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M
Die Zeit heilt alle Wunden.

Bei einigen mag das zutreffen, bei anderen sicher nicht.

Aber auch geheilte Wunden, hinterlassen Narben, mehr oder weniger sichtbar oder spürbar.

Und manchmal gibt es schlechtes Wetter, da fangen Narben oft an zu jucken. Dann kratzt man an der Narbe. Manchmal wird es dann besser, manchmal brechen diese Wunden aber wie ein abgekapseltes eiteriges Geschwür auf. Und dann wird's mit einer erneuten Heilung noch schwieriger.

Gestern ist bei mir so eine Wunde wieder aufgebrochen, hab zu feste dran gekratzt.

Ich hoffe sie schließt sich wieder. Werde jetzt einen sehr langen Spaziergang mit meinen Hunden machen - ist wie Salbe für meine Wunde.

22.07.2017 10:42 • x 7 #21


TomTomson
Wenn man alte Verletzungen mit sich rumträgt und diese verdrängt, so verändert sich über die Zeit gar nichts. Wenn alte Verletzungen wieder hervortreten kann man eigentlich dankbar sein, denn diese Emotionen werden sich so lange wieder aufdrängen bis man sie angenommen hat. Besonders wichtig ist, dass man auch versucht die Wut zu spüren. Trauer und Hilflosigkeit nimmt man noch schnell ein mal wahr. Aber dass Wut dahinter steckt merkt man oft gar nicht und so äussert es sich wenn dann nur durch eine generelle Gereiztheit oder gelegentliche Ausraster.

In der heutigen Gesellschaft wird die Wut generell abgelehnt, von Kleinauf lernt man, wer wütend ist kriegt eins auf den Deckel. In der Schule wird brav sein belohnt. Und auch durch eigene Beobachtungen lernt man, wer ausrastet ist gefährlich und hat sich nicht unter Kontrolle, so will ich nicht sein, denn ich bin ja ein tugendhafter Mensch, ich halte meine Wut unter Kontrolle. Und dann brodelts und brodelts ewig weiter in einem und man schluckt so lange die ganze schei. runter bis man die Wut selber kaum noch spüren kann.
Dabei ist Wut keineswegs eine schlechte Emotion, lediglich die Art wie wir sie rauslassen entscheidet ob sie destruktiv oder hilfreich ist. Nur leider lernen wenige einen konstruktiven Umgang mit der Wut und daher ihr schlechter Ruf. Die Wut zeigt uns, wenn etwas unsere persönliche Grenze überschreitet, wenn jemand uns nicht respektiert, wenn die Dinge überhaupt nicht nach unseren Vorstellungen laufen. Was für eine unglaublich wichtige Emotion! Sie gibt uns die nötige Kraft und den Antrieb Dinge zu verändern.

Daher erlaube dir ruhig wütend zu sein, akzeptiere und liebe diese Emotion, verdränge sie nicht und versuche sie auch nicht abzureagieren wie es so oft heisst. Du bist wütend also mach etwas Sport um dich abzureagieren. Ne bloss nicht, die Emotion will gefühlt werden merke wenn dich etwas wütend macht, achte auf das Gefühl und erlaube dir sie zu fühlen. Wenn du an alte Verletzungen denkst überlege auch ob da nicht ein wenig Wut hochkommt. War da in dieser Situation vielleicht Wut, die du aber nicht zulassen konntest, weil du dich damals nicht getraut hast? Wenn du mit Leuten redest und sie sagen etwas das dich irritiert, spüre wie es dich innerlich ärgert, auch wenn es vielleicht in der Situation von aussen nicht angemessen erscheint wütend zu werden, das ist nicht relevant, die Wut hat sich aufgedrängt, also war da etwas das für dich persönlich nicht ganz gepasst hat und das ist das einzige was zählt.
Und es geht gar nicht darum den anderen anzuschreien oder sonst die Emotion abzureagieren sondern primär nur darum sich selber wieder zu erlauben die Wut anzunehmen, vor allem vor anderen Leuten. Die Wut als eine verbündete hilfreiche Emotion anzusehen. Je mehr man dies tut, desto einfacher wird auch ein konstruktiver Umgang damit.

Mir hat dies auf dem Weg mit meiner Depression enorm geholfen, daher möchte ich es gerne weitergeben.

23.07.2017 11:50 • x 4 #22


A


Manchmal möchte ich dass das Leben einfach aufhört!

