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T
Hallo zusammen

Ich beginne jetzt im Herbst mit meinem Masterstudium und sollte unbedingt Praxiserfahrung in Form von Praktika sammeln. Am besten wäre ein Teilzeit-Praktikum, begleitend zum Studium. Doch meine Ängste vor Vorstellungsgespräche sind so stark, dass ich Vorstellungsgespräche vermeide. Telefoninterviews vermeide ich nicht, aber jedes Mal erstarre ich vor Angst, meine Stimme zittert und mein Kopf ist wie leer gefegt. Ich erzähle dann immer einen totalen Mist. Deshalb kann ich mich nicht zu einem persönlichen Jobinterview überwinden.

Meine vor einem halben Jahr aufgenommene Psychotherapie hat mir bisher wenig gebracht. Wir sprachen vor allem über ungelöste Kindheitskonflikte. Die Therapie ist eher tiefenpsychologisch fundiert. In Bezug auf die Vorstellungsgespräche gäbe es nur eine Möglichkeit: Die Exposition/Konfrontation. Doch bisher konnte ich mich nie dazu überwinden. Die Angst ist noch genau so stark wie zu Beginn der Therapie.

Mein Psychiater meinte, ich müsse mich jetzt einfach überwinden bzw. ein Vorstellungsgespräch trotz Angst durchführen. Ansonsten breche er die Therapie ab. Wenn ich mich nicht überwinden würde, dann lande ich früher oder später auf Hartz IV.

Solche Aussagen verstärken die Angst aber nur. Ich bin ein allgemein ängstlicher Mensch, der auch viele Zukunftsängste hat und früher auch schon Panikattacken hatte. Diese Aussage ist vielleicht nicht falsch, aber sie erinnert mich an das Worst Case Szenario. Durch diese Aussage habe ich wieder vermehrt Zukunftsängste und damit noch mehr Angst vor einem Versagen bei einem Vorstellungsgespräch. Weil ich ja auf Hartz IV lande irgendwann, wenn ich die Angst nicht in den Griff kriege. Die Angst vor der Angst wird stärker.

Sind eure Therapeuten auch so drauf? Machen sie auch solche Aussagen? Wie reagiert ihr darauf?

06.09.2016 12:41 • 23.09.2016 #1


32 Antworten ↓


Luna70
Hallo Tina,

herzlich willkommen hier bei uns. Ich hoffe, du wirst dich bei uns wohlfühlen.

Die Drohungen bzw. Voraussagen deines Therapeuten finde ich ehrlich gesagt ein bisschen merkwürdig. Vielleicht ist es als Tritt in den Po gedacht, um dich aufzurütteln? Es ist natürlich schon so, dass ein Therapeut auch im Auge behalten muss, ob seine Therapie anschlägt. Hast du die Therapie denn hauptsächlich wegen deiner Ängste vor einem Vorstellungsgespräch begonnen?

Hast du mal an Coaching gedacht? Das müsstest du leider selbst zahlen, was für eine Studentin sicher nicht ganz einfach ist. Ein Coach würde mit dir im Rollenspiel die konkrete Situation trainieren, sowohl am Telefon als auch im persönlichen Gespräch. Der Gesprächsverlauf ähnelt sich ja doch meist und vieles kann man vorher üben. Du kannst beim Telefonieren sogar schon mit einer entsprechenden Körperhaltung etwas erreichen. Du könntest eine spezielles Stimmtraining machen, dich selbst auf Band aufnehmen und damit deine Erfolge kontrollieren. Telefonieren kannst du auch üben, in dem du viele Gespräche führst. Also mal etwas, was du sonst per Email machen würdest telefonisch klären. Es gibt schon viele Möglichkeiten und von Hartz IV reden wir mal gar nicht.

Du wirst später im Beruf ja auch Situationen haben, wo du mal eine Verhandlung führen musst oder ein unangenehmes Telefonat führen musst. Aber Kopf hoch, das kann man alles üben.

