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florentina73
Hallo zusammen,

ich bin als Nesthäkchen und einziges Kind meiner vor einem Jahr verstorbenen Mutter mit Halbgeschwistern väterlicherseits aufgewachsen. Diese waren zwischen 15-20 Jahre älter. Ich stehe vom Alter her mit Mitte 40 völlig zwischen meinem Bruder und meinen Nichten/Neffen. Mit Ausnahme meines 5 Jahre jüngeren Neffen. Wir sind zusammen aufgewachsen und ich stehe ihm näher als zum Rest.
Als Kind hatte ich das Gefühl, ob es tatsächlich so war weiß ich nicht, sie würden alle gut miteinander auskommen, während man mich als die kleine Schwester ( mein ältester Bruder hätte mein Vater sein können) stets bevormundet hat. Es gab mehrere Situationen, wo ich mich ausgeschlossen gefühlt habe, und mein ältester Bruder hat tatsächlich einmal gesagt, er könne mit mir nichts anfangen.
Irgendwie kam ich mir unbewußt minderwertig vor, und habe bis heute mit mangelndem Selbstbewußtsein zu kämpfen. Ich habe schon Depressionen und eine Verhaltenstherapie hinter mir und zwei unabhängige Psychologen haben mir gesagt, dass dies mit meinen negativen Geschwisterkindheitserfahrungen zu tun hat.
Mein Vater starb vor über 20 Jahren und meine Mutter hatte als Stiefmutter nie so ein inniges Verhältnis zu meinen Geschwistern wie zu mir. Selbst die Geschwister untereinander hatten mit der Zeit kein so gutes Verhältnis mehr untereinander, eher alles oberflächlich.

Zu meinen Eltern und Großeltern hatte ich immer ein super Verhältnis! Auch ein besseres, als meine Geschwister zu Ihnen hatten.
Deshalb sehe ich in Allem auch der Neid meiner Geschwister auf mich.

Nun sind leider schon alle Geschwister bis auf einen Bruder gestorben. Dieser zeigt sich mir auch immer wieder recht unverbindlich und sucht eher den Kontakt zur Familie seines verstorbenen Bruders. Das zeigt sich so, dass man Einladungen nicht zu oder absagt, nicht erscheint, selber im Gegensatz zu mir kaum einlädt...
Sie haben nur die Pflichtbesuche bei meiner Mutter erfüllt.
Letztes Jahr ist meine sehr geliebte Mutter verstorben und es kam kein einziges Wie gehts dir? oder so etwas in der Art.
Zu meiner anderen Schwägerin samt Nichte habe ich ein besseres Verhältnis, nur leider wohnen sie weiter weg, so dass man sich nur zweimal im Jahr sieht. Meine Schwägerin orientiert sich an ihrer Familie, meine Nichte hat ebenfalls schon Familie. Das Gleiche ist mit meiner anderen Schwägerin. Nur ihr Sohn, mein besagter Neffe sehe ich öfters, obwohl auch er weiter weg wohnt. Der Sohn meiner verstorbenen Schwester wohnt auch weiter weg und der Kontakt war auch schon mal besser.
Alles in allem ziemlich am Auseinanderfallen.
Nun meine Frage, wie soll man sich bei einer so einseitigen Beziehung zu meinem Bruder noch verhalten? Anscheinend ist einfach nicht mehr viel Interesse vorhanden, auch seitens meiner Schwägerin nicht. Ein kurzes Telefonat an meinem Geburtstag, ansonsten kurz what's app Grüße.
Lohnt es sich, das nochmal aufleben zu lassen, soll ich es bei Geburtstagseinladungen belassen? Da wird komischerweise Wert aufs Feiern gelegt, an Ostern und Weihnachten nicht mehr. Oder ganz abbrechen?
Ich vermisse die Zeit, als meine Eltern noch lebten, meine Nichten und Neffen noch klein waren und alle zusammen kamen. Das war eine schöne Zeit mit einer großen Familie!
Wer hat noch so eine Patchwork-Konstellation? Oder ähnliche Erfahrungen?
Und ist es nicht so, dass wenn die Kinder der Geschwister auch schon wieder Kinder und Familie haben, es dann eh auseinanderbricht und in die nächste Generation übergeht? Dann stehe ich mit meinem Mann und unserem 12-jährigen Sohn alleine da.
Mein Mann stammt komischerweise auch aus so einer Patchwork Familie mit der gleichen Konstellation. Da seine Mutter noch lebt, kommt die Familie noch zusammen. Nichten und Neffen haben ebenfalls schon Familie.

