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A
Hallo allerseits,

ich schreibe hier, weil ich es nicht länger aushalte, die Sorgen und Nöte, die ich momentan durchstehe, in mich hineinzufressen. Da ich nicht nur unter Krankheitsangst, sondern auch unter Panikattacken mit Agoraphobie leide, wusste ich zuerst nicht, wo ich diesen Thread eröffnen sollte. Da ich aber davon ausgehe, dass die Panik von der Krankheitsangst kommt, denke ich, dass hier der beste Platz dafür ist. Um nachvollziehbar erklären zu können, woher meine Probleme kommen, erst einmal einige Infos zu mir:

Ich habe Ängste, seit ich denken kann, war schon immer ein ängstliches Kind, da ein Teil meiner Familie väterlicherseits unter Hypochondrie leidet (jedoch nie in Behandlung gewesen ist). Mir selbst geht es nicht anders. Mit 14 das erste Mal Panikattacken aufgrund neurologischer Symptome und Migräne mit Aura, die damals neu aufgetreten ist. Mit um die 20 dann wieder, als ich zum Studieren weggezogen bin, in einer extrem heftigen Prüfungsphase kamen die Ängste wieder. Als ich ein weiteres Mal für ein Aufbaustudium umgezogen bin, habe ich erstmalig eine kognitive Verhaltenstherapie wegen generalisierter Angststörung und Panikattacken mit Agoraphobie gemacht. Die Therapie hat wahnsinnig gut geholfen und ich war für etwa 5 Jahre völlig angstfrei.

Mit Mitte 20 ging es dann von vorne los, nur dieses Mal anders: Ich hatte einen besonders heftigen Migräneanfall und wurde vom Neurologen ins MRT geschickt. Schon vor diesem MRT war ich der festen Überzeugung, todkrank zu sein, entweder ein Aneurysma, einen Hirntumor, MS, Schlaganfall oder sonst eine Erkrankung, die mein Hirn betrifft, zu haben. Fast hätte ich das MRT nicht gemacht, aus Angst, eine schwerwiegende Diagnose zu bekommen. Ich habe es dann doch gemacht weil ich mir bewusst war, dass Vermeidung nichts bringt, habe aber ständig darauf geachtet, wie der Mitarbeitende, der das MRT gemacht und die Bilder gesehen hat, sich mir gegenüber verhalten hat, ob er irgendwie den Anschein machte, dass er irgendeine schlimme Neuigkeit vor mir verbergen wolle.

Ich musste dann eine Woche lang auf das Ergebnis warten, das mir von der Sprechstundenhilfe meines Neurologen telefonisch durchgesagt wurde. Heraus kam, dass mein Gehirn vollkommen gesund sei, man jedoch als Zufallsbefund ein Lipom gefunden habe, das jedoch keine Probleme verursache. Ich solle jedoch nach 6 bis 12 Monaten zur Sicherheit noch einmal ein MRT machen. Als ich nachfragte, was genau das bedeute, konnte mir die Sprechstundenhilfe nichts sagen. Auf meinen Wunsch hin, mir das alles nochmal vom Arzt selbst erklären zu lassen, hieß es nur, der nächste Termin sei in 3 Monaten frei. Seitdem bin ich nie wieder bei diesem Neurologen gewesen.

