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@Hazy mir geht es genauso echt schlimm ganzer Alltagskram incl Hausarbeit geht gar nicht zu machen was kann der Grund sein

Im Juli habe ich ein Gespräch bei meiner Neurologin. Da bin ich gespannt, vielleicht kann ich eine ADHS Diagnostik machen lassen.

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Totale Antriebslosigkeit ohne Depressivität / ADHS?

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schon echt lästig wenn man überhaupt auf den ganzen Alltagskram wenn man da dazu überhaupt keine Motivation hat diesen zu machen aber komisch ins Geschäft kann ich gehen Tag aus Tag ein und Sport machen auch aber alles andere geht gar nicht wie blockiert will nur abhängen und meine Ruhe haben wir beide könnten seelen verwandt sein. und das komische wenn man 1 Tavor nimmt hat man plötzlich Interesse das alles zu machen den ganzen Alltagskram mein Doc kann so was auch nicht nachvollziehen und obendrein noch weil Tavor oder Busp überhaupt keine Motivationsmacher sind diese sollen ja beruhigen

@Hazy, was kam denn raus bei dir?
Habe mich in deinen Ausführungen auch erkannt. An manchen Tagen ist es wirklich schlimm. So wie gestern.
Möchte damit aber auch besser umgehen können, weil ich Zukunftspläne habe. Nur habe ich ganz viele Gedanken im Kopf und laufe dann trotzdem nicht los, weil ich so oft blockiert, fast schon paralysiert bin. :-/

@RainerFeldweg ich habe letztes Jahr im August die ADHS Diagnose bekommen und nehme seitdem Medikamente dafür. Ich muss sagen, dass das mein Leben deutlich zum positiven gewendet hat.

Hallo Hazy,

Zitat von Hazy:
Ich bin seit Wochen absolut antriebslos. Ich mache echt nur das Nötigste, liege am liebsten nur rum, höre Podcasts oder spiele am Handy rum. Dabei bin ich aber nicht depressiv oder Hoffnungslos, viel mehr fehlt mir der Anreiz, Aufgaben zu beginnen und zu Ende zu bringen.

so etwas kenne ich auch immer wieder mal. Ich hoffe, es Dir geht es inzwischen wieder besser.

Was ich mich dabei aber frage. Muß sowas denn immer mit einer Krankheit zusammen hängen?
Darf dies nicht auch einfach für eine längere Zeit mal einfach nur normal sein?

Zitat von Hazy:
ich leide unter den oben genannten Dingen sehr und frage mich schon mein Leben lang, was mit mir eigentlich nicht in Ordnung ist.

Warum leidest Du darunter.Du gestaltest Dein Leben doch. Bist eine kreative Frau und positiv gestimmt.
Was soll denn mit Dir nicht in Ordnung sein?

Zitat von Hazy:
Ich kenne keine Ruhe in meinem Kopf

Gut, auf diese Aussage gibt es mindestens zwei Antworten.
Zum einen kann es keine echte Ruhe im Gehirn geben. Wie unser Herz und andere Organe, so arbeitet
auch unser Gehirn ohne Pause durch.
Vermutlich sprichst Du aber von etwas anderem.
Sprichst Du davon dass es auch keine von Dir gefühlte Ruhe im Kopf gibt?
Falls ja, bist Du daran sicher sehr stark beteiligt.
Unser Gehirn funktioniert mit einem unterbewussten Bereich und einem bewusst gesteuerten Bereich.
Ein Bereich quasselt immer.
Hauptsächlich spricht fast nur unser unterbewusster Bereich. Er spricht schnell, fast ständig und überfutet uns mit Erinnerungen, Gefühlen, Wünschen und hauptsächlich auch Ängsten.

Möchtest Du mehr Ruhe im Kopf fühlen, geht es am Besten, wenn Du Dich mit bewusstem Denken
dazwischen schaltest. Etwas bewusst, gemeint ist, etwas absichtlich denken, gibt meistens ein
Gefühl, ein wenig Kontrolle ausüben zu können. Dadurch wird sich häufig auch ein Gefühl der Ruhe
im Kopf ausbreiten.
Immer nur ein Teil kann im Gehirn sprechen. Entweder Dein Unterbewusstsein oder Du kannst bewusst
denken.

