@Moritz24 Lies das mal:
Das Augenlid zuckt, die Hand kribbelt für gesunde Menschen normale Befindlichkeiten. Für Patienten aber, die an Hypochondrie leiden, sind es Symptome schwerer Krankheiten. Die übersteigerte Angst, unheilbar krank zu sein und daran zu sterben, bestimmt ihren Alltag und ihr Leben.
Das Ergebnis der Magnetresonanztherapie (MRT) zur Überprüfung des Rücken- marks zeigt keine Auffälligkeiten. Für einen kurzen Augenblick ist Thomas F. (21) beruhigt. Doch schnell folgen Zweifel: Was, wenn nicht genau hingeschaut wur- de? Was, wenn ihm ein falsches Kontrastmittel gespritzt wurde? Eindeutig hat er Muskelzuckungen und am Morgen war außerdem seine linke Hand leicht taub. Für ihn ist klar: Dieser Befund ist definitiv nicht aussagekräftig. Ein zweites MRT wird Klarheit bringen und bestätigen, dass er an der unheilbaren Nervenkrank- heit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) leidet.
Felsenfeste Überzeugung, krank zu sein
Sechs Monate später wird Thomas F. in der Abteilung für Psychosomatische Medi- zin und Psychotherapie der SINOVA-Klink in Friedrichshafen stationär behandelt. Er leidet nicht an ALS, sondern an Hypochondrie. Vorausgegangen waren dem stationären Aufenthalt noch unzählige Arztbesuche, weitere vermeintlich ein- deutige Symptome, nächtelange Recherchen im Internet und schließlich Depres- sionen und sozialer Rückzug. An Hypochondrie erkrankte Patienten hegen ein tiefes Misstrauen gegen Ärzte und ärztliche Untersuchungen. Sie sind felsenfest davon überzeugt, an dieser einen Krankheit zu leiden und haben entsprechend große Ängste, erklärt Jutta Oestreich-Ross, ärztliche Leiterin der SINOVA-Klinik in Friedrichshafen. So ist für Thomas F. jedes Muskelzucken eine Bestätigung seiner Krankheitstheorie. Durch tägliche Selbstbeobachtung nimmt er jegliche subjektiv wahrgenommene Veränderung und Auffälligkeit an seinem Körper genau wahr.
Die Überzeugung an der schleichend voranschreitenden Erkrankung des Nerven- systems zu leiden, nahm ihren Anfang im Studium. Um theoretische Physik zu studieren, zog Thomas F. aus dem Ruhrgebiet in die Bodenseeregion und schei- terte bald an den ersten Prüfungen. Es folgte der Wechsel zur Wirtschaftsin- formatik. Ein Fach, das er mehr der Karrierechancen wegen und weniger aus besonderem Interesse wählte. Auch das Thema ALS ging durch die Medien und stärkte das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Krankheit und deren Symp- tome. Der Student bemerkte Muskelzuckungen an Armen und Beinen, litt an nächtlichen Alpträumen und wachte mit tauben Gliedmaßnahmen oder halbsei- tig gelähmter Zunge auf. Er meinte, nicht mehr richtig sprechen zu können. Die Patienten befinden sich oft in einem Teufelskreis: Durch die permanente Angst, an einer bestimmten Krankheit zu leiden, entstehen zum Beispiel Verspannun-
gen stressbedingt schmerzen oder zu- cken die Muskeln dann tatsächlich. Und das bestätigt die Patienten wiederum in ihrer Überzeugung, krank zu sein, sagt Oestreich-Ross. Die Angst richte sich auf die konkrete Krankheit und deren Verlauf. Die Betroffenen führten sich Schreckenss- zenarien vor Augen. So wie in Thomas F.s Fall das langsame qualvolle Voranschrei- ten von ALS. Er besuchte weiter Arzt um Arzt, forderte neue Untersuchungen ein. Auch dass keine körperliche Ursache ge- funden wurde, ließ ihn nicht umdenken. Schließlich vermied er überhaupt aus dem Haus zu gehen aus Angst, dass seine Bei- ne ihn nicht mehr tragen.
Ich hab das Gefühl hier herrscht manchmal die Meinung nur körperliche Erkrankungen erklären körperliche Symptome aber was ANgst im Körper anstellt....das spielt hier immer gar keine Rolle...ich sag nur oxidativer Stress
01.05.2020 17:24 •
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