Was ich stattdessen gemacht habe, war googeln. Und heraus kam natürlich: Tumor. Dass da stand gutartig oder dass gefühlt jeder Mensch, der einmal in seinem Leben durchgecheckt wird, irgendwelche Anomalien im Gehirn hat, hat mich natürlich nicht interessiert. Ich hatte immer nur im Kopf: Tumor. Du hast einen Tumor. Und was, wenn dieser Tumor anfängt zu wachsen? Ich habe dann natürlich Symtome entwickelt. Sehstörungen, dunkle Flecken vor den Augen, Kribbeln im Gesicht... alles Dinge, die meiner Meinung nach von diesem Lipom kommen mussten. Als ich mich immer weiter zurückgezogen habe, immer reizbarer wurde und regelrecht depressiv, habe ich mir erneut Hilfe geholt und eine weitere Therapie spezifisch für das Problem Hypochondrie gemacht. Auch diese Therapie war wahnsinnig hilfreich und hat super geholfen. Was ich allerdings nie wieder getan habe, ist ein weiteres MRT. Auch bin ich seit diesem Vorfall damals nie wieder beim Neurologen gewesen, aus Vermeidung. Ich wollte ja nicht, dass meine heile Welt, die ich mir gerade wieder aufgebaut hatte, durch eine schlimme Diagnose zunichte gemacht wird.

Jetzt ist es wieder so. Ich hatte ein wahnsinnig nervenaufreibendes Jahr. Zweimal Jobwechsel, da der Job, den ich Anfang des Jahres neu begonnen hatte, der reinste Horror war. Jeden Tag 12 Stunden arbeiten, wenig Gehalt, stundenlanges Pendeln. Ich konnte nicht mehr. Ich weiß noch, dass ich mich gewundert habe, dass ich noch keine psychischen Probleme davon bekommen habe. Im Sommer habe ich dann dem Himmel sei Dank nach kurzer Bewerbungsphase einen neuen Job angefangen, der besser bezahlt ist, tausendmal bessere Bedingungen hat, tolle Kollegen. Kurzum: Ich mag diesen Job! Allerdings muss ich immer noch rund 60 Minuten einfache Strecke pendeln, oft ist Stau, oft habe ich mich darüber geärgert.

Und eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit habe ich plötzlich auf die Ferne Schilder nicht mehr lesen können, alles war verschwommen. Ich war so panisch, dass ich sofort umgedreht und nach Hause gefahren bin. Als ich dann in meiner Panik meine Hausärztin anruf (dieser Anfall war schon wieder abgeklungen, sobald ich zu Hause war), sagte diese mir, sie würde mich gerne zum Augenarzt und zum Neurologen überweisen. Als das Wort Neurologe fiel, war für mich alles vorbei. Oh Gott, ich habe doch einen Tumor. Ich werde sterben. Ich will nicht sterben, war alles, was ich denken konnte. Und was hab ich gemacht? Natürlich bin ich nicht zum Neurologen gegangen. Stattdessen war ich beim Augenarzt, weil mir schon Monate vorher aufgefallen war, dass ich auf Entfernung schlechter sehe. Heraus kam, dass ich eine Hornhautverkrümmung habe und kurzsichtig bin, daher Brille verordnet bekommen.

Aber das Verrückte ist, dass ich diese Brille nicht anziehe. Alles fühlt sich so unwirklich an, wenn ich sie trage, mir wird schwindelig, mir wird schlecht, und ich bilde mir ein, dass die Sehstörungen damit zwar besser sind, aber nicht weg. Und natürlich bedeutet das für mich, dass es doch am Gehirn liegen muss. Seitdem habe ich mich ständig mit der Thematik beschäftigt und natürlich sehe ich jetzt immer auf die Entfernung verschwommen. Ich kann verschnörkelte Schriften nicht mehr gut lesen, kontrolliere ständig meine Augen, rückversichere mich bei Freunden und Familie. Dazu kommt, dass ich im Dunkeln alles, was leuchtet (also Scheinwerfer, Ampeln, Sterne, Mond) förmlich doppelt sehe. Besonders bei grünen Ampeln ist das extrem, auf die Ferne sehe ich die Lichter doppelt. Bei roten und gelben Ampeln ist das Phänomen nicht so stark ausgeprägt. Aber auch bei Mond und Sternen ist es so, dass ich diese irgendwie verwischt sehe, so als wäre dahinter ein zweites, schwächeres Abbild. Das macht mir extreme Angst.

