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Hallo alle miteinander,

ich lese nun schon seit längerer Zeit dieses Forum und möchte Euch an dieser Stelle meine Geschichte und mein Problem schildern. Es ist etwas länger geworden, vielleicht hat ja trotzdem jemand Lust, sich das durchzulesen.

Wo fange ich an? Ich bin mittlerweile 27, hatte eine relativ schwierige Kindheit, war hyperaktiv - Ritalin - zeitweise zwischen meinem 6. und 8. Lebensjahr war ich im Heim (2x für jeweils etwa 6 Monate) weil meine Eltern mit mir nicht mehr fertig geworden sind. Hinzu kamen immer wieder Sitzungen beim Kinderpsychologen, plus ein Jahr Sonderschule für schwer erziehbare Kinder - kurz gesagt: Es war die Hölle. Meine Eltern wurden regelmäßig zur Schule zitiert, zu Elternabenden trauten sie sich aus Scham irgendwann nicht mehr hin. Zahlreiche Schulverweise waren auch dabei. Dennoch möchte ich betonen, dass meine Eltern mir stets Liebe vermittelt haben, egal wie schwer die Zeit für sie und mich war.

Ich habe die Realschule besucht und die 8. Klasse wiederholt. Bis dahin war ich durch meine Hyperaktivität extrem verhaltenauffällig, hatte kaum Freunde und stieß bei Mitschülern und Lehrern durchweg auf Ablehnung. Das Wiederholen der 8. Klasse war ausschließlich meiner Faulheit geschuldet.

Seitdem ging es mit mir bergauf. Wir hatten einen Schulpsychologen, mit dem ich sehr gut klar kam. In meinem Wiederholungsjahr war dieser auch mein Klassenlehrer und er hatte wesentlichen Anteil daran, dass meine Noten besser wurden, ich mich besser konzentrieren und schließlich Ritalin absetzen konnte. Verhaltensauffällig war ich seitdem kaum mehr. Dieser Lehrer war der erste Mensch, der mich so akzeptierte wie ich war: Unangenehm und schwierig. Ich hatte den Realschulabschluss schließlich gepackt und eine Ausbildungsstelle in der Tasche.

Im wilden Alter, so zwischen 15 und 20 zog ich es vor, mich an den Rechner zu setzen und mich mit mir selber zu beschäftigen, anstatt raus zu gehen, um die Häuser zu ziehen und mich um eine Freundin zu bemühen... was junge Leute in dem Alter halt normalerweise so machen. Unglücklicherweise war ich was das anging nicht normal. Ich hatte ich mich nie wirklich für Frauen interessiert und mied den Kontakt zu ihnen. Das hängt auch mit der Tatsache zusammen, dass ich durch die starke Ablehnung in meiner Kindheit/Schulzeit die Motivation verloren hatte. Ich ließ mich gehen, futterte, wurde schwer, das Klischee ist geläufig...

So blieben auch sexuelle Erfahrungen mit Frauen in meiner Pubertät und Jugend aus. Es war schmerzhaft zu sehen, dass die wenigen Freunde die ich hatte ihre ersten Erfahrungen machten. Teilweise entwickelten sich Beziehungen die bis heute halten. Es tat weh, aber ich hatte mich mit dem Zustand des Alleinseins letzendlich arrangiert.

Kurz gesagt kann man festhalten, dass ich mich irgendwann damit abgefunden hatte, auf Lebenszeit allein zu sein. Das war okay für mich. Ich lebte mit dieser Einstellung und hatte sehr lange kein Problem damit. Seit dem Ende der Schule führte ich ein unauffälliges Leben. Nach der Realschule hab ich eine Ausbildung gemacht und arbeite seit fast 10 Jahren erfolgreich im selben Betrieb. Mein Freundeskreis hat sich seitdem etwas vergrößert, verhaltensauffällig bin ich nicht mehr. Mittlerweile bin ich eher der gesellige, ruhige Typ. Eigentlich genau das Gegenteil von früher. Ich investierte in meiner Freizeit immer noch viel Zeit in den Rechner und Onlinespiele, war immer noch schwer... naja da ist es wieder, das Klischee.

Kommen wir in die jüngere Vergangenheit - Zauber der Liebe.

Anfang 2009 lernte ich über ein Onlinespiel eine Frau kennen. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch und wir unterhielten uns lange, über Gott und die Welt. Ich hatte noch keine Erwartung oder Ahnung, dass sich da ernsthaft was entwickeln könnte. In den folgenden Tagen telefonierten wir ganze Nächte durch, die Gespräche wurden intensiver. Wir stellten fest, das wir viele gemeinsame Interessen haben. Irgendwann tauschten wir Fotos aus. Zu meiner Verwunderung stieß ich bei ihr nicht auf Ablehnung, sondern sie fand mich attraktiv, und ich sie ebenfalls. Etwa 2 Wochen später haben wir uns getroffen. Ich hatte noch nie so ein (schönes) Herzrasen. Es entwickelte sich eine Wochenendbeziehung, wir waren Hals über Kopf verliebt, das stellte ich zu keinem Zeitpunkt in Frage. Mein Leben veränderte sich von einen Tag auf den anderen. Dieses Gefühl, Zuneigung und Liebe zu erfahren und geben zu können, war völlig neu und unbeschreiblich schön für mich. Ich habe mich meiner Freundin offenbart und sie wusste dass ich völlig unerfahren war. Für sie war das kein Problem, und sie gab mir alle Zeit, meine Gefühle zu verarbeiten. Im Gegensatz zu mir hatte sie, 27, bereits eine gescheiterte Ehe hinter sich (sie wurde betrogen) und brachte 2 Kinder mit in unsere Beziehung. Uns war bewusst, dass es nicht einfach würde, aber wir wollten es so. Allein aufgrund der Tatsache, dass sie mir eine Chance gab, wollte ich sie auf gar keinen Fall verlieren.

