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Hallo Forengemeinde,

da ich mir so langsam selbst keinen Rat mehr weiß, möchte ich dieses Forum nutzen, um meinem Problem etwas näher auf die Pelle zu rücken.

Ich muss vorab erwähnen, dass ich seit 2008 unter Panikattacken leide (Attacke ist noch milde ausgedrückt, da diese auch schon mal einen halben Tag andauern und auch mehrmals am Tag auftreten konnten. Auslöser war damals der Tod meiner Oma. Vereinzelt traten diese Attacken aber auch schon vor 2008 auf, nur nicht in dieser Regelmäßigkeit. Begleitet wurden diese Attacken seit 2009 von schweren Depressionen. Nach einem Aufenthalt in einer psychosomatischen Klnik (hat nicht allzuviel gebracht) und einer fast einjährigen Abstinenz vom Berufsleben, Behandlung mit Tabletten (Venlaflaxin und Zyprexa) habe ich diese seit Mitte 2010 im Griff und kann wieder normal arbeiten.

Doch leider treten Attacken immer noch vereinzelt in folgenden Situationen auf:
Schulungen/Seminare, bei denen ich vorab weiß, dass es längere Zeit gehen kann, längere Autofahrten, Essen mit mehreren Personen (häufig nur Schluckprobleme), Besuche im Fußballstadion oder bspw. Konzerten. Zudem treten Symptome in Hochhäusern, Rolltreppen in größeren Kaufhäusern auf. Zudem habe ich noch tierische Flugangst ( seit den Panikstörungen nicht mehr geflogen)
Seltsamerweise habe ich in Discos/Clubs keinerlei Probleme, wenn etwas Alk. geflossen ist.

Natürlich kann ich mir nicht in allen Situationen vorher den Alk. reinpfeifen (kleiner Spaß am Rande).

Symptome: ich beginne zu schwitzen, es kribbelt am Kiefer/in Armen/Beinen) mir wird schwindlig/schwummrig vor den Augen, ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Hyperventilieren wäre übertrieben, aber ringen nach Luft trifft es denke ich ganz gut.

Ich habe im Grunde genommen nur ein Unbehagen vor der Situation an sich, da ich weiß, dass die Symptome auftreten kann, es sei denn, ich weiß vorab, dass das Ereignis nicht allzulange dauert oder, wenn ich bspw. im gleichen Raum (Schulungen) mit den gleichen Personen in kürzeren Zeitabständen zusammen bin (z.B. mehrmals im Monat) Ist eine Pause von mehreren Monaten dazwischen, geht das Spektakel wieder von vorne los.

Wovor ich jedoch genau Angst habe, erschließt sich mir beim besten Willen nicht. Ich kann mir nur erklären, dass es unterbewußt abläuft. Ich habe auch bewußt keine Platzangst, d.h. es stört mich nicht, wenn jemand neben mir sitzt oder steht.


Einzige Möglichkeit: ich muss raus aus der Situation und es entspannt sich innerhalb von 10-20 Minuten. Wenn es mir auch peinlich ist, bspw. als einziger von 20 Leuten den Raum zu verlassen, anders geht es nicht.

Ich könnte jetzt Romane schreiben und spekulieren, aber das bringt es sicher nicht.

Nun meine Frage an Euch: Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Was könnte das für eine spezielle Angst sein?
Ich frage ganz bewusst, gibt es Medikamente? Tips wie z.b. sich auf etwas bestimmtes zu konzentrieren, seine Hand zu beobachten und was weiß ich nicht alles, helfen leider nicht, das machts gerade noch schlimmer.

Vielen Dank Euch schon mal für Euren Rat.


LG,
Christian

24.08.2012 13:27 • 24.08.2012 #1


5 Antworten ↓


Christina
Hallo Christian,

das sind typische agoraphobische Symptome = Angst in und vor Situationen, aus denen man nicht mal eben so (und ohne Aufsehen) flüchten kann.

Dass angstlösende Medikamente (wie auch Alk.) die Sache lindern, hast du schon gemerkt, nur Lösung ist das keine. Das Einzige, das wirklich hilft, ist zu lernen, die Angst zu akzeptieren (nicht nur aushalten), ohne zu flüchten.

Liebe Grüße
Christina

24.08.2012 14:15 • #2


A


Um welche spezifische Angst handelt es sich? Panikstörung

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N
ich hab genau dasselbe. und gard wenn viele leute dabei sind, zb bei nem teammeeting, ist das furchtbar. wenn ich alleine draußen bin, gehts noch. da kann ich ja dann entscheiden wo ich hingehe. aber an einem ort bleiben zu müssen is echt grausam

24.08.2012 15:31 • #3


C
Hallo ihr beiden,


danke für Eure Antworten.

Eine Verständnisfrage:


Rein der Definition nach finde ich kein Anhaltspunkt, was eine Agoraphobie mit bspw. Meetings oder längeren Autofahrten zu tun hat.

Reden wir da dann nicht eher von einer Klaustrophobie im geschlossenen Raum?

Oder liege ich da falsch?

LG,
Chris

24.08.2012 17:26 • #4


Christina
Zitat:
Heute bezeichnet man als Agoraphobie die Angst, in einer ungefährlichen Situation körperliche Symptome zu verspüren, die man als bedrohlich, lebensgefährlich und/oder als sehr peinlich ansieht. Hinzukommt die Angst, in solchen Momenten nichts dagegen tun zu können, nicht aus der Situation flüchten zu können, hilflos zu sein, die Kontrolle über sich zu verlieren, keine Hilfe zu bekommen, wenn man einen Infarkt bekommt.

Guckst du hier: https://www.psychic.de/agoraphobie.php
Der Begriff Platzangst ist irreführend, es ist eher eine Multisituationsphobie. Den Situationen ist i.d.R. gemeinsam, dass man sie nur schlecht verlassen kann - sei es, weil man tatsächlich nicht oder nur schwer rauskommt (Flugzeug oder Autobahn oder auch Großveranstaltungen) oder weil das Verlassen mit Aufsehen verbunden wäre (wenn man jedes Mal aus einem Meeting rausrennt, sieht das auf Dauer blöd aus). Es ist keine Angst vor Enge, sondern die Angst vor den eigenen Reaktionen, wenn man Bleiben oder Gehen nicht frei bestimmen kann und meist zusätzlich dafür sorgen will, dass niemand etwas von der Angst bemerkt.

Liebe Grüße
Christina

24.08.2012 20:02 • #5


P
Letztlich treten diese Symptome immer bei ähnlichen Situationen auf und raus zu gehen aus der Situation unterbricht zwar die Panik aber ändert an deiner grundproblematik nicht viel. In einer verhaltenstherapie kannst du lernen mit den Symptomen umzugehen, alleine ein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik reicht als Therapie nicht. Du solltest eine ambulante Therapie weiter machen, da du ja schon gut weiter gekommen bist, mach eine Therapie und du hast gute Chancen auch in diesen situationen die Panik in den griff zu bekommen ohne die Situation verlassen zu müssen.

24.08.2012 20:11 • #6





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