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M
hey und hallo.
ich bin neu hier und sooo froh, zu lesen, daß ich nicht allein bin, mein partner einer von vielen ist - und daß es eine krankheit ist - und ich primär nicht persönlich gemeint bin. allein diese tatsache beruhigt mich bereits ungemein, da ich das gefühl habe, mich zusehends zu isolieren.

der reihe nach.
mein partner und ich kennen uns seit etwa 9 monaten. ich hatte bisher nur -ich nenns mal: ausgewogene/einfache- beziehungen.
am anfang mit meinem jetzigen partner war alles ganz toll, normal.
eine normale kennenlernphase: man traf sich immer öfter, lernte sich besser kennen. küsste, hatte sex. und das alles war wirklich schön, obwohl mir auch damals auffiel, daß er eigentlich nicht sogern küsste wie ich..und er eigentlich auch weniger meine nähe suchte, als ich seine.

ich hatte mich total schnell in ihm verliebt. leider.

je näher wir uns im laufe der zeit kamen, je mehr wir uns kennen und inniger miteinander waren , umso mehr zog er sich zurück. zuletzt trafen wir uns 2-3x pro woche.. aber auch dann nur zeitlich begrenzt, er hatte dann irgendwelche termine/ausflüchte, um wieder gehen zu können. mittlerweile kann er mich nicht mehr küssen, händchenhalten geht gar nicht, der sex ist schon so lange her.
einmal lagen wir zusammen im bett, kuschelten und er bekam eine panikattacke, daß er weg muß... er hat dann fluchtartig meine wohnung verlassen. - nachts um 3.
am nächsten tag kam dann eine whatsApp-nachricht, in der er mir sagte, daß er mir nie vertrauen können würde .. und er kann mir keine garantie geben, ob wir je eine beziehung haben werden.
und im würde das alles zuviel werden...
er möchte seit dem zeitpunkt auch nicht mehr, daß man uns öffentlich als zusammen sieht.

dennoch treffen wir uns noch regelmässig, verbringen (aus meiner sicht auch wirklich schöne) zeit zusammen, fahren auch mal über ein paar tage gemeinsam zusammen weg. oft ist er dann ausgelassen und fröhlich, sucht auch meine nähe (umarmt mich zb).
auch wenn er etwas getrunken hat, ist er näher und kann nähe besser zulassen...
nüchtern ist er eher auf abstand.

und ja, er ist in therapie, wegen seiner depressionen, die resultat seiner vergangenheit sind.
er war 1-2 jahre lang in einer beziehung (auch hier: fernbeziehung) mit einer dame, die an borderline erkrankt ist. sie brach ihm sein herz.
details kenne ich bis heute nicht, das ist wie das schwarze tor in seinem kopf und herz...
vielleicht ist er noch nicht so weit, auf jeden fall wurde er damals, in dieser beziehung, so verletzt, daß er (so sagte er mal) drauf und dran war, aus dem fenster zu springen... er hätte sich so sehr in dieser beziehung verrannt und wurde so gedemütigt, was er niiiie mehr durchmachen möchte und so abhängig er nie mehr sein möchte. er sagte mal wortwörtlich .
lieber bleibe ich mein leben lang allein.

hinzu kommt, daß er (entgegen seiner beziehungsangst) sehr auf kontrolle bedacht ist.. er kontrolliert mich , wo es nur geht.
(passt das denn zusammen? - eigentlich müsste er doch froh sein, wenn ich weg bin...und er mich dann quasi los ist...)
er kontrolliert meinen PC und mein handy (whatsApp/facebook), ob ich wann zuhaus bin etc... jegliche meiner kommunikation mit (männlichen) freunden löst bei ihm (aus meiner sicht) noch mehr mißtrauen und abstand aus... so, als ob er sich in seinen vermutungen bestätigt fühlen würde.
dabei bin ich eine wirklich treue seele. ich liebe ihn total (was ich natürlich auch nicht sagen darf..) , aber ich weiß gerade nicht mehr, wie ich mich verhalten soll/kann/darf.
loslassen und geduldig sein.. ja. aber wie? allein zuhaus rumsitzen, däumchendrehen und auf irgendwann warten?
das ist so schwer

