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K
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und hoffe inständig, ein wenig Hilfe bei euch zu finden.

Ich bin männlich und absolviere ein duales Studium. Ob meine „Geschichte“ im Februar diesen Jahres begann, vermag ich nicht zu beurteilen. An einem Tag hatte ich jedenfalls nach einer Alk. Feier am Vorabend mittags das erste Mal in meinem Leben Herzrasen bekommen, so dass der Puls an der Halsschlagader erkennbar war. Zudem hatte ich unkontrollierte Muskelkontraktionen in den Beinen und mir war sehr schwindelig. Die Auswirkungen von Alk. waren mir bislang bekannt – diese Reaktion konnte ich jedoch nicht (allein) darauf schieben. Im Krankenhaus konnten Sie nichts feststellen, die nächsten beiden Tage war ich wegen dem Schwindelgefühl noch krankgeschrieben.

Seitdem habe ich – besonders in Ruhezeiten, z.B. am Wochenende abends vor dem TV – plötzlich einen beschleunigten Puls gehabt (nie so heftig wie beim ersten Mal), oftmals feuchte Hände und Kurzatmigkeit.

Der Allgemeinarzt checkte die Blutwerte, Schilddrüse – ohne Befund. Auch der Kardiologe gab nach unterschiedlichsten Tests Entwarnung. Letztlich geht der Allgemeinarzt von einer Art genereller Angststörung aus, da ich in etwa 2 Monaten meine Abschlussprüfungen für das Studium schreibe und sehr unter Druck stehe.

Die erstmalig verschriebenen Dysto-loges-Tabletten (homöop.) wirkten nicht. Einmal habe ich abends eine Opipramol genommen, war danach aber noch aufgedrehter. Mit Tavor-Tabletten, die mein Arzt mir verschreiben wollte, wollte ich aufgrund der Abhängigkeitsgefährdung nichts zu tun haben. Zuletzt verschrieb er mit Atosil-Tropfen (Promethazin als Wirkstoff dieses Antihistaminikums). Mit der Dosierung sollte ich ein wenig „spielen“. An einem Abend, an dem ich mich mies fühlte und nicht schlafen konnte, nahm ich insgesamt ca. 13 Tropfen. Davon bekam ich aber Wadenkrämpfe und wurde auch nicht viel ruhiger.

In den letzten 2 Wochen spitzt sich in meinen Augen die Lage zu. Ich habe in zwei Nächten keine einzige Minute geschlafen, fast jede Nacht leide ich unter Einschlafstörungen. Von all den Medikamenten ließ ich die Finger und besorgte mir in der Apotheke für tagsüber Neurexan und für abends Baldrian. So richtig komme ich hiermit aber auch nicht durch. Auch mit Meditationsübungen habe ich mich schon versucht.

Gestern Abend bekam ich vor lauter Aufregung während eines Gesellschaftsspiels mit Freunden (!) beschleunigten Herzschlag und war sehr aufgeregt. Nachts konnte ich dann nicht einpennen. Das ist mittlerweile lächerlich, weil ich mir nicht bewusst bin, dass mich konkret etwas ängstigt. Ich habe daheim auch gar keinen Grund dazu, ich genieße es in Gegenwart meiner Frau zu sein. Dennoch habe ich heute total oft Heulanfälle und bin nervös. Das lässt mich schämen, ich kann mir nicht erklären, was in meinem Körper vorgeht. Heute Mittag hatte ich einen Ruhepuls von knapp unter 100.

Allgemein leide ich in den letzten Wochen unter erheblicher Nervosität, Magenziehen, Wadenzuckungen, feuchten Händen, innerer Unruhe und Reizbarkeit. Die (Ein-)Schlafstörungen machen mir sehr zu schaffen. Ich gehe müde ins Bett, doch sobald ich darin liege rasen die Gedanken los und der Körper spielt sein Spiel.

Mein Problem: Ich würde psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Ich studiere und wohne in der Woche jedoch ca. 2 Zeitstunden von daheim entfernt. Zudem brauche ich momentan die Nachmittage zum pauken und fürchte, auf die schnelle sowieso keine Hilfe bekommen zu können. In ca. 7 Wochen bin ich auch wieder zu Hause. Würde es da Sinn machen, einen Psychotherapeuten in der „fremden Stadt“ aufzusuchen?

