Hallo ihr - wie ich sehe war bei den meisten hier der Tag auch nicht so der Kracher...
@Mellasl99
Danke dir noch mal fürs trösten. So seltsame Träume können einem echt den Tag versauen... wobei das mit dem schminken schon irgendwie lustig ist, vor allem weil ich mich sonst nie schminke.
Ich möchte gern noch was zu dem sagen, worüber du heute Morgen geschrieben hast. Nur weil dein Arzt das Wort Angststörung noch nie in den Mund genommen hat und immer wieder diverse Untersuchungen veranlasst, bedeutet dies nicht das du tatsächlich krank bist. Punkt Eins ist, dass sich viele Allgemeinmediziner mit psychischen Erkrankungen, besonders mit eher seltenen Angststörungen, kaum auskennen. Punkt Zwei ist, und ich weiß nicht wie das bei euch in Österreich ist, aber hier in DE haben die Klagen von Patienten gegen Ärzte wegen Nichtigkeiten in den letzten Jahren rasant zugenommen. Viele Ärzte untersuchen inzwischen lieber 10x, statt im Zweifelsfall eine Klage zu riskieren, aus Angst ihren Job zu verlieren. Ich habe die genauen Zahlen nicht mehr im Kopf, ich weiß aber, dass hier viele Millionen für völlig unnötige Untersuchungen ausgegeben werden.
Dann fällt mir bei dir oft auf, dass du Körper und Geist stark voneinander zu trennen scheinst - so als würden diese beiden Ebenen autonom und unabhängig von einander funktionieren und arbeiten. Dem ist aber überhaupt nicht so. Unser hochentwickeltes Hirn ist ein unglaublich mächtiges Werkzeug und der Grund dafür, warum wir Menschen da sind, wo wir Heute sind, mit all unserem Wissen und der Technik. Dieses hochentwickelte Hirn ist aber auch der Grund dafür, warum keine andere Spezies so anfällig für psychische Leiden ist wie wir Menschen.
Körper Geist arbeiten auf eine irrsinnig komplexe Weise miteinander, es ist im Grunde ein permanentes Wechselspiel aus Aktion und Reaktion in beide Richtungen. Wie das genau funktioniert haben wir bisher nur in Bruchstücken erforschen können, was wir aber wissen ist, dass Körper und Geist voneinander abhängig sind und der Zustand unseres Geistes einer der Hauptfaktoren für unser körperliches Wohlbefinden ist und umgekehrt. Das heißt, wenn es uns psychisch nicht gut geht, wir gestresst, ängstlich oder traurig sind, erzeugt das im Körper Reaktionen/Symptome, die real und auf biologischer Ebene tatsächlich messbar sind, z.B. Anhand von Hormonen. Wenn wir körperliche Schmerzen haben oder krank sind, sinkt unsere Laune, wir sind niegergeschlagen und unzufrieden. Das eine bedingt also das andere und bei jemandem mit einer Angststörung ist das noch viel extremer, weil wir jeder noch so kleine körperliche Signal um ein vielfaches stärker wahrnehmen.
Psychosomatik bedeutet nicht, dass man sich Symptome einbildet. Das tust du nicht. Die Schmerzen und Symptome die du empfindest sind real. Der Punkt ist nur, dass du sie falsch bewertest und Aufgrund deiner Angst noch verstärkst. In meinem Fall zum Beispiel: Mein Kloßgefühl im Hals kann von einer Erkältung über Asthma bis hin zu Krebs alles sein. Logisch betrachtet muss ich schauen, was in meiner Altersgruppe und bei meiner Lebensweise am realistischsten ist. Erkältung? Habe ich gerade nicht. Asthma? Könnte vielleicht sein, könnte man überprüfen. Krebs? Sehr unwahrscheinlich. Aber ich hatte ja vor 3 Monaten eine Schilddrüsen OP und an Narben hat man oft noch lange nach OP Spaß. Und ich bin gerade sehr verspannt im Schulter und Nackenbereich. Ich könnte mal testen ob es besser wird, wenn ich Entspannungsübungen mache und mal die Blackroll für den Rücken benutze. Ja, wird besser. Also kein Grund zur Panik. Mir ist übel - auch das kann von einer Magen-Darm Infektion, über Geschwüre bis hin zu Krebs alles sein. Es kann aber auch sein, dass ich schlicht hungrig bin. Wann habe ich denn zuletzt gegessen? Mal schauen ob es davon besser wird. Ich habe oft Kopfschmerzen. Hirntumor? MS? Schlaganfall? Eher unrealistisch. Wahrscheinlich zu wenig getrunken oder Verspannung oder Wetter oder alles zusammen. Das ist eine logische Vorgehensweise bei solchen Symptomen. Das Problem ist nur: Angst ist nicht logisch, sondern völlig irrational. Deswegen ist es auch so wahnsinnig schwierig aus diesem Teufelskreis von übertriebener Körperbeobachtung Angst Verstärkung der Symptome noch mehr Angst noch mehr beobachten wieder herauszukommen. Mir gelingt das auch nur in 4 von 10 Fällen, aber es wird besser...