Dazu kommt, dass ich in den letzten vier Wochen dreimal auf der Arbeit ausgefallen bin, weil ich morgens völlig panisch aufgewacht bin. Ich konnte einfach nicht arbeiten gehen. Weil ich noch in der Probezeit bin, habe ich Angst, meinen Job zu verlieren. Was mich so mürbe macht ist die Tatsache, dass ich seit einigen Wochen jeden Tag trotz furchtbarer Angst (und jetzt auch wieder Angst vor der Angst) auf die Arbeit gefahren bin, ich habe mich durchgeboxt, weil ich weiß, dass ich mich damit konfrontieren muss. Aber trotzdem habe ich seit jetzt glaube ich sechs Wochen jeden Tag ein furchtbar beklemmendes Gefühl, ich kann mich nicht richtig freuen, muss ständig weinen, fühle mich völlig ausgelaugt, ängstlich und depressiv. Mein Leben ist einfach nicht mehr so, wie es mal war, und das, obwohl ich mir jedes Mal alles so hart erarbeitet habe!

Ich verstehe nicht, warum es nicht besser wird ich muss dazu sagen, dass ich dennoch wieder Dinge vermeide. Ich habe furchtbare Angst davor, alleine zu sein, und vermeide das, so gut es geht. Auch alleine Auto fahren oder einkaufen gehen mache ich fast gar nicht mehr. Außerdem vermeide ich es zu lesen (was ich eigentlich liebe), weil ich jedes Mal denke, ich kann die Wörter nicht richtig erkennen. Aber wenn ich es versuche, stelle ich auch sofort irgenwelche Symptome fest und bekomme fürchterliche Panik

Einmal hatte ich morgens auf dem Weg zur Arbeit das schreckliche Gefühl, den Radio-Moderator nicht mehr richtig zu verstehen. Also dass mein Hirn die Informationen nicht mehr richtig verarbeitet. Seitdem achte ich ständig darauf, was ich sage und denke. Und jedes Mal, wenn mir ein Wort nicht einfällt oder mir ein komischer Gedanke in den Sinn kommt, werde ich panisch. Ich habe regelrecht das Gefühl, verrückt zu werden, schizophren, paranoid oder sonst was. Ich schaue Dinge an und erschrecke auf einmal, oder ich höre Geräusche und kriege Panik. Dann kommt jedes Mal die Frage Setzt mein Hirn jetzt vollständig aus? Ich weiß gar nicht, wie ich das richtig erklären soll. Es ist so, als wäre ich gar nicht richtig da. Und ständig achte ich darauf, was ich sage und denke. Ich kann nachts nicht schlafen, weil ich Angst vor Alpträumen habe. Ganz schlimm sind auch die wirren Gedanken vorm Einschlafen oder kurz nach dem Aufwachen, völlig sinnfreie Satz- und Wortfetzen gehen mir da durch den Kopf. Als hätte ich überhaupt keine Kontrolle mehr über meine Gedanken. Ich habe furchtbare Angst, meine Sprache zu verlieren, meine Sinne.

Wenn ich abgelenkt bin, ist das alles auf ein deutlich geringeres Maß gesunken, dann nehme ich alles nicht so stark oder überhaupt nicht war. Wenn ich Freunde und Familie frage, ob ich noch normal rede, sagen sie alle, dass mit mir alles in Ordnung ist. Aber sobald ich wieder anfange darüber nachzudenken, was mein Hirn macht, geht es von vorne los. Ich denke, ich muss ständig aufpassen, dass ich nicht den Verstand verliere. Ich habe teils Erinnerungslücken, die mir Angst machen. Neulich hatte ich zum Beispiel die Katze meiner besten Freundin auf den Schoß und auf einmal ist mir nicht mehr eingefallen, wie sie heißt. Das hat vielleicht so 5-10 Sekunden gedauert, bis mir der Name wieder einfiel, aber in dieser Zeit hatte ich furchtbare Todesangst. Ich denke dann sowas wie Oh Gott, bald kannst du dir nicht mal mehr selbst die Schuhe zubinden oder sowas. Neulich bin ich morgens aufgewacht, hab im Halbschlaf meinen Mann geküsst und gesagt bis heute Abend, obwohl ich ja erst noch ins Bad musste, mich anziehen und alles. Solche Dinge erschrecken mich zutiefst und machen mir furchtbare Panik.

