Pfeil rechts
195

C
Zitat von kalina:
Die Wissenschaft meint wohl, dass Ängsten verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Es gibt Menschen, die genetisch bedingt nervlich sehr stabil sind und sie haut so schnell nichts um.
Die Ursachen sind wahrscheinlich nicht genau aufzuklären; es bringt in meinen Augen auch nicht so viel.
Die Frage ist für mich eher, wie gehe ich jetzt mit der Situation um. Die Ursachen sind nicht mehr zu ändern.


sehe ich auch so, Wissenschaft/ Fachleute sprechen davon, dass „ein multifaktorielles Geschehen“ als Ursache angenommen wird, wenn die Ursache oder Entstehung unklar ist … und sie ist bei allen sog. psychischen Erkrankungen mehr oder weniger unklar … alle Erklärungsmodelle wie das psychoanalytische oder das behaviouristische Modell sind Theorien, das heißt, Erklärungsversuche (!)
bei mir drängt sich oft aber auch der Verdacht auf, dass mit der Annahme „multifaktorielles Geschehen“ die tatsächliche Ursache gut verschleiert werden kann in Fällen, in denen sie bekannt ist … bzw. dieses grundsätzliche Verstecken der Wissenschaft hinter dem Standpunkt „Wissen wir nicht genau, ist unklar“ bequem ist, denn wäre die Ursache klar, müsste auch die erfolgreiche Behandlungsmethode klar sein … und die Leute müssen krank gehalten werden, damit an ihnen verdient werden kann … dass Pharmakonzerne Forschungsergebnisse beeinflussen, ist nichts Neues … UND: „unklar, nicht genau wissen“ ist obendrein gut dazu geeignet, Ängste zu schüren … und ängstliche Menschen bleiben länger krank … oder auch für den Rest ihres Lebens – die Wahrscheinlichkeit ist bei ihnen größer, als bei weniger Ängstlichen, dass sie weitere Krankheiten entwickeln in Laufe ihres Lebens, an denen verdient werden kann
die Wissenschaft spricht bei der Entstehungserklärung auch von einer sog. Vulnerabilität, bzw. vom Vulnerabilitäts-Stress-Modell, mit Vulnerabilität ist der genetisch bedingte Grad der Verletzlichkeit gemeint.
Eine Mit-Ursache für die Entstehung von Krankheiten – egal ob körperlich oder psychisch, ist denke ich auf jeden Fall in der Ernährung zu finden [ist die Zivilisationskost wirklich gesundheitsförderlich, oder wenigstens gesundheitserhaltend? In vielen Fällen leider nicht] und im „zivilisierten Lebensstil“ … der Organismus ist dafür ausgerichtet, einen Mittagsschlaf zu machen bzw. zumindest zu ruhen über die Mittagszeit, das können die wenigsten im Arbeitsleben stehenden Menschen sich erlauben, auch wenn sie Lust dazu hätten … weil es die Leistungsgesellschaft nicht vorsieht … und über die Jahre begünstigt dieser Lebensstil die Entstehung von Krankheiten. Auch die jährlichen Sommerzeitumstellungen begünstigten Krankheiten
das sind jetzt mal einige Anregungen
Ja, kalina, wie man mit der Situation umgeht, ist eine gute Frage,
auf eine gute Ernährung achten, Bewegung und soziale Kontakte möglichst nicht vernachlässigen, versuchen, eine Ausgewogenheit in den eigenen Lebensstil zu bringen, den richtigen Mittelweg für sich zu finden zwischen Leistung und Entspannung – Entspannung ist einer der wichtigsten Faktoren vor allem bei einer Angstproblematik,
Entspannung pflegt das Immunsystem, fördert die Selbstheilungskräfte . . . . Angst und Entspannung schließen sich aus … den ganzen Tag nur Angstzustände geht nicht – es folgen auch Phasen, in denen die Angst auch wieder nachlässt, daher die Idee des Entspannungstrainings, wenn man es selbst fast verlernt hat, zu entspannen, die Fähigkeit gewollt sich wieder anzutrainieren
im Fall der sog. generalisierten Angststörung dominieren eher allgemeine Befürchtungen, was alles passieren kann/ könnte und die damit zusammenhängenden Grübelgedanken, die immer wieder Angstgefühle auslösen. Entspannungstraining kann für jede Angststörung durchaus sehr hilfreich sein.
Ist lang geworden, ja, ist auch ein dehnbares Thema
Grüsse
von
cichysp

15.12.2013 07:01 • #381


G
Zitat von deep-darkness:
Aber mich interessieren eben sehr die Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung sowie die Weitergabe einer Schädigung an die nachfolgenden Generationen.

