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B
Hallo,

mir geht es in letzter Zeit nicht so gut und ich bin mir nicht sicher, warum, aber ich würde gerne darüber reden, weil ich hoffe, dass der Grund nicht der ist, den ich befürchte.

Ich bin 19 Jahre alt und habe vor ein paar Monaten mein Physik Studium angefangen.
Ich bin schon immer ein enorm schüchterner Mensch. Ich würde fast sagen, dass ich soziale Ängste habe. Mir fällt es schwer, auf Menschen zuzugehen, Smalltalk zu halten, oder sonst irgendeine soziale Interaktion zu betreiben. Das ist heute besser als früher. Ich habe mich immer wieder in solche Situationen gezwungen (z.B. Schulveranstaltungen, Partys,...). Mittlerweile, komme ich damit einigermaßen klar, aber ich fühle mich einfach unwohl unter vielen Menschen. Und ich glaube, das wird sich auch nie ändern. Ich kann lernen, damit umzugehen, aber das Unwohlsein wird bleiben. Leider.

Durch meine Schüchternheit habe ich schon oft Chancen vertan und Menschen enttäuscht. Das ist nicht schön. Vor allem, weil ich es mir ewig vorwerfe.
Ich denke enorm viel. Immer, über alles. Und egal was ich mache (oder eben nicht mache), ich hasse mich dafür. Ich fühle mich heute noch schlecht für Dinge, die Jahre zurückliegen und die objektiv gesehen überhaupt nicht erwähnenswert sind. Aber ich fühle mich trotzdem schlecht.

Ich habe momentan das Problem, dass ich mich durchgehend schlecht fühle. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich bin immer kraftlos, unmotiviert und müde. Trotzdem schlafe ich nicht besonders gut. Wenn ich morgens aufwache, fühle ich mich nicht wirklich ausgeschlafen. Obwohl ich genug und regelmäßigen Schlaf habe.
Dazu kommt, dass ich die Welt irgendwie anders wahrnehme. Ich fühle leichten Druck auf den Augen. Am ehesten ähnelt es dem Gefühl, das man hat, wenn man 1-2 B. getrunken hat. Dieser leichte Tunnelblick. Es ist anstrengend, meine Augen zu bewegen. Je länger der Tag dauert, desto schlimmer wird es. Das fühlt sich so an, als würde ich nicht mehr direkt durch meine Augen schauen. Ist echt schwer zu erklären.
Ich merke auch, dass ich in letzter Zeit sehr leicht reizbar bin. Ich bin eigentlich ein sehr ruhiger und geduldiger Mensch und werde sehr selten wirklich wütend oder so. Aber momentan passiert das etwas öfter. Aber immer nur für eine Minute oder so und dann bin ich wieder ruhig.

Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe den Eindruck, dass es immer dann passiert, wenn ich in kurzer Zeit mehrere Dinge gleichzeitig erledigen muss. Wenn Leute mit mir reden und ich nebenbei was machen muss oder so. Seit neuestem überfordert mich das. Das war früher auch ganz anders.

Angefangen hat das alles schon vor ein paar Jahren, aber während der Schulzeit war es bei weitem nicht so schlimm.
Ich war auch beim Arzt und habe mir Blut abnehmen lassen. Es kann sein, dass ein Eisenmangel das Ganze verursacht. Das haben einige in meiner Familie. Aber bei ihnen war das nie so schlimm. Jetzt hoffe ich, dass ich bald Ergebnisse bekomme.
Aber ich habe Angst, dass ein Eisenmangel nicht der Hauptgrund sein könnte.

In letzter Zeit merke ich, wie viel Stress ich durchgehend habe. Ich achte momentan stark darauf, wann ich irgendwie im Stress bin. Und irgendwie bin ich das fast immer. Ich habe immer etwas vor mir, dass eine Anstrengung für mich ist. Immer habe ich einen Gedanken, wie Nachher muss ich in der vollen Bahn nach Hause fahren oder Nachher habe ich einen Termin mit meinem Chef oder Ich muss die Woche da und da anrufen. Und das hört halt nie auf. Mich kosten diese Dinge eine große Überwindung. Für mich ist das so schlimm, wie für andere ein Bewerbungsgespräch oder so. Und das jeden Tag. Und jedes Mal wenn ich daran denke, werde ich nervös.