Was könnt ihr mir raten? Insbesondere diese (Ein-)Schlafstörungen, die zeitweise erhebliche, innere Unruhe tagsüber und die Heulanfälle heute lassen mich verzweifeln. Ich brauche doch alle meine Energie zum erfolgreichen Studiumsabschluss...

Ich freue mich über jede konstruktive Anregung und danke jedem Hilfesteller schon jetzt für seine Mühe.

Viele Grüße

klenkenkerl

20.05.2012 15:30 • 26.05.2012 #1


12 Antworten ↓


C
Hallo und willkommen.

So wie Du es schreibst, kommt mir sehr bekannt vor und vielen anderen Mitgliedern hier sicher auch.

Generell muss man sagen, haben mir mehrere Psychologen schon so gesagt, es gibt manchmal, warum auch immer, eine einzige Panikattacke und das muss nicht mal so sehr dramatisch sein, es muss keinen schlimmen Grund haben, auch nicht körperlich. Aber warum auch immer, es passiert und auch sehr vielen Menschen. ABER, die Sache ist nun, reicht das, um bei der 2. Panikattacke schon Angst vor der Angst zu haben? Nicht bei allen, aber bei denen, die dann eine Angst/Panikstörung entwickeln.

Ab der 2. Panikattacke oder Angstanfall ist es leider dann fast immer nur noch die Angst vor der Situation, also der Angst. Und leider dauert es dann manchmal Jahre, um das alles wieder zu entkräften.

Und oft wird es auch quasi verschleppt. Man nimmt den Zustand erstmal Monate oder mitunter Jahre so hin, bis man was tut. Das ist der Fehler! Die besten Chancen hat man, wenn man so schnell wie möglich Therapie macht und eventuell ein Medikament (oder eine Kombi). Das machen die wenigsten Leute so, aber es bietet die besten Chancen.
Zitat:
Würde es da Sinn machen, einen Psychotherapeuten in der „fremden Stadt“ aufzusuchen?
Ja, ich denke schon.
Zitat:
Was könnt ihr mir raten? Insbesondere diese (Ein-)Schlafstörungen, die zeitweise erhebliche, innere Unruhe tagsüber und die Heulanfälle heute lassen mich verzweifeln. Ich brauche doch alle meine Energie zum erfolgreichen Studiumsabschluss...
Ich bin eher kein Fan von Medikamenten und was ich zumindest von mir sagen kann, wenn die Problematik mittel oder schwer ist - und das war es bei mir auch mal - dann kann man alles an pflanzlichen o.ä. Sachen vergessen. Spar Dir das Geld! Ich hab damals auch viel gekauft (ich schätze für um die 200€ in 1,5 Jahren), geholfen hat es nur dem Apotheker und den Herstellern.

Bei einer richtig heftigen Angststörung und daraus resultierender Unruhe, Schlaflosigkeit etc., kommt man mit Baldrian nicht weit, auch nicht mit Neurexa, Lasea und was auch immer. Und auch Bach Blüten sind nur Placebo.

Ich will sagen, selbst hab ich es damals nicht hinbekommen, auch aus Angst vor Nebenwirkungen, aber rückblickend würde ich heute eher ein Medikament empfehlen und je früher, desto besser.

Falls Du zu einem fähigen Psychiater gehen kannst, dann mach das und rede mit ihm/ihr. Vor Tavor etc. müsstest Du keine Angst haben, wenn Du diszipliniert genug bist, dann kannst Du die auch nehmen. Nur allein von den Tabletten wird man nicht abhängig, es ist auch eine Charakterfrage. Im Notfall ne Tavor oder mal paar Tage am Stück ist jedenfalls erstmal kein Problem.

Mach irgendwas dagegen, je eher, desto besser, ansonsten können schnell einige Jahre daraus werden.

20.05.2012 17:33 • #2


A


Schnelle Hilfe erbeten: Einschlafstörungen, innere Unruhe

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K
Hi crazy030,

herzlichen Dank für deine flotte Antwort. Die Sache ist ja die, dass ich nur noch ca. 7 Wochen in der anderen Stadt bin. Erstens frage ich mich, ob ich so schnell einen Termin bekomme und zweitens, ob sich in der kurzen Zeit eine Therapie anbietet. Oder kann ich die dann auch daheim mit einem anderen Therapeuten fortsetzen?