Mit letzterem meine ich: Kinder haben den Krieg nicht erlebt und sich oftmals auch wenig berichten lassen. Weshalb zeigen sie dennoch die gleichen Schäden wie die unmittelbar Betroffenen? Muß man von Zufälligkeiten ausgehen?


Wieso? Ist was mit deinen Kindern? Wenn ja, glaubst du, dass du da genetisch was weiter gegeben hast?

15.12.2013 11:48 • #382


A


Alt, allein, angstgestört und depressiv

x 3


D
Zitat von tautröpfchen:
@ aquene

Ich glaube, dass deep-darkness in dem von Dir zitierten Satz nicht nur persönliche Erfahrungen und Probleme in bezug auf Kriegserlebnisse meint, sondern dass diese Bemerkung sich auf den ganzen Themenkreis ihrer Überschrift alt, allein, angstgestört und depressiv bezieht.
So wie ich sie verstehe, möchte sie hier mit Leuten ins Gespräch kommen, die bereit sind, sich zu diesen Themen mit persönlichen Erfahrungen einzubringen.


Danke - tautröpfchen,
genau so ist es !
Kein Denkfehler!

Auch zum Thema Kriegskinder können manche - wie man hier im Verlauf ja bereits lesen konnte - als Kinder oder Enkel der Kriegskinder Erfahrungen einbringen und sich zu ihren Erlebnissen äußern. Obwohl sie keine am Krieg unmittelbar Beteiligten gewesen sind.
Es gibt auch Bücher über die Kinder der Kriegskinder - siehe bei Amazon.

15.12.2013 12:38 • #383


D
Zwischenfrage an Aquene, da ich per PN nicht durchkomme (vermutlich Sperrung):

Weshalb schreibst Du PNs an mich, die Du dann aber vor Eingang bei mir wieder löschst?
Gibt es ein Problem?

15.12.2013 12:57 • #384


A
tauröpfchen hat mir alles beantwortet deep-darkness.

Deshalb war es nicht mehr nötig und ich habs gelöscht

Und es waren keine PN´s sondern nur eine. Also Singular

15.12.2013 13:12 • #385


D
Zitat von aquene:
Zitat:
Könntest Du darüber was erzählen, in wie weit es damals psychische Krankheiten gab- oder hiess es nur VERSTÖRT?


Verstört ist meine persönliche Formulierung im Sinne eines Sammelbegriffs für verschiedene Verhaltensweisen.
Solche müssen nicht unbedingt krankhaft sein.

Ich weiß nicht, ob die Psychiatrie damals schon ein Thema war -, auch wenn Sigmund Freud bereits tätig gewesen war.
Es gab den Hausarzt. Ansonsten galt: aushalten oder von einer Brücke springen.

Ich erinnere mich, wie meine Mutter in einem Fahrstuhl eines praktischen Arztes weinte, nachdem der ihr bekundet hatte, daß ihr schwerkrankes Baby sterben würde, weil es keine Behandlung gäbe. Ein zufällig anwesender ungarischer Arzt fragte sie nach dem Grund ihrer Tränen und gab ihr medizinische Ratschläge. - Mein Bruder ist heute 69 Jahre alt.

(Die eigene Mutter immer wieder weinen sehen, ist auch ein Trauma.)

15.12.2013 13:17 • #386


D
Zitat von aquene:
Und es waren keine PN´s sondern nur eine. Also Singular


Ich bitte vielmals um Entschuldigung und bedanke mich für die Belehrung.
Es tut mir leid, schon wieder bei einer Unwahrheit ertappt worden zu sein.
(Irrtümer gelten in diesem Forum ja nicht.)

Wer kann, möge einen schönen Sonntag verleben.

15.12.2013 13:22 • #387


B
Huhu

Ich schreibe später noch etwas zum Thema, brauche aber Zeit.

Es betrifft meine Mutter, die 1936 geboren wurde, und nach dem
Krieg aus Sudetendeutschland gekommen ist.