06.09.2016 13:15 • #2


A


Drohung mit Therapieabbruch

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J
Dass dir der Psychiater/Therapeut so die Pistole an die Brust setzt und dir Horrorszenarien an den Kopf wirft, halte ich für nicht hilfreich, sondern kontraproduktiv. Mach' es so, wie es sich für dich im Moment richtig anfühlt, und wechsle zur Not den Arzt/Therapeuten. So würde ich es machen. Ich kenne ja den Bammel vor Vorstellungsgesprächen, steigere mich da auch immer so rein und versage dann. Dass da nur Übung hilft, da mag schon was Wahres dran sein. Aber dein Arzt drückt das schon sehr krass aus und löst noch mehr Druck aus, der dich noch nervöser macht. Red' doch noch einmal mit ihm und schildere, dass du noch seine Unterstützung brauchst, bevor es ans Üben geht. Sag', du bist bereit, dich deinen Ängsten zu stellen, aber etwas später, noch nicht jetzt; dass du jetzt noch einige Wochen intensiv mit ihm arbeiten willst, um überhaupt erst in die Übe-Phase eintreten zu können. Das muss er doch einsehen und einlenken.
Bei mir ist es nicht der Therapeut, sondern meine psychosoziale Reha-Betreuerin, die Druck wegen Bewerbungen macht. Meine Lösung: Ich lüge. Sage ihr, dass ich mich eh bewerbe, aber leider nirgends genommen werde. Fühle mich echt mies dabei, aber anders konnte ich sie mir nicht vom Hals schaffen. Momentan bin ich stockdepressiv und schaffe die einfachsten Dinge (Haushalt, rausgehen) nicht, wie soll ich mich da bewerben und von meiner Schokoladenseite präsentieren können, wenn ich mich so dermaßen sch*** fühle? Professionisten haben schon oft komische Vorstellungen.

06.09.2016 18:26 • #3


Icefalki
Tina, ich bin da auch Luna's Meinung, die Frage an dich wäre, ging es in der Therapie um diese spezifische Angst. Die Drohung deines Therapeuten mal außer acht.

Wenn du dich nicht vorstellst, bekommst du keinen Job. Das ist die Tatsache. Kannst du auch nicht leugnen.

Wäre ich dein Therapeut, würde ich dir Aufgaben geben, genau diese Situationen im vertrauten Terrain zu üben. Selbst in der Praxis.

Bissle einfallslos ist der schon.

06.09.2016 23:04 • #4


T
Um die Angst ging es praktisch nie. Es ging primär um kindliche Konflikte. Mein Vater ist Alk. und wurde oft aggressiv. Daher hat sich meine Mutter früh von ihm scheiden lassen. Aufgrund meines Vaters hätte meine Mutter Angst vor der Männlichkeit gehabt und hätte darum jegliche Form von Aggression und Selbstbewusstsein in mir unterbunden während meiner Kindheit. Daher könnte ich heute nicht selbstbewusst für mich eintreten.

Dieses Wissen ist sicherlich spannend, nur hilft es wenig konkret gegen meine Angst. Die Therapie läuft so ab, dass wir ständig über diese Konflikte sprechen und er dann immer einmal sagt: So jetzt wird es aber einmal Zeit für die Exposition/Konfrontation mit der Angst. Wir können nicht nur immer theoretisch arbeiten. Sie müssen jetzt endlich einmal selbst aktiv werden und handeln, damit wir hier vorwärts kommen. Unter einer guten Expositionstherapie verstehe ich persönlich eher eine Haltung des Therapeuten im Sinne von Du solltest dich mit deinen Ängsten konfrontieren. Dir kann nichts passieren. Ich stehe dir bei Seite. Die Haltung meines Therapeuten ist eher Reiss dich endlich mal zusammen, sonst wirst du alles verlieren.

Konkrete Werkzeuge für den Umgang mit der Angst gibt mir der Therapeut leider nicht. Früher (an meinem alten Wohnort) machte ich schon einmal eine Therapie wegen meinen Panikattacken/Krankheitsängsten. Der Therapeut war ein sehr entspannter Typ mit der Haltung Was soll denn schon passieren?. Er lebte einen entspannten Lebensstil vor. Dies war genau das Richtige gegen meine Ängste.

Der neue Therapeut ist genau das Gegenteil. Abgesehen von der Tatsache, dass er ja selbst nur theoretisch arbeitet (er hatte selbst nie eine Angststörung und kennt diese nur aus der Theorie), verstärkt er meine Ängste eher. Aussagen wie Ihr Vermeidungsverhalten ist hochgefährlich, Sie setzen damit Ihre Zukunft aufs Spiel oder eben Ich fordere Sie auf Bewerbungsgespräche zu führen, ansonsten beenden wir die Therapie. bringen mir doch nichts. Im Gegenteil. Sie machen noch mehr Angst und bringen mich auf neue Ideen für das Katastrophendenken im mir.

06.09.2016 23:44 • x 1 #5


Schlaflose
Wie nennt er sich denn, Verhaltenstherapeut oder Gesprächstherapeut oder gar Therapeut für Psychoanalyse? Nur im ersten Fall müsste er dir konkret helfen, dich auf die Praxis vorzubereiten indem ihr z.B. ein Vorstellungsgespräch zusammen vorbereitet (also einen möglichen Gesprächsverlauf schriftlich notiert) und dann das Gespräch zusammen durchspielt.