Deshalb kann ich mich natürlich auch auf der Arbeit nicht mehr konzentrieren, ich bin ständig wachsam und alles ist angespannt und auf Flucht vorbereitet. Was soll ich nur tun?

Ich habe nun endlich einen Termin bei einem anderen Neurologen, der Termin ist am Mittwoch. Und ich hab solche Angst, dass da was Schlimmes bei rauskommt! Am liebsten würde ich den Termin absagen und so tun, als wäre alles in Ordnung. Auch ein großes Blutbild wollte ich mir mal machen lassen... und ich befürchte, dass mein Hirn erst wieder Ruhe gibt, wenn ich auch tatsächlich wieder im MRT war. Aber ich hab solche Angst! Was, wenn es doch etwas ist? Ich will nicht sterben... ich hab ja noch mein ganzes Leben vor mir.

Eigentlich wollte ich nie Psychopharmaka nehmen und habe das auch nie in Erwägung gezogen. Mein Mann nimmt welche seit er auch einmal eine extreme Panikphase während des Studiums hatte, und er besteht jetzt darauf, dass ich mir helfen lasse. Ich überlege aber auch, wieder eine Therapie zu machen, sofern ich zeitnah einen Platz zu bekommen. Ich brauche einfach Hilfe vielleicht könnt ihr mir ja etwas raten? Ich bin einfach nur müde und traurig, dass diese blöde Angst immer wieder zurückkehrt andererseits weiß ich im Rückblick auch, dass alles viel zu stressig war dieses Jahr. Dazu kommt mein übersteigerter Perfektionismus, ich will immer perfekt sein, strukturiere meinen Tagesablauf extrem gut durch... und jetzt ist gar nichts mehr davon übrig, weil ich keine Kraft mehr habe...

Eure völlig verzweifelte
artemis

26.11.2018 13:10 • 03.05.2019 x 1 #1


60 Antworten ↓


A
Das kommt mir bekannt vor, kann mich in vielen Teilen deiner Absätze wiederfinden.

26.11.2018 16:50 • x 1 #2


A


Sehstörungen und wirre Gedanken: Ist mein Hirn gesund?

x 3


S
Hallo Artemis,

Auch mir kommt das alles relativ bekannt vor und oft weiß man dann schon was in den nächsten Absätzen einen wahrscheinlich erwartet weil man viele selbst mit durch erlebt hat. Leider!

Du bist eben durch diese damalige Diagnose, die ein absoluter Bagatellbefund ist zutiefst erschüttert und verunsichert worden . das gab den Anstoß für alles weitere. Auch das kenne ich,auch dass dann Symptome bei einer Angsterkrankung man alles und jedes überdramatisiert und überreagiert.

Wie du auch weißt bleibt dir gar nichts, aber auch gar nichts über als in Therapie zu gehen.

Deine Sehstörungen sind mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf deine innere Angespanntheit zurückzuführen.

Nur mal für dich zur Beruhigung: ein Lipom ist nichts anderes als umgangssprachlich in der Medizin ein Tumor, der aber gutartig ist, jeder Tumor wird auch so bezeichnet als Wucherung ob eine Fettwucherung oder Hautwucherungen. Jedes kleine hervorstehende Muttermal ist so gesehen ein Tumor was völlig bedenkenlos ist.

Tja nun ist das Kind aber schon in den Brunnen gefallen und du steckst mittendrin. Hast Angst vor den Ärzten und vor allem was dabei rauskommt. Viele gehen zu Ärzten, lassen zig Untersuchungen zig mal machen damit sie beruhigt werden, bei dir läuft der Hase anders du hast schon Angst zum Arzt zu gehen und was dabei rauskommt und vor der Diagnostik wirst du dich sowieso fürchten.