Wäre dankbar über jede Antwort.

Viele Grüße
florentina

28.01.2019 17:05 • 09.02.2019 #1


12 Antworten ↓


Safira
Hallo Florentina. Zuerst dachte ich bei Deinem Titel es handelt sich um Deinen Mann und eure Kinder.

Du hast jetzt Therapien hinter Dir und in keine von denen ist anscheinend das loslassen und akzeptieren angesprochen worden? Wie lange willst Du noch den Geistern der Vergangenheit hinterherlaufen? Es ist ja offensichtlich das Deine Brüder kein großes Interesse an Dir und Deinem Leben haben. Jede Art von erfolglosen Versuchen Teil am Leben der anderen zu sein wird Dich immer und immer wieder enttäuschen.
Die anderen haben eine andere Einstellung wie Du und sie selbst haben ihre Gründe dazu. Du wirst, so wie sich das liest da nichts mehr reißen können. Diese Patchworkfamilie ist längst auseinandergefallen.

Sicher tut das weh. Es nagt an Dir, suchst Hilfe bei Psychologen. Aber auch die werden es nicht schaffen das Deine Brüder mehr Interesse an Dir zeigen. Das was Du machen kannst, ist die Sache so akzeptieren wie sie ist. Denn niemand kann Interesse erzwingen. Lass los

29.01.2019 14:46 • x 2 #2


A


Patchworkfamilie Probleme - wie kann es funktionieren?

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florentina73
Hallo Safira, ich habe nur noch ein Bruder. Um den geht's. Meine anderen Geschwister leben ja nicht mehr. Meine Schwägerinnen , 2 Nichten und 1 Neffe haben noch großes Interesse an mir und ich sehe sie regelmäßig.
Ich würde am liebsten mit meiner Nichte, seiner Tochter Kontakt halten und mit ihm abbrechen.

30.01.2019 08:39 • #3


florentina73

08.02.2019 16:26 • #4


Luna70
Nein, ein langer Leer-Stand ist wirklich nicht gut für ein Haus. Ich nehme an, dass ihr selbst in das Haus zieht, kommt nicht in Frage?

Ich kann dich schon verstehen, das Elternhaus mit dem man schöne Erinnerungen verbindet ist etwas besonderes und das verkauft man nicht einfach so wie ein altes Auto.

Könntest du dir vorstellen, dass aus dem Haus vielleicht eine Erwerbsgrundlage machst, vielleicht eine kleine Pension oder so was. Klar, dann sind auch fremde Menschen dort, aber du wärst ja auch mitten drin. Mit Sicherheit gibt es tausend behördliche Vorschriften für sowas, aber es sind ja auch momentan nur Gedanken. Oder vielleicht eine Hunde-Tagesstätte, Katzen-Pension oder ähnliches.

Es gibt auch Mietkauf-Modelle. Vielleicht könntest du mit deiner Nichte so ein Arrangement treffen. Dass sie erstmal nur Mieterin ist und später die Option hat das Haus zu kaufen und dann auch Teile der Miete angerechnet bekommt. Dann hättest du eine Übergangsfrist und könntest sehen, ob es für dich erträglicher wird.

08.02.2019 16:41 • x 2 #5


YesItsMe0
Zitat von florentina73:
Dieses Haus ist mein letzter Anker in dieser für mich so kalt gewordenen Welt.