07.09.2016 07:02 • x 1 #6


Luna70
Dass der Therapeut nur theoretisch arbeitet, finde nun nicht so schlimm. Wäre ja komisch, wenn er sämtliche Krankheiten selbst hätte, die er therapiert.

Eigentlich ist es doch ganz einfach: die Therapie hilft dir nicht in dem Maß, wie sie es sollte. Vielleicht brauchst du beides, die Aufarbeitung der Kindheitskonflikte aber auch praktische Anleitung. Kannst du ihn nicht ansprechen darauf, was du dir wünscht an Unterstützung? Sieh es doch mal so: du bist der Kunde, du bezahlst (bzw. deine Krankenversicherung), also kannst du auch protestieren wenn du unzufrieden bist. Es kann dir natürlich passieren, dass er dann die Therapie tatsächlich abbricht. Es droht ja ohnehin damit, was ich ziemlich grenzwertig finde.

Zitat von tina92:
Ich fordere Sie auf Bewerbungsgespräche zu führen, ansonsten beenden wir die Therapie.


Dann frage ihn doch das nächste Mal nach konkreter Hilfe.

07.09.2016 09:34 • #7


P
Ich schreibe jetzt vielleicht etwas, was du nicht hören möchtest, hoffe aber dennoch, dass du es richtig, nämlich als gut gemeinten Ratschlag annimmst. Dieser kommt von mir, einer, die selbst schon Therapie und Ängste durch hat.

Zitat von tina92:
Um die Angst ging es praktisch nie. Es ging primär um kindliche Konflikte.


Das empfinde ich sogar als SEHR wichtig, denn die Angst ist ja im Grunde nur ein Symptom, ein Hilfeschrei deines Körper und deiner Psyche, dass da was in dir brodelt. Und DAS muss der Therapeut mit dir durchkauen, bis du es verarbeitet hast oder zumindest, bis du einen Umgang damit gefunden hast, mit dem du gut leben kannst. Damit nimmst du der Angst das Futter.

Zitat von tina92:
Konkrete Werkzeuge für den Umgang mit der Angst gibt mir der Therapeut leider nicht. Früher (an meinem alten Wohnort) machte ich schon einmal eine Therapie wegen meinen Panikattacken/Krankheitsängsten. Der Therapeut war ein sehr entspannter Typ mit der Haltung Was soll denn schon passieren?. Er lebte einen entspannten Lebensstil vor. Dies war genau das Richtige gegen meine Ängste.


Die Werkzeuge solltest du ja dann eigentlich schon kennen. Wenn nicht: Hier im Forum gibt es viele Beiträge WAS man konkret gegen das Gefühl Angst tun kann. Dazu benötigst du dann noch Geduld und Vertrauen und das Wissen, dass dein Gehirn sich die übermäßige Angst gespeichert hat und erst mal wieder verlernen muss, also dass du deinem Gehirn, auch wenn du das richtige Werkzeug hast, auch wenn du all deine Themen durchgearbeitet hast, erst mal wieder ein normales Maß an Angst lernen musst, bzw. eben die übertriebene Angst VERlernen musst. Das benötigt Zeit und Gelassenheit. (wie es dir dein alter Therapeut vermittelt hat Was soll denn schon passieren?)

Zitat von tina92:
Die Therapie läuft so ab, dass wir ständig über diese Konflikte sprechen und er dann immer einmal sagt: So jetzt wird es aber einmal Zeit für die Exposition/Konfrontation mit der Angst. Wir können nicht nur immer theoretisch arbeiten. Sie müssen jetzt endlich einmal selbst aktiv werden und handeln, damit wir hier vorwärts kommen.


Und jetzt kommen wir zu dem Punkt, bei dem es hängt. Auch wenn dir die Art und Weise deines Therapeuten nicht entgegen kommt: Er hat Recht!

Der Therapeut und all das Werkzeug, dass du gegen die Angst bekommst hilft nicht, wenn nicht DU etwas tust. Im Endeffekt kann er dir nur Tipps geben, die können auch wir dir geben oder Freunde oder irgendwer. Aber UMSETZEN musst du sie. Er hat Recht: DU bist am Zug, DU kannst dich da wieder raus holen. Natürlich wird das eine harte Nummer. Natürlich macht dich die Angst jetzt schon fertig. Aber du musst Anfangen. Kleine Schritte tun. Nicht aufgeben.