15.12.2013 13:26 • #388


C
Zitat von MitSouKo63:
Weil ich als Kleinkind,mit 5-6 Jahren ständig fürchterliche Alpträume
vom Krieg hatte,
ich träumte ständig von Tieffliegern ,Bomben und dergleichen
und konnte nie im Dunkeln schlafen,bei mir mußte ständig das Licht
an bleiben.
Der Schlüßel dazu kam erst Jahre später zum Vorschein:
meine Oma hatte mir als Gute Nacht Geschichten sozusagen immer vom Krieg
erzählt,


hallo MitSouKo63, eine oder für mich DIE Erklärung ist, dass die erzählten Gute-Nacht-Geschichten vom Krieg zu stark in Dein Unterbewusstsein eindringen konnten, da Du während des Erzählens schon schläfrig, also in einem Trancezustand warst. In Trance arbeitet das Unterbewusstsein viel intensiver mit den vermittelten Inhalten, es musste sich sehr intensiv mit den Kriegserzählungen auseinander setzen, die Dich überforderten und die Dein UB mangels anderer positiv formulierter Inhalte für Dein künftiges Leben (während einer Trannce), also fehlender Bewältigungsmöglichkeiten [die Du als kleines Kind aus eigenen Hilfsquellen nicht haben konntest ...] gezwungen war, wieder und wieder zu erleben, da sie nicht eingeordnet und verarbeitet werden konnten, daher die Alpträume.

Eine Idee, die im Unterbewusstsein verankert wird, bleibt ewig, oder so lange, bis sie ersetzt wird oder zur Vollendung gekommen ist.
Je länger eine Idee im UB existiert, desto schwieriger ist es, diese zu verändern ... zwei der zehn Regeln des Geistes ...

Ich finde es traurig, dass Deine Großmutter scheinbar niemanden hatte, mit dem sie über ihre Kriegserlebnisse hätte reden können, so dass sie dazu überging, sie einem kleinen Kind zu erzählen.

15.12.2013 15:24 • #389


D
Zitat von Beobachter:
Ich schreibe später noch etwas zum Thema, brauche aber Zeit.

Es betrifft meine Mutter, die 1936 geboren wurde, und nach dem
Krieg aus Sudetendeutschland gekommen ist.


Ich bin gespannt!

15.12.2013 20:12 • #390


B
Huhu deep-darkness

So, ich versuchs nun einmal, hatte es in Kurzform ja schon einmal
beschrieben, ist aber untergegangen.

Meine Mutter und ihre Herkunftsfamilie ist Kriegsflüchtlingsfrau
aus Sudetendeutschland (geb. 1936, also bei der Flucht etwa 9
Jahre alt).
Sie hatte praktisch keine Schulbildung (kann bis heute nicht wir-
klich Lesen oder Schreiben). Jedweder Gefühle sind ihr unbekannt,
und ihre Persönlichkeit ist als hysterisch/narzistisch zu bezeich-
nen.

Zwei ihrer drei Kinder (meine Halbschwester und ich) wurden in
ihrer Kindheit von ihr emotional missbraucht (kann das notfalls
noch genauer beschreiben) und extrem verprügelt. Beide dieser
Kinder haben heute grosse psychische Probleme, und sehr viel
Zeit in Therapien verbracht.

Da sich Mütter ja normalerweise anders verhalten, habe ich mich
oft gefragt, ob die Nachkriegserlebnisse zu so etwas führen können.

15.12.2013 21:42 • #391


C
Zitat von Beobachter:
Huhu deep-darkness
Meine Mutter und ihre Herkunftsfamilie ist Kriegsflüchtlingsfrau
aus Sudetendeutschland (geb. 1936, also bei der Flucht etwa 9
Jahre alt).
Jedweder Gefühle sind ihr unbekannt,
und ihre Persönlichkeit ist als hysterisch/narzistisch zu bezeich-
nen.
Zwei ihrer drei Kinder (meine Halbschwester und ich) wurden in
ihrer Kindheit von ihr emotional missbraucht
Da sich Mütter ja normalerweise anders verhalten, habe ich mich
oft gefragt, ob die Nachkriegserlebnisse zu so etwas führen können.


