was mich sehr beschäftigt ist, wie kann ich sicher sein, dass ich tatsächlich nicht krank bin?
Ich möchte Euch mal drei Beispiele aus meinem Leben beschreiben, die es mir schwer machen zu glauben, dass meine Krankheitsangst wirklich irrational ist, ich dramatisiere und mir alles nur selbst einrede:
Ich war 35 Jahre alt als ich mit Freunden in unserem Stammlokal saß und plötzlich Schweißausbrüche und Herzrasen bekam. Von dem Tag an wiederholten sich diese Attacken. Ich bekam Angst, weil ich nicht wusste, was mit mir los ist. Ich ging zum Arzt und wurde untersucht: Herz war okay, Blutdruck okay, ... alles okay, ich erfreue mich bester Gesundheit. Ich erhielt die Diagnose Soziale Phobie und Panikstörung und mir wurde eine Psychotherapie nahegelegt. Eines Tages fragte eine Freundin: Du, kann es sein, dass Du in den Wechseljahren bist?. Ich: Mit 35? Ein Besuch bei meiner Frauenärztin bestätigte die Vermutung meiner Freundin: Ich dramatisiere nicht, habe auch keine unbegründete Panikstörung oder soziale Phobie, ich war in den Wechseljahren, es gab eine organische Ursache, die nicht erkannt wurde.
Einige Jahre später klagte ich über Bauchschmerzen. Diagnose: Haben sie viel Stress? Ihre Beschwerden sind psychosomatisch. Doch dann landete ich im Krankenhaus und wurde notoperiert: Darmdurchbruch.
Seit vielen Jahren laufe ich mit meiner Schwindelproblematik von Arzt zu Arzt. Der HNO-Arzt verwies mich zum Neurologen, der wiederum zurück zum HNO-Arzt. So ging das hin und her, viele Jahre. Fazit: Gehirn okay, Ohren okay, ... alles psychisch, machen sie eine Psychotherapie. Jetzt war ich in einer Schwindelklinik zur Diagnostik. Die Schwindelklinik arbeitet integrativ, und berücksichtigt alle möglichen Ursachen für den Schwindel. Diagnose: Lagerungsschwindel.
Erneut musste ich die Erfahrung machen, dass meine Angstreaktionen auf meine Symptome nicht irrational sind, nicht unbegründet sind, ich nicht dramatisiere, sondern organisch bedingt sind.
Der Witz an der ganzen Sache ist, dass ich schlussendlich tatsächlich eine Panikstörung entwickelte, weil ich nicht wusste, was mit mir los ist. Ich begann mich ständig zu beobachten und entwickelte schließlich Krankheitsängste. Ich bekam Ängste, die tatsächlich irrational waren.
Es hat mich viele Jahre gekostet um herauszukriegen, welche meiner Symptome auf eine tatsächliche organische Erkrankung zurückgehen und welche nicht.
Das Problem heute ist für mich, dass ich Diagnosen nicht mehr vertrauen kann. So oft habe ich erlebt, dass mir psychosomatische Beschwerden und Krankheitsangst attestiert wurden, und erst Jahre später erkannt wurde, dass ich tatsächlich was habe.
Wie geht es Euch? Könnt ihr glauben, wenn man euch sagt, dass ich gesund seid? Wie bekommt Ihr Gewissheit, wann ihr tatsächlich organisch was habt und wann die Symptome nur von Ängsten herrühren?
Grüße
Herbstblatt
07.04.2015 09:25 • • 20.04.2015 #1