Das mit den Gedanken habe ich schon mein Leben lang. Besonders in der Kursstufe, wenn plötzlich mehr Verpflichtungen dazu kommen. Oder in der Uni, wenn plötzlich noch viel mehr auf einmal kommt.
In der Schule bin ich damit klar gekommen. Ich hab mich nicht wohl gefühlt dabei, aber ich habe den Stress ausgehalten. Aber seit neuestem schaffe ich das manchmal nicht mehr und habe Momente, in denen ich gar nicht mehr weiter weiß, komplett verzweifle und mein ganzes Leben in Frage stelle. Und das passiert immer öfter.

Jetzt in der Uni kommt halt auch alles auf einen Schlag auf mich zu. Neue Menschen, neues Umfeld, neue Schulart, neues Niveau, ...

Und ich fühle mich tatsächlich nicht wohl in dem, was ich mache. Ich fühle mich hier an meiner Uni fehl am Platze. Nicht wegen dem Fach, auch wenn ich da ebenfalls meine Tauglichkeit bezweifle. Die Leute, mit denen ich studiere sind einfach komplett anders als ich. Ich habe bisher keinen einzigen getroffen, der auch nur ansatzweise ähnliche Interessen hat wie ich. Ich bin leider nicht sportlich oder in Feierlaune oder kulturell interessiert oder sonst irgendwie für ALLES zu begeistern (und das scheint bei den anderen fast immer der Fall zu sein). Und ich finde das schade. Aber leider bin ich so (trotz aller Versuche). Ich fühle mich einfach nicht wohl. Das Traurige ist, selbst wenn ich mir einrede, dass ich die Prüfungen schaffen kann, dass ich mich wenig motivieren kann, so weiter zu machen. Ich meine, ich verstehe mich mit einigen oberflächlich ganz gut und alle sind super nett. Aber ich habe leider einfach nicht den Willen und die Motivation da irgendwelche Freundschaften zu vertiefen, weil das nichts wird. Und daran bin ich Schuld. Weil ich so bin wie ich halt bin.
Das macht mir halt auch gerade zu schaffen, weil ich nicht weiß, was ich machen soll. Ob ich was anderes studieren soll, ob ich überhaupt tauglich bin für ein Studium und und und.

Ich habe immer gedacht, dass ich mental diesen Stress mehr oder weniger locker aushalten kann, ohne zusammenzubrechen. Das war die ganzen Jahre auch so. Deswegen dachte ich auch bisher, diese ganze Kraftlosigkeit kann nur allein vom möglichen Eisenmangel kommen. Aber seit ein paar Wochen habe ich eben Angst, dass das nicht der Fall sein könnte.

Bei den Terroranschlägen bei dem Länderspiel (das ich im Fernsehen geschaut habe) hat man natürlich die Nachrichten verfolgt, und alle möglichen Infos bekommen. Diese Realisierung der akuten Gefahr war Extrem. Und mit einem Schlag ging es mir plötzlich richtig miserabel. Und das beängstigende ist, dass eben genau die oben genannten Symptome plötzlich viel, viel schlimmer wurden. Die Tage danach waren kaum auszuhalten. Ich hatte ständig Flashbacks, die mir die Bilder und Nachrichten gezeigt haben. Und diese Flashbacks haben sich so unglaublich real angefühlt. Ich hatte Albträume und immer wieder Schweißausbrüche.
Ich habe mich dann von solchen Nachrichten fern gehalten, versucht dem auszuweichen. Seitdem ist es wieder besser geworden.

Genauso verhält es sich halt mit so vielen anderen Dingen in meinem Leben. Manche mehr, manche weniger extrem. Nur eben mit genau den Gleichen Symptomen. Und deswegen habe ich Angst, dass das der Grund ist, warum es mir schlecht geht.

Ich weiß nicht, was ich mit meinem Studium anfangen soll. Ich weiß nicht, was aus meiner Zukunft werden soll. Ich habe einen Job, bei dem ich nicht wenig Verantwortung habe. Ich habe jede Woche Aufgaben, die ich rechnen muss. Ich habe zugestimmt, eine Webseite für den Verein meines Bruders zu machen. Bei mir herrscht Chaos, seit Ewigkeiten muss ich mal Ordnung in meine Unterlagen, Verträge etc. bringen. Ich muss Verträge kündigen. ...