wie kann man vertrauen aufbauen, wenn das, was vertrauen schafft, ihn wiederum einengt... das ist so ein schmaler grat, der jeden moment kippen kann.
ist distanz immer die lösung? bei mir ist das zur zeit mein einziger weg... und das ist so neu, distanziert sein, obwohl man so verliebt ist.
kann man die anfangszeit wieder hervorbeschwören?
wieso war das anfangs so locker und näher, als jetzt?
er sagte auch mal umarmen ginge bei ihm besser, als küssen oder händchenhalten...aber selbst DAS traue ich mich nicht mehr, weil ich ihn nicht verschrecken will.

es ist so schwer zu fühlen, daß alles kaputt ist, ein scherbenhaufen... nicht an dieser liebe zu verzweifeln, die man selbst in sich trägt, die aber den anderen völlig in die flucht treibt...

wie redet ihr mit euren bindungsängstlichen partnern? lassen sie gespräche überhaupt zu, ohne daß sie sich eingeengt fühlen? ich habe bei meinem partner das gefühl, daß er immer schnellstmöglich das thema wechselt, weil es ihm zu tief geht...

danke fürs lesen. einen schönen abend für euch...

10.08.2016 21:13 • 17.08.2016 #1


5 Antworten ↓


Icefalki
Hallo, willkommen hier.

Kannst ihm ja mal sagen, dass er aufgrund seiner Krankheit dich jetzt genauso behandelt, wie er behandelt worden ist. Und evtl. bist du dann die Nächste mit einem Problem.

Was wir alle lernen müssen, ist das, dass Ängste etwas mit uns selbst zu tun haben. Auslöser waren Umstände, Erziehung, Erleben, eigene Wahrnehmungen. Aber es ist unsere eigene Angst, der wir uns stellen müssen.

Und dann kommt hinzu, wieviel Menschen in unserem Umfeld, die das nicht kennen, das überhaupt ertragen können. Denn die Normalität ist bei uns ver-rückt.

Wenn also unsere Angst andere verletzt, zermürbt, ist die Frage, ob sich derjenige das gefallen lässt..

Was dann wiederum die Sache des anderen ist. Jede Selbstverleugnung kann in eine Krankheit führen. Auch bei dir.

Ich selbst kenn mich mit Bindungsangst nicht aus. Vielleicht schreiben dir andere davon mehr.

Wird er medikamentös unterstützt?

10.08.2016 22:26 • #2


A


Partner mit Bindungsangst & Depression

x 3


M
Hey Ice,

danke für deine Antwort und ja, er wird medikamentös unterstützt.
Er bekommt Antidepressiva, deren Namen und Dosis ich aber im Detail nicht kenne.

LG

10.08.2016 22:37 • #3


FeuerWasser
Zitat:
und daß es eine krankheit ist

Bindungsangst ist keine Krankheit, das tritt symptomatisch auf. Bindungsangst tritt zb. auch sehr häufig als spezifische Ausprägung der
Borderline Persönlichkeitsstörung auf.
Alles was du beschreibst kenne ich 1:1 von meinem Partner. Fluchverhalten, schlimme Panikattacken, sich wochenlang nicht melden,
kein küssen, kein Händchen halten, Sex alle heiligen Zeiten mal, Depressionen, dicht machen, niemanden an sich ranlassen.
provozierte Streitsituationen, Kontaktabbrüche und wieder folgende Annäherungen.
Manchmal bin ich mir auch sicher, dass er mich anschwindelt um aus einer Situation zu kommen was ich ihm aber nicht mal übel nehmen kann.
Leider bin ich auch selbst nicht übermäßig stabil und kam auch schon an den Punkt, vor wenigen Monaten, dass ich kurz davor vor mich
stationär aufnehmen zu lassen. Seit ich den Punkt übertaucht habe ist meine Sicht auf die Dinge eine andere. Ich melde mich bei ihm nicht mehr,
ich lebe mein eigenes Leben, wenn er sich meldet dann weil er es will, von mir gibts keinerlei Druck, kein nachfragen mehr, nichts mehr, macht
keinen Sinn und das alles obwohl er in Therapie ist.