Mein Rat an dich.....wenn ich das jetzt nur lese würde ich sagen komm runter geh zu einem Neurologen schilder ihm deine Ängste, sag ihm dass du deswegen durch und alle bist, lass dich von ihm auf ein vernünftiges Antidepressiva einstellen mit Angstlindernder Wirkung und dir einen guten Platz für eine Psychotherapie empfehlen.

26.11.2018 17:16 • x 1 #3


C
Bei Dir kommt sehr stark zum Vorschein, was wir alle kennen, nämlich dass Du Angstvorstellungen, also Gedanken wie Tatsachen beurteilst und empindest.

Wenn Dir die kognitive VT schon mal so gut geholfen hat, würde ich sie auf jeden Fall - möglichst bald - wieder anstreben. Allein verwickelst Du Dich immer weiter in Deine Vorstellungen und steigerst Dich in diese noch hinein. Man könnte auch sagen, Du quälst Dich selbst; ich meine, wer kennt das hier, in unterschiedlicher Stärke, nicht? Wenn Du dem so komplett hilflos gegenüberstehst, solltest Du Dir therapeutisch helfen lassen.

P.S. Lipom = harmlose Fettgeschwulst, etwa so wie ein Pickel.

26.11.2018 17:31 • x 1 #4


A
Ihr Lieben,

ich danke euch so sehr für eure lieben, aufmunternden Worte, die mir jetzt doch sehr gut getan haben.
Andererseits finde ich es natürlich schlimm, dass Andere solche Leiden auch durchstehen müssen

Ich habe ja selbst die Angsterkrankung meines Mannes miterlebt, und damals konnte ich mir gar nicht vorstellen, jemals selbst wieder in ein so tiefes Loch zu fallen.
Nun ist es aber eben so und ich muss irgendwie wieder rauskommen.
Was mir wirklich den letzten Nerv raubt, ist die Tatsache, dass allein die Konfrontation mit Dingen, die mir Angst machen, offenbar nicht greift.
Durch meine bisherigen Therapien weiß ich, dass die Bewertung meiner Symptome ganz wichtig ist, und ich merke auch, dass mir eben genau das furchtbar schwerfällt.
Egal, wie sehr ich versuche, mir vernünftige Gründe für meine Symptome aufzuzählen, es bleibt eben doch immer das Aber was, wenn doch?

Ich muss dazu sagen, dass ich ein Mensch bin, der in einem sehr guten sozialen Gefüge lebt.
Ich habe eine Familie, die mich liebt, bin absoluter Familienmensch, bin glücklich verheiratet, habe wunderbare Freunde.
Daran hakt es also nicht.
Vielmehr ist es glaube ich die Befürchtung, all das verlieren zu können, eben WEIL es so wertvoll ist, was ich habe.
Allein mit der Vorstellung, dass so etwas passieren könnte, kann und will ich mich nicht abfinden.

Das Hirn ist schon ein komplexes Ding, und das Gefühlsleben umso mehr... ich war schon bevor ich hier geschrieben habe fest entschlossen, den Schritt zu wagen, zum Neurologen zu gehen und alles abklären zu lassen - auch trotz Angst vor unangenehmen Diagnosen.
Und ich denke, dass ich bei diesem Neurologen auch gut aufgehoben sein werde, schießlich ist er ja auch Psychiater und weiß, welche Dinge bei solchen Erkrankungen im Hirn ablaufen.
Womit ich allerdings immer noch hadere, ist die medikamentöse Therapie.
So viele in meiner Familie sind abhängig von Antidepressiva oder haben schon regelrechte Gewöhnungseffekte... auch mein Mann nimmt das Präparat seit Jahren ein, wenngleich er immerhin die Dosis stetig nach unten dosiert hat.
Irgendwann möchte ich ja auch einmal Kinder bekommen, und ich habe Angst, dass das Medikament Ungeborenen schaden könnte... oder aber eben, dass es mir selbst schadet, indem ich mich nur noch auf das Medikament und nicht auf meine eigenen Erfolge gegen die Angst verlasse.
Ich dachte eigentlich immer (in allen Lebenslagen, auch in Panikphasen), dass ich das Ganze immerzu ohne Medikamente schaffen würde.
Und auch die Therapien geben ja Anlass zur Hoffnung... aber wieso fällt es mir so schwer, das in der Therapie Gelernte nun umzusetzen?