Die Sache mit den Medikamenten sehe ich eigentlich ähnlich. Nur hab ich wenig Laune auf Nebenwirkungen und erst recht fürchte ich mich vor den eindringlichen Warnungen wegen Tavor. Was manche da wohl erlebten um davon weg zu kommen, scheint heftiger zu sein als alle Probleme zusammen.

Mich stören wie gesagt die Einschlafstörungen und die tagsüber zeitweise auftretenden inneren Unruhezustände (Panikattacken?) am meisten. Dazu kommen dann heute die für einen erwachsenen Mann total peinlichen Heulanfälle.

Viele Grüße

20.05.2012 17:42 • #3


G
Hallo Klenkenkerl,

klingt wirklich nach Überforderung! Isst du denn regelmäßig? So einiges was du nennst habe ich oft, wenn ich unterzuckert bin. Da nutzt es auch nichts, wenn man vor dem schlafen erst isst. Das Essen braucht an die vier Stunden, um verwertet zu werden. Aber ich esse vorm schlafen zumindest nun noch eine Banane. Guck doch mal, (statt Medikamente zu nehmen) ob es dir kurzfristig hilft, wenn du Traubenzucker isst. Wenn du merkst, dass hilft etwas, dann musst du gleich darauf essen.

Dein Gedankenkarussel kannst du vielleicht abstellen, indem du im Bett noch fern siehst und dich auf die Stimmen konzentrierst, wenn du die Augen schließt.

Ansonsten helfen dir vielleicht Atemtechniken... gibt Anleitungen im Net dazu. Suche dir ein wenig Zeit am Tag heraus, in der du diese Techniken üben kannst. Das, was du geübt hast, kann dir bei einer PA dann nützlich sein.

Der Kardiologe hat dein Herz untersucht. Also kannst du auf dein Herz vertrauen. Du bist wohl nur überfordert. Das zeigt auch dein Weinen! - Nicht schämen deswegen! Wir kennen diese Hölle!

Ps.: Schön, dass du hier bist!

20.05.2012 17:44 • #4


P
Du könntest versuchen eine Selbsthilfegruppe zu finden um die zeit bis zur Therapie zu überbrücken. Wenn du in 7 Wochen nicht mehr in der Stadt bist, macht eine Therapeut dort sicher keinen Sinn, aber Therapieplätze zu finden ist schwer und 7 Wochen Wartezeit keine seltenheit, daher würde ich mich schnell auf die suche begeben. Ach und ich habe auch eine zeitlang Tavor als notfallmedikament genommen und keinerlei Probleme gehabt.

20.05.2012 17:47 • #5


C
Ja ok, wegen der 7 Wochen, also da wirst Du wahrscheinlich in der fremden Stadt so kurzfristig keinen Termin bekommen. Wäre dann also sicher besser, es zu Hause zu machen.

Wegen Medikament, da gibt es ja viele Ansätze. Wenn es darum geht, abends zur Ruhe zu kommen und schlafen zu können, dann natürlich kein SRRI o.ä., weil das letztlich aktiviert und noch nervöser machen kann. Besprich das besser mit einem Arzt.

Na ja..., das mit dem Tavor stimmt schon, aber man liest im Netz eh nur die Horrorbeiträge. Ich kenne einen, der hat 2 Jahre Diazepam genommen, täglich. Und er hat es über einen langen Zeitraum (mehrere Monate) dann allein abgesetzt und es ging super. Aber an den Punkt muss man auch erstmal kommen. Ich hab seit Jahren Tavor und Diazepam zu Hause, jetzt auch noch vom Neurochirurg Bromazepam wegen HWS (zur Entspannung) und Tetrazepam vom Orthopäden. In 3 Jahren hab ich 4 oder 5 Mal Tavor genommen, zuletzt vor über 1 Jahr und von den Tetrazepam neulich mal 1/2.
Ich bin auch nicht abhängig, denn allein vom Vorhandensein der Tabletten in der Wohnung wird man nicht süchtig.

