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F
Hallo,

ich bin seit knapp 2 Jahren in einer Therapie wegen meiner Phobie, habe aber erst in ein paar Wochen einen Termin und suche weil mich jetzt etwas beschäftigt professionellen Rat.

Und zwar hat sich bei mir u.a. eine Panikattacke gebildet, wenn man einen etwas lauteren und angreifbareren Ton mir gegenüber hat.

Mein Vater hat mich in der Kindheit immer angeschriehen wenn ich etwas gemacht habe, was aber nicht seinen Vorstellungen entsprach. Und seit dem leide ich unter Panikattacken desswegen. Es ist zwar deutlich besser geworden, aber es ist immer noch da. Meine Therapeutin sagte zu mir, das sich dieser falsche Schutzmechanismus über einen längeren Zeitrau lösen würde.

Aber was ich vergessen habe zu fragen war, wie ich an die Situation rangehen soll.

Welche Denkweise ist dabei entscheidend? Welche Fragen soll ich mir stellen damit ich mir der Realität 100% bewusst bin?

Zudem ist es für mich schwieriger geworden, seit dem ich ein Studium angefangen habe. Durch die ständige Müdigkeit habe ich meine Phobie nicht mehr so gut unter Kontrolle wie ich sie vorher hatte.

03.01.2011 21:51 • 06.01.2011 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo franzose87,

erst einmal ein gutes Neues Jahr mit vielen kleinen Fortschritten für Dich !

Zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass ich Dir hier nur einige allgemeine Hinweise geben kann. Therapie kann hier nicht stattfinden.

Ich denke, dass dies, was Du schilderst, ein ganz wichtiges und zentrales Thema bei Dir ist. Auslöser, wie laut werden, lösen immer wieder Erfahrungen von Hilflosigkeit, Gefahr und Angst bei Dir aus, wie Du sie in Deiner Kindheit empfunden hast. Dadurch wirst Du gefühlsmäßig wieder klein, zum Kind und Opfer.

Es ist deshalb wichtig, in solchen Situationen, Dir möglichst rasch klar zu machen: reagiere ich jetzt gerade wieder als Kind, will ich wieder Opfer sein ? - NEIN. Ich bin jetzt erwachsen und gleich, was ich jetzt fühle, es ist Vergangenheit. Jetzt bin ich erwachsen, kann mich wehren und mir verbitten, dass man so mit mir spricht und umgeht. Achtung: Dein altes Gefühl wird sich nicht so schnell ändern, es wird Dir also eine Zeit lang etwas anderes sagen, als es Deine Vernunft tut. Handle immer mehr nach Deiner erwachsenen Vernunft !

Zusätzlich wichtig ist, dass Du Dich kompetenter machst im Umgang mit solchen Situationen, weil Du wahrscheinlich in Deiner Lerngeschichte wenig Gelegenheit hattest, sozial kompetentes Verhalten einzuüben. Das musst Du jetzt versuchen nachzuholen.

Ohne mich in Deine Therapie einmischen zu wollen, würde ich Dir folgende Lösungsmöglichkeiten nennen wollen:

1. An der Vergangenheit arbeiten - besser gesagt, an dem was Du von Deiner Vergangenheit in Dir abgespeichert hast, das Dich aber noch immer beeinflusst. Dazu würde ich Dir regelmäßige Vorstellungsübungen empfehlen. Entspanne Dich (am besten mit Progressiver Muskelentspannung (CD z.B. beim PAL Verlag). Stelle Dir dann einfach nur Deinen schreienden Vater vor und erkunde, was Du fühlst, denkst, wie Du Dich innerlich verhältst. Dann entspanne Dich so lange mit diesen Vorstellungen, bis Du Dich ruhiger fühlst, die Angst weniger wird und Du Dir immer stärker vorkommst.
2. In einer zweiten Stufe, wenn Dir dies immer besser gelingt, fange in der Vorstellung an, Dich gegen Deinen Vater zu wehren - als jetzt erwachsen ! Sage ihm, was das in Dir auslöst und dass Du von ihm als guten Vater erwartest, in Ruhe und mit Respekt mit Dir zu reden. Stell Dir mit der Zeit vor, dass dies auch erfolgreich ist und Dein Vater sich so mit Dir unterhält, wie Du es für angemessen hältst.
3. Arbeit im Heute: Gehe mit den gleichen Methoden in das Heute. Stelle Dir Situationen vor, die schwierig für Dich waren bzw. sind, wie Du sie in den zwei oben beschriebenen Stufen ebenfalls immer erfolgreicher angehst - zuerst nur in Deiner Vorstellung. Danach übe verändertes Verhalten auch in der Vorstellung ein.
4. Der schwierigste Schritt ist oft, dies dann auch real anzuwenden. In meiner Erfahrung ist es bei sozialen Ängsten unbedingt notwendig, selbstsicheres Verhalten auch in einer Gruppe einzuüben. Vielleicht bietet Deine Therapeutin auch solche Gruppentherapien an. Ansonsten solltest Du selbst ein zusätzliches Selbstsicherheitstraining machen (z.B.wird dies oft auch von Psychologischen Beratungsstellen für Studierende oder an einer VHS angeboten).

Zum Abschluss hier noch einige weitere Hilfsangebote im Rahmen dieses Forums:

https://www.psychic.de/agoraphobie-video.php

Schau Dir die verschiedenen Themen an und suche Dir die aus, die für Dich und Deine Ängste am wichtigsten und relevantesten sind.

Auch hier mein Rat: beschränke Dich auf Deine zentralen Themen, denn es geht um das damit arbeiten und üben, nicht nur möglichst viel zu lesen. Und bedenke, was Du über Jahre gelernt hast, verschwindet nicht einfach durch neue Einsichten, sondern durch wiederholtes Lernen und viel Üben in kleinen Schritten. Dann aber wirst Du viele kleine Erfolge und Fortschritte haben !

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius

06.01.2011 09:53 • #2





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