezu unmöglich, zumindest aber als hochgefährlich hinsichtlich Deiner psychischen Gesundheit an!
Was mir jedoch als durchaus machbar erscheint wäre, die
Hintergründe der Bedürfnisse zu beleuchten und zu begreifen. Das erscheint vielleicht etwas sehr theoretisch und umständlich, kann aber äußerst erhellend und richtungsändernd
wirken. Sich mit sowas ernsthaft zu beschäftigen kann man mit dem Drehen der ganz großen Räder in einem Uhrwerk vergleichen - man kümmert sich nicht mehr um die Oberflächlichkeiten, sondern um die Gesamt
struktur dessen, was wir als Ich erleben. Es geht hier also weniger um ein
passives Tun sondern mehr um ein
aktives Verstehen. Die dabei gewonnenen Einsichten verändern sozusagen induktiv das Fundament des Bewusstseins.
Zitat von Carbon: Das ganze abzuwägen ist für mich so komplex, dass ich das Thema mit Samthandschuhen anfasse, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Weil wenn wir ehrlich sind, für mich kurzfristig der einfachste Weg ist Fremdgehen und anschliessend die Scheidung. Ob es der beste Weg ist, ist natürlich äusserst fragwürdig.
Diese Einstellung finde ich sehr weise und eigentlich auch die ideale Grundlage für die eben genannte Ursachenforschung.
Stimmt - der einfachste, also eigentlich direkteste Weg wäre
erst mal das Fremdgehen. Scheidung jedoch ist schon weniger einfach und kann u. U. sehr unschön werden. Wie lautet ein beliebter Spruch unter Familienrechtlern?: Erst bei der Scheidung lernt man den Partner
richtig kennen. Hier kommt vielleicht auch zum Tragen, dass Deine Frau insgesamt die Robustere ist, was die Emotionalität angeht. Ein gewiefter Scheidungsanwalt kann Begehrlichkeiten wecken, von denen ihre Mandanten vorher gar nicht wussten. Was solch ein Procedere bei Dir am Ende des Tages hinterlässt, ist erstmal nicht abzusehen. Im schlimmsten Fall vergeht Dir die Lust an Frauen dabei gänzlich...
Zudem bleibt zu Bedenken, weshalb es sich bei der nächsten Frau so verhalten sollte, wie Du Dir es (weiterhin) wünschst. Wenn ich richtig rechne, war Deine Sturm und Drang-Zeit gerade mal von ca. 15-25 Jahre. Das ist zwar sehr prägend hinsichtlich der eigenen Persönlichkeit, aber eben auch ab einem gewissen Alter vielleicht nicht mehr ausreichend, was den
Lebenssinn angeht!?
Zitat von Carbon: Der letzte Ausweg ist genau das für mich. Der letzte Ausweg wenn alles andere nicht funktioniert. Ansonsten hätte ich ihn schon genommen, anstatt in einem Forum über meine Ehe zu fachsimpeln.
Zitat von Carbon: Ich werde mir das auf jeden Fall durchlesen und meine Meinung dazu schreiben. Das mache ich aber später in Ruhe, wenn ich auch die Zeit habe mir Gedanken darum zu machen.
Das fände ich prima. Es würde auch den Beginn der oben angedrohten Fassöffnung markieren...