Auch dieses kontrollieren kenne ich. Ich bin mir 100%ig sicher, dass er mich auf FB schon gesucht hat auch auf einem anderen Portal ständig
auf meinem Profil ist und guckt mit wem ich mich angefreundet hatte.
Ich habe das Gefühl eine Beziehung mit einem Geist zu führen. Momentane IST-Situation = er meldet sich alle 10-14 Tage erzählt mir in ein paar
Sätzen was es bei ihm Neues gibt und das wars.

Zitat:
wie kann man vertrauen aufbauen, wenn das, was vertrauen schafft, ihn wiederum einengt..

Das ist gut formuliert und mit Sicherheit auch das was ihm selbst schmerzlich bewusst ist.

Zitat:
kann man die anfangszeit wieder hervorbeschwören?

Nein, das ist vorbei. Diese Anfangszeit ist nicht das was er ist sondern was er möchte. Er spiegelt dein Verhalten,
dein verliebt-sein aber für Resonanz müsste er auch etwas zurück geben und das kann er nicht. Normalerweise
hättest du schon bei diesem Satz in der er mir sagte, daß er mir nie vertrauen können würde .. den Rock raffen und
rennen müssen was das Zeug hält.

Zitat:
lassen sie gespräche überhaupt zu, ohne daß sie sich eingeengt fühlen?
,
Gespräche über Gott und die Welt - Ja, Gespräche über sein Gefühlsleben - Niemals!

11.08.2016 20:31 • #4


M
Hallo Feuerwasser, danke für Deine Antwort.

..wenn gehenlassen nicht so schwierig wäre. Wenn er nicht diese enorme Anziehungskraft auf mich hätte, wobei auch das wahrscheinlich eins meiner Baustellen ist...: man begehrt ja immer die Dinge, die man nicht haben kann.. die Dinge, die so unerreichbar weit scheinen.
Und in dieser Konstellation ist es leider fatal. je mehr ich begehre, umso höher wird die Mauer. In der Theorie hab ich das auch völlig verstanden.
Nur mein Herz nicht
Und diese Hilflosigkeit macht mich so traurig.

@FeuerWasser Wie lange führst Du diese Beziehung in dieser Form.. bzw wielange hälst Du es schon aus? Ich finde das sehr bemerkenswert.
Sich alle 10-15 Tage mal zu sehen würden mich höchstwahrscheinlich bereits zermürben.
Hatte Dein Partner dieses Symptom schon immer?
Obwohl ich ahne, daß mein Weg vorraussichtlich auch so weiter verlaufen wird...
Ich suche schon jetzt eine Anleitung zum Entlieben.
Und ja, man soll sich auf sich konzentrieren, seinen eigenen Weg gehen. Sich selbst genug sein, in sich glücklich undundund... Wie schaffst Du das?
Fühlst Du Dich dann nicht überwiegend Single, als in einer Beziehung?
Ich finde es so enorm schwer.. ich bin eigentlich viel lieber in Zweisamkeit, als mit mir allein.

Erst jetzt verbrachten wir das Wochenende zusammen. 2 ganze Tage und Nächte. Zwar ohne Sex. Aber immerhin.
Nach Zeit mit ihm zusammen, finde ich ihn immer liebevoller und näher , als vorher. Als ob ein bischen Eis geschmolzen ist.... (das leider immer wieder zu schnell zufriert)
In Zeiten des angetauten Eis lässt er auch Gespräche über seine Gefühle zu. Er sagt immer, er weiß nicht, was mit ihm ist.. es läge nicht an mir. Er hat einfach nur Angst.
Ich habe keine Erwartungen mehr, aber irgendwie doch Hoffnungen...

Es ist nicht so, daß er ständig diese hohe Mauer um sich herum hat... es sind eher Phasen.
Auch wenn Ihr mich für doof oder naiv haltet, ich klammer mich an den Gedanken, daß es irgendwann mal anders wird.
Er hat diese Angst nicht seit jeher, sondern wirklich erst seit seiner letzten Beziehung.
Wortwörtlich sagte er mal, er möchte soetwas (das, was seine letzte Beziehung aus/mit ihm machte) nie wieder erleben. Lieber würde er sein ganzes Leben allein bleiben.
Vielleicht heilt die Wunde irgendwann wieder.
Ich geb noch nicht auf.

