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Ela8612
Hallo ihr lieben.
Zunächst einmal danke für die Aufnahme in diesem Forum. Normalerweise neige ich eher zum stillen Mitlesen, aber gerade fühle ich mich sehr alleine und hoffnungslos.

Nach einem Zusammenbruch durch berufliche Überforderung mit einhergehenden Panikattacken, dachte ich mit der Medikamenteneinnahme, Therapie und Änderung der Lebensumstände die Panikattacken/Hypochondrie und Angststörung hinter mir gelassen zu haben.

Bei meiner Mama wurde im Oktober 19 Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt; Mein Vater hat sich in der Schlimmen Zeit aufopferungsvoll um sie gekümmert. wir waren sehr dankbar und sind es noch.

Nun hat mein Vater letzten Monat die Diagnose Magenkrebs erhalten. Keine OP mehr möglich. Metastasen in der Leber.

Es reißt mir den Boden unter den Füßen weg.
Es erscheint mir alles surreal. Jeden Morgen wünsche ich mir, dass ich nur schlecht geträumt habe. Aber kaum lese ich den Arztbrief oder kümmere mich um den Papierkram, schlägt mir die Realität hart ins Gesicht, sodass ich nur noch weinen könnte.

Nachts schrecke ich hoch, mein Herz rast, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Mein Körper spielt einfach verrückt. Das ganze körperliche Angstprogramm läuft wieder ab.

Woher die Kraft nehmen?

Kindliche und egozentrische Gedanken für eine 34 Jährige Frau, ich weiß. Habe einfach nur noch Angst.

Sorry für's ausheulen, aber danke für's lesen.

03.09.2020 01:01 • 13.09.2020 #1


3 Antworten ↓


Calima
Zitat von Ela8612:
Kindliche und egozentrische Gedanken für eine 34 Jährige Frau, ich weiß.


Du BIST das Kind deiner Eltern. Und als dieses hast du jedes Recht, verzweifelt und traurig und überfordert zu sein, wenn du so knallhart mit ihrem Verlust konfrontiert wirst. Die Eltern verlieren - oder auch nur krank und schwach zu erleben - bedeutet, auch den Halt und die Sicherheit verlieren, die man über viele Jahre bei ihnen gefunden hat.

Es ist, als müsse man sich noch mal abnabeln, sich erneut auf eigene Füße stellen und Verantwortung übernehmen. Nur dass es dieses Mal nicht freiwillig geschieht und eine Endgültigkeit besitzt, die sich schrecklich anfühlt.

Die Rollen haben sich vertauscht. Nun sind es nicht mehr deine Eltern, die dich halten und trösten, nun bist du es, die unterstützen und Halt geben muss. In einer Situation, in der man sich erst recht danach sehnt, sich von starken Armen aufgefangen zu fühlen, muss man feststellen, dass es diese nicht mehr gibt und selbst die Arme ausbreiten.

Du wirst das schaffen. Ganz einfach deshalb, weil dir nichts anderes übrig bleibt. Ich konnte es für mich mit dem Gedanken erträglicher machen, dass ich nun etwas zurück geben kann und es zumindest in der Hand habe, zu erleichtern, was zu erleichtern ist und für meine Eltern da zu sein. Das Wissen darum, dass ich getan habe, was ich tun konnte, hat mich auch nach dem Tod entlastet und getröstet. Nicht wenige Menschen gehen ihren letzten Weg ohne die Liebe und Fürsorge ihrer Familie.

Ich wünsch dir Kraft!

03.09.2020 12:26 • x 2 #2


A


Eltern beide Krebs, seitdem wieder Panikattacken

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Ela8612
Vielen Dank für deine lieben ausführlichen Worte. Ich werde mein bestes geben.

03.09.2020 12:56 • x 1 #3


A
Hey, ich habe eine ähnliche Situation, zum Glück aber nicht so schlimm wie bei dir. Bei meiner Mutter wurde auch Krebs diagnostiziert, die OP lief gut und sie braucht nicht einmal eine Chemo. Mein Vater wurde 3 Wochen später an den Gelenken operiert. Seitdem habe ich auch wieder Panikattacken. Ich bin 30 und die Vorstellung, dass meinen Eltern etwas geschieht, hat mir auch kurzzeitig den Boden unter den Füßen weggerissen.
Also ich glaube diese Symptome zu haben zu diesem Zeitpunkt ist total verständlich.

Ich glaube auch, dass man sich selbst den Halt und die Sicherheit geben muss, aber das ist natürlich leichter gesagt als getan.

Aber du wirst das schaffen, es bleibt dir ja keine andere Option übrig. Und danach kommst du stärker und sicherer aus der Situation raus.
Hast du denn Menschen, die dich unterstützen? Andere Familienmitglieder, Freunde, Therapeuten etc? Vielleicht wäre es ratsam diesen Prozess mit jemandem professionellen durchzustehen, wenn du so heftige Reaktionen hast. Die Option auf Beruhigungsmittel gibt es natürlich auch noch....

Alles Gute

13.09.2020 11:15 • #4





Dr. Christina Wiesemann