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G
TomTomson,

sehr gut Beitrag. Vielen Dank dafür!

Zitat von TomTomson:
Wenn man alte Verletzungen mit sich rumträgt und diese verdrängt, so verändert sich über die Zeit gar nichts.
Sehe ich genau so.

Besonders wichtig ist, dass man auch versucht die Wut zu spüren.
Damit sollte ich keine Probleme haben


In der heutigen Gesellschaft wird die Wut generell abgelehnt, von Kleinauf lernt man, wer wütend ist kriegt eins auf den Deckel.
Absolut richtig. Als Kind war es Zuhause auch so: Klein Galgenmännchen ist wütend auf irgendwas = Schläge zum ruhig stellen. Selbst ein Esel würde begreifen, dass DAS nicht zum Erfolg geführt hat.

Daher erlaube dir ruhig wütend zu sein, akzeptiere und liebe diese Emotion, verdränge sie nicht und versuche sie auch nicht abzureagieren wie es so oft heisst. Du bist wütend also mach etwas Sport um dich abzureagieren. Ne bloss nicht, die Emotion will gefühlt werden merke wenn dich etwas wütend macht, achte auf das Gefühl und erlaube dir sie zu fühlen. Wenn du an alte Verletzungen denkst überlege auch ob da nicht ein wenig Wut hochkommt.
Nicht nur ein wenig. Im Grunde ist das die Wurzel all meiner Wut. Alles, was mich heute plagt, sind nur die Resultate davon.

War da in dieser Situation vielleicht Wut, die du aber nicht zulassen konntest, weil du dich damals nicht getraut hast?
Getraut schon, weil sie so groß war, dass ich sie nicht unterdrücken konnte. Allerdings wurde durch die Reaktion der Eltern wirklich eingeimpft, dass ich das nicht darf.

Wenn du mit Leuten redest und sie sagen etwas das dich irritiert, spüre wie es dich innerlich ärgert, auch wenn es vielleicht in der Situation von aussen nicht angemessen erscheint wütend zu werden, das ist nicht relevant, die Wut hat sich aufgedrängt, also war da etwas das für dich persönlich nicht ganz gepasst hat und das ist das einzige was zählt.
Werde ich mal versuchen, so anzunehmen.

23.07.2017 12:25 • #23


T
Hallo Cati,

du sprichst mir so aus der Seele, ich bin schon50+,habe wegen Ausnutzerei meinen letzten Job gekündigt,bin seit 11/2016 krank geschrieben und habe einen Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsplatz gestellt -ABGELEHNT-,habe einen Antrag auf Leistungen zur ambulanten psychosozialen Hilfe beantragt -ABGELEHNT-.Die Krankenkasse mahnt an, dass meine Zeit des Krankengeldbezuges bald zu Ende ist....

Und das alles in einer schon sehr depressiven Krise, da braucht es schon viel Kraft, dass man nicht verzweifelt!

Ich wünsche mir häufig die Unbeschwertheit zurück, die ich vor meiner Krebserkrankung 2011 hatte.Seitdem bin ich sehr dünnhäutig, habe 3 Klinik-und einen Tagesklinikaufenthalt durchlebt und habe die Angst dass aus den residivierenden Depressionen eine chronische wird!

Einen guten Tag für alle Forumleser, viele Grüße aus dem Norden

26.07.2017 11:32 • #24


Wildrose
Hallo @tona4711 ,

eine Krebserkrankung ist ja auch etwas, was das ganze Lebensgefüge erschüttern
kann. Ich kann auch nachvollziehen, was du an anderer Stelle über Zukunftsangst
geschrieben hast. Ja, ich bin auch bald 50, da fragt man sich schon mal, krieg ich
noch die Kurve oder drifte ich langsam ab Richtung Altersarmut.
Ich kann das verstehen, daβ du wegen Ausnutzerei gekündigt hast. Ich hatte vor 2
Jahren einen Burn Out und, brav wie ich bin, hab ich mich nach ein paar Wochen
Krankschreibung wiedereingliedern lassen.
Ein Jahr später habe ich dann zum Glück die Chance ergriffen, und konnte, ohne
Sperre von der Arbeitsagentur, da weg, da ich eine neue Stelle angetreten habe.
Seitdem lief so einiges schief bei mir, und ich kenne das auch, wenn es einem eh
schon dreckig geht, und man Hilfe will, schlagen alle Türen zu.
Und man fragt sich, ob man aus dem Loch je wieder rauskommt und wofür die Mühe.