Da unser unterbewusstes Denken 100 mal schneller redet, als wir es bewusst können, sollte man
natürlich üben, wann und wie man bewusst denkt.
Und man sollte das, was unser Gehirn uns unterbewusst als Denken anbietet, nicht für eigenes,
bewusstes absichtliches Denken halten.
Das kann jeden Menschen schon mal leicht verunsichern.

Zitat von Hazy:
Ich reagiere auf soziale Zurückweisung sehr gekränkt und empfindlich, es schmerzt mich manchmal unverhältnismäßig doll oder ich werde trotzig und wütend

Dies scheint so ein Beispiel zu sein, wie es manchmal im Kopf zugeht.
Die beschriebene Reaktion kann kaum eine bewusste Reaktion von Dir sein.
Du beschreibst meiner Ansicht nach die gelegentlich fast automatisch ablaufende
unterbewusste Reaktion, welche Dir Dein Gehirn in solchen Fällen als schnelle Lösung
anbietet.
Denn Grundsätzlich ist Zurückweisung etwas, was immer tagtäglich abläuft.
Irgend jemand sagt immer, Nein oder Stopp, das siehst Du falsch oder etwas Ähnliches.
Das bedeutet.
Langsam, ruhig und bewusst nachgedacht, ist Zurückweisung ein völlig normaler
Vorgang, wenn Menschen miteinander zusammen sind.
Somit sollte dies also eher nur selten ein Grund dafür sein, empfindlich und gekränkt zu
reagieren. Und Schmerzen, sollte Dir sowas nur selten bereiten.
Viele Grüße
Bernhard

Zitat von Hazy:
@RainerFeldweg ich habe letztes Jahr im August die ADHS Diagnose bekommen und nehme seitdem Medikamente dafür. Ich muss sagen, dass das mein Leben deutlich zum positiven gewendet hat.

Oh prima, das freut mich für dich!
Gibt mir jetzt auch nochmal etwas Schwung, mich mal testen zu lassen.

Zitat von RainerFeldweg:
Oh prima, das freut mich für dich! Gibt mir jetzt auch nochmal etwas Schwung, mich mal testen zu lassen.


bei adxs org gibt es einen großen Symptomtest, der ist sehr detailliert. Den kannst du im Vorfeld schon mal machen. Fand das ganz hilfreich. Viel Glück!

Zitat von Hotin:
Hallo Hazy, so etwas kenne ich auch immer wieder mal. Ich hoffe, es Dir geht es inzwischen wieder besser. Was ich mich dabei aber frage. Muß sowas ...

Hallo Bernhard,
danke für deine detaillierte Antwort. Mein ursprünglicher Beitrag ist schon etwas länger her. Mittlerweile wurde ich (vor einem Jahr) mit ADHS diagnostiziert, was sehr viel erklärt und weshalb sich vieles in meinem Leben verändert hat. Vor allem die Unruhe in meinem Kopf hat sich dank des neuen Medikaments deutlich gebessert und ich komme viel besser zurecht.
Was die Sache mit der Zurückweisung angeht, kannst du mal „Rejection Sensitivity“ bei Google nachlesen, das passt sehr gut und kommt bei Menschen, die von ADHS betroffen sind recht häufig vor. Ebenso wie die massive gedankliche Unruhe. Ich danke dir dennoch für deine netten Worte und die Mühe, die du dir gemacht hast.
Viele Grüße,
Hazy

Zitat von Hazy:
Was die Sache mit der Zurückweisung angeht, kannst du mal „Rejection Sensitivity“ bei Google nachlesen

Das ist mir nicht neu. Um unter Zurückweisungs-Empfindlichkeit zu leiden, braucht es aber
oft gar kein ADHS.
Denn darunter leiden große Teile der Bevölkerung.
Damit möchte ich sagen. Mir ist nicht bekannt, das eine ADHS Problematik die Entspannung
der eigenen Psyche nicht zulässt.

