Wieder in der Dauerangst gefangen

Zitat von Ankergirl:

ich bin ein total toleranter Mensch, wenn wir uns treffen würden, kämst du nie zu dem Gedanken dass etwas nicht stimmt.

Das glaube ich Dir gern. Deswegen ist es ja so schwierig zu verstehen, was teilweise in uns
abläuft.

Zitat von Ankergirl:

Das bedeutet auch nicht das der Mediziner schlecht ist, aber in dem Moment kannst du nicht aus deiner Haut.

Auch das ist mir klar. Es gelingt einem anderen Menschen machmal nicht, Dich von Deiner Grundüberzeugung
zu befreien. Eins unserer wichtigsten Gefühle, die Angst, ist dafür verantwortlich.

Lösen kannst Du das teilweise, indem Du mit Deinem Angstgefühl anders umgehst.

Zitat von Ankergirl:

Mir geht es zum Beispiel darum was ist mit meinen Kindern.

Sagte ich gerade. Alle Gedanken, die Dir große Angst machen, treiben Dich in dieselbe Falle.
Die Falle heißt. In dem Punkt will ich absolute Sicherheit haben.
Leider kann aber kein Mensch in irgendwelchen Bereichen völlige Sicherheit bekommen.
Du versuchst an dieser Stelle mehr Sicherheit und Bestätigung zu bekommmen, als es überhaupt
möglich ist.
Dein sonstiges Leben muss dadurch nicht von außen erkennbar beeiträchtigt sein.

Zitat von Ankergirl:

Ach der Hypochonder der hat nichts, dieser wird weit aus weniger akzeptiert als jemand mit einer Depression.

Das sehe ich nicht wie Du. Wenn Du mal schaust, wie viele Kosten die ständigen, häufig
übertriebenen Untersuchungen unser Gesundheitssystem belasten, finde ich.
Hypochondrisch veranlagte Menschen werden sehr, sehr ernst genommen.
Nur kann man Hypochondrie nicht so gut mit Medikamenten behandeln. Weil Medikamente
können keine logischen Denkfehler korrigieren. Das kann nur der Patient selbst.
Beruhigende Medikamente sind da wohl kaum eine Lösung.
Menschen lernen beispielsweise Rechnen. Vertauscht jedoch ein Mensch die Zahlenwerte 3 und 7,
dann sind zwar nicht alle Aufgaben falsch, in denen die Zahlen 3 und 7 vorkommen.
Allerdings, die meisten Aufgaben in denen diese Zahlen enthalten sind, werden zu einem
unbefriedigenden (falschen) Ergebnis führen.
Schlussendlich ist es unsinnig darüber zu streiten, wie gut Hypochonder rechnen können.
Sie können hervorragend rechnen. Mindestens so gut wie jeder andere Mensch.
Es geht um etwas anderes.
Es geht um die Bewertung von unseren Gefühlen.
Wir beide bewerten unsere Gefühle teilweise sehr, sehr unterschiedlich. Dies führt dazu,
dass in der gleichen Lebenssituation ein Mensch ruhig und zufrieden lebt. Und der andere
Mensch ständig nach überdurchschnittlich viel Sicherheit sucht.

Nun stellt sich die Frage. Ist es behandlungsbedürftig, wenn jemand mehr Sicherheit für sich
und seine Kinder benötigt als andere Menschen? Und wenn ja, warum ist das dann so?

Hallo Denis,

Zitat von Denis417:

oh Mann das ist alles so belastend!

das kann ich gut verstehen.Was aber genau, ist denn für Dich so belastend?
Einem Gefühl gibst Du ständig zu viel Bedeutung. Deiner Angst.
Wenn Du mal zurückschaust. Von 10 mal, wo Dir eine Situation Angst gemacht hat, wie oft hat sich
Deine Angst dann auch bestätigt? Bestimmt nicht häufiger als zwei- oder dreimal.
Das bedeutet. Unser Angstgefühl sendet ständig Fehlalarme.
Das ist nicht nur bei Dir so, sondern bei mir und anderen Menschen sehr ähnlich.

Die einzige Möglichkeit, die ich bisher kenne ist. Zuerst einmal unbedingt ganz ruhig bleiben!
Fast immer hat die Angst unrecht. Und sollte sie doch einmal Recht haben, gibt es viel, viel Zeit,
darauf zu reagieren.
Du hast ein logisches Denken in Deinem Kopf. Das ist dazu da, Dich von der belastenden
Denkweise zu befreien.
Dieses logische Denken musst Du aber auch benutzen. Denn sonnst passiert genau Das, was Du
hier ständig beschreibst.

Zitat von Denis417:

ich fokussiere mich jetzt schon die ganze Zeit auf die eine juckende Stelle neben dem Knie, die ich schon seit längerem habe,

Diese Stelle hast Du schon länger. Dein Problem beginnt fast immer damit, dass Du Dich auf Deine
Angst fokussierst.
Dies bedeutet. Dein sachliches und logisches Denken nimmst Du plötzlich nicht mehr ernst.
Warum glaubst Du Dir selbst auf einmal nicht mehr?
Das wird doch einen Grund haben?

Zitat von Denis417:

Ich will das alles auch nicht mehr so ertragen..

Dann versuche so schnell wie möglich an Deiner Art über Dinge nachzudenken etwas zu verändern.
Am schnellsten funktioniert unser gefühlsbetonntes Denken. Gefühl-betontes Denken führt jedoch
sehr häufig zu falschen Ergebnissen welche viele Nachteile für uns Menschen bringen.
Sachliches und logisches Denken funktioniert 20 mal langsamer, bringt aber fast immer verständliche
und zufriedenstellende Denkergebnisse.
Wie wäre es, wenn Du beginnst grundsätzlich möglichst sachlich und logisch zu denken?
Dann lässt Dein Problemdenken deutlich nach.

Es kommt auf einen Versuch an.

Zitat von Denis417:

Dieses Gedanken Karussell macht einen nur kaputt und mir ist auch bewusst,

Das reicht meiner Meinung nach nicht. Wenn Dein Gedankenkarussell läuft, kannst Du es vermutlich
kaum wieder anhalten. Mit eigenen Gedanken ist es schwer das Gedankenkreisen zu unterbrechen.
Helfen wird vermutlich nur, wenn Du verhinderst, dass das Gedankenkreisen überhaupt erst beginnt.

Zitat von Denis417:

Dennoch kann ich es fast nie ausstellen.

Eine Möglichkeit ist die, dass Du Dir Deine kreisenden Gedanken auf ein großes Blatt Papier aufschreibst.
Du siehst dann selbst, dass Deine Gedanken entstehen, aber jeder einzelne Gedanke nicht zu einer
Entscheidung führt. Zwischen fünf und beispielsweise dreißig unbeantworteten (offenen) Gedanken, führen
innerhalb von Minuten zu einer Überlastung in Teilen des Gehirns. Das fühlt sich dann meistens
sehr schlimm an.
Ich vermute, dass man zumindest anfangs (also ungeübt) ein Gedankenkarussell nicht mit Gedanken
allein, stoppen kann. Dafür braucht es andere Methoden.