Zitat von f-c-t-a: Das Problem ist aber ein anderes: meine Frau und Mutter meines Sohns hat für psychische Erkrankungen überhaupt kein Verständnis. „Jetzt reiß Dich zusammen!“ hört man da schon mal. Auf jeden Fall wirft sie mir unterschwellig vor, ich würde meinem Sohn eine Krankheit einreden, was ich selbstverständlich nicht tue. Ich habe ihn erstmal seine Symptome beschreiben lassen, bevor ich ihm meine Geschichte erzählt hab.
Das ist ein zweischneidiges Schwert, weil je nach Einzelfall beides ganz gut oder ganz schlecht sein kann.
Ich würde deine Frau nicht per se als völlig daneben hinstellen, ein Reiß dich zusammen KANN manchmal auch angemessen sein. Ich habe das in meiner Jugend auch mal gehört und da war es goldrichtig, sonst hätte ich nämlich vieles wegen irgendwelchen Symptomen wehleidig abgebrochen und bitter bereut. Hätte mir eine nahestehende Person nicht im richtigen Moment gesagt Du reißt dich jetzt zusammen und gehst da hin, ich gehe jetzt nicht auf deine Panik ein gesagt, hätte ich meinen gesamten Abschluss verkackt und vermutlich bis heute nicht. Gut, da hatte ich allerdings auch schon eine längere Leidensgeschichte, dein Sohn ist erst 14 und steht noch ganz am Anfang. Aber was ich sagen will: Sich zusammenreißen ist letztlich bei Angst und Panik der Schlüssel, auch wenn man es eher Kontrontation und nicht der Angst nachgeben nennen würde. Also nicht so schwarz-weiß immer. Dein Sohn braucht auch erstmal eine ordentliche Aufklärung und Verständnis, NUR Reiß dich zusammen ist ganz verkehrt. Aber manchmal kann es durchaus richtig sein.
Und selbst wenn deine Frau das nicht mal irgendwie ausgeglichener hinbekommt: Auch ich hatte einen Elternteil, der diese ganze Problematik bis heute nicht versteht. Das was nicht immer schön. Aber es kann nicht jeder alles verstehen und richtig damit umgehen. Ich liebe diesen Elternteil trotzdem und werfe ihm nichts vor. Deshalb sehe ich die Dämonisierung der Mutter, die hier von einigen Usern kommt, etwas kritisch (und dem Sohn wird es schon gar nicht helfen). Eltern dürfen auch mal Fehler machen oder versagen, deshalb sind sie noch lange nicht krank und therapiebedürftig.
Ich sehe aber auch das Risko, dass es manchmal eben auch falsch ist, eben weil dein Sohn noch ganz am Anfang steht. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass jeder Elternteil etwas anderes mit einbringt?
Deine Geschichte würde ich ihm nicht detailliert mit allen Symptomen beschreiben. Er sollte sich verstanden fühlen. Aber wenn du ihm alles erzählst, ist in der Tat auch ein Risiko da, dass das das weiter anheizt, was deine Frau befürchtet (dass er genau die Symtome dann auch bekommt, weil er förmlich drauf wartet. Natürlich hast du sie ihm dann nicht absichtlich eingeredet, aber... lass das lieber).
Wieso kannst du es deinem Sohn nicht genau so erklären? Ich kenne das, ich bin selbst betroffen. Du kannst mir das also erzählen und ich verstehe dich sehr gut. Deine Mutter kann das etwas weniger nachvollziehen, weil sie es nicht hat. Sie meint es aber nicht böse, wenn sie dir das so sagt. Sie sieht das einfach aus einer anderen Perspektive. Und ein bisschen stimmt das schon: Man darf sich davon nicht einschränken lassen!.
Da dein Sohn von Kribbeln, Schwindel und Unruhe spricht, gehe ich stark von einer Hyperventilation aus. Das kann auch chronisch verlaufen, über Stunden oder dauerhaft, dass man die Symptome gar nicht erst auf eine falsche Atmung schiebt. Deshalb erstmal das Standardprogramm: Körperliche Ursachen zur Sicherheit abchecken lassen. Dann Atem- und Entspannungsübungen lernen. Ihm erklären, dass das alles extrem unangenehm ist, aber immer wieder vorübergeht. Dass man da was machen kann, auch wenn es dauert.
Danach gilt es mal die Ursachen für die Anspannung deines Kindes zu ergründen. Vielleicht kann man Anfälligkeiten erben, aber einfach so geerbt hat er das nicht. Da stimmt irgendwas nicht. Dass die Beziehung seiner Eltern offenbar nicht sehr rosig ist, ist schonmal keine gesunde Grundlage.