Zitat von Hotin:
Das ist mir nicht neu. Um unter Zurückweisungs-Empfindlichkeit zu leiden, braucht es aber oft gar kein ADHS. Denn darunter leiden große Teile der ...


Ich denke schon, dass man auch als Mensch mit ADHS entspannen und den Kopf abschalten kann. Wenn man denn weiß, was die Ursache ist. Denn dann kann man daran und damit arbeiten.

Wenn man es aber nicht weiß und immer die falschen Dinge therapiert und behandelt, wird das schon deutlich schwieriger. Jetzt weiß ich, dass ich einen Dopaminmangel und Probleme mit der Impulskontrolle habe. Das wusste ich vorher nicht. Ich habe mir mein Leben lang eingeredet, dass ich ein fauler, undisziplinierter Mensch bin, der zu blöd ist, aus den ganzen Verhaltenstherapien zu lernen. Aber jetzt weiß ich, dass das tatsächlich eine Ursache hat und es eben nicht an meinem Willen liegt.

Ich kann seitdem deutlich besser Frieden mit mir selbst machen und ich kann mir Hilfe speziell für neurodivergente Menschen suchen. Dinge, die mir wirklich helfen. Ich fühle mich das erste Mal im Leben verstanden, weil ich „meine Leute“ gefunden habe und nicht wie ein Alien, das nicht im Stande ist, sich wie ein „Normalo“ (gesellschaftlich gewünscht) zu verhalten oder auch nur das Bedürfnis danach zu haben.


Was sind denn deine Erfahrungen mit ADHS im Detail?

Zitat von Hazy:
Ich denke schon, dass man auch als Mensch mit ADHS entspannen und den Kopf abschalten kann.

Das sehe ich wie Du.

Zitat von Hazy:
Wenn man denn weiß, was die Ursache ist. Denn dann kann man daran und damit arbeiten.

Das mag sein.

Zitat von Hazy:
Wenn man es aber nicht weiß und immer die falschen Dinge therapiert und behandelt, wird das schon deutlich schwieriger.

Hier verstehe ich Dich nicht. Deine Sichtweise teile ich in diesem Punkt nicht.
Wieso kann man falsche Dinge therapieren? Das habe ich noch nicht gehört.

Zitat von Hazy:
Ich habe mir mein Leben lang eingeredet, dass ich ein fauler, undisziplinierter Mensch bin, der zu blöd ist, aus den ganzen Verhaltenstherapien zu lernen.

Sieh mal. Du hast Dir irgendwann mal etwas selbst eingeredet. Einen falschen Glaubenssatz nennt
man so etwas. Wenn Du diesen Glaubenssatz nicht gespeichert hättest, wäre manches bestimmt
nicht so belastend geworden.
Ein falscher Glaubenssatz produziert immer schlechte Gefühle.

Zitat von Hazy:
Was sind denn deine Erfahrungen mit ADHS im Detail?

Mit ADHS habe ich mich im Detail wenig beschäftigt. Für mich ergibt das eher wenig Sinn.
Unser Gehirn ist sehr vielseitig. Deshalb kann unser Gehirn bestimmte Schwächen durch Starken
auf anderen Gebieten oft ganz gut ausgleichen.
Ich achte deshalb möglichst mehr darauf, wo sich jemand persönlich verbessrn kann, als dass ich jemandem sage.
Du hast ADHS, Du kannst das nicht. Oder Du hast das. Deswegen kannst Du
das nicht.
Für mich ist es sehr beeindruckend, was ein Mensch mit seinem Gehirn erreichen kann, wenn er
viel von den bisher nicht genutzten Möglichkeiten zukünftig nutzt.
Allerdings brauchst Du für soetwas neue, hilfreiche Glaubenssätze.

