
Hotin
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Hallo Freisein,
Du schilderst ein schönes Beispiel für Situationen, wie sie sehr oft zwischen Eltern und Kindern vorkommen.
Dein Gefühl, ständig in Sorge wegen Deiner Mutter zu sein ist sicher sehr belastend.
Zitat:Ich habe nie eine Garantie, dass sie sich nichts antut.
Leider gibt es dafür keine Garantie. Bitte versuche dies zu verstehen.
Du solltest Dich deswegen nicht ohnmächtig fühlen. Wir können nie mit entscheiden,
ob jemand weiterleben will oder nicht. Dies entscheidet jeder Mensch allein für sich.
Deine Mutter scheint ein sehr großes Problem zu haben. Das schlimme und unfaire daran ist, dass sie euch eine
wesentliche Mitschuld gibt. Das darf sie nicht. Wenn überhaupt, kannst Du Deiner Mutter eine teilweise Mitschuld
an Deinen Sorgen und Problemen geben.
Ein wenig besser wird mir jetzt auch klar, warum Du bisher nicht aus Deinen Ängsten herauskommst.
Zitat:Ich bin schuldfrei. Bin ich das wirklich?
Welche Form von Schuld an der Angststörung Deiner Mutter solltest Du denn haben? Hat sie Dich geboren, weil sie
glaubte, Du kannst ihr Problem lösen?
Warum hat sie sich von Dir nicht abgenabelt? Warum klammert sie sich immer noch an Dich? War sie nie selbständig?
Zitat:Ich habs immer versucht, sie hörte nie.
Na bitte, dann liegt die Schuld allein bei ihr.
Zitat:Kontaktabbruch? Kann ich nicht…dann wäre ich verantwortlich dafür, diese Schuld könnte ich nie ertragen.
Du brauchst den Kontakt nicht abzubrechen. Du kannst aber nach und nach Deiner Mutter erklären, dass Du Dich Dein
Leben lang von ihr erpresst gefühlt hast.
Dies sieht sie natürlich anders. Deshalb nenne es belastet und nicht erpresst.
Meine Empfehlung an Dich ist, sage Deiner Mutter häufiger die Wahrheit. Wenn sie Dir Vorwürfe macht, versuche ihr zu
sagen, was das für Aggressionen und Ängste in Dir auslöst. Sie wird das nicht verstehen wollen, aber Dir sollte es
deutliche Erleichterung bringen.
Zitat:Aber die Botschaft die bei mir ankommt ist kümmere Dich um mich… und dann krieg ich ein schlechtes Gewissen.
Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. In dem Rahmen, wie es Dir möglich ist kümmerst Du Dich ja um sie.
Mehr kannst Du nicht. Wenn Deine Mutter noch mehr fordert, ist das eine Art von Erpressung. Dazu hat sie kein Recht.
Befreie Dich von dieser Art, Dich ständig zu überfordern.
Zitat:Sie will eine engere Bindung zu mir, sie sagte mal so in einem vorwurfsvollen Ton
wieder, dass andere Mütter und Töchter richtige Freundinnen seien.
Du bist doch nicht blind. Wenn sie sich wie eine Freundin zu Dir verhalten würde, würdest Du Dich ihr
gegenüber auch völlig anders verhalten.
Zitat:Ich lebe mein Leben nicht, ich getraue mich nicht.
Du solltest unbedingt Dein Leben leben. Es gehört allein Dir.
Zitat:Ich kann den Eltern nie gerecht werden, da ich nicht so bin, wie sie mich haben wollten.
Das hast Du aber gut gemacht, dass Du Deinen eigenen Weg gesucht hast. Was Deine Eltern möchten ist dabei nicht
so wichtig. Nun musst Du nur noch mit dem, was Du aus Deinem Leben bisher gemacht hast, zufrieden werden.
Dann bist du ein großes Stück weiter.
Zitat:…warum bestimmt sie eigentlich mein Leben?
Freisein, nur weil Du es seit Jahren zulässt. Lerne langsam Dich abzugrenzen, zu verteidigen, zu wehren. Es braucht
etwas Zeit und viele Gespräche, bis Du eine neue Sichtweise findest und diese dann auch als richtig akzeptieren kannst.
Viele Grüße
Bernhard
08.02.2017 08:45 • x 2 #5382