Wie gesagt, es ist mein fester Plan, mir wieder einen Therapeuten zu suchen. Aber allein der Gedanke, ein halbes Jahr oder so auf einen Platz warten zu müssen, macht mich mürbe...

26.11.2018 18:41 • #5


C
Ich habe über den therapeutischen Anruf (neues Gesetz) einen Therapeuten gefunden; erst einmal dagewesen und dann überraschend schnell eine richtige Therapie dort bekommen. Gehe es optimistisch an, dann wird das auch was. Du musst es aber echt wollen.

26.11.2018 18:48 • x 1 #6


A
@chillangel: Das tu ich, absolut. Wie gesagt, ich habe ja schon zwei sehr gut wirkende Therapien hinter mir! Ich habe keine Hemmungen, eine weitere zu machen. Wie schaut es denn aber eigentlich mit der Krankenkasse aus? Zahlen die das?

26.11.2018 21:50 • #7


C
Ja, wenn der Therapeut einen durch die Kassen anerkannten Abschluss hat und eine Therapie bei Dir für notwendig befindet.

26.11.2018 23:07 • #8


P
Ich kann es so gut nachvollziehen. Ich will auch einfach nur, dass es weggeht. Ich habe bei jedem Kopfschmerz Angst, dass es ein Gehirnfunktionen ist oder eine Gehirnblutung. Dazu diese ausfälle die auch du beschreibst. Ich hab teilweise panische Angst, wenn ich ein Kind im Kindergarten nicht verstehe was aber logisch gesehen ganz normal ist, weil die Kinder teilweise wirklich Wirr warr reden und du sie gar nicht verstehen kannst. Am linken Auge sehe ich auch schlecht und das verschlimmert das ganze

28.11.2018 19:01 • #9


A
Hallo ihr Lieben,

kurzes Update zu mir: Ich war vor 2 Wochen beim Neurologen, habe alles erzählt und meine Symptome geschildert. Aussage der Neurologin (auch nachdem ich erklärt habe, dass ich eine diagnostizierte Angststörung und Hypochondrie habe): Zu 99,9 Prozent wird da nichts sein.

Auch sie hat mir empfohlen, eine weitere Psychotherapie zu machen. Wir haben uns auch über die Möglichkeit der medikamentösen Behandlung unterhalten, das sieht sie ähnlich wie ich: Die Medikamente nehmen mir das Problem auf Dauer nicht ab. Daher will ich es erst einmal so versuchen.

Jetzt kommt aber mein absoluter Horror: Zur Absicherung soll ich nochmal ins MRT. Und der Termin ist heute... Ich kann euch nicht sagen, wie sehr ich mich fürchte. Einerseits vor der Untersuchung und dem Kontrastmittel (hat letztes Mal trotz Platzangst aber alles super geklappt), andererseits vor dem Warten aufs Ergebnis und vorm Ergebnis selbst (was ja damals meine Hypochondrie erst so richtig hervorgerufen hat).

11.12.2018 13:45 • #10


P
Hallo meine Liebe!

Die Untersuchung wird die insofern gut tun, dass du dann die Sicherheit ist, dass ganz bestimmt nichts ist. Denke positiv, du wirst es schaffen und danach erleichtert sein! Ich hoffe, dass diese Angst dann von dir ein wenig abfällt und nicht mehr ganz so präsent ist.