Zitat von tina92:
Der neue Therapeut ist genau das Gegenteil.


Vielleicht gibst du ihm noch eine Chance.
Vielleicht brauchst du gerade jetzt so einen Typen.
Vielleicht fragst du ihn das nächste Mal, wie du konkret vorgehen sollst und ob du nicht mit kleinen Schritten anfangen könntest und was seine Vorschläge hierfür wären. Sagen wir mal bspw. einen Fremden in ein Gespräch verwickeln oder dich erst mal bei einer vertrauten Person vorstellen.
Sprich mit ihm. Vielleicht hast du sein Gesagtes auch nur ganz anders aufgefasst, als er es gemeint hat, weil es eben doch ein Thema ist, was dich extrem belastet.

Und das Wichtigste:
Auch wenn DU was tun musst: Setz dich SELBST nicht unter Druck.

07.09.2016 09:57 • #8


P
PS:
Um es mit den Worten deines alten Therapeuten zu sagen:

Bewerbe dich um ein paar Stellen, die du eh nicht machen würdest/willst.
Dann ist zumindest dein Erwartungsdruck für die Gespräche nicht so hoch.
Nutze das als Übung. Denn bei diesen Gesprächen kannst du dir wirklich denken Was soll denn schon passieren?.
Denn eine Absage wäre in diesen Fällen ja nicht ganz so schlimm.

Was hältst du davon?

PPS: Ich kann dir sagen, dass ein Personaler mit Ehrlichkeit immer noch am Besten kann. Scheu dich also nicht gleich am Anfang des Gespräch zu sagen, dass du extrem aufgeregt bist.

07.09.2016 10:14 • x 1 #9


Hotin
Hallo tina92,
Zitat:
Mein Psychiater meinte, ich müsse mich jetzt einfach überwinden bzw. ein Vorstellungsgespräch trotz
Angst durchführen.


dieser Rat ist eigentlich ganz gut. Warum versuchst Du nicht mal irgendwo
ein Vorstellungsgespräch zu führen?
Am besten übst Du das dort, wo Du gar nicht unbedingt arbeiten möchtest.
Das sehe ich genau so wie Paddlmädchen.

Dann nimmst Du damit schon viel Druck heraus.

Zitat:
und damit noch mehr Angst vor einem Versagen bei einem Vorstellungsgespräch.


Könnte es sein, das Du genau so viel Angst davor hast, Du würdest einen Job bekommen?

Zitat:
Es ging primär um kindliche Konflikte.
Dieses Wissen ist sicherlich spannend, nur hilft es wenig konkret gegen meine Angst.


Warum soll Dir das Wissen nicht helfen. Noch verstehe ich das nicht.
Angst entsteht immer nur in der Theorie, also beim Denken. Du solltest daher immer häufiger
einmal etwas praktisch ausprobieren. Dann würdest Du die Erfahrung machen, die Angst ist fast
immer unbegründet, also überflüssig.
Zitat:
Konkrete Werkzeuge für den Umgang mit der Angst gibt mir der Therapeut leider nicht.


Der Tipp des Therapeuten mal etwas praktisch auszuprobieren ist schon ein Werkzeug gegen die Angst.
Würdest Du eventuell auch mal was ungewöhnliches ausprobieren, um etwas zu verbessern?

Viele Grüße

Bernhard

07.09.2016 18:54 • #10


C
Danke für eure Antworten.


Also ich habe mich entschieden den Therapeuten zu wechseln. Bei der Therapie handelte es sich um eine psychodynamisch/tiefenpsycholoigisch fundierte Psychotherapie. In meinem Fall wäre es besser Verhaltenstherapie zu machen.

Zitat von Hotin:
Der Tipp des Therapeuten mal etwas praktisch auszuprobieren ist schon ein Werkzeug gegen die Angst.
Würdest Du eventuell auch mal was ungewöhnliches ausprobieren, um etwas zu verbessern?

Ein Vorstellungsgespräch trotz Angst durchzuführen ist ja eigentlich kein Tipp sondern eine Binsenwahrheit. Das wusste ich schon vor der Therapie. Nur schafft es der Therapeut nicht, mich zu beruhigen als Vorbereitung auf die Konfrontation. Das hat mein ehemaliger Therapeut (im alten Wohnort) gut hingekriegt. Der ehemalige Therapeut hat mich beispielsweise regelmässig an andere Dinge erinnert, die ich trotz meiner Ängste geschafft habe. Auch hat er mir die Ängste vor Augen geführt, die ich bereits überwunden habe. So hat er mir Mut gegeben, die angstbesetzten Situationen trotzdem aufzusuchen. Und eben seine Haltung war: Was soll schon passieren?