Zitat von Hotin:
Das sehe ich wie Du. Das mag sein. Hier verstehe ich Dich nicht. Deine Sichtweise teile ich in diesem Punkt nicht. Wieso kann man falsche Dinge therapieren? Das habe ich noch nicht gehört. Sieh mal. Du hast Dir irgendwann mal etwas selbst eingeredet. Einen falschen Glaubenssatz nennt man so etwas. Wenn Du diesen ...

Das wurde hier nirgends behauptet, und ich denke auch nicht, dass die Threaderstellerin das meinte.
Was sie jedoch schrieb - und das kenne ich schmerzlich gut: Man stößt immer und immer wieder auf Widerstände, unsichtbare Wände und kommt fast schon zum Verzweifeln damit. Das ist etwas ganz anderes. Und wenn ich dann lese, es braucht da nur richtige Gedanken und das richtige Mindset ... Puh, das macht mich schon recht ärgerlich.

Ich war jahrelang in Therapie. Ambulant und mehrfach stationär. Erst nach 10 Jahren stellte mal jemand bei mir den Verdacht, obwohl sehr viel darauf hindeutete. Es kann einfach helfen, sich bewusst zu machen, dass man in mancherlei Hinsicht anders tickt, was Dopaminhaushalt etc. angeht. Dann kann man sich auch anders behandeln und führen, anstatt jahrelang den immer gleichen Stiefel zu fahren, der Schmerzen brachte, Angst und Panik.

Danke für den Link, @Hazy, ich schaue mir das mal an.

Zitat von Hotin:
Mit ADHS habe ich mich im Detail wenig beschäftigt. Für mich ergibt das eher wenig Sinn.


Hm. Was genau macht für dich wenig Sinn? Dich damit zu beschäftigen? Wenn du weder betroffen bist, noch Betroffene in deinem Umfeld hast, kann ich das verstehen.

Wenn du aber mit (in meinem Fall) Betroffenen diskutierst, solltest du dich meiner Meinung nach dann doch schon damit beschäftigen, damit du adäquat argumentieren kannst. Wie entsteht ADHS, welche Auswirkungen kann dies haben, welche Symptome gibt es, welche Behandlungsmöglichkeiten und Grenzen gibt es?

Zitat von Hotin:
Hier verstehe ich Dich nicht. Deine Sichtweise teile ich in diesem Punkt nicht.
Wieso kann man falsche Dinge therapieren? Das habe ich noch nicht gehört.


Ich meine damit Folgendes: wenn man beispielsweise mit depressiven Symptomen zum Therapeuten geht und dieser Therapeut eine Depression diagnostiziert, wird diese Therapie methodisch höchstwahrscheinlich so ausgeführt, dass sie für die Behandlung einer Depression am besten passt. Gespräche, Verhaltenstherapie, Arbeit an der eigenen Einstellung, überschreiben alter Muster etc. Man kennt es.

Wenn nun die Depression aber „nur“ eine Folge oder ein Symptom einer ganz anderen Sache ist, nämlich in meinem Fall ADHS - eine neurologische Entwicklungsstörung - wird die Therapie nur bedingt Erfolg zeigen. Das meinte ich mit „das Falsche“.

Ich will damit nicht sagen, dass ich nicht trotzdem von diesen Therapien profitiert hätte, ganz im Gegenteil. Ich habe viele wertvolle Dinge über mich selbst und den Umgang mit Depressionen oder Ängsten gelernt, welche mir hilfreich waren und auch jetzt noch hilfreiche Handwerkszeuge sind. Dinge, die mich im Leben weiter gebracht haben und dank denen ich mit meiner Vergangenheit weitestgehend meinen Frieden machen konnte.

Wenn man nun aber bedenkt, dass ADHS eben keine rein psychologische Störung ist, sondern erwiesenermaßen auch durch neuronale Veränderungen im Gehirn und einen chronischen Dopaminmangel hervorgerufen wird, finde ich die Schlussfolgerung nur logisch, dass dann eine reine Verhaltensänderung in vielen Fällen nicht den gewünschten Erfolg erbringen kann.