narzisstische Personen wissen sehr wohl, welches Leid sie zufügen durch ignorieren, manipulieren und was es da sonst noch so gibt, meistens Mütter den Töchtern, sie können sich an diesem Leid aufbauen,
habe ebenfalls eine Mutter, die emotionalen Missbrauch mit mir betrieben hat ...
zum Glück wurde ich aber nicht von ihr verprügelt so wie Du - abgesehen von Ohrfeigen
ja den Krieg hat meine Mutter auch erlebt als Kind, sie war die Jüngste von zwei Töchtern und ihre Mutter musste ihre verstorbene Mutter ersetzen ... also mit ihrem Vater die Landwirtschaft weiter betreiben und nachdem Männer Mangelware waren und dem Vater die Frau zu ersetzen hatte, blieb sie unverheiratet und hatte die zwei Töchter unehelich, meine Mutter musste von Kindheit an auch in der Landwirtschaft mitarbeiten, Gänse hüten, später viel mit Pferden die Felder bearbeiten und hatte auch selbst keine leichte Kindheit
inzwischen hat sie allerdings ein schlechtes Gewissen mir gegenüber

15.12.2013 22:04 • #392


D
Zitat von Beobachter:
...
Da sich Mütter ja normalerweise anders verhalten, habe ich mich
oft gefragt, ob die Nachkriegserlebnisse zu so etwas führen können.


Ich würde sagen, bei Deiner Mutter sind es ursächlich die Gene.
Aber durch die Kriegsereignisse hatte sie dann keine Kraft mehr, sie zu beherrschen.
Und Deinen Schilderungen nach nicht die erforderliche Bildung (entschuldige, ich möchte niemanden beleidigen), sich um Verbesserung zu kümmern.

Gelitten hat sie bestimmt.
Und sie sah keinen anderen Ausweg aus ihrer inneren Not, als sich durch Aggressionen zu erleichtern.

***
Meine Mutter hat sich dann eingeschlossen und laut geheult, damit alle Mitleid mit ihr bekamen.
Und wir hatten Mitleid und fühlten uns schuldig, ihr nicht helfen zu können.
Aber sie war sehr gläubig -, das half ihr in einem gewissen Umfang.

15.12.2013 22:20 • #393


B
Huhu cichysp

Im Gegensatz zu mir hat meine Halbschwester noch Kontakt zu unserer
Mutter.

Sie hat auch öfters versucht mit ihr über die vergangenheit zu reden,
und sie sagt, dass die Mutter keinerlei Bewusstsein dafür hat, was
sie damals getan hat.

Ob das immer noch Verleugnung und Selbstschutz ist, oder ob ihr
Kriegsfluchttrauma solche unbewusste Eigenschaften hervorgerufen
hat, wird wohl für immer eine offene Frage bleiben.

Obwohl eine Antwort, in Bezug auf Verstehen / Verzeihen (beides
geht bei mir nicht) wichtig wäre.

15.12.2013 22:28 • #394


C
Zitat von Beobachter:
Huhu cichysp
Sie hat auch öfters versucht mit ihr über die vergangenheit zu reden,
und sie sagt, dass die Mutter keinerlei Bewusstsein dafür hat, was
sie damals getan hat.


mag sein

Zitat von Beobachter:
Ob das immer noch Verleugnung und Selbstschutz ist, oder ob ihr
Kriegsfluchttrauma solche unbewusste Eigenschaften hervorgerufen
hat, wird wohl für immer eine offene Frage bleiben.

Obwohl eine Antwort, in Bezug auf Verstehen / Verzeihen (beides
geht bei mir nicht) wichtig wäre.


hatte es in einem Briefwechsel versucht, von meiner Mutter Antworten zu bekommen für ihr vor allem damaliges Verhalten ... sie verleugnete alles, drehte es um, als wäre ich diejenige iherer Kinder gewesen, die sie sogar bevorzugt behandelt hätte ... immerhin hat sie sich auf einen Briefwechsel mit mir eingelassen, und allein das half mir ein wenig ... denn zu sehen, wie widersprüchlich sie sich verhielt, machte mir klar, dass es ihr durchaus leid tat, was sie mir angetan hat, sie aber nicht fähig ist, es jemals mir gegenüber zuzugeben ...
Verstehen werd ich es allerdings nie können ... es geht nicht -
verziehen hab ich ihr längst - doch zu welchem Preis ? Noch heute würde ich mich ihr unterordnen ihr zuliebe - aus Gewohnheit, was mir alles andere als gut für mich wäre und war - oder noch vor zwei Jahren, als ich zuletzt bei ihr war, ging es mir tagelang schlecht, nach einer aggressiven Bemerkung von ihr, das wäre auch jetzt noch so
Inzwischen hat sich der Kontakt sehr reduziert, nachdem meine Eltern seit fast zwei Jahren geschieden sind und ich einfach nicht mehr die Kraft habe zum Kontakt mit ihr
vielleicht könnte Dir allein der Versuch helfen, mit der Mutter über den emotionalen und körperlichen Missbrauch zu reden, wenn es auch zu keinem wirklichen Ergebnis führt bzw. zu einer wirklichen und ehrlichen Reaktion seitens Deiner Mutter, doch hättest Du es immerhin versucht und könntest womöglich leichter verzeihen, da Dir ihre Unfähigkeit bewusst werden könnte,
andererseits sicher ist das natürlich nicht ...
Grüsse
von cichysp

15.12.2013 22:49 • #395


D
Zitat von Beobachter:
.............