Ich würde aber auch mal etwas ungewöhnliches ausprobieren. An was hast du gedacht?

Zitat von Hotin:
dieser Rat ist eigentlich ganz gut. Warum versuchst Du nicht mal irgendwo
ein Vorstellungsgespräch zu führen?
Am besten übst Du das dort, wo Du gar nicht unbedingt arbeiten möchtest.
Das sehe ich genau so wie Paddlmädchen.

Diesen Tipp finde ich auch sehr gut. Vielen Dank dafür Genau an solchen Strategien hat es mir eben in der Therapie gefehlt. Daher mache ich besser wieder Verhaltenstherapie.

Übrigens mache ich mir selbst schon einen relativ grossen Druck. Aber der Therapeut vergrössert den Druck noch, wenn er Aussagen von wegen Hartz IV macht.

Zitat von Hotin:
Könnte es sein, das Du genau so viel Angst davor hast, Du würdest einen Job bekommen?

Wie meinst du das genau?

Zitat von Hotin:
Warum soll Dir das Wissen nicht helfen. Noch verstehe ich das nicht.
Angst entsteht immer nur in der Theorie, also beim Denken. Du solltest daher immer häufiger
einmal etwas praktisch ausprobieren. Dann würdest Du die Erfahrung machen, die Angst ist fast
immer unbegründet, also überflüssig.

Wenn ich weiss, dass meine Angst aus einem Vater-Mutter-Konflikt entstand und meine Selbstvertrauen aufgrund einer zu starken Identifikation mit der Mutter nicht da ist, dann werde ich dadurch auch nicht mutiger. Die Angst kommt ganz automatisiert trotzdem hoch, sobald ich nur schon an ein Vorstellungsgespräch denke. Das Wissen um die Ursache der Angst ändert daran nichts.

07.09.2016 21:10 • #11


Hotin
Hallo christine84,

Zitat:
Also ich habe mich entschieden den Therapeuten zu wechseln. Bei der Therapie handelte es sich um eine psychodynamisch/tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. In meinem Fall wäre es besser
Verhaltenstherapie zu machen.


Wenn Du zu Deinem Therapeuten wenig Vertrauen hast, dann ist es sicher gut, den Therapeuten zu wechseln.
Alles andere ist Zeitverschwendung.
Der Grund sollte aber nicht sein zukünftig eine Verhaltenstherapie zu machen. Erstens ist es meiner Meinung nach
weniger wichtig, welche Therapieform Du wählst. Angst kann man in jeder Therapieform abschwächen.

Zitat:
Der ehemalige Therapeut hat mich beispielsweise regelmässig an andere Dinge erinnert, die ich trotz meiner Ängste geschafft habe. Auch hat er mir die Ängste vor Augen geführt, die ich bereits überwunden habe. So hat er mir Mut gegeben, die angstbesetzten Situationen trotzdem aufzusuchen. Und eben seine Haltung war: Was soll schon passieren?


Bitte lass Dich jetzt nicht ärgern von mir. Wenn der ehemalige Therapeut Dir gezeigt hat, wie es geht, warum
machst Du das denn dann nicht schon länger allein?

Zitat:
Übrigens mache ich mir selbst schon einen relativ grossen Druck.


Das ist eins der Hauptprobleme bei Ängsten.
Zitat:
Hotin hat geschrieben:
Könnte es sein, das Du genau so viel Angst davor hast, Du würdest einen Job bekommen?

Wie meinst du das genau?


So wie ich es geschrieben habe. Kann es sein, das Du nicht in Bewerbungsgespräche gehen willst, weil Du allgemein
etwas unsicher bist. So ein Bewerbungsgespräch fällt Dir viel leichter, wenn Du den Job auch wirklich haben möchtest.
Wenn Du Dir da nicht ganz sicher bist, brauchst Du keine Angststörung, um schlecht im Gespräch auszusehen.
Du kannst dann schlecht jemanden überzeugen.
Das ist ein ähnlicher Effekt, wie wenn ein Autoverkäufer bei VW versucht Dir ein Auto zu verkaufen, obwohl er
selbst glaubt, diese Autos taugen nichts. Er wird Dich nicht überzeugen können. Er brennt nicht.
Kannst Du jemanden davon überzeugen, das Du die richtige Frau für eine Tätigkeit bist?

Zitat:
Wenn ich weiss, dass meine Angst aus einem Vater-Mutter-Konflikt entstand und meine Selbstvertrauen aufgrund
einer zu starken Identifikation mit der Mutter nicht da ist, dann werde ich dadurch auch nicht mutiger. Das Wissen
um die Ursache der Angst ändert daran nichts.