Sieh es mal so: Wenn man jahrelang wegen verspannungsbedingten Rückenschmerzen zur Physiotherapie geht und diese Schmerzen trotzdem nie ganz verschwinden, ist es ja auch sinnvoll zu schauen, ob nicht vielleicht ein Bandscheibenvorfall dahinter steckt, der dann gezielter behandelt werden muss, was wiederum dann auch die Verbesserung der Schmerzen beinhaltet.

ADHS ist genau so wie Autismus eine Störung mit Spektrum. Der eine stört sich kaum daran, der andere ist nicht mehr in der Lage, sein Leben zu organisieren.

Zitat von Hotin:
Sieh mal. Du hast Dir irgendwann mal etwas selbst eingeredet. Einen falschen Glaubenssatz nennt
man so etwas. Wenn Du diesen Glaubenssatz nicht gespeichert hättest, wäre manches bestimmt
nicht so belastend geworden.
Ein falscher Glaubenssatz produziert immer schlechte Gefühle.


Prinzipiell gebe ich dir Recht. Falsche oder destruktive Glaubenssätze sind schädlich und man tut gut daran sie zu entlarven und daran zu arbeiten. Oft sind uns diese Glaubenssätze selber nicht bewusst und es ist hilfreich, sie therapeutisch aufzudecken und daran zu arbeiten. So weit so gut.

Hierzu möchte ich dir aber sagen, dass ich nicht diejenige war, die damit begonnen hat, mir Dinge einzureden. Ich habe mich da wohl etwas unklar ausgedrückt.

Diese Glaubenssätze habe ich bereits in meiner frühen Kindheit zu hören bekommen und je älter ich wurde, desto mehr habe ich sie für wahr gehalten und übernommen. Ich habe mir das nicht selbst eingeredet. Irgendwann habe ich sie für mich wiederholt und geglaubt. Aber ich habe mir das nicht ausgesucht oder „abgespeichert“, weil ich das hilfreich fand. Nein, ich war Kind einer emotional instabilen Mutter und eines emotional abwesenden Vaters. Bereits in der Grundschule habe ich zu hören bekommen, dass ich faul, langsam, undiszipliniert und ambitionslos bin. Später wurde durchgehend mein Körpergewicht und meine Ordnung kritisiert, sowie Prophezeiungen ausgesprochen, wie ich irgendwann mal enden werde. Besonders Kinder und Jugendliche saugen solche Dinge auf wie ein Schwamm.

Ja, jetzt als Erwachsene vierzigjährige mit viel Therapieerfahrung, Aufarbeitung und einem „Platz“ im Leben kann ich mir das in gewisser Weise „aussuchen“. Aber das war nicht immer möglich. Bevor man etwas ändern kann, muss man erkennen, dass man es ändern sollte. Dass die Menschen, die einem eigentlich helfen und unterstützen sollten (zum Beispiel Eltern), einem vielleicht doch nicht so hilfreich waren. Manche kommen nie zu diesem Punkt.

Wie ich bereits ein paar Beiträge vorher geschrieben habe, hat sich seit meiner ADHS Diagnose einiges geändert und vor allem gebessert. Ich weiß nun, warum ich Beispielsweise Probleme mit Zurückweisung habe (Zurückweisungsempfindlichkeit/ Rejection Sensitivity), woher mein impulsives Essverhalten kommt (Dopamine Seeking), wieso ich in sozialen Situationen schnell müde oder abgelenkt bin (Reizüberflutung), wieso ich Probleme mit Fristen/Pünktlichkeit habe (Zeitblindheit) oder wieso ich oft so wenig Antrieb habe (hier auch wieder die fehlende Dopaminausschüttung). Das können alles Symptome für Depressionen sein, aber eben auch für ADHS.

Und das erklärt natürlich auch, warum Therapien nur partiell wirksam waren. Ich kann noch so viele Versuche starten, an meinem Verhalten zu ändern.

Wenn für die Durchführung und Beibehaltung dieser Verhaltensänderungen gewisse neurologische Strukturen und Neurotransmitter essenziell sind, diese aber eben nicht oder nur teilweise vorhanden sind, kann man sich noch so anstrengen und wird in vielen Fällen dennoch scheitern.