Ich denk an dich und wünsch dir viel Kraft - du schaffst das!

11.12.2018 13:48 • x 1 #11


A
Hallo ihr Lieben,

kurzes Update zu mir: Ich war vor 2 Wochen beim Neurologen, habe alles erzählt und meine Symptome geschildert. Aussage der Neurologin (auch nachdem ich erklärt habe, dass ich eine diagnostizierte Angststörung und Hypochondrie habe): Zu 99,9 Prozent wird da nichts sein. Sie hat mich untersucht und EEG gemacht, alles tadellos.

Auch hat sie mir empfohlen, eine weitere Psychotherapie zu machen. Wir haben uns auch über die Möglichkeit der medikamentösen Behandlung unterhalten, das sieht sie ähnlich wie ich: Die Medikamente nehmen mir das Problem auf Dauer nicht ab. Daher will ich es erst einmal so versuchen.

Jetzt kommt aber mein absoluter Horror: Zur Absicherung soll ich nochmal ins MRT. Und der Termin ist heute... Ich kann euch nicht sagen, wie sehr ich mich fürchte. Einerseits vor der Untersuchung und dem Kontrastmittel (hat letztes Mal trotz Platzangst aber alles super geklappt), andererseits vor dem Warten aufs Ergebnis und vorm Ergebnis selbst (was ja damals meine Hypochondrie erst so richtig hervorgerufen hat).

Ich hoffe so sehr, dass alles in Ordnung ist! Hab solche Angst! Das blöde ist, dass ich die Nachbesprechung erst nächste Woche Dienstag hab also noch eine quälende lange Woche warten. Vielleicht habt ihr tröstende Worte für mich?

Zu meinen aktuellen Symptomen:
-Depressive Verstimmung ist deutlich besser geworden, ich kann mich wieder an Dingen erfreuen, wenn auch nicht wie früher.
-Gefühle der Unwirklichkeit sind weniger geworden
-Ich schlafe besser als vorher
-Verschwommensehen ist meines Erachtens etwas besser geworden, aber ich sehe immer noch Ampeln, weit entfernte Lichter doppelt
-was mir sehr viel Angst macht: neuerdings habe ich das Gefühl, auf dem linken Auge am linken Rand des Sichtfelds einen roten Schatten zu sehen... ständig sehe ich rote Farbe sozusagen, aber eben nur im Augenwinkel links
-nach einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt (1,5 Stunden im Liegen) ist mir der Kreislauf zusammengesackt als ich mich hinsetzen wollte. Alles verschwommen gesehen, konnte Buchstaben nicht richtig erkennen, schwindelig, hatte natürlich super Panik, die die Angst nochmal weiter anfeuert
-Kribbeln in den Fingern
-Spannungsgefühle rund um das rechte Auge herum, an der Stirn, Wange
-Manchmal habe ich das Gefühl Wörter grammatisch nicht richtig bilden zu können, mir fallen Wörter nicht ein etc.
-ich achte ständig darauf, ob das, was ich sage und denke, einen Sinn ergibt.

Kennt ihr das? Habe solche Angst, dass es Symptome eines Tumors sind oder MS. Übrigens steht auf meiner Überweisung der Neurologin zur Radiologie auch MRT zum Ausschluss MS, entzündliche Genese. Auf mein nachfragen hin sagte sie aber, dass sie ja irgendwas schreiben muss und dass sie nicht glaubt, dass ich krank bin.

Was sagt ihr zu all dem? Sollte ich auch nochmal zum Augenarzt gehen, falls beim MRT nichts rauskommt? Habe solche Angst vor Erblindung oder plötzlich nicht mehr sprechen zu können vor allem wenn ich alleine bin prüfe ich ständig meine Augen und meine Sprachfähigkeit.