Oh doch. Das Wissen um die Ursache der Angst hat meiner Meinung nach eine sehr große Bedeutung.
Da Du weißt, das Dein Selbstvertrauen aus Vater, Mutter, Kind Beziehungen stark
gefärbt ist, musst Du doch auch wissen, das Du gesund und psychisch kräftig und
erfolgreich sein kannst, wenn Du Dir ein anderes Konfliktdenken und Konfliktverhalten zulegst.
Zitat:
Die Angst kommt ganz automatisiert trotzdem hoch, sobald ich nur schon an ein Vorstellungsgespräch denke


Da wirst Du Recht haben. Deine Angst, geht nicht weg, weil Du viele, viele Jahre Deinen
Gefühlespeicher (Unterbewusstsein) einseitig gefüttert hast.

Denken funktioniert fast automatisch. Was Du denkst und schreibst sind fast nur vorgefertigte selbst gedachte
Konserven. Es kommt immer wieder fast das gleiche heraus.
Es gibt aber ein Möglichkeit Dein Unterbewusstsein regelmäßig und dauerhaft mit positiveren Informationen
zu füttern. Deine Ängste kommen dann zwar immer noch automatisch hoch. Automatisch kommen aber auch
die positiven Gedanken mit hoch. Und warum solltest Du die Angstgedanken benutzen, wenn Du auch positive
gleichzeitig zur Verfügung hast.

Zitat:
Ich würde aber auch mal etwas ungewöhnliches ausprobieren. An was hast du gedacht?


Das hatte ich damit gemeint. Es beginnt damit, zunächst einmal zu verstehen, wie Du denkst und wo Du Deine
Angst herholst, angeblich automatisch.

agoraphobie-panikattacken-f4/extreme-angstschuebe-wie-stoppen-t75653-20.html#p1054513

Vielleicht kannst Du hiermit schon etwas anfangen.

Viele Grüße

Bernhard

07.09.2016 22:14 • #12


C
Zitat von Hotin:
Bitte lass Dich jetzt nicht ärgern von mir. Wenn der ehemalige Therapeut Dir gezeigt hat, wie es geht, warum
machst Du das denn dann nicht schon länger allein?

Es handelt sich um eine andere Angst. Soziale Ängste sind etwas anderes als Panikattacken. Und wie wir wissen, reicht das alleinige Wissen nicht. Sonst bräuchte es keine Therapeuten mehr. Dann können Leute mit psychischen Probleme einfach ein Buch lesen und alles ist okay. In der Theorie weiss man ja, wie es gehen würde. Ich glaube jeder oder fast jeder Angstbetroffene weiss, dass Vermeidung keine Lösung ist und er sich eigentlich konfrontieren müsste, aber trotzdem vermeiden viele Angstpatienten angstbesetzte Situationen. Man braucht jemanden an der Seite, der gezielte Unterstützung bietet.

Zitat von Hotin:
So wie ich es geschrieben habe. Kann es sein, das Du nicht in Bewerbungsgespräche gehen willst, weil Du allgemein
etwas unsicher bist. So ein Bewerbungsgespräch fällt Dir viel leichter, wenn Du den Job auch wirklich haben möchtest.
Wenn Du Dir da nicht ganz sicher bist, brauchst Du keine Angststörung, um schlecht im Gespräch auszusehen.
Du kannst dann schlecht jemanden überzeugen.
Das ist ein ähnlicher Effekt, wie wenn ein Autoverkäufer bei VW versucht Dir ein Auto zu verkaufen, obwohl er
selbst glaubt, diese Autos taugen nichts. Er wird Dich nicht überzeugen können. Er brennt nicht.
Kannst Du jemanden davon überzeugen, das Du die richtige Frau für eine Tätigkeit bist?


Eigentlich möchte ich Praktika machen um herauszufinden, was mir wirklich liegt und Spass macht. Praktika haben ja nicht nur den Nutzen, dass man Praxiserfahrung sammelt, sondern haben gerade für den Praktikanten ja auch den Nutzen um Gewissheit über die beruflichen Ziele zu erlangen. Ich kenne die Berufe ja bisher eigentlich nur aus der Theorie und möchte sie jetzt praktisch kennenlernen. Dann weiss ich auch besser, was ich wirklich will bzw. nicht will.

Wenn wir beim Autobeispiel sind, dann bin ich ja das zu verkaufende Objekt. Und wenn man nicht so ein starkes Selbstbewusstsein hat, dann ist man natürlich auch nicht so überzeugt vom Verkaufsobjekt.

Zitat von Hotin:
Oh doch. Das Wissen um die Ursache der Angst hat meiner Meinung nach eine sehr große Bedeutung.
Da Du weißt, das Dein Selbstvertrauen aus Vater, Mutter, Kind Beziehungen stark
gefärbt ist, musst Du doch auch wissen, das Du gesund und psychisch kräftig und
erfolgreich sein kannst, wenn Du Dir ein anderes Konfliktdenken und Konfliktverhalten zulegst.

Ich glaube reines Wissen reicht nicht. Das kann kurzfristige Hoffnung/Beruhigung geben, aber für den Aufbau des Selbstvertrauens braucht es gezielte Interventionen, die ich meiner aktuellen Therapie nicht erhalten habe.

07.09.2016 22:48 • #13


Hotin
Hallo christine84,


Zitat:
Es handelt sich um eine andere Angst. Soziale Ängste sind etwas anderes als Panikattacken.
Man braucht jemanden an der Seite, der gezielte Unterstützung bietet.


Solange Du das Thema überwiegen nur theoretisch betrachtest, wird es nicht einfach sein, Deine Ängste
zu reduzieren.

Zitat:
Eigentlich möchte ich Praktika machen um herauszufinden, was mir wirklich liegt


Wunderbar, warum hast Du Dich noch nirgendwo vorgestellt?
Zitat:
Wenn wir beim Autobeispiel sind, dann bin ich ja das zu verkaufende Objekt.


Das kannst Du so sehen. Dein Absatz über Praktika hört sich gut an.
Und das kannst Du in einem Vorstellungsgespräch nicht rüber kriegen?
Das glaube ich nicht.

Zitat:
Ich glaube reines Wissen reicht nicht.


Dann sind wir hier alle einer Meinung, auch Dein Therapeut, der sagt. Mach mal etwas.

Zitat:
aber für den Aufbau des Selbstvertrauens braucht es gezielte Interventionen, die ich meiner aktuellen
Therapie nicht erhalten habe.


Dies Betrachtungsweise teile ich nicht. Ein Therapeut ist eigentlich nichts anderes, als ein Spiegel. Er sagt Dir,
wie er Dein Verhalten sieht.
Wenn Du weißt, das Veränderung erforderlich ist, dann interveniere gezielt selbst. Bestimmt willst Du kein
Leben führen, wie Dein Therapeut oder ich es empfehlen.
Also, selbst ist die Frau. Und keine Angst davor Fehler zu machen.
Es gibt fast nichts ohne Fehler. Die gehören immer dazu.

Viele Grüße

Bernhard

07.09.2016 23:15 • #14


P
[quote=Hotin]
Solange Du das Thema überwiegen nur theoretisch betrachtest, wird es nicht einfach sein, Deine Ängste
zu reduzieren.
[quote]

Das lese ich hier als dein Hauptproblem raus. Du suchst und findest für vieles Erklärungen, Ausreden, neue Probleme, Ausflüchte.

Auch für angebotene Lösungsansätze.

Eventuell bist du deshalb bei deinem sehr provokanten und forschen Psychologen angeeckt.

Aber eventuell wäre er genau DAS was du jetzt brauchst. Nämlich kein Bauchpinsler, sondern ein Ar..

Meine Direktheit soll dich NICHT unter Druck setzten. Ich will dir nur zeigen, dass es viele Wege gibt, die dir helfen könnten, aber nur EINE Person, die es umsetzen kann und muss und das bist DU! Und ob jetzt einer kommt, deine Hand nimmt und sagt Ach komm, probier es doch. oder Beweg deinen Hintern. ist natürlich ein gravierender Unterschied, aber bewegen musst dennoch DU dich.

08.09.2016 09:15 • x 1 #15


C
Ok ihr habt recht, vielleicht sollte ich es besser ganz ohne Therapeut ausprobieren. Man hat immer das Gefühl, man brauche jemand, der sagt, was zu tun ist. Aber warum eigentlich? Ich weiss ja auch selbst was zu tun ist. Nicht dass der Therapeut am Ende noch eine Art Kompensation ist. Dann werde ich jetzt erst versuchen in ein Bewerbungsgespräch zu kommen, bei einer Firma, bei der ich den Job gar nicht will.

Sonst habe ich nur wieder einen Therapeuten, der mir noch mehr schlaflose Nächste beschert, weil ich mir die ganz Nacht Sorgen mache, bald in Hartz IV abzugleiten. Letzte Nacht hatte ich seit langem wieder eine Panikattacke. Nicht wegen den Bewerbungsgesprächen, sondern wegen Zukunftsängsten aufgrund der Hartz IV-Perspektiven des Psychiaters. Das ist auch für Bewerbungsgespräche nicht förderlich, weil jetzt mein vegetatives Nervensystem schon wieder überreizt ist, der Körper also schneller nervös wird.