Und dann ist da ein Mädchen, das auf meiner Schule war. Ich bin verliebt in sie. Seit Jahren. Aber ich habe mich nie getraut ihr es zu sagen, weil ich recht sicher bin, dass ich keine Chance habe. Jetzt sehe ich sie nicht mehr jeden Tag in der Schule. Nach dem Abiball ging es mir so schlecht wie noch nie, ich hatte Panik, wusste nicht, wie es weiter gehen soll. Es ist halt so, dass ich seit Jahren ständig an sie denke, ganz automatisch, in jeder Situation. Selbst Monate nach dem Abi. Und jedes Mal kommt dann diese Niedergeschlagenheit, die mich depressiv macht. Ich habe beschlossen, sie zu vergessen und habe versucht, nicht mehr an sie zu denken. Eine Zeit lang hat das funktioniert, und es ging mir wieder etwas besser. Aber ein Freund von mir (aus meiner Schule) studiert mit mir Physik (nur temporär). Und er ist auf dem Weg, ihr Freund zu werden. Das erzählt er ab und zu. Und immer wieder, wie er mit ihr ins Kino geht, in die Stadt oder sonst was unternimmt. Das tut weh :/
Das Problem ist halt, dass ich zwar vergessen will, das aber nicht geht. Und ich das auch nicht will. Irgendwie. Ich kann meine Gefühle nicht abschalten, ich kann sie nur unterdrücken. In den letzten zwei Wochen ist das besser geworden. Ich habe weniger an sie gedacht, manchmal sogar gar nicht mehr wirklich. Aber seit kurzem träume ich von ihr, einfach so. Und wenn ich aufwache, ist der Traum nicht weg. Ich habe ihn so klar in Erinnerung, als wäre er wirklich passiert. In den Träumen rede ich mit ihr, alber rum und mache das, was ich seit Monaten versuche, zu vermeiden. Ich schwärme von ihr. Wirklich, in den Träumen stehe ich vor fremden Menschen und erzähle wie toll sie ist, wie perfekt. Und jetzt bin ich wieder da, wo ich nach dem Abi war. Alle Gefühle sind wieder da. Die ganze Zeit denke ich einerseits, dass ich es vergessen sollte, und gleichzeitig, dass das nicht geht. Ich finde einfach keine Antwort. Ich weiß nicht, was ich machen soll.

Ich weiß momentan einfach nicht weiter. Dabei nehme ich mir sogar schon Zeit, um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich versuche mich abzulenken von allem. Das Problem ist, dass das momentan überhand gewinnt. Ich will mich verstecken vor meinen Sorgen, und schiebe dann halt alles mögliche vor mir her. Ich schaffe es zwar manchmal, mich abzulenken, aber danach kommen sofort wieder die gleichen Gedanken. Und egal wie viel ich mich ablenke, ich kann mich nicht erholen. Zumal ich eine Ablenkung brauche, die mich geistig komplett fordert. Einfach fernsehen schauen funktioniert nicht, weil die Gedanken dann trotzdem die ganze Zeit da sind. Das heißt, wirklich erholen ist auch schwer.


Kann das sein, dass ich dem Stress nicht mehr gewachsen bin? Dass es mir deswegen so schlecht geht, zusätzlich zu dem Eisenmangel? Irgendwie hoffe ich, dass die Antwort nein ist. Aber irgendwie geht es mir immer schlechter, wenn z.B. irgendwas vor mir liegt, das ich überwinden muss. Und leicht besser, wenn ich es geschafft habe.

Lg

15.12.2015 22:41 • 16.12.2015 #1


1 Antwort ↓

Vergissmeinicht
Hey Benny,

ein ganz liebes Hallo hier bei uns.

Nun, denke Du hast eine ausgesprochene Sozialphobie und glaube nicht an den Eisenmangel als Ursache.

Du scheinst wirklich sehr schüchtern zu sein, kein/wenig Selbstbewusstsein zu haben und da gilt es anzusetzen. Du hast doch dennoch einiges geschafft. Bevor Du Dich mit diesem Mädchen und somit einem anderen Menschen einlässt, solltest Du versuchen stabiler zu werden und an Deinen Ängsten zu arbeiten.

Hast Du schonmal eine Therapie in Betracht gezogen? Alles machst Du mit Druck/Zwang/Kopf, aber nicht mit dem Herzen und das funktioniert auf Dauer nicht.

16.12.2015 10:22 • #2





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