15.08.2016 20:04 • #5


FeuerWasser
Zitat:
..wenn gehenlassen nicht so schwierig wäre. Wenn er nicht diese enorme Anziehungskraft auf mich hätte, wobei auch das wahrscheinlich eins meiner Baustellen ist...: man begehrt ja immer die Dinge, die man nicht haben kann.. die Dinge, die so unerreichbar weit scheinen.

Das ist die Frage.... Ist es wirklich ein begehren von dem was du nicht haben kannst oder ist des die Stärke der eigenen Verlustangst?! Es kommt auch nicht selten vor, dass sich aktiver und passiver Bindungsängstler findet.

Zitat:
Sich alle 10-15 Tage mal zu sehen würden mich höchstwahrscheinlich bereits zermürben.

Nein nein er SCHREIBT mir alle 10-15 Tage, sehen tun wir uns vielleicht einmal im Monat und das geht seit 14 Monaten so. Ich denke aber auch, jeder Mensch
mit einem gesunden Nähe-Distanz-Verhalten würde da schreiend davon laufen.

Zitat:
Hatte Dein Partner dieses Symptom schon immer?

Es war ganz klassisch.... Das Ersttreffen sehr intensiv, dass es mir schon zuviel war und beim zweiten Treffen merkte ich schon, irgendwas stimmt nicht. Er wurde unsicher, fahrig.. Wir hatten uns geeinigt sozusagen auf eine Beziehung auf Probe. Jeder behält seine Freiheiten soviel er braucht und wenn es jemandem zuviel wird kann man es immer beenden. In jedem Fall weicht das stark vom klassischen Bild einer Beziehung ab. Vor mir hatte er nur eine Beziehung, 7 Jahre on-off, diese Dame ist bis heute wegen Depressionen in Therapie.

Zitat:
Und ja, man soll sich auf sich konzentrieren, seinen eigenen Weg gehen. Sich selbst genug sein, in sich glücklich undundund... Wie schaffst Du das?

Es gibt meiner Erfahrung nach keine Tricks wo man sagen kann, wenn du das machst dann geht es dir auf jeden Fall besser. Das ist ein Prozess der Erkenntnis und ich habe für mich festgestellt, dass man einen Bindungsängstler, wenn überhaupt, nur dann halten kann wenn man ihn los lässt und dann wird er immer im Hintergrund mitlaufen aber nie neben dir. Du musst dich von ihm los sagen, dich konsequent auf dein Leben konzentrieren und FÜR IHN hoffen, dass die Therapie anschlägt und das auch vielleicht zwischen euch etwas positiv verändern kann.

Zitat:
Fühlst Du Dich dann nicht überwiegend Single, als in einer Beziehung?

Es fühlt sich an wie eine erweiterte, monogame Sexbeziehung mit gelegentlichen Treffen und etwas anderes ist es bei genauerer Betrachtung auch nicht

Ich tu mir in der Hinsicht leichter, weil ich ohnehin gerne alleine bin, bewusst keinen Freundeskreis habe und dennoch komme ich hin und wieder an meine Grenzen. Wenn du die Zweisamkeit suchst und auch sonst ein eher geselliger Mensch bist, wirst du - so hart das klingt - mit Sicherheit an der Konstellation emotional zu Grunde gehen (wenn der Ist-Zustand so bleibt). Ohne dich zu kennen gebe ich dir da Brief und Siegel drauf.
Was positiv anzumerken ist, dass er eine Therapie macht und so wie es scheint, im geringen Maß auch Gefühle kommunizieren kann, kann meiner überhaupt nicht. Ich kann dir nur anraten, geh soweit wie es dir gut tut, was du für dich noch vertreten kannst. Man kommt schnell in das Fahrwasser ihm helfen zu wollen, sich selbst als Rettungsanker zu sehen aber schlussendlich kann er sich nur selbst retten mit einer deutlichen Veränderungsmotivation.

17.08.2016 00:18 • #6





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