Also verschwende ich keine Zeit mit Therapeuten, die mir noch mehr Angst machen, sondern versuche durch gezielte Exposition das Heft wieder selbst in die Hand zu nehmen.

08.09.2016 09:51 • x 1 #16


R
Bist du jetzt christine84 oder tina92?

08.09.2016 10:02 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

C
Zitat von Reenchen:
:shock: Bist du jetzt christine84 oder tina92?


Ich wusste nicht mehr, dass ich hier schon einmal einen Account eröffnet habe. Wie kann man einen Account denn wieder löschen? Ist beides die gleiche Person.

08.09.2016 10:13 • #18


R

Unter dem jeweiligen Profil, welches du löschen möchtest, gehst auf Anmeldedaten ändern und Account löschen. Wenn das nicht geht, dann PN an member/Psychic-Team/ schreiben.

08.09.2016 11:41 • x 1 #19


Hotin
Hallo Christine84,

Zitat:
sondern versuche durch gezielte Exposition das Heft wieder selbst in die Hand zu nehmen.


Ein wunderbare Entscheidung, die Du da getroffen hast. Mach das. Dies ist der
Weg der Dich zum Erfolg führt.
Deine Angst wird dann schwächer, wenn Du etwas praktisch machst. Dabei erkennst Du, das Deine Angst zwar
manchmal berechtigt ist. Allerdings erkennst Du auch, dass mindestens 2 von 3 Ängsten falsch oder zumindest
zu stark, also völlig unangemessen sind.

Zitat:
Letzte Nacht hatte ich seit langem wieder eine Panikattacke.


Ich glaube nicht, das die Panikattacke ausgelöst wurde, weil Du von dem Therapeuten unter Druck gesetzt
wurdest. Ich bin davon überzeugt, innerlich weißt Du genau, dass Du jetzt allein losgehen musst. Und das
scheint Dir noch heftige Angst zu machen. Ist ja einfach ziemlich neu, Verantwortung für Dein Handeln selbst
zu tragen.
Verkäufer haben oft Angst, ihre Produkte nicht verkauft zu bekommen. Man versucht
ihnen die Angst zu nehmen, indem man ihnen immer wieder Sätze sagt, wie
Was kann ihnen passieren? Nicht verkauft haben sie schon.
Das gleich sage ich Dir. Was kann Dir passieren? Keine Praktikum-Stelle hast Du doch schon.
Du hast aber jetzt die Chance einen Erfolg zu erreichen.
Sofort klappt das meistens nicht. Aber es wird nach und nach funktionieren.

Zitat:
vielleicht sollte ich es besser ganz ohne Therapeut ausprobieren.


Das ist die Frage. Warum willst Du es jetzt auf einmal ganz ohne Therapeut probieren? Du wirst Dich wundern,
wie anders so ein Therapeut reagiert, wenn er sieht, wie Du selbstständig etwas bewegst.

Zitat:
Man hat immer das Gefühl, man brauche jemand, der sagt, was zu tun ist. Aber warum eigentlich?


Eine enorm gute Aussage von Dir. Einerseits brauchst Du in Deinem Leben einen Spiegel, der ziemlich
ehrlich ist. Viele Menschen im Privatleben spiegeln extra oder auch unabsichtlich falsch. Ein Therapeut wird
sehr wahrscheinlich ehrlich spiegeln. Es ist nur das Gefühl, dass Du jemanden brauchst.
Der Grund, warum das nicht funktioniert ist folgender

Zitat:
Ich weiss ja auch selbst was zu tun ist.


Es gibt nur eine Person, die weiß, was zu tun ist. Das bist Du.
Das Wichtigste wird fast immer völlig falsch verstanden. Ein anderer Mensch, so auch ein Therapeut ist nicht
dafür da, zu sagen, was Du tun sollst. Er hat aber eine wichtige Funktion. Er soll Dir nur sagen, was Du nicht
tun solltest, weil Du dann damit weiter unzufrieden sein wirst.

Sobald Du verstanden hast, wie die Kritik anderer Menschen zu bewerten ist, öffnet sich für Dich eine Neue Welt.
Du wirst weitgehend frei und unabhängig von den Bewertungen anderer Leute.

Viel Erfolg für Dich

Bernhard

08.09.2016 11:54 • x 1 #20


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