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Hallo,

In letzter Zeit habe ich mal wieder mit meiner MS-Angst zu kämpfen. Ich hatte ja schon immer mal seltsame Symptome die ich gleich einer möglichen MS angehangen habe. Nun habe ich jedoch andere Symptome die auch ganz gut dazu passen könnten: Der linke Teil der Oberlippe fühlt sich taub und schwer an. Das geht soweit, dass es unangenehm für mich ist zu lächeln da sich meine Lippe unbeweglich anfühlt und leicht spannt. Sie fühlt sich auch leicht geschwollen an. Ich denke da natürlich gleich an Fazialisparese, obwohl von Außen auf dem ersten Blick nichts zu erkennen ist und ich noch pfeifen kann. Tatsächlich ist es so, dass die Innenseite der Lippe wirklich leicht dick ist (wirklich nur wenige Millimeter, so dass man es gerade so sehen kann wenn man die Lippen zu einen O formt und seitlich hinein schaut) und gegen die oberen Zahnreihen reibt. Jedoch ist die Innenseite nicht gerötet und man kann so groß auch nichts erkennen. Nur wenn ich den Mund leicht geöffnet habe sehe ich, dass ich linke Seite der Oberlippe schon auf die Unterlippe aufsitzt während die Rechte Seite noch 1mm über die Unterlippe schwebt. Klar, würde ein Nicht-Hypochonder sagen, eine kleine Schwellung oder Ödem und weil die Innenseite gegen die Zahnreihe reibt, fühlt sie sich taub an.. So leicht macht es mit jedoch meine Angst nicht denn die denkt sich: Naja, die Lippe sieht nur dick aus, weil sie runter hängt, und das passiert bei einer Parese. Wäre es wirklich ein Ödem, wäre es dicker und direkt sichtbar.

Dann habe ich das Problem, dass wenn ich ganz langsam laufe, dass ich eine gewisse Gangunsicherheit habe, sprich wackelig auf den Beinen und man weiß nicht, wo man die Beine als nächstes hinsetzen soll. Sobald ich aber wieder schneller laufe ist alles in Ordnung. Nur ist es so, dass nach ca. 500 Meter sich meine Beine wie Blei anfühlen und auch leicht weh tun. Natürlich könnte es daran liegen, dass ich kaum Sport treibe und relativ selten zu Fuß gehe, aber ihr könnt euch denken, was meine Psyche dazu sagt.

Nun hatte ich vor einigen Tagen ein Gespräch mit meiner Familie. Es ist sich jeder einig, dass es bei mir nur psychosomatisch ist, die Ärzte sind ja schließlich auch der Meinung. Dann sagte meine Mutter: Und wenn es MS wäre, was es nicht ist, würde dann die Welt untergehen? Da musste ich das erste Mal überlegen. Ja, warum hast du dich denn so auf MS versteift, wobei es noch hunderte schlimmere Krankheiten gibt? fragte meine Mutter weiter. Nach langen hin und her kam mir die Erkenntnis: Ich habe solche Angst vor MS durch seltsame Schlussfolgerungen und daraus resultierender Angst vor Emotionslosigkeit:

Wie man weiß, spüren wir Emotionen nur, weil viele Nerven zusammenarbeiten um Gefühle wie Freude, Euphorie, aber auch Angst und Panik zu erzeugen. In meinen Augen ist der Sinn des Lebens, bis zum Lebensende Glück, Freude, aber auch Trauer zu spüren. Warum heiraten wir? Warum bringen wir Kinder zur Welt? Warum Kaufen wir ein Haus? Alles Lebensziele, die man vor seinen Ableben erreicht haben sollte. Ja, weil sie einen glücklich und stolz machen. Nicht etwa, weil diese Erfolge einen noch was nach dem Tod bringen.Wenn MS Nerven zerstören kann, eben die Zellen die Emotionen erst möglich machen, kann es dann auch vollends Emotionen zerstören, also so, dass man irgendwann nie mehr Emotionen verspüren kann? Ich glaube, sowas wäre schlimmer als der Tod. Jetzt werde ich zwar sentimental, aber das sind die wahrsten Worte die ich je gesprochen habe.