Du hast doch noch deinen Mann und Sohn.

Hast du denn mal deinen Mann gefragt warum er so viel arbeitet? Ich kann mir vorstellen er möchte euch zwei ein tolles Leben bieten und arbeitet deswegen so hart.

08.02.2019 18:08 • #6


florentina73
Mein Mann müsste gar nicht so viel arbeiten vom Finanziellen her. Er arbeitet so viel, weil es ihm Spaß macht, sehr zum Leidwesen der Familie.
Ja und mein Sohn ist zur Zeit sehr anstrengend. Ich vermisse einfach jemand, der mehr für mich da ist.

08.02.2019 18:39 • #7


Schlaflose
Zitat von florentina73:
Mein Mann müsste gar nicht so viel arbeiten vom Finanziellen her. Er arbeitet so viel, weil es ihm Spaß macht, sehr zum Leidwesen der Familie.
Ja und mein Sohn ist zur Zeit sehr anstrengend. Ich vermisse einfach jemand, der mehr für mich da ist.


Bist du denn die ganze Zeit nur zuhause? Wenn ja, solltest du dir ein eigenes Leben mit Arbeit, Kollegen, Freundeskreis aufbauen. Die Zeiten sind vorbei, wo eine Frau nur für Mann und Kind lebt.

Das mit dem Haus kann ich nicht nachvollziehen. Ich hatte nie ein wirkliches Elternhaus in dem Sinn, weil wir aus Rumänien ausgewandert sind, als ich 9 war und danach sind wir dauernd umgezogen. Die längste Zeit wohne ich seit 1984 im Haus, wo ich mit meiner Mutter und meiner Oma nach dem Tod meines Vates hingezogen sind. Meine Oma starb 2002 und meine Mutter vor drei Jahren. Direkt danach habe ich mich nach einer Eigentumswohnung umgesehen und letztes Jahr das Haus verkauft. Bin gerade am umziehen.
Übrigens bin ich ganz allein, keine Geschwister, nie eine Beziehung oder Partnerschaft gehabt und bin auch so glücklich und zufrieden.

09.02.2019 07:07 • #8


florentina73
Ich hatte ein sehr tiefe, enge Bindung zu meiner Mutter. Natürlich bin ich berufstätig und habe ein Ehrenamt bzw. Freundeskreis. Aber das hilft mir leider da auch nicht weiter. Ich kann ganz schlecht mit negativen Veränderungen umgehen. Werde dann gleich depressiv. Und meine Mutter hinterlässt bei mir nunmal eine große schmerzliche Lücke. So emotional steht niemand mehr zu mir.
Schön, wenn du so fest im Leben stehst. Ich bin da leider durch meine negativen Kindheitserfahrungen eher labil. Ich war unter meinen Geschwistern immer der Außenseiter, nur von meinen Eltern würde ich sehr geliebt.
Deshalb hänge ich auch so an dem Haus.
Leute, die so etwas nicht hatten, können es nicht nachvollziehen.

09.02.2019 09:13 • x 1 #9


Schlaflose
Zitat von florentina73:
Ich hatte ein sehr tiefe, enge Bindung zu meiner Mutter.


Ich doch auch. Wir haben bis auf insgesamt ca. 3 Jahre mein ganzes Leben zusammen gewohnt und gelebt. Nach dem Tod meiner Oma hatte ich niemanden außer ihr und hatte immer furchtbare Angst davor, wenn sie mal stirbt. Und dass sie auch riesige Lücke bei hinterlässt, kannst du dir bestimmt vorstellen, weil ich sonst wirklich niemanden habe.
Der Entschluss, das Haus zu verkaufen kam deswegen sofort, weil ich es nicht ertragen konnte, weiterhin hierzu leben, wo wir zusammen glücklich waren und mich alles an sie erinnert. Inzwischen hat sich das gelegt, aber ich will trotzdem nicht mehr hier bleiben weil, das Haus von Grund auf stark renovierungsbedürftig ist und das wollte ich mir nicht antun, das durchzuziehen. Ich denke jetzt nur noch daran, wie stolz meine Mutter auf mich wäre, wenn sie wüsste, was ich in den 3 Jahren ohne sie alles zustande bekommen habe. Es war immer ihre größte Sorge, was aus mir wird, wenn sie mal nicht mehr ist.
Zitat von florentina73:
Schön, wenn du so fest im Leben stehst.


