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Meine Mutter ist im Mai letzten Jahres gestorben, mittlerweile habe ich (glaube ich) meine Schuldgefühle verloren (ich konnte nicht bei ihr sein als sie starb).

Wir hatten ein gestörtes Verhältnis (wo ich mittlerweile weiss wo das her kam), dennoch war es meine Mutter und ich habe sie ja doch geliebt. Ihr Tod hat mich in ein ganz tiefes Loch gezogen, das war genau der Zeitpunkt als ich lernen musste dass sie große Schuld daran hatte dass ich und meine Geschwister so krank geworden sind.

Ich wusste nicht ob ich aktiv trauern sollte oder nicht. Bei der Abschiedsfeier bin ich mit einem Nervenzusammenbruch eingebrochen.

Ich habe ihr in meinem Wohnraum einen kleinen Raum eingerichtet (Bild, Kerze, Teil ihrer Asche, ect.) und traue mich nicht mehr da hinzuschauen, geschweige denn, die Kerze mal wieder anzuzünden.

Wenn ich da hinschaue, dann geht gleich die riesen Welle durch meinen Bauch.

Nun habe ich mir schon überlegt ob ich diese Dinge irgendwo in einen Schrank stelle wo ich es nicht sehe aber eigentlich möchte ich ihr Bild auch aufhängen.

Hat jemand einen Tipp was vielleicht richtig ist? Muss ich hier auch ein Konfrontationstraining machen (ihre Ecke anschauen)?

Ich habe schon einige Menschen die mir wichtig waren verloren und alle waren so jung. Mein Cousin hatte sich umgebracht, ich war bei der Beerdigung und hatte das dann aber irgendwie verdrängt weil mir das Thema Suizid sehr unangenehm war. Außerdem hatte ich schon immer Probleme mich mit dem Tod auseinanderzusetzen. So richtig aktiv getrauert habe ich eigentlich noch nicht. Für mich waren es Schock-Erlebnisse.

LG
Shaliah

11.01.2010 23:06 • 11.01.2010 #1


2 Antworten ↓


P
Hallo Shaliah,

es könnte wirklich das Beste sein, sich mal intensiv damit auseinanderzusetzen. Der Nervenzusammenbruch könnte schon daherrühren, einerseits jemanden verloren zu haben, der Dir sehr nahestand, insofern Mitleid zu empfinden und auf der anderen Seite abgrundtiefe Wut zu empfinden, die Du Dir vielleicht nicht eingestehen wolltest. Dass Hass den Trauerprozess erschweren kann, ist bekannt. Vor allem, weil Dir die Verursachung Deiner Probleme durch sie erst nach ihrem Tod klar wurde.

Ich bin etwas jünger, meine Eltern sind beide noch nicht alt und trotzdem überlege ich mir oft, wie ich reagieren würde, wenn sie jetzt sterben würden, obwohl ich den Kontakt mit ihnen wegen meiner Kindheits- und sonstigen Erfahrungen praktisch beendet habe.

Vielleicht kannst Du trauern, wenn Du versuchst, erstmal diese neg. Emotionen ihr gegenüber zuzulassen, wenn welche da ist und trotzdem irgendwie Abschied zu nehmen.

pc

11.01.2010 23:28 • #2


S
Da hast Du mich ja völlig durchschaut!

Was die Wut und den Hass angeht: Ich konnte ihr, eine Woche vor ihrem Tod, am Telefon noch sagen dass ich ihr verziehen habe. Das habe ich auch von ganzem Herzen, vor allem weil ich weiß dass sie auch ein sch.... Leben hatte und ihr Leben war auch voller Angst. Ich muss tatsächlich aber noch an Dinge arbeiten (einige ihrer Verhaltensweisen anderen Menschen gegenüber, ect.) bzw. diese akzeptieren.

Vielleicht habe ich aber doch noch Schuldgefühle obwohl ich diese nicht haben sollte.

Naja, ich mache mir da keinen Druck. Mir hat mal jemand gesagt dass ich in Gedanken mit ihr reden sollte, ich werde mal irgendwann versuchen ob mir das gelingt.

Danke für Deine Antwort!

LG
Shaliah

12.01.2010 00:12 • #3