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M
Ich bin 32 Jahre alt, habe eine Berufsausbildung gemacht, gearbeitet und anchließend studiert. Seit meinem Studium bin ich jetzt arbeitslos und lebe noch daheim bei meiner Mutter.

Früher war ich auch schon schüchtern und habe mich vor Neuem, Unbekanntem ( Personen, Zuständen, .. ) gefürchtet. Aber so wie es in den letzten Jahren geworden ist geht es nicht mehr weiter. Selbst bei einfachen Dingen wie der Rückgabe von einer kaputten Thermoskanne bekam ich totale Angst. Ich schämte mich. Dabei kamen mir dauernd irgendwelche Gedanken ( z.B. was wenn der sagt das ich Schuld bin am defekt stimmte natürlich nicht, das Teil war beim Auspacken schon defekt ) oder anderes. Komischerweise waren die Gedanken meisst nur kurz und oft nicht voll da. Oft waren die Gedanken sogar total irrational.

Bei kleineren Sachen wie einen Verkäufer fragen oder was umtauschen, .. gehts mir jetzt schon besser. Das hab ich versucht zu üben und damit klar zu kommen. Doch wann immer es darum geht mich zu Bewerben und wo Vorzustellen bekomm ich totale Panik. Ich weiss nicht warum. Ich komm mir dann immer total klein vor und würde mich am liebsten irgendwohin verkriechen. Selbst jetzt wo ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen bin, und somit der potentielle Arbeitgeber meint ich wäre geeignet, denke ich das ich das nicht schaffe und die Arbeit zuviel, zu schwer für mich ist.

Ich bekomme totale Panik und schäme mich. Ich fühl mich wie ein kleines Kind das darauf wartet das die Mutter ihn an die Hand nimmt oder das ich einfach nicht hingehen muss.

Ich schäme mich dafür das ich einfach nicht darüber hinweg komm. Immer wenn ich versuche es leichter zu nehmen ( ich hab die Kontrolle, kann jederzeit aufstehn und gehn und selbst wenn ich genommen werden würde entscheide ich über die Zusage - take it easy, die nehmen dich ja eh nicht, das ganze ist nur eine Übung ), dann kommt sofort ein Gegengedanke ( wenn sich dich nehmen würden dann musst du zusagen das ist die Chance, grad in der heutigen Zeit wenn du schon solang arbeitslos bist, du musst es tun weil du Geld verdienen musst und ansonsten in Hartz 4 abdriftest, du musst dein bestes im Gespräch geben/perfekt sein damit du den Job kriegst ). Dabei denk ich die ganze Zeit daran, es spukt mir immer im Kopf herum. Selbst wenn ich versuche irgendetwas zu machen wo ich mich total konzentrieren muss, dann kommen die Gedanken auch da wieder.

Was könnte das sein? bzw. Warum ist es die Angst beim Vorstellungsgespräch so extrem?
Irgendwie kommts mir vor als hätte ich von allen Ängsten ( Angst vor Ablehnung, - erwachsen zu werden, - Veränderung, - Ablehnung, Soziale Phobie, .. ) einen Teil.

Bin ich so gestört?

23.08.2010 20:25 • 28.08.2010 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo Markus,

es geht nicht darum, wie gestört Du bist oder nicht bist. Viele dieser Ängste gehören natürlicherweise zu einem Gesamtkomplex und werden nur in einem Diagnoseprozess zur Vereinfachung getrennt beschrieben. In der Realität hängen diese Ängste zusammen und wirken auch zusammen. Das zentrale Thema, das ich Deinen wenigen Informationen entnehmen würde, ist ein mangelndes Selbst- und Kompetenzvertrauen, das dann dazu führt, dass Du in sozialen Bewertungssituationen einseitig negative Bewertungen vornimmst, damit Angst vor Versagen und letztendlich Angst vor der Ablehnung durch andere erzeugst. Du hast schon gemerkt, dass Du die ein oder andere - bei Dir nicht so zentrale Angst - wegüben kannst (fachlich gesprochen: durch Angstkonfrontation und Üben, bis die Angst sich reduziert, beseitigen kannst).

Es geht darum, klar zu kriegen, woher kommen diese negativen Aussagen über Dich selbst, von wem und wann hast Du sie ungeprüft übernommen, gelten sie wirklich noch heute - dann irrationale Einstellungen zu verändern und mutigeres Verhalten dann einzuüben (Konfrontation mit der Angst - schrittweise !).

Meines Erachtens würde Dir eine kognitive Verhaltenstherapie zum Erkennen und Verändern Deiner schädigenden Einstellungen gut helfen können. Gleichzeitig sollte dann aber auch das konkrete Üben neuer Verhaltensmuster angegangen werden (Einsicht allein reicht nicht aus !) - z.B. in einer Gruppentherapie, einem Selbstsicherheitstraining o.ä.

Bis Du Dir hier Hilfe geholt hast, kannst Du aber beginnen, schon selbst etwas für Dich zu tun. Dafür Selbsthilfeempfehlungen von mir für Dich:

- zuerst grundlegend: Merkle/Wolf, Gefühle verstehen, Probleme bewältigen, PAL Verlag

dann speziell auf Deine spezifischen Probleme bezogen:

https://www.psychic.de/agoraphobie-video.php - hier die entsprechenden Ratgebervideos der Angstthemen, die für Dich relevant sind, anschließend zur aktiven Veränderung die pdf-Selbsthilfeskripte zu den zentralen Ängsten, die Dir bei dieser Reihenfolge des Vorgehens bis dahin sicherlich sehr viel klarer sein werden.

Du siehst, es gibt einiges zu tun, aber es lohnt sich, wenn Du in dieser Weise aktiv wirst.

Alles Gute für Dich wünscht Dir

Bernd Remelius

28.08.2010 13:55 • #2





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