Das tue ich erst, seit meine Mutter gestorben ist. Ich bin erst danach erwachsen geworden. Voher hat sie mir alles abgenommen, was für mich unangenehm war und wovor ich Angst hatte. Ich bin ja nicht umsonst in diesem Forum. Ich habe neben den Schlafstörungen seit 30 Jahren eine soziale Phobie und eine ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung. Depressionen hatte ich früher auch als Folge der Schlafstörungen und vor allem durch meinen für mich völlig ungeeigneten Beruf als Lehrerin. Den habe ich vor 8 Jahren aufgeben müssen und arbeite seitdem in der Verwaltung, was für mich die Rettung war.

09.02.2019 12:45 • x 2 #10


Icefalki
Könnt ihr denn dieses Haus nicht selbst bewohnen?

09.02.2019 12:50 • #11


florentina73
Hallo Schlaflose,
Vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Bei mir ist es so, dass ich meine Mutter in den letzten Jahren immer mehr unterstützt habe und ihr alles abgenommen habe, weil sie es nicht mehr konnte. Ich hab viel Zeit in das Haus und in den Garten gesteckt und ich habe es sehr gerne gemacht.
Bei mir ist halt die Überlegung mit der Familie. Mein Bruder uns seine Familie haben kein großes Interesse an einem Kontakt mit mir mehr. Seit meine Mutter nicht mehr da ist, noch weniger.
Nur meine Nichte, also seine Tochter ist auch so ein Familienmensch. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es nur so lange anhält, bis sie das Haus hat
und dann den Rest der Familie einlädt in mein geliebtes Haus und ich bin dann wieder Außenseiter, so wie während der Zeit, als meine Geschwister noch lebten. Dann treffen sich alle dort und ich bin nicht dabei. Das würde mir das Herz brechen. Andererseits, wenn ich an jemand fremdes Verkaufe, würde der Kontakt auch abbrechen. Und vermieten ist auch so eine Sache. Wenn's dumm läuft, gehen sie nicht so gut um mit d3m Ganzen und als Vermieter hat man leider heutzutage weniger Rechte als Mieter.
Selber darin wohnen kommt leider nicht in Frage. Sonst würde ich sofort einziehen.

09.02.2019 17:01 • #12


Schlaflose
Ich denke, dass du versuchen musst, loszulassen, sowohl von deiner Mutter als auch von der Vergangenheit mit deinem Bruder. Und damit fängst du am besten mit dem Hausverkauf an. Die guten Erinnerungen wirst du immer in dir tragen. Vielleicht ist der Tod deiner Mutter einfach noch zu frisch.

Für mich war die kleine Zweizimmerwohnung meiner Großeltern in Rumänien solch ein Ort der völligen Geborgenheit, weil ich einen Großteil meiner Kindheit bei ihnen verbracht habe, da meine Eltern beide voll berufstätig waren. Ich war zuletzt 1978 dort. Nachdem mein Opa gestorben ist, kam meine Oma 1980 zu uns und die Wohnung kam natürlich an fremde Leute. Aber ich erinnere mich noch an jedes Detail in der Wohnung, an die Geräusche und Gerüche. Wenn ich daran zurückdenke überströmt ein großes Gefühl des Glücks. Wir haben das sogar in der Therapie als meinen sicheren Ort zunutze gemacht.

09.02.2019 19:15 • x 1 #13


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