... eine Antwort, in Bezug auf Verstehen / Verzeihen (beides
geht bei mir nicht) wichtig wäre.


Im Moment habe ich Schweißausbrüche, weil ich hier so unüblich mit Gedanken an meine Mutter konfrontiert werde.
Ich muß daher gleich erst einmal aufhören zu schreiben.

Nur noch dies:
Sie war so ICH-bezogen, daß sie ihrem jüngsten Kind, als dieses schon erwachsen und immer ihr Lieblingskind gewesen war, wegen irgendeiner Kleinigkeit Lieblosigkeit vorwarf und meinem Bruder einen Brief schrieb: 'Hiermit verstoße ich dich, Du bist nicht mehr mein Sohn.

Eine Reparatur zwischen den beiden kam nie mehr zustande.

15.12.2013 22:50 • #396


G
Hey Beo,

ähnlich erging es mir auch:

Mein Großvater war Soldat im Krieg. Er konnte anschließend mit dem, was er erlebt und gesehen hatte nicht umgehen. Er versuchte sein Trauma mit Alk. zu unterdrücken. Im Suff schlug er immer wieder meine Großmutter. Das haben deren Kinder und somit auch meine Mutter gesehen und erlebt. Die Folge war, dass mein Onkel sich das Leben nahm. Die Folge war auch, dass meine Mutter zu einem äußerst depressiven Menschen wurde, der nicht in der Lage war, ohne Gewalt Kinder zu erziehen. Die Folge war, das mein Bruder sich das Leben nahm und ich ihn nun jeden Tag vermissen muss. Die Folge war auch, dass ich ohne Liebe der eigenen Eltern aufwuchs. Ich habe mich bewusst dafür entschieden den Kriegsfolgen und deren Auswirkungen auf meine Familie ein Ende zu bereiten, indem ich nicht nach Schuld suche, sondern versuche Die Kettenreaktion zu verstehen. Ich habe diese Kette zerbrochen, indem ich mich entschloss, nicht das Schlechte, was man mir antat, an meine Familie weiter zu geben, sondern immer versuche, das Beste für sie zu tun.

15.12.2013 22:55 • #397

Sponsor-Mitgliedschaft

B
Huhu

@ cichysp :

Irgend welche Gespräche werde ich mit meiner Mutter nicht mehr führen.

Es hätte auch heute keinen Sinn mehr, da sie Parkinson erkrankt ist, und
(auch wegen der Medikamente) praktisch nichts mehr wirklich mitbekommt.

@ deep-darkness :

Ja, manchmal gehen einem beim Denken vor dem Schreiben Dinge der
Vergangenheit durch den Kopf, die einem immer wieder neu erschaudern
lassen.
Daher werden es dann bei mir oft nur kurze Texte, die sich ohne Tetails
auf das Wesentliche beschränken.

@ Gina :

Ja, die Frage, war es die Kriegsauswirkung (Kettenreaktion) oder waren
diese Leute von Natur aus so, beschäftigt einen wirklich, denn irgend-
wie trägt man ja die Gene seiner Familie auch in sich selber.
Ich selber habe mich schon manchmal gefragt, ob meine Asperger-Symp-
tomatik und mein sozialer Rückzug, nicht die Angst ist, solche kranken
Gene auf die Menschheit zulassen zu können ... also die Angst, so zu
werden wie das wovon man abstammt ...

Für heute aber nun eine Gute Nacht sag, Beo

15.12.2013 23:10 • #398


C
Zitat von Beobachter:
Ob das immer noch Verleugnung und Selbstschutz ist, oder ob ihr
Kriegsfluchttrauma solche unbewusste Eigenschaften hervorgerufen
hat, wird wohl für immer eine offene Frage bleiben.

