Pfeil rechts

S
Hallo zusammen,

ich habe hier schon einmal geschrieben, da mein Freund unter Angst leidet. Zunächst war es eine Lebensmittelallergie, die die Hypochondrie stärker hervorbrachte, dann war es Angst vor Darmkrebs, da er eine kleine Enddarmentzündung hatte und nun ist es Angst vor dem Erblinden, da er meint, dass etwas mit seinen Augen nicht stimmt und seine Glaskörpertrübungen unter anderen ein Warnzeichen dafür seien, dass er bald eine Netzhautablösung bekommt.

Nun verderben ihm die Trübungen so sehr den Lebensspaß und -mut, dass er meint, er habe Suizidgedanken, da alles keinen Sinn so mache.
In mir keimt dann eine Wut auf. Sie kommt wohl einerseits daher, dass ich mich hilflos fühle, weil ich ihm nicht helfen kann und andererseits wohl daher, dass ich immer das Gefühl hab, dass er gar nicht will, dass ihm geholfen wird. Da man das Gefühl hat, dass er sich in der Opferrolle gefällt... irgendwie. Das klingt jetzt vielleicht falsch... was ich meinte: Wenn ich als Beispiel gebe, dass ich auch Trübungen habe, dann kommt immer gleich: Ja dann sind sie nicht so schlimm wie bei mir. Mir geht's schlechter damit und das muss ja einen Grund haben. Den Grund, dass er hypochondrisch ist und er es deshalb nicht so gut schafft, diese Trübungen zu tolerieren, lässt er keinesfalls gelten. Das kann gar nicht sein!

Also was kann ich tun? Wenn ich sage:Ach mach dich nicht so verrückt, ist alles nicht so schlimm. Ich weiß, dass sie dich aufregen, aber versuch doch dich auf andere Dinge zu konzentrieren... Dann sagt er nur, dass das gar nicht gehe, weil die Augen so bewegliche Dinge wie Trübungen automatisch schärfen würden und sich drauf konzentrieren. Dass ich gemerkt hab, dass man das ein stückweit sehr wohl unterlassen kann, hinter jeder Trübung herzugucken, interessiert dann wieder nicht, da es bei ihm ja eh viel schlimmer sei, als wie bei mir und damit wäre das hinfällig.

Alle gut gemeinten Ratschläge werden also ignoriert, oder als dumm abgetan. Wenn ich einfach nur schweigend dazu dasitze und nur zustimmend nicke oder so, dann fragt er nur Ja hast du dazu wieder nichts zu sagen, also stimmt das alles... Nein tut es nicht, aber ich will nicht ständig in die Position gelangen, mich verteidigen zu müssen oder das Gefühl zu haben, ständig Lösungsvorschläge finden zu müssen, damit es ihm wieder gut geht. Es macht mich doch schon traurig genug, dass ich das anscheinend nicht kann.

Und dann bin ich auch noch die dumme Kuh, wo er der Meinung ist, dass nur weil ich lediglich zuhöre, dass er mir egal sei. Ist er doch gar nicht, aber es ist egal was ich tu, es ist falsch!

Was hilft euch denn, wenn es euch schlecht geht? Ich weiß einfach nicht, wie ich aus dieser Zwickmühle rauskomme... oder mich gar nicht erst reinschieben lassen könnte. Was will denn ein Hypochonder in dem Moment? Weder stille Nähe, noch Konter... ich weiß nicht, was ich machen soll.

10.09.2012 23:17 • 12.09.2012 #1


5 Antworten ↓


P
Was mir sehr gut hilft ist wenn sich jmd zu mir hinsetzt und über meine Angst redet! Ich merke das es auch nimmer so oft kommt.

Viel erfolg weiterhin

10.09.2012 23:25 • #2


A


Weiß einfach nicht, wie ich reagieren soll.

x 3


F
Ist anstrengend aber nimm ihn ernst wie Pusteblume schon sagt, setz Dich zu ihm und rede mit ihm.
Sag ihm auch wie Du Dich dabei fühlst und das Du einfach manchmal auch nicht weißt wie Du ihm helfen soll.
Es gibt auch Bücher für Menschen wie Dich die mit solchen Menschen wie Deinem Mann leben mit vielen Tipps wie Du als Angehöriger besser damit umgehen kannst.

Empfehle ihm doch dieses Forum..oder ist er auch Mitglied hier.