20.05.2012 18:08 • #6


A
also kenne auch die lage bzw. stehe unter strom selbstdruck dadurch migräne man wirkt unfreundlich launisch, auch ich selbst kann manchmal nächte nicht schlafen hab aber auch tage das ich nach einer schlaflosen nacht trotzdem topfit bin.
bin auch in einer umschulung privaten kummer das ist ein zeichen des körpers zu viel streß selbsterwartungen. auf dauer macht soas depresiv.
diese Opipramol haben bei mir nicht geholfen habe sie abgesezt.
auch ich selbst habe bluttest machen laßen ohne befund desweitern komen dann bei mir endarm entzündungen spiegelung auch ohne befund.
da liegt viel auf der seele auch wenn man es selbst nicht bemerckt.
denke ich

20.05.2012 18:15 • #7


K
Hallo zusammen,

recht herzlichen Dank schonmal für die Antworten.

Kann man denn kurzfristig bei einem Psychotherapeuten einen Termin bekommen, nur damit der einem passende Medikamente zur Überbrückung verschreibt oder bestehen die alle auf eine Therapie?

Ich bräuchte was, das tagsüber beruhigt und die Stimmung aufhellt und (vielleicht was anderes) abends im Notfall die Einschlafstörungen plättet. Das soll dann aber bitte nicht abhängig machen - sozusagen die eierlegende Wollmilchsau...

Was denkt ihr? Könnt ihr etwas empfehlen?

21.05.2012 17:54 • #8


Schlaflose
Wegen Medikamenten musst du zu einem Psychiater, nicht zum Psychotherapeuten, weil die meisten Psychotherapeuten keine Ärzte sind und somit keine Medikamente verschreiben dürfen. Mit 3-4 Wochen Wartezeit auf einen Termin muss man da schon rechnen.

Viele Grüße

21.05.2012 18:38 • #9


G
Wie schrecklich: tagsüber Aufpepper und nachts Ruhigsteller!
Tu das bloss nicht! Das wird dich in einen Teufelskreis bringen, der deinen Körper und deine Psyche auf lange Zeit zusetzen wird! Vielleicht ist es besser einzusehen, dass du zurzeit einfach nur unter Druck stehst! Die Zeit geht vorbei! Bis dahin schiebe alles Kraftraubende ab und erkläre deiner Frau, wie es um dich steht, das du unbedingt öfter aussetzen musst. Frauen verstehen das eigentlich und sind in der Regel gern bereit für eine Weile ihre Bedürfnisse hinten anzustellen! Wenn die Prüfung vorbei ist, wird deine Seele noch ein Weilchen brauchen um sich zu regenerieren. Wenn alles ruhiger läuft geht es dir auch wieder besser! Deine Medi-Idee klingt nach Körperfolter, die sich später raechen wird! Aufpepper - Ruhigsteller ... Bloss das nicht!

21.05.2012 20:49 • #10


G
Haeh... Doppelpost

21.05.2012 20:49 • #11


K
Ich habe zum Glück kurzfristig noch einen Termin für diese Woche bei einem Psychiater bekommen. Mal sehen, was der sagt.

Ich sehe ein, was du meinst. Ich will aber keine Aufpepper für tagsüber, sondern Stimmungsaufheller und Beruhiger und für abends im Notfall Einschlafhilfe.

Meine Frau ist Gott sei Dank sehr verständnisvoll und gibt mir viel Kraft. Ich werde mal Feedback geben, was der Psychiater sagte.

22.05.2012 17:11 • #12


K
Hallo zusammen,

der Psychiater hat mir nun Antidepressiva (SSRI) verschrieben. Zum einpennen kann ich ein anderes Antidepressivum welches eine sedierende Nebenwirkung hat nutzen. Gestern klappte es damit ganz gut. Ich hoffe so nun noch die Zeit bis zu den Abschlussprüfungen überbrückt zu bekommen.

Allen Helferlein vielen herzlichen Dank!

Viele Grüße

klenkenkerl

P.S.: Ich kann jedem nur raten, sich professionelle Hilfe zu holen, wenn er an Grenzen stößt!

26.05.2012 11:22 • #13


A


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