Mit Hilfe des ADHS-Medikaments und dem Wissen über diese Störung kann ich nun aber endlich Dinge verstehen, akzeptieren und habe die Möglichkeit, noch effektiver an meinem Leben zu arbeiten und es für mich passend und positiv zu gestalten.

Kurzum: Bei ADHS ist in vielen Fällen eine Kombination aus medikamentöser Therapie und Psychotherapie sinnvoll. Viele mögen ADHS als Modediagnose oder Anstellerei bezeichnen, aber da muss ich ehrlich sagen, dass das meiner Meinung nach nur aus der Überheblichkeit des nicht-betroffen-Seins oder aus Ignoranz resultiert.

Zuletzt möchte ich noch sagen, dass die Differentialdiagnostik etwas aufwändiger ist (beim Psychiater, diverse Fragebögen, Zeugnisse aus der Kindheit, drei bis vier Anamnesegespräche, etc.) um auszuschließen, dass nicht doch eine Depression oder eine andere Störung dahinter steckt. Und man eben nicht „mal eben“ zu dieser Diagnose kommt, nur weil man ein bisschen unordentlich ist, mal nen Termin verpasst oder sich in kurzen, lustigen Videos in den sozialen Medien wie Instagram oder TikTok wiedererkennt.

Ich erkenne meine Tochter in vielem wieder. Als Kleinkind waren wir bei einem Facharzt, es konnte aber keine Diagnose gestellt werden, da zu jung.

Jetzt ist sie 21 und endlich war sie bereit sich um eine Diagnostik zu kümmern (ich konnte mir den Mund fusselig reden, sie wollte einfach nicht). Ende September hat sie den Termin, auch sie muss Grundschulzeugnisse mitbringen sowie im Vorfeld ausgefüllte Fragebögen.

Ich hoffe sehr für sie das eine Diagnose gestellt werden kann, egal ob Ja oder Nein, aber dann weiß man woran man ist und kann die nächsten Schritte gehen.

Zitat von Hazy:
Hm. Was genau macht für dich wenig Sinn? Dich damit zu beschäftigen? Wenn du weder betroffen bist, noch Betroffene in deinem Umfeld hast, kann ich das verstehen.


Soweit ich das richtig verstehe, gibt es ADHS Beeinträchtigungen in sehr unterschiedlichen Stärken
oder besser gesagt Ausprägungen.
Somit wird es für Dich Situationen geben, bei denen sich die ADHS Frage immer wieder
einmal stellen wird. Aber durch Dein ADHS bist Du kein anderer Mensch.
Das bedeutet Du darfst sagen. Das fällt mir schwer. Oder auch. Das kann ich nicht. Möglicherweise
ist das in meiner ADHS begründet.

Ich aber darf doch nicht sagen.
Das kannst Du nicht, weil Du ADHS hast.
Das macht es für mich schwierig, mit Dir über ADHS zu sprechen.
Für mich bist Du eine intelligente, sympathische Frau, mit der ich genau wie mit allen anderen über
psychische Zusammenhänge reden kann, falls es uns beide interessiert.
Allerdings kann es immer mal sein, dass das ADHS Dir mal irgendwo eine kleine
Barriere in den Weg stellt.
Wenn es nicht möglich wäre, Personen die ADHS haben, mit Hilfe zu stabilisieren, warum sollte
man dann Menschen die ADHS haben mit Therapien unterstützen?

Zitat von Hazy:
Ich meine damit Folgendes: wenn man beispielsweise mit depressiven Symptomen zum Therapeuten geht und dieser Therapeut eine Depression diagnostiziert, wird diese Therapie methodisch höchstwahrscheinlich so ausgeführt, dass sie für die Behandlung einer Depression am besten passt.

Das wird so sein.

Zitat von Hazy:
Wenn nun die Depression aber „nur“ eine Folge oder ein Symptom einer ganz anderen Sache ist, nämlich in meinem Fall ADHS - eine neurologische Entwicklungsstörung - wird die Therapie nur bedingt Erfolg zeigen. Das meinte ich mit „das Falsche“.