Ich kenn mich mit diesen Anträgen nicht aus, aber kannst du denn gegen die
Ablehnungen vielleicht Widerspruch einreichen oder dich beraten lassen, was noch
möglich ist ?

Alles Gute.

26.07.2017 11:54 • #25


T
Hallo Cati,

vielen Dank für deine Zeilen.

Das mit dem abgelehnten Antrag auf Leistungen zu Teilhabe am Arbeitsleben, war in der Rückschau betrachtet, das Richtige! Ich hatte den Antrag in einer psychisch recht stabilen Phase gestellt und als ich den Termin bei der Gutachterin hatte, war ich gerade mal 2Tage nach einem 2monatigen Klinikaufenthalt in Hamburg zurück. Ich war total neben der Spur und zittrig, hätte einen Input von 8Std.täglich gar nicht bewältigen können! Aber wenn man das dann schwarz auf weiß geschrieben sieht, ist es doch recht hart und man zweifelt an sich, wo das Selbstbewusstsein eh schon am Boden liegt!

Und die Leistungen vom Sozialamt gibt es nicht, da ich zu viel Vermögen besitze. Nach der Krebserkrankung habe ich für den Fall, dass ich irgendwann nicht mehr arbeiten kann, Geld zurückgelegt. Tja, und die Summe hat wohl den Selbstbehaltbetrag überschritten, sodass ich die Leistungen des ambulanten PsychoSozialen Zentrums aus der eigenen Tasche zahlen muss. Mir tut der Aufenthalt dort recht gut, bringt die fast verlernte Tagesstruktur wieder in die Reihe und verkürzt die Zeit, die ich sonst alleine in meiner Wohnung verbringen würde!
In der nächsten Woche habe ich einen Termin mit der Leiterin dort, um zu schauen, wie ein privater Vertrag aussehen könnte, wenn ich nur an bestimmten Kursen oder Veranstaltungen teilnehmen würde.

Viele, leider verregnete Grüße aus Hamburg

29.07.2017 10:54 • x 1 #26


G
@tona4711 in Deiner Situation würde ich Dir unbedingt raten, das Geld vom Konto zu holen. Du weißt nicht, was noch wird, und wenn es erforderlich sein sollte, dass Du irgendwelche sozialen Gelder beziehen mußt oder kannst, rechnen sie Dir Dein Vermögen bis auf einen kleinen Selbstbehalt auf.

29.07.2017 11:39 • x 1 #27


T
Danke für den Tipp Gnomenreigen ,bin schon häppchenweise dabei!
Inzwischen sind Socken voll und unter der Matratze ist kaum noch Platz !
Aber jetzt kommt mir nicht mit bei mir wäre noch Platz oder so!

29.07.2017 11:46 • x 1 #28


G
Tja, spare fleißig und du wirst bestraft,- werfe das Geld zum Fenster raus und dir wird geholfen.
Traurig, sowas!

29.07.2017 11:47 • x 2 #29


Wildrose
Das ist doch schön, @tona4711 , daβ der Aufenthalt im PsychoSozialen Zentrum
dir gut tut.
Ja, ich fand es auch schwer, schwarz auf weiß zu lesen, daβ ich psychisch krank
bin. Meine Hausärztin hat ja immer gesagt, sie schaffen das auch so, ohne Klinik
oder weitere Therapie. Ich war mir nicht so sicher, aber der Psychiater sah das auch
so, gut, ich hätte zu dem Zeitpunkt alles gemacht, so schlecht fühlte ich mich, ich wäre
auch in eine Klinik gegangen.
Dann wünsche ich dir alles Gute für deinen Termin bei der Leiterin, und daβ ihr einen
Vertrag aushandelt, der für deine Bedürfnisse passt.

Liebe Grüße aus dem bewölkten Hannover

29.07.2017 11:51 • x 1 #30


petrus57
Zitat von tona4711:
Danke für den Tipp Gnomenreigen ,bin schon häppchenweise dabei!
Inzwischen sind Socken voll und unter der Matratze ist kaum noch Platz !
Aber jetzt kommt mir nicht mit bei mir wäre noch Platz oder so!