Und ja es ist richtig, dass auch sehr junge Menschen manchmal Krankheiten erleiden, die statistisch nicht in ihre Altersgruppe gehören. Es gibt ja auch Kleinkinder, die ungerechterweise an Krebs erkranken. Genauso gibt es Menschen, die ihr Leben lang rauchen, saufen und futtern wie verrückt und trotzdem 100 Jahre alt werden. Diese Ausreisser in beide Richtungen sind normal, aber im Verhältnis betrachtet selten. Um sich da ein realistisches Bild von zu machen, müsste man schauen wie viele Herzinfarkte es pro Jahr in Deutschland gibt. Dann, wie viele davon in der Altersgruppe u30. Dann ob Mann oder Frau. Diese Fälle müsste man dann noch insoweit aufdröseln, dass man schauen müsste wie diese Menschen gelebt haben. Waren sie Dro.abhängig? Extremsportler? Haben sie bestimmte Medikamente genommen? Sind sie erblich vorbelastet? Wenn man das tut, erscheint das eigene Risiko mit 25 einen Infarkt zu erleiden plötzlich sehr überschaubar. Auch das wäre logisch. Aber wie ich sagte, Angst ist nicht logisch. Leider. *seufz* Ach und noch was: Symptome von organischen Krankheiten kommen und gehen nicht und wechseln sich nicht mit anderen Symptomen ab, sondern sind konstant und werden ggf. schlimmer. Das heißt, wenn mein Kloßgefühl 24h am Tag, 7 Tage die Woche anhält und sogar schlimmer wird, dann sollte ich zum Arzt gehen. Wenn das aber kommt und geht ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass das psychisch ist. Es ist auch noch wichtig zu wissen, dass unsere Körper nicht statisch sind. z.B. unser Herz schlägt nicht durchgehend gleich schnell. Das geht mal hoch und runter, je nach dem was wir oder der Körper gerade machen. Fleißig wie er ist arbeitet unser Körper übrigens ständig an irgendwas, ohne das wir das merken - da werden Zellen erneuert, Vorräte angelegt oder Müll entsorgt. Manchmal brauch er dafür mehr Sauerstoff und läßt dann mal kurz das Herz schneller schlagen.
Noch mal zum Thema Symptome, vielleicht ist das für dich (und andere) interessant. Angst zu haben, und ich rede von der normalen Angst/Anpsannung die wahrscheinlich die meisten hier haben, also nicht von einer Panikattacke. Angst zu haben ist für den Körper unglaublich anstregend, weil er dafür so viel leisten muss. Erstmal muss er die ganze Kiste überhaupt in Wallung bringen, in dem er Andrenalin ausschüttet und er muss ständig darauf achten diesen Pegel dann auch zu halten. Er muss unsere Sinne, vor allem sehen, riechen und hören auf Höchstleistung hochfahren, was besonders für das Hirn sehr anstregend ist, weil es viel mehr Reize verarbeiten muss. Er muss die wichtigen Muskeln auf Spannung halten und damit das geht, läßt er das Herz schneller schlagen um die Muskeln mit Sauerstoff zu versorgen, damit ihnen nicht die Puste ausgeht, wenn der Säbelzahntiger kommt. Damit der Körper Aufgrund der stärkeren Muskelaktivität nicht überhitzt, werden auch noch die Schweißdrüsen angetrieben. Und er muss alles für den Überlebenskampf unwichtige ausblenden, wie z.B. Hunger, Durst und Verdauung. Diese für den Körper biologisch betrachtet richtige Reaktion nehmen wir als Symptome wahr. Und wenn die Anspannung dann endlich nachläßt, ist es für uns aber noch nicht vorbei. Nach der Angst ist der Körper erschöpft. Wir sind müde, schlapp, fühlen uns angeschlagen und schwach. Das überreizte Hirn meldet sich mit Kopfschmerzen. Die Muskeln tun weh, die Augen brennen, uns ist flau im Magen, die Verdauung spielt verrückt. Und auch das nehmen wir wieder als Symptome wahr und da schließt sich dann das Kreis...
Was ich damit sagen will, du kannst deinen Körper auf jede mögliche und unmögliche Krankheit untersuchen lassen. Kein Arzt und keine Untersuchung wird dich dauerhaft beruhigen können. Weil das Problem nicht dein Körper ist, sondern der Geist. Und ich weiß nur zu gut wie schwierig es ist das anzunehmen und vor allem es im Alltag umzusetzen. An guten Tagen schaffe ich das inzwischen ganz gut, an schlechten drehe ich wegen jeder Kleinigkeit am Rad. Also versteh das bitte nicht als Vorwurf, ich wollte dir nur ein bisschen was dazu erklären.
13.06.2016 19:09 •
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