Zu dieser Zeit wog ich 140 Kilo bei 1 Meter 86. Also nicht gerade ideal. Ich wollte das ändern und startete eine beispiellose Radikaldiät. Ich aß kaum noch, schwamm, lief, und nahm am Tag wenn es hoch kam 500 Kalorien zu mir. Es war extrem ungesund, aber ich hielt das bis September durch und verlor bis da hin 40 Kilo. Ich wollte meiner Freundin gefallen, es war mir nichts wichtiger als das. Obwohl sie meinte, dass ich ihr auch so gefalle, hielt ich durch und gefiel mir irgendwann auch selbst wieder. Das steigerte mein Selbstwertgefühl ungemein. Besonders für das schöne Gefühl und die Bestätigung, wieder Klamotten von der Stange kaufen zu können, lohnte sich der ganze Aufwand.

Ich hatte es lange aufgeschoben, weil ich nicht bereit dafür war, doch dann hatte ich irgendwann mein erstes Mal. Meine Freundin hatte sehr viel Geduld mit mir. Es war unbeschreiblich schön. Ich durfte fortan Dinge ausprobieren. Was immer ich wollte durfte ich tun. Alle sexuellen Erfahrungen die ich in meiner Jugend verpasst hatte, durfte und sollte ich aufholen.

Von der jüngeren Vergangenheit zur Gegenwart...

Im September 2009 ging es mir gesundheitlich sehr schlecht. Ich hatte durch meine Diät einen Kreislaufzusammenbruch, Herzrasen, Bluthochdruck (ich habe das in meinem Vorstellungsthread detaillierter erläutert). Seitdem habe ich Depressionen und leide unter Angstzuständen. Auf der Fahrt zu meiner Freundin habe ich manchmal Schweißausbrüche, Angst, zusammenzuklappen. Angst, nicht schnell genug Hilfe herbei holen zu können wenn mir was passiert. Meine Diät war natürlich passé. Mein Hausarzt verschrieb mir Betablocker, die ich inzwischen absetzen durfte. Die Angstattacken jedoch bleiben, besonders beim Autofahren oder einkaufen.

Hinzu kommt eine extreme Verlustangst und manchmal übernehmen mich Eifersuchtsattacken. Ich habe panische Angst davor, meine Freundin zu verlieren. Letztlich gab es niemals ansatzweise einen berechtigten Grund für meine Zweifel. Teilweise ist es so schlimm, dass ich einem regelrechten Kontrollwahnsinn unterliege und sie über Dinge ausfrage, was sie so macht, mit wem sie so telefoniert, ihr Handy nach SMS durchsuche (aber keine zweifelhaften fand) und so weiter. Sie offenbart mir alles, wenn ich ihr sage dass ich Angst habe sie zu verlieren und unterstützt mich wo sie kann, um meine Zweifel auszuräumen. Oft hat sie dabei geweint und das tut mir sehr weh Mir ist völlig klar, dass sich das nicht gehört, aber ich kann gegen diesen Wahnsinn nichts tun, ich bin ihm ergeben. Ich will meiner Freundin doch Liebe schenken und nicht Kummer bereiten. Ich weiß nicht was ich machen soll. Sie weiß wie es ist, betrogen zu werden und beteuert jedes Mal, dass ich nicht ernsthaft glauben könne dass Sie mir das antun würde, weil sie mich schließlich liebt und weiß, wie sehr es einen kaputt macht, betrogen zu werden.

Im März diesen Jahres hat es gekracht. Etwa 2 Wochen war Funkstille, sie blockte jeden Kommunikationsversuch. Sie stellte mich vor die Wahl, ich müsse meine Eifersucht kontrollieren oder ich verliere sie. Seitdem mache ich alles, um nicht zu zweifeln, nicht eifersüchtig zu reagieren wenn sie z.B. mal mit jemand anders über völlig belanglose Dinge telefoniert. Oder wenn sie mit dem Papa ihrer Kinder ÜBER die Kinder redet, oder die Kinder für sein Wochenende zu ihm fährt. Ich zeige es ihr nicht, aber ab und zu hab ich diese Probleme immer noch und vertusche es dann.

Ich weiß nicht was ich machen soll und habe keine Idee, wie ich es abstellen kann. Ich liebe meine Freundin von ganzem Herzen - ich habe nur sie - und will sie nicht wegen so einer dummen Angewohnheit verlieren.

Was kann ich machen? Habt ihr Ratschläge für mich?

Ganz liebe Grüße
Nexus 82

17.05.2010 13:05 • 17.05.2010 #1




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