Wie heißt es so schön:

Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Aber am besten dort wo der Staat kein Zugriff hat.

Pass nur auf dass du deine Socken nicht in den Altkleidercontainer wirfst.

29.07.2017 11:54 • x 1 #31


E
Guter Tipp von @Gnomenreigen

Ich bin nicht selber betroffen , aber eine Freundin.
Sie bezieht nur eine kleine Rente und hat Grundsicherung beantragt.
Die wurde abgelehnt weil ihr PKW mit einem Zeitwert von 5000 €
gegengerechnet wurde.
So tickt unser Staat.... Millionen werden verschleudert (Berliner
Flughafen z.B ) und der Bürger muss um ein paar Euro kämpfen.

29.07.2017 12:02 • x 3 #32


Wildrose
Auch nicht die Kohle in der Mikrowelle verstecken.
Und auch schlecht : In einer Suppen-Konservendose. Da hatte ich bisher eine
eiserne Notreserve versteckt, habe aber jetzt gelesen, daβ Einbrecher dort
immer sofort suchen.
Muss mir ein anderes Versteck suchen.
Sind aber ' nur ' 100 Euro.
Für mich ist das aber viel Geld.

29.07.2017 12:02 • x 3 #33


B
Zum Thema Wut hab ich auf Youtube dieses Video gefunden. Dami Charf ist eine Traumatherapeutin. Kernaussage von ihr in diesem Video ist: Man kann Wut einsetzten, um einem Gegenüber eine Grenze aufzuzeigen, so nach dem Motto: Bis hierhin und nicht weiter. Die Grenze ist erreicht. Wut sollte aber nicht benutzt werden, um einen anderen zu beleidigen oder auf ihn loszugehen. Sehr schönes Video zu dem Thema.

30.07.2017 17:14 • x 1 #34


W
Hallo Bernsteinchen,
Vielen Dank für dieses Video und die Anmerkungen als Möglichkeit eine Grenze verdeutlichen zu wollen.
Ich hatte mehrfach eine unerklärliche Wut von einer netten Person erlebt die ich mir nicht erklären konnte und auf die ich nur immer wieder unterstützend zugehen wollte.
Ich hatte versucht mich entsprechend ihren Wünschen zu verhalten, doch mir schien als gäbe es weitere unausgesprochene Vorwürfe. Ich wollte dieser Person nicht zumuten durch mich verursachten Ärger allein zu bewältigen oder als seelische Belastung zu verschleppen. Doch leider wurden die Freiräume eines Austausches darüber immer enger gezogen so dass ich oft verzweifelte wie ich entlasten kann ohne diese Regeln zu missachten. Meine Bemühungen wurden damit vielleicht als bevorstehende Überschreitung einer Grenze gedeutet.
Dabei war es mir ein tiefes Anliegen der anderen Person entgegenzukommen und ich hätte das Anliegen angehört und ernst genommen.
Manchmal wären andere Formen von Rückmeldungen wünschenswert um den Konflikt in einer Situation erst einmal zu klären. Hier in diesem Forum kann sich solch eine Situation nicht zuspitzen weil jeder erst einmal ein paar Stunden verdauen kann um zu antworten. Außerdem werden auch andere aktive Nutzer ihre Sichtweise und Deutung einer beschriebenen Situation ergänzen und damit mindestens einem Benutzer durch ihre Wahrnehmungen bereichern.

LG

30.07.2017 18:13 • x 1 #35


B
Hallo, Weinlaub,

was du schilderst kenne ich gut. Auch ich habe solche Situationen einige Male erlebt. Dabei dachte ich manchmal, meine Ruhe und Besonnenheit wird mitunter sogar als Plattform von noch mehr Wut mißbraucht.
Dabei wollte ich eigentlich nur Situationen entschärfen; oft fragte ich mich Worum geht es hier eigentlich? Und habe die Wut des anderen zuerst gar nicht verstanden.
Dabei hätte ich ab und an gerne mal gesagt: Verwechsel meine Nettigkeit bitte nicht mit Schwäche. Denn schwach war ja nicht ich, sondern eher der Gegenüber.

Ich finde, hierzu passt dieses Video ganz schön, es ist von Dami Charf (Traumatherapeutin) zum Thema: Selbstmitgefühl

Hier der Link:

und vor allem das Video: Verachtung (Demütigung durch andere)

30.07.2017 18:32 • x 1 #36


A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl