Ich bin sicher keine unterwürfige Person. Wer mich privat kennt, der kann dir das bestätigen.
Meine Kollegin ist schon unterwürfig - aber eben nur im Umgang mit Menschen, denen sie imponieren möchte und deren Anerkennung sie haben will. Das sind in erster Linie unser Chef und die Kollegen, die über uns stehen. Sie liest ihnen jeden Wunsch von den Augen ab und kriecht ihnen in den Hintern.
Mir hat sie das Leben vom ersten Tag an schwer gemacht. Sie vermittelt mir das Gefühl, als ob ich als gleichgestellte Kollegin nur eine lästige Konkurrentin für sie bin. In den ersten paar Jahren war ich urlaubstechnisch total flexibel, weil wir Corona hatten und ich nicht termingebunden war. Trotzdem gab es auch damals schon Probleme. Z. B. hat sie mir gleich in der ersten Woche Egoismus vorgeworfen, weil ich die E-Mails aus unserem gemeinsamen Posteingang gleich am frühen Morgen bearbeitet hatte, während sie noch nicht im Büro war (sie arbeitet in Teilzeit, fängt nach mir an und macht vor mir Feierabend). Ihrer Meinung nach hätte ich einen Teil der Arbeit ihr überlassen müssen. Das ist vollkommen lächerlich, denn wir müssen auf eingehende Mails schnell reagieren. Es ist wichtig, dass die Mails bearbeitet werden. Ob sie das macht oder ich, spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist, dass die Aufgaben erledigt sind.
Meine Kollegin wirft mir immer mal wieder vor, dass ich mir auf unfaire Weise Vorteile verschaffen und nicht akzeptieren will, dass wir gleichberechtigt sind. Kann ich nicht verstehen, sie bekommt das gleiche Gehalt (nur auf Teilzeit umgerechnet) und hat die gleiche Anzahl an Urlaubstagen.
Ganz schlimm finde ich ihr penibles Beharren auf Ausgeglichenheit. Wenn ich z. B. mal einen Tag ungeplant im Homeoffice arbeiten muss, weil die Bahnstrecke gesperrt ist, unterstellt sie mir böse Absicht und bleibt dann auch einen Tag außerplanmäßig im Homeoffice. Wenn ich 3 Tage krankgeschrieben bin, kann ich davon ausgehen, dass sie in der nächsten oder übernächsten Woche auch 3 Tage krankgeschrieben ist.
Sehr ärgerlich fand ich, dass sie sich eine Zeitlang vor manchen Aufgaben gedrückt hat. Damit meine ich Aufgaben, die nicht so prestigeträchtig sind wie z. B. die Papierablage oder die Reinigung der Kaffeemaschine. Ich habe mir immer wieder den Mund fusselig geredet, um sie dazu zu bewegen, mich bei solchen Aufgaben zu unterstützen. Irgendwann kam die freche Bemerkung, ich solle meinen Egoismus mal zurückfahren. Wenn ich jedes Jahr den einen Freitag für das Hüttenwochenende frei haben will, könnte ich von ihr keine Unterstützung für solche Aufgaben erwarten. Inzwischen bringt sie sich doch bei solchen Aufgaben ein - aber nicht mir zuliebe. Unser Chef hat gemerkt, dass sie sich davor drückt und sie gebeten, das zu ändern. Für ihn macht sie das natürlich liebend gerne.
Bei den prestigeträchtigen Aufgaben hat sie sehr penibel auf eine 50/50-Teilung bestanden. Mich hat das so genervt, dass sie irgendwann 2-3 Aufgaben hatte, für die ausschließlich sie zuständig ist, während ich sowas nicht hatte. Also habe ich mich auf eigene Faust darum bemüht und irgendwann auch meine Sonderaufgaben bekommen. Meine Kollegin war natürlich nicht begeistert und hat mir immer wieder unterstellt, wie egoistisch ich doch sei und dass ich die Aufgaben mit ihr teilen sollte, wenn ich denn eine kollegiale Person sei. Habe ich aber aus Prinzip nicht gemacht, warum sollte ich?
Kurz vor Weihnachten bekam ich ein Schreiben von meinem Arbeitgeber und erfuhr, dass ich für diese Sonderaufgaben eine Zusatzprämie bekomme. Bis zum Erhalt des Schreibens hatte ich keine Ahnung, dass Sonderaufgaben bei uns in der Firma zusätzlich bezahlt werden. Meine Kollegin hatte bereits im vergangenen Jahr ihre Sonderaufgaben und wurde dafür sicher auch zusätzlich entlohnt. Mir hat sie natürlich kein Wort davon erzählt. Und dann versucht sie, mir ein schlechtes Gewissen einzureden, damit ich meine Sonderaufgaben mit ihr teile oder sie an sie abgebe... ja, ist klar. Die wollte mein Zusatzgeld an sich reißen. Zum Glück habe ich noch E-Mails, in denen sie mir wegen der Sonderaufgaben ein schlechtes Gewissen einreden wollte. Wenn sie sich wegen dem Urlaub weiterhin querstellen sollte, überlege ich mir, ob ich diese Mails dem Chef zeige.
30.12.2024 22:49 •
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