Ähnlich Verhält es sich mit Gefühlen. Das extreme Kribbeln im Bauch, wenn man Karussell fährt; das schöne Gefühl, wenn man gestreichelt wird; das Kribbeln im ganzen Körper wenn man Musik hört: Das sind im Grunde alles nur Nervenimpulse. Auch hier habe ich wieder existenzielle Ängste, man könnte sämtliche Gefühle durch MS verlieren, zumindest in meiner Theorie. Gefühle, die mein Leben so lebenswert machen. Ich habe Angst, irgendwann da zu sitzen und nichts mehr beim Musikhören zu fühlen. Oder nichts angenehmes mehr zu spüren, wenn ein Körperteil gestreichelt wird (ich kann mir das dann so vorstellen, als würde man Hornhaut streicheln).

Auch habe ich Angst, irgendwann komplett Blind oder Taub zu werden, hätte ich MS.

Nun kann mich meine Familie viel besser verstehen und wir sind froh, dieses Gespräch gehabt zu haben. Diese Aspekte waren mir vorher nicht klar.

Nun, um jedoch mit der Angst umgehen zu können brauch ich eure Meinung: Könnten sich meine Ängste bei einer eventuellen MS bewahrheiten? Ist sowas wirklich möglich, physisch jegliche Emotionen bei MS zu verlieren? Und würde man dann nie mehr glücklich sein? Oder ist sowas nicht möglich? Meine Mutter meinte außerdem, dass ein totaler Sensibilisationsverlust nicht möglich ist, denn das Gehirn und ZNS ist zu groß, soviel Läsionen könnte es gar nicht geben und vorher würden Läsionen in lebenswichtigen Arealen entstehen - Sprich, man würde vorher sterben, was bei MS heute aber zum Glück nicht mehr vorkommt. Und blind oder taub würde man heute dank moderner Medikamente bei MS auch nicht mehr werden.

So, jetzt weiß ich nicht mehr was ich schreiben soll. Ich hoffe ihr haltet mich nicht für ganz beschränkt, aber es tat halt mal gut, alles von der Seele zu schreiben und zu erfahren, was ihr dazu denkt. Ich möchte diesen Post zwar nur ungern abschicken, aber irgendwann muss ich auch mal mutig sein.

Viele liebe Grüße

29.05.2017 04:48 • 30.05.2017 #1


3 Antworten ↓


la2la2
Hey,
wurdest du denn schon auf MS Untersucht (Nervenwasser, VEP, MRT vom Kopf, etc.)?
Wenn dies noch nicht geschehen ist, einfach alle Akten in den Keller verbannen und zum Neurologen gehen. Demgegenüber erwähnst du nur die Sensibiltätsstörungen und dass du kaum 500m laufen kannst.

Mit dem Problem, dass du kaum 500m laufen kannst, gehst du parallel zum Kardiologen. Demgegenüber erwähnst du aber NUR das Problem mit der geringen körperlichen Belastbarkeit.

Viel Erfolg!

29.05.2017 16:17 • x 1 #2


A


MS-Angst und mögliche Begründung

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D
Es wurde vor einem Jahr ein MRT jeweils von Kopf, Hals und Brustwirbelsäule mit Kontrastmittel gemacht - alles unauffällig. Ich wollte mir in nächster Zeit einen Termin beim Psychologen holen. Da kann ich eigentlich auch darauf achten, dass er zusätzlich Neurologe ist, da hab ich beide Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Aber in diesem Thread sollte es eher um meine Urangst gehen. Also nicht um die Angst dass ich MS haben könnte, sondern um die Angst, was wäre wenn?, eben um die psychische Komponente. Einfach ausgedrückt: Kann eine MS soweit gehen, dass man jegliche Fähigkeit zu Fühlen verliert?.

30.05.2017 08:55 • #3


kopfloseshuhn
Soweit ich weiß nicht. Hab davon noch nie gehört.
Ich glaube du überträgst die urangst nur auf etwas das dir möglich erscheint.
Hsb eine gute Freundin mit schwerer progredienter ms und auch sie genießt novh so gut es geht ihr leben mit Partner und gefühlen.
Lg

30.05.2017 08:59 • x 1 #4





Dr. Matthias Nagel