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Hypochonder2015
Hallo,

ich komme jetzt mal auf eine nicht ganz übliche Angst zu sprechen und zwar die Angst vor allem, was mit Blaulicht und Martinshorn durch die Gegend fährt. Rettungswagen, Polizei, Feuerwehr...
Immer wenn ich Martinshorn höre, muss ich mir die Ohren zuhalten, was vielleicht noch relativ normal ist. Niemand findet das Geräusch toll. Aber in mir zieht sich dann alles zusammen. Ganz schlimm ist es dann auch, wenn es ganz in meiner Nähe aufhört. Dann denke ich: Oh nein, das hören hat doch schon gereicht, jetzt muss ich es gleich bestimmt auch noch sehen und kneife auch noch die Augen zusammen, um nichts sehen zu müssen. Habe ich dann jemanden dabei, der mir sagt: Alles gut, die sind weg, gerade da vorne vorbeigefahren, ist alles in Ordnung und ich kann weiter gehen. Zwar zitternd und mit Herzrasen, aber ich kann weiter gehen. Habe ich aber niemanden dabei in so einer Situation, kann es passieren dass ich laaange stehen bleibe... mit zusammengekniffenen Augen, fest zugehaltenen Ohren und nahe einer Panikattacke. Oder dass ich, wenn ein Geschäft in der Nähe ist, dieses betrete und erst wieder verlasse, wenn die Gefahr gebannt ist.
Einmal war ich irgendwo eingeladen, musste aber spontan absagen, weil ein Rettungswagen lautstark in der Siedlung unterwegs war und immer näher zu kommen schien. Ich wollte ihn nicht sehen, die Vorstellung, ihm auf dem Weg zum Auto zu begegnen, brachte mich fast um.
Ich laufe auch ungern an Hauptstraßen oder im Wald (? warum eigentlich da?), ich könnte ja einem Fahrzeug mit Sondersignal begegnen.
Dummerweise wohne ich in einer relativ belebten Gegend, wo auch ein Seniorenheim in der Nähe steht und mehrere Arztpraxen, und eine größere Kreuzung wo auch gerne mal Unfälle passieren.
Stichwort Arztpraxen, auch da hab ich vorher große Bedenken. Es könnte ja der Fall eintreffen, dass dort jemand kollabiert... oder Ähnliches... und sofort mit RTW ins Krankenhaus muss.

Ich würde am liebsten in einem Dorf oder noch besser auf einer autofreien Insel wohnen, wo ich dieses Geräusch nicht täglich um mich habe.

Wenn ich zum Beispiel auf einer großen Wiese stehe, und am anderen Ende fährt auf der Landstraße so ein Gefährt vorbei und ich sehe, dass sie nicht in meine Richtung kommen, ist alles okay - da kann meinetwegen auch ein ganzer Löschzug vorbei fahren. Aber wehe, sie biegen dann in meine Richtung ab. Dann muss ich flüchten! Oder eben Ohren und Augen zuhalten und warten, bis es vorbei ist.

Viele verstehen das nicht, können es nicht nachvollziehen oder sagen: Ja, mir ist das auch unangenehm. Mir ist es nicht nur unangenehm, ich habe regelrecht Panik davor und bin - wie ihr anhand der wenigen Beispiele sehen könnt - im Alltag eingeschränkt.

Woher diese Angst kommt, kann ich mir nicht erklären. Vermutlich durch ein Erlebnis in der Kindheit, ich war bei einem Einradturnier in einem Park und habe meinen Cousin (zwei Jahre jünger als ich) in einen Springbrunnen geschubst mit dem Kommentar: Na, gucken wir mal, ob du schon schwimmen kannst. Konnte er natürlich nicht und ist fast abgesoffen, was ich lustig fand, alle anderen eher weniger. Er wurde von mehreren Verwandten weggebracht und ver- und umsorgt, während ich einen Schrecken bekam (er war ein bisschen unterkühlt, sonst war aber nichts und er brauchte auch keine medizinische Hilfe) und mich in einem Gebüsch versteckte. Als ich da nach ein paar Minuten vorsichtig wieder raus kam, sah ich, wie ein Rettungswagen auf der Wiese stand, und fing an zu heulen, weil ich dachte, ich hätte ihn umgebracht. Der RTW war aber nicht für ihn gekommen, sondern für jemanden der sich verletzt hatte. Möglicherweise bringe ich das mit diesem Erlebnis in Verbindung...

19.09.2015 09:14 • 19.09.2015 #1


3 Antworten ↓


P
Angst haben müssen andere nicht immer unbedingt verstehen. wichtig ist nur dass Du Deine Angst akzepzierst und lernst damit zu leben. ich hab zB Angst vor Katzen, obwohl die eher ungefährlich sind. vielleicht hast Du im Unterbewusstsein ein erlebnis dass Dich geprägt hat.

19.09.2015 09:48 • x 1 #2


A


Die Angst vor Martinshorn schränkt mich im Alltag ein!

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Hotin
Hallo Hypochonder 2015,

Zitat:
ich komme jetzt mal auf eine nicht ganz übliche Angst zu sprechen


Das Dich das belastet, kann ich gut verstehen.
Auch Deine Erklärung, wo das her kommen könnte kann durchaus der Grund sein.

Und was hast du für eine Vorstellung von dem Begriff Angst?
Und wer oder was meinst Du kann Dir da helfen. Oder befürchtest Du das ist unheilbar?
Was hast Du denn schon dagegen unternommen?

Viele Grüße

Hotin

19.09.2015 11:50 • #3


Mondkatze
hallo Hypochonder 2015

ich kann Dir sagen, dass ich es liebe das sogenannte Martinshorn zu hören.

Vielleicht kannst Du versuchen, Deine Gedanken darüber so zu ändern, dass Du nicht mehr denkst, es kommt Gefahr auf Dich zu.

Sieh mal, jemand der in Not ist, durch einen Unfall oder eine akute Erkrankung, oder ein Haus oder Auto brennt, derjenige weiß dass Hilfe und Rettung naht, sobald er das Martinshorn hört. Das hat eine sehr große Bedeutung für Menschen, die Hilfe benötigen.

Ich war selbst viele Jahre im Rettungsdienst und weiß wie beruhigt Leute waren, wenn sie die Sirene gehört haben.

Vielleicht kann Dich das dazu bewegen, das alles mal aus einer anderen Sicht wahrzunehmen.

Versuche doch nächstes Mal, wenn Du wieder einen Rettungswagen oder Feuerwehr hörst zu denken, Gott sei Dank, sie sind gleich da und können helfen.

Ich wünsche Dir alles Gute
LG
Mondkatze

19.09.2015 23:53 • x 1 #4