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Hallo ihr Lieben,

Ich habe es geschafft und gestern die Zusage für meinen Traumjob erhalten. Ich habe mich durch mehrere Stufen der Bewerbung gekämpft, zwei Gespräche und ein Probearbeiten. Jetzt steht nur noch die Einstellungsuntersuchung an, das wird noch eine Herausforderung mit meinem Weißkittel Blutdruck

Nun zum Problem. Ich habe seit 25 Jahren Panikattacken, in den letzten Jahren mit Depressionen. Ich war jetzt anderthalb Jahre krankgeschrieben und muss und will auch wieder arbeiten. Im letzten Jahr war ich in der Tagesklinik und im Herbst zwei Monate stationär.

Ich habe den Job bekommen, den ich schon lange anstrebe. Schon bald geht es los und zwar Vollzeit, das habe ich schon 15 Jahre nicht mehr gemacht.

Ich habe wahnsinnig Angst, den langen Arbeitstag nicht bewältigen zu können. Ich bin immernoch extrem lethargisch.

Ich neige dazu, sehr schnell überfordert zu sein und oft habe ich dann auch eine Anpassungsstörung.

Mein Mann wird in der Zeit in einer Klinik sein und mit ihm kann ich zur Zeit auch über nichts reden.

Ich rede mir ein, ich versuch es einfach, kündigen kann ich in der Probezeit zur nur Not immernoch, oder? Seit gestern bin ich wieder in einem schlimmen Zustand, statt Freude bin ich wie im Schock, fühle mich surreal und ängstlich. Vielleicht bin ich noch nicht so weit? Aber zu Hause reiße ich auch nichts mehr.

Absagen kommt nicht infrage, das verzeihe ich mir nie.

Einfach ins kalte Wasser springen?

11.02.2022 05:31 • 11.02.2022 x 1 #1


4 Antworten ↓


Guten Morgen,

Du hast da jetzt so viele Hürden geschafft um diesen Job zu bekommen , da wirst du den Job locker ausüben können.
Glaub an dich , du hast es ja geschafft , dass sie genau DICH haben wollen .

Glückwunsch dazu und du schaffst das locker .

A


Angst, neuen Job nicht zu schaffen

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Grüß Dich @Nicky78,

erstmal Gratulation für den Mut und den Erfolg bis hierher.

Nach dieser langen Therapiephase gepaart mit Arbeitsfreiheit ist es völlig normal, dass sich Deine aktuelle Lage als sehr herausfordernd oder beängstigend darstellt. Der Sprung ins kalte Wasser ist ja bereits ein Stück weit vollzogen, nur hast Du noch Deine Straßenkleidung an.

Diese Metapher steht für das, was Du die letzten Jahre erlitten hast. Bleiben wir bei dem Bild und ziehen Dir nun den Badeanzug an. Dieser steht dafür

a) was Du während der Therapien über Dich gelernt hast,
b) was Dich verändert hat und
c) was letztlich zu dem Umstand führte, dass Du einen für Dich passenden Beruf gefunden hast.

Diese Aufzählung kannst Du für Dich noch erweitern, indem Du die letzte Zeit Revue passieren lässt und dabei das Augenmerk auf die Notizen wirfst, die Du Dir sicher seinerzeit gemacht hast. Sofern Dir hier keine vorliegen, kannst Du das jetzt nachholen. Damit frischst Du die Therapieziele quasi wieder auf. Dies solltest Du ersatzweise tun, anstatt an das Leid früherer Tage zu denken. Alles was uns hierher gebracht hat, hatte seinen Sinn und Wert, kann aber - ja, muss sogar - teilweise hinter uns gelassen werden.

Der Badeanzug liegt also bereit vor Dir, nun ziehe ihn an. Mache ihn zu einem Teil Deiner Selbst und Deiner Perspektive. Diese Perspektive brauchst Du nun nicht als einen Erfolgsplan aufzufassen, sondern eher als eine subjektiv erfolgte Transformation. Damit meine ich, dass Du selber erlebst, dass hier eine andere Frau steht. Wenn Du eher das Gefühl verspürst, eine neue Frau zu sein, ist das ebenfalls zutreffend.

Dieser neue Job ist nun nicht ein Objekt, dass einer alten (vergangenen) Nicky gegenüber steht sondern dieser Job wurde von dieser neuen Nicky erschaffen. Du bist Kreateur dieses Jobs, Du bist nicht dazu berufen sondern Du rufst ihn herbei.

Und das bedeutet, dass Du ihn Dir (perspektivisch) so zurechtlegst, dass er Deinen Anforderungen entspricht. Das beinhaltet alles, was Dir wichtig ist:

- Das Pensum Deines Tuns wirst Du mitgestalten, unabhängig von den täglichen Stunden des Tuns (vermeide den Begriff Arbeit - der greift nur für Jobs, die Du nicht liebst).

- Nicht Du passt Dich am Tun an, sondern andersrum: Tue es so, wie es Dir passt.

- Es gibt nichts zu bewältigen. Es ist freudiges Tun - dass Du Geld dafür bekommst, geht on top. Damit ist gemeint, dass ein Job kein Deal ist, sondern eine Entscheidung zur Gemeinsamkeit.

- Dein Mann kümmert sich nun um sich selbst - ein wertvoller Vorgang für ihn und letztlich auch Euch gemeinsam. Gönne ihm seine Einkehr und erkenne die Freude an Deiner - vielleicht nur selten wiederkehrenden - Möglichkeit zum reflektiven All-einsein. Mache Dir dieses Geschenk.

Zitat von Nicky78:
Seit gestern bin ich wieder in einem schlimmen Zustand, statt Freude bin ich wie im Schock, fühle mich surreal und ängstlich. Vielleicht bin ich noch nicht so weit? Aber zu Hause reiße ich auch nichts mehr.

Freude und Schock sind nur emotionale Ausschläge, die ganz natürlich von einer Grundlinie abweichen. Diese Grundlinie ist Dein Gewahrsam, Deine Achtsamkeit auf den Augenblick.

Denke nicht in Zeit, denn sie ist nicht real.
Denke nicht in Orten, denn sie sind ebenfalls Illusion.

Hier stehst Du - jeder Schritt bist Du.

Zitat von moo:
Grüß Dich @Nicky78, erstmal Gratulation für den Mut und den Erfolg bis hierher. Nach dieser langen Therapiephase gepaart mit Arbeitsfreiheit ist ...


Vielen Dank für diesen tollen Beitrag! Dem ist nichts hinzuzufügen.

Zitat von Nicky78:
Traumjob erhalten. I


Genial!

Am besten hängst du dir @moo 's Beitrag dort hin, wo du ihn täglich mehrmals durchlesen kannst. So darf man denken und sollte das auch.

Ich gebe dir noch folgendes mit: um den Stress zu reduzieren, der nach so langer Pause absolut normal ist, ist der Gedanke hilfreich, dass kein Mensch auf der Welt dich zu irgendetwas zwingen kann, das dir nicht passt. Insofern bist du frei.

Und wer arbeiten geht, muss manchmal auch bissle die Zähne zusammenbeißen, da man natürlich fremdbestimmt wird, Leistung abzugeben hat, und und und.


Allerdings, du sprichst von deinem Traumjob. Wenn das kein Grund zur Freude ist, was dann?





Dr. Christina Wiesemann
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