Auch das ist möglich. Aber bisher ist mir nicht bekannt, dass von ADHS betroffene Personen
überwiegend eine Depression bekommen. Oder liege ich da falsch?

Zitat von Hazy:
Wenn man nun aber bedenkt, dass ADHS eben keine rein psychologische Störung ist, sondern erwiesenermaßen auch durch neuronale Veränderungen im Gehirn und einen chronischen Dopaminmangel hervorgerufen wird, finde ich die Schlussfolgerung nur logisch, dass dann eine reine Verhaltensänderung in vielen Fällen nicht den gewünschten Erfolg erbringen kann.

Schön dass Du die Logik in das Gespräch einbringst. Können Menschen die ADHS haben denn
logisch denken? Falls nein, werden sie zu keiner Verhaltensänderung bereit und in der Lage sein.
Das würde dann bedeuten. Jede Therapie bleibt letztlich ohne Erfolg.

Zitat von Hazy:
Falsche oder destruktive Glaubenssätze sind schädlich und man tut gut daran sie zu entlarven und daran zu arbeiten. Oft sind uns diese Glaubenssätze selber nicht bewusst und es ist hilfreich, sie therapeutisch aufzudecken und daran zu arbeiten.

Falsche Glaubenssätze kann man aber doch nur durch Logik aufdecken. Oder womit sonst
auch noch?

Zitat von Hazy:
Bereits in der Grundschule habe ich zu hören bekommen, dass ich faul, langsam, undiszipliniert und ambitionslos bin.


Heute aber weißt Du. Die Menschen in Deinem Umfeld haben Dir etwas völlig falsches gesagt.
Diese Menschen haben Dich auf eine falsche Schiene gesetzt.
Und das ist etwas, worüber ich mit Menschen heute reden kann und reden möchte.
Was früher falsch gelaufen ist, kannst Du heute noch korrigieren.
Oder ist jemand der ADHS hat gar nicht in der Lage etwas zu korrigieren?

Wenn Du allerdings davon ausgehst, dass Du wegen des ADHS nichts korrigieren und damit auch nichts verbessern kannst, ergibt es dann einen Sinn, über etwas zu sprechen, was niemand verändern kann?

Was ich hier sage, ist natürlich etwas kritisch überspitzt oder provozierend.
Gern kannst Du meine Aussage zerreißen und kritisieren.
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Das sehe ich wie du. Ich bin nicht wegen meines ADHS ein anderer Mensch. Ich bin der Mensch, der ich bin, mit meinem ADHS und allen anderen Dingen, die dazu gehören. Natürlich sollte man nicht sagen „der/die hat ADHS und kann das sowieso nicht“. Aber es ist faktisch so, dass neurodivergenten Menschen gewisse Dinge tendenziell schwerer fallen. Am meisten treten Schwierigkeiten im Bereich Konzentration und Impulssteuerung auf, gefolgt von vielen anderen. Auch hier wieder ein Spektrum und bei jedem individuell ausgeprägt. Auch der Leidensdruck ist individuell.

Ich halte es durchaus für möglich, Menschen mit ADHS durch Therapie zu stabilisieren. Aber das müsste dann teilweise anders aussehen, als wenn eine Depression behandelt würde. Andere Übungen, beispielsweise praktische Tipps zum Thema Zeitblindheit, Strukturen einhalten, Umgang mit Reizüberflutung und impulsiven Gefühlsausbrüchen, Gefahren durch Risikoverhalten, Eltern sein, wenn man neurodivergent ist und vieles mehr.

Während meiner Therapien für die Depressionen wurde sowas zumindest nicht besprochen. Verhaltenstherapie bei ADHS halte ich für durchaus nützlich. Ob nun unterstützt durch Medikamente oder nicht.

Ich stimme Dir hier völlig zu.