Übrigens war ich auch beim Hausarzt und hab ein blutbild inkl. Schilddrüse und sonstiges gemacht. Ergebnis: Alles im grünen Bereich! (Nur cholesterin etwas erhöht und der kaliumwert). Kann man am Blut denn gewisse Erkrankungen schon ausschließen?

11.12.2018 14:03 • #12


S
@artemis777
Ich drücke dir die Daumen.
Du schaffst das.
Gib doch mal Rückmeldung nachher.

11.12.2018 14:08 • x 1 #13


C
Bestimmte Ängste können wir nicht vermeiden. Jedem ist mehr oder weniger unbehaglich vor bestimmten Untersuchungen oder Behandlungen. Du musst halt versuchen, Dich so weit es geht selbst zu beruhigen und ansonsten tapfer sein und da durchgehen. Hinterher kannst Du Dir selbst auf die Schulter klopfen: Du hast etwas bewältigt und damit dann auch geübt, es wieder zu schaffen.

Viele nehmen ja gerade, weil sie meinen, diese medizinischen Ängste nicht zu ertragen, Tranqulizer; vor einer OP sind sie sogar obligatorisch. Als Ausnahme sind diese Mittel ein Segen und somit auch nichts dagegen zu sagen; der Haken ist nur, dass die Ausnahmen schnell immer häufiger kommen bei dem, der sehr angstanfällig ist.

11.12.2018 14:18 • x 1 #14


A
Ja das stimmt, und ich denke, es besteht ja auch die Gefahr, sein Selbstbewusstsein zu verlieren, wenn die Tabletten die Arbeit übernehmen. Ich weiß, dass ich an mir arbeiten muss.

Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich gleich in einer engen Röhre liege und mir irgendein Kontrastmittel in die Venen gespritzt wird, spielt meine Angst verrückt... plötzlich sind alle Symptome so real, so bedrohlich.

Als würde allein die Tatsache dass sich Ärzte mit meinem Problem beschäftige, meine Symptome umso wirklicher erscheinen lassen.

Ich frage mich halt ständig: Können all diese Symptome wirklich nur durch die Angst ausgelöst sein?

11.12.2018 14:28 • #15


C
Ja. Können sie.

Ich glaube, man verwechselt hier leicht Ursache und Wirkung. Die Psyche ist beteiligt, auch bei sog. rein körperlichen Krankheiten. Man ist ja nicht weniger krank, wenn keine offizielle Krankheit festgestellt wird. Nur die Bedrohlichkeit erscheint uns geringer. Die Symptome sind aber da, so oder so. Die Einteilung nehmen wir selbst vor, und das Beschränken auf die körperliche Seite erzeugt Angst bzw. Erleichterung.

11.12.2018 14:42 • x 1 #16


Svonki2
Immer noch solche Sehstörungen?

11.12.2018 14:52 • #17

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A
@chiliangel: Danke für deine Antwort! Ich bin einfach froh wenn das MRT vorbei ist.

Habe halt die Befürchtung, dass es danach dann mit anderen Symptomen weitergeht... so wie vor der Therapie damals halt.

11.12.2018 15:14 • #18


S
Hallo artemis777,
alles roger?

11.12.2018 18:13 • x 1 #19


A
Ich hab's überstanden war nicht schön, aber es gibt auch schlimmeres... Kontrastmittel gut vertragen und keine Panik bekommen. Dsmit habe ich soeben einer meiner größten Ängste die Stirn geboten

Jetzt heißt es warten... Bilder hab ich schon auf CD bekommen, Befund kommt in 2-3 Tagen an meine Neurologin. Da hab ich ja leider erst für nächsten Montag einen Termin zur Besprechung bekommen... also noch 6 Tage durchhalten.

Aber in der Praxis der Neurologin haben sie mir gesagt Wenn Sie was schlimmes hätten, würden die Sie nicht einfach so nach Hause schicken! ... hoffen wir, dass es so ist.

11.12.2018 21:54 • #20


A


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