Obwohl eine Antwort, in Bezug auf Verstehen / Verzeihen (beides
geht bei mir nicht) wichtig wäre.


die Mutter hat ihr eigenes Leid weitergegeben an die Kinder, sie war nicht/ nur eingeschränkt fähig,
sich fair und in positiver Weise den Kindern gegenüber zu verhalten, da sie selbst zu viel Unsicherheit in sich hatte, zu viele Probleme mit sich selbst, zu viele eigene unbewältigte Konflikte, es fehlte ihr selbst an positiver Zuwendung, Zuversicht wurde ihr nicht vermittelt, es fehlte ihr oft auch die Kraft und es fehlten ihr die Möglichkeiten, die Fähigkeit zu positiver Zuwendung sich ausreichend anzueignen, sie hatte selbst Leid erfahren - als ihre eigene Kindheit vorbei war, war sie nicht fähig, dem ins Erwachsenenalter mitgenommenen Mechanismus gegenzusteuern, jedenfalls nicht allen ihren Kindern gegenüber,
so war es eine naheliegende Möglichkeit für sie, ihren eigenen Mangel mit der Energie, die sie aus den Kindern/ aus bestimmten Kindern ziehen konnte, zu kompensieren.

Für mich bleibt immer noch die Frage, wie es ihr gelang, dass sie ihre Lieblinge anders behandeln
konnte ? Dieses Missverhältnis ... hätte sie den Missbrauch mit allen Kindern so extrem betrieben, hätte ich mir nicht den Kopf zerbrechen brauchen über so viele unbeantwortete Fragen ...
das zu verstehen, wird immer schwierig bleiben für mich,
auch wenn ich natürlich nachvollziehen kann, dass ihre Kindheit leidvoll war, sie als Kind schon viel arbeiten musste etc, sie im Krieg erleben musste, wie Mutter und Großvater zeitweilig fremde amerikanische Soldaten am Hof zu verpflegen hatten etc., sie auch von ihrer eigenen Mutter Lieblosigkeit erfahren hat, allerdings hatte sie den Großvater, der sie geliebt hat,
trotzdem war sie unfähig, ihren Kindern ausreichend oder überhaupt Liebe zu geben, sie war eben der Typ Mensch, der selbst sehr viel Aufmerkamkeit brauchte
grüsse
cichysp

15.12.2013 23:43 • #399


C
Zitat von aquene:
Ob Abspaltung und Verdrägung von Traumata vererblich sind mag ich bezweifeln.
Geht es nicht auch um unbewußtes nicht zulassen von Gefühlen? Welches dann mehr oder weniger dazu führen kann , dass man sich dazuhin erzieht zu verdrängen.
Dieses oft nicht drüber reden dürfen/ können.

Warum habe ich manchmal noch vor dunklen Schlafzimmern Angst und brauche ein kleines Licht in der Umgebung? Meine Oma hatte Zeit Ihres Lebens Angst vor eben dieser Dunkelheit.
Sie hat den Krieg auch erlebt.
In meinem näheren Bekanntenkreis gibt es einen Mann- er hat durch den Krieg mit 19 ein Bein verloren. Er hat eine große Firma aufgebaut- Respekt. An Emotionalität aber sehr viel eingebüßt.


Erbe-Umwelt Diskussion - es gibt beides, die genetische Veranlagung und die Einflüsse aus der Umwelt ... es wird viel darüber geschrieben, woran liegt es wirklich ? an den Genen oder an den Umwelteinflüssen ? als wäre es nicht klar, dass beides eine Rolle spielt ... Eine Phobie vor Spinnen kann z.B. auch ganz einfach von der Mutter an das Kind weitergegeben werden durch Modelllernen ...
und das, was oft auf die Gene geschoben wird, kann bei genauerer Betrachtung erlernt sein oder als Reaktion auf die Umwelt auftreten ... als Reaktion auf ein rigides Umfeld , wie es so schön heißt -
denke, dass die Umwelteinflüsse sogar eine sehr große Rolle spielen, was einmal im Gehirn abgespeichert ist, kann nur mit viel Geduld wieder verändert werden, schnellere Erfolge können sich mit Hypnotherapie einstellen - auch z.B. bei Phobien.
Wissenschaftliche Studien sind immer mit Vorsicht zu genießen, weil man nie sicher sein kann, ob sie nicht gesponsert wurden, um bestimmte [profitorientierte] Erkenntnisse zu verbreiten ...
grüsse
von
cichysp

16.12.2013 00:16 • #400


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