Zitat von Hazy:
Andere Übungen, beispielsweise praktische Tipps zum Thema Zeitblindheit, Strukturen einhalten, Umgang mit Reizüberflutung und impulsiven Gefühlsausbrüchen,

Natürlich haben solche Übungen vor allem einen Sinn, wenn jemand, der davon betroffen ist, da auch
etwas umsetzen will.
Vieles passt auch zu dem Verhalten meiner Freundin. Die kann mich manchmal innerhalb von
zwei Minuten auf die Palme bringen.
Leider ist sie auch davon überzeugt, dass ihre Impulsivität die richtige Verhaltensweise ist.
Mir bereitet das regelmäßig ziemliche Schwierigkeiten.

Zitat von Hotin:
Auch das ist möglich. Aber bisher ist mir nicht bekannt, dass von ADHS betroffene Personen
überwiegend eine Depression bekommen. Oder liege ich da falsch?

Jein. Es gibt diverse Komorbiditäten bei ADHS, die auftreten können, aber nicht müssen. Oft treten zum Beispiel begleitend Depressionen oder Ängste auf, wenn eine Person lange Zeit nicht diagnostiziert wurde und nicht versteht, warum sie in der Gesellschaft und im privaten Leben so schlecht zurecht kommen. Oder wenn man sich aufgrund der Schwere der Symptome sein eigenes Leben „verbaut“, Süchte entwickelt, sich verschuldet, immer wieder Partnerschaften verliert etc.

Für Menschen mit ADHS besteht ein fünffach erhöhtes Risiko, auch an einer Depression zu erkranken. Hier kannst du mehr zu Komorbiditäten lesen, wenn es dich interessiert:

https://www.takeda-adhs.de/adhs-wissen/...%2C6%20%25.

Zitat von Hotin:
Schön dass Du die Logik in das Gespräch einbringst. Können Menschen die ADHS haben denn
logisch denken? Falls nein, werden sie zu keiner Verhaltensänderung bereit und in der Lage sein.


Natürlich können sie das. Oder was verleitet dich zu dieser Frage?

Zitat von Hotin:
Was früher falsch gelaufen ist, kannst Du heute noch korrigieren.
Oder ist jemand der ADHS hat gar nicht in der Lage etwas zu korrigieren?

Wenn Du allerdings davon ausgehst, dass Du wegen des ADHS nichts korrigieren und damit auch nichts verbessern kannst, ergibt es dann einen Sinn, über etwas zu sprechen, was niemand verändern kann?


Wieso denkst du, dass ich davon ausgehe? Ich wüsste gerade nicht, wo ich geschrieben habe, dass ich etwas wegen des ADHS nicht kann.

Natürlich kann ich (und will und habe ich auch schon) diese Glaubenssätze korrigieren. Ich denke aber, dass es für die wenigsten (egal ob ADHS, Borderliner, Angstpatienten, Depressive oder auch nicht erkrankte) Menschen leicht ist, diese Dinge zu verlernen und durch positive Glaubenssätze zu überschreiben. Ich rede hier vor allem über Dinge, denen Menschen von Geburt an und dann über viele Jahre ausgesetzt waren.

Aber das erfordert Einsicht, Arbeit, Ausdauer, Frustrationstoleranz, Mut und den Glauben daran, dass es besser werden kann. Und das kann, will oder wird nicht jeder leisten.

Du wirst immer Menschen finden, die sagen „ich kann das nicht, weil ich ADHS habe“, oder „ich bemühe mich nicht, weil ich sowieso ne Angststörung habe und es nicht schaffen werde.“ Du wirst auch immer Menschen finden, die immer wieder in alte, gewaltvolle Beziehungsmuster zurückfallen. Oder Menschen, die immer wieder in Konflikte geraten, die eigentlich nicht nötig wären. Bei manchen Menschen habe ich tatsächlich das Gefühl, dass sie ihre Störungen oder Erkrankungen entweder als Ausrede sehen, sich nicht ändern zu müssen, oder aber dass sie emotional und/oder intellektuell nicht in der Lage sind, ihr Verhalten und Denken dauerhaft zu ändern.

Dazu zähle ich mich glücklicherweise nicht.

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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