@darkshadow. Vielen Dank für die aufmunternden, unterstützenden Gedanken.
ich habe mich weiter für eine Woche krank gemeldet und habe am Freitag einen Termin bei meiner resoluten jungen Ärztin in Ausbildung ohne WB in psychosomatischen Grundversorgung um zu besprechen wie es weiter geht. ich hatte nachdem ich im Forum meine Gedanken aufschrieb, was mir geholfen hat, die Erleuchtung : Stufenweise Wiedereingliederung und zwar eine die erst mal über 2 Wochen geht. Ich hatte es zunächst abgelehnt, weil mir das Geld ausgeht und ich aus dem KG Bezug rauf muss/ will, dabei dachte ich an ein langes Aufstocken. das wollte ich nicht.
In den letzten Tagen und bei meinem Posting heute Nacht ist mir bewußt geworden, dass mir die Hürde direkt mit voller Belastung einzusteigen zu hoch ist. Ich habe Berichte noch zu schreiben und Ordnung zu machen, weil ich bevor ich krank wurde auch schon stellenweise nur auf den Bildschirm geschaut habe und mein Gehirn wollte nicht arbeiten. Somit brauche ich einen Wiedereinstieg mit einer niedrigeren Messlatte um die Einstiegshürde zu überwinden. Ich werde in der ersten Woche 3 x 2 Stunden und in der zweiten 3x 3 Stunden beantragen. Da mein Chef mich dann noch nicht bezahlen muss, kann ich alles aufarbeiten, mich in der Arbeit spüren, mit dem Chef sprechen ob ich meinen Urlaub der angelaufen ist durch 4 Tage Wochen abgelten kann. Ich kann mich auf die netten Kollegen*innen konzentrieren und habe dann nach den 2 Wochen hoffentlich eine positive Meinung über mich und kann dann angstfreier starten. So die Idee.
Meine Ärztin ( schon auch nett und bemüht) hat mir von Anfang an nicht zugehört. Sie hat irgendwo eine Fortbildung gemacht, wo es hieß die Menschen müssen schnell wieder an den Arbeitsplatz zurück. Ich habe ihr immer wieder gesagt, dass ein Burnout seine Zeit dauert und Heilung kein Wettbewerb ist. Meine Patienten die zu früh zurück kehren erleiden eher schneller einen Rückfall. Die Streßachse ist zerschossen und muss sich erholen. Sie schrieb mich krank für 2 Wochen oder einen Monat und plante dann schon, ohne zu ahnen wie es mir dann geht, dass ich dann wieder arbeiten gehe. Wie gesagt ich hatte nach einem schlimmen Infekt Erholungsschwierigkeiten und nach einem Monat stellte sich heraus, dass dieser Infekt den Morbus Basedow ausgelöst hat. Ich litt unter einer Überfunktion mit Herzrasen, hohen Puls und einer totalen Erschöpfung. Ich, die sportliche Person konnte noch nicht mal 2 km im Kurpark langsam laufen ohne nachher total platt zu liegen mit schlimmen Herzbeschwerden.
Durch dieses Vorgehen erscheine ich blöd beim Arbeitgeber, weil ich unter Druck gesetzt, Zusagen machte, die ich nicht halten konnte. Ich plante dann meine Rückkehr an einem guten Tag und stellte dann fest, dass ich wieder schlechte Tage hatte an denen ich nur das Notwenigste schaffte. Somit habe ich meine Rückkehr jetzt 3 mal verschoben und ich schäme mich sehr.
Die Therapeutin bei der ich monatlich, bis der Platz endlich in November frei ist, bin ,ist auch Ärztin für Psychosomatik und arbeitet in einer psychosomatischen Klinik, darüberhinaus ist sie älter und erfahrener. Ich gehe zu ihr seit 6 Monaten . ( ich kam nicht auf die Idee mich von ihr krank schreiben zu lassen, werde es aber, sollte es ab Oktober noch notwendig sein, zukünftig, über sie machen). letzten Monat hat sie mir angeboten mir einen Brief zu schreiben in dem sie eine längere AU empfohlen hat bis ich mehr Ressourcen spüre.
Ja durch dieses hin und her, war ich andauernd unter Druck doch endlich leistungsfähig zu werden. Das ist echt blöd gelaufen und hat einen sehr schlechten Eindruck bei meinem Arbeitgeber hinterlassen.
Ich gehe täglich spazieren, jogge leicht, fahre Fahrrad, auch lesen und Podcast hören funktioniert langsam. Täglich überwinde ich mich im Fluss zu schwimmen, gesund zu essen. Bis vor einem Monat konnte ich noch kein Podcast hören und lesen war auch mühsam. Ich kann immer noch kaum Streß aushalten und reagiere ziemlich empfindlich. Das wird wohl noch dauern. Die Panik hat sich beruhigt, weil mein Herz nicht mehr rast und der Puls ist auch ruhiger. Meine Schilddrüsen Werte sind auch etwas besser, auch wenn noch nicht optimal.
Ich fürchte jetzt, dass ich gekündigt werde. Ich bin eine gute Therapeutin ( kann es gerade nicht glauben, weil ich selbst im Loch sitze) aber ich bekam viele positiven Feedbacks. Ich arbeite in einer Suchtklinik und bin auch auf Trauma spezialisiert. Ich könnte mir eine kleine Gruppe vorstellen mit 8 Patienten*innen die Trauma oder Autismus, ADHS mitbringen. In unseren Gruppen sind 17 Patienten*innen. Da ich noch ein Problem mit der Konzentration habe denke ich es wird mich überfordern. Ich bin sehr sensibel und emphatisch, in so einer großen Gruppe nehme ich natürlich wahr, dass ich den schüchternen, sensiblen, traumatisierten Menschen nicht gerecht werden kann. Ich habe die Gruppen zwar super gemeistert, auch hier positives Feedback, in der Gruppe wirkte ich auch locker und kompetent, kam aber für mich zu Hause überhaupt nicht mehr runter. Na ja das ist ein Feld für sich. Ich vermisse die reine therapeutische Arbeit. Das streßt mich gar nicht. ich bin dann im flow und liebe die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Menschen.
Du hast recht, freiberuflich zu arbeiten ist mein Ziel. Viele meiner Patienten*innen hätten mich gerne gebucht, das darf ich aber nicht machen. Freie Zeiteinteilung, kleine Gruppen, Austausch und Supervision mit anderen freiberuflichen Kolleg*innen. Bis jetzt habe ich mich nicht getraut.
Ich habe einige Ausgaben wegen der Wohnung, habe eine Tochter, bin die Hauptverdienerin, die Schulden aus der Weiterbildung sind auch noch monatlich fällig. Das Krankengeld hat mich jetzt total ausgelaugt.
Ist schön blöd, wenn man ein Leben plant und gestaltet und dann Krankheiten dazu kommen. Mega Selbsterfahrung darin, wie schwer es ist eine Erkrankung zu akzeptieren und zu lernen damit sein Leben nach den eigenen Werten zu rocken. Das ist das positive dran. ich predige immer, gerade bei Sucht, dass es ja so wichtig sei zu akzeptieren. Nun weiß ich, was ein Akt und ich weiß, dass es dann doch letztendlich möglich ist.