LG Fenn

10.09.2012 23:35 • #3


D
Das ist sicher schwer, wenn man so wie du betroffen ist. Ich leide auch unter Krankheitsängsten. Aber bei mir stehen Panikattacken doch weiter im Vordergrund! Es gibt wohl Unterschiede bei Hypochondern. Bei den einen wirkt es wohl, wenn man sie bekräftigt, dass sie was haben. Quasi würden sie dann, so habe ich gelesen, ein wenig das Interesse verlieren. Warst du schon mit ihm beim Arzt? Was sagt euer Arzt dazu? Wenn er wieder was sagt, dann sag doch zu ihm: Steh auf, zieh dich an. Wir fahren nun sofort ins Krankenhaus, zum Arzt etc. Wie reagiert er dann? Macht er eine Therapie?Auf jeden Fall ist er krank. Ich hoffe, ihr könnt einen Weg finden, damit ihr wieder eine gute Beziehung führen könnt.

11.09.2012 09:01 • #4


L
Ich bin auch Hypochonder!

Und das beste, was mir passiert ist. Meine Umwelt geht nicht drauf ein!
Bloß keine stundenlangen Diskussionen um immer den selben Kram!

Unterhalten Euch über irgendwelchen schönen Dinge! Zukunftspläne, Zukunftsträume, Erinnerungen an schöne Reisen usw.

Lass bloß die (Krankheits-)Angst nicht zu mächtig in Eurem Leben werden!

11.09.2012 15:50 • #5


S
Oh wow, danke für die vielen netten Antworten.

Mein Freund war schon unzählige Male beim Augenarzt und hat die Augen nachschauen lassen (wie oft sind wir nachts ins Krankenhaus gefahren), nur damit er beruhigt sein kann, wenn ihm ein Arzt sagt, dass alles in Ordnung ist. Wobei manchmal dann ein paar Stunden später er darüber nachdachte und wieder meinte: Vielleicht hat der nicht richtig geschaut etc.

Und er ist auch in Therapie deswegen, aber was mich ärgert ist, dass er die Dinge, die der Therapeut ihm empfiehlt zu tun, nicht anwendet, da er meint, dass der Therapeut keine Ahnung habe, da er selbst keine Glaskörpertrübungen habe und der dann gar nicht wissen könne, wie schlimm das alles ist. Und mir kann er partout nicht glauben, dass ich auch diese Trübungen habe, aber so gut damit zurechtkomme... und das ärgert mich dann wieder, weil er mir damit quasi unterstellt, dass ich ihn anlüge.

Tja drüber reden will er schon, aber dann irgendwie auch wieder nicht. Einerseits wirft er mir vor, dass er doch nur reden will, aber andererseits ist es dann so, dass er immer Lösungen von mir erwartet. Die kann ich ihm aber nicht bieten, denn ich weiß ja nicht, woran es liegt, dass ich mit den Trübungen zurecht komme und er nicht. Bzw. ich weiß es schon, aber das hilft ihm nicht, weil er es erstens nicht glauben kann, dass es daran liegt, dass er den ganzen Tag testet und sich mit den Trübungen beschäftigt und nicht einfach abschalten kann und versuchen kann die Dinger zu akzeptieren. Zweitens mache ich alles, was ich vorher auch gemacht habe. Ich lenke mich also auch mehr ab. Und das lässt er nicht zu.

Er ist auch selbst in diesem Forum angemeldet, aber da er nicht begreift, dass die Angst sein Problem ist und nicht die Trübungen, denn die kann man mit der Zeit eben ertragen (davon verschwinden sie wohl nicht, aber der Alltag ist leichter), ist er hier nicht so tätig, sondern eher in Foren wegen der GKT.
Und dann meint er, dass es ihm besser gehen würde, wenn ich mich auch mehr mit den Trübungen beschäftigen würde und mehr lesen und z.B. Apotheker fragen würde. Nur er begreift nicht, dass mir die Trübungen dadurch auch wieder präsenter werden, dann achte ich auch wieder mehr drauf und das will ich nicht. Will er das vielleicht? Geht es ihm besser, wenn es mir schlechter geht? Klingt jetzt komisch, wenn ich das frage, aber ist das vielleicht trotzdem so?

*seufz* ich will ihn doch dazu kriegen, sich abzulenken und nicht ständig im Netz zu lesen und sich den ganzen Tag damit zu beschäftigen. Denn so bleiben sie ja präsent die ganze Zeit und er hat ja dann gar keine Chance sie zu akzeptieren und dann weniger nervig und anstrengend zu empfinden.

Nun ich werde weiter versuchen ruhig mit ihm über alles zu reden, wenn er unbedingt reden will und ansonsten hoffe ich, dass er sich ablenken lässt, aber ich fürchte, dass das alles schwieriger ist, als es scheint.

Liebe Grüße und noch mal danke an alle für eure Antworten

12.09.2012 10:03 • #6





Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Prof. Dr. Heuser-Collier