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L
Seit Herbst letzten Jahres bin ich (Ingenieur) durch den Konkurs meiner Firma arbeitslos und obwohl ja überall vom Fachkräftemangel gesprochen wird, so ist es mir bisher nicht gelungen, eine neue Tätigkeit zu finden. Ich gucke mich um, schreibe Bewerbungen und werde auch ab und an zu Bewerbungsgesprächen eingeladen, aber es hat bisher nicht gereicht. Die Firmen suchen doch sehr nach einem 100%-Kandidaten und wenn sie ihn nicht finden, dann lassen sie den Job oftmals lieber unbesetzt, anstatt evtl. einem 80%-Kandidaten eine Chance und ein bisschen Zeit zum Lernen zu geben.

Ich leide nun schon seit meiner Jugend und Studienzeit unter Ängsten und habe sehr große Probleme mit Veränderungen und dem Aufbau sozialer Kontakte. Nun habe ich sehr große Angst, dass ich wegen der Arbeitslosigkeit mein Haus hier verkaufen muss und an einen anderen Ort ziehen soll. Für mich sind das Haus und auch meine Heimatstadt, in der ich nun schon 44 Jahre lebe, ein wichtiger seelischer Anker, eben Heimat, etwas Vertrautes. Ich fühle mich ansonsten auch sehr einsam und habe nur sehr wenige soziale Kontakte (Freunde), die ich nicht verlieren möchte. In den letzten Wochen verstärken sich meine Ängste nun zunehmend und meine Zukunft erscheint mir zunehmend hoffnungslos. Manchmal denke ich, wenn die Arbeitsagentur nun in den nächsten Monaten einen Umzug von mir verlangen sollte, dann sollte ich einfach alles an dieser Stelle beenden. In mir ist da ein unlösbarer Widerspruch: Zum einen kann ich die Anforderungen (der Arbeitsagentur) wegen meiner Ängste einfach nicht erfüllen, zum anderen habe ich dann aber eben auch kein Recht mehr auf deren Leistungen (was ich auch verstehen kann). Nur ein Ende würde diesen Widerspruch für mich auflösen...

Ich weiss momentan einfach nicht mehr weiter ... die Ängste und die Hoffnungslosigkeit machen mich so langsam fertig...

LG
Lonely Moon

21.01.2015 20:21 • 17.02.2015 #1


15 Antworten ↓


Icefalki
Hallo, wie wäre es mit einer Klinik für derartige Fälle. Du gehst jetzt zum Arzt und schilderst deine Probleme. Wenn du schon von beenden sprichst, ist es höchste Zeit, da was zu unternehmen.

Fackele nicht mehr lange, sondern lasse dir helfen.

21.01.2015 20:26 • x 1 #2


A


Einsamkeit und Arbeitslosigkeit - nur noch Ängste

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Principia_Hoffnung
Lonely Moon, es ist nicht immer einfach einen Job zu finden, manchmal kommt man halt in so eine Phase. Lass dich davon nicht runterziehen. Deine Heimat und sozialen Beziehungen kann dir keiner nehmen! Die bleiben, so oder so. Du bist auch erst seit Herbst letzten Jahres aus dem Job raus, vielleicht braucht es auch nur noch etwas Zeit, bist du was Neues findest? Deine neugewonnene Zeit kann auch Vorteile haben... du kannst jetzt an deinen Ängsten und Problemen im sozialen Umgang arbeiten. Dafür solltest du aber tatsächlich mal zu einem Arzt gehen und offen über deine Probleme reden. So ein Schritt kann Überwindung kosten, danach wirst du dich aber besser fühlen! Ein Arzt könnte dir auch Bescheinigen, dass ein Wohnortwechsel nicht gut für deine Gesundheit ist... Lass uns mal wissen, wie es dir heute geht...

22.01.2015 16:22 • x 1 #3


L
Heute ging es etwas besser mit den Ängsten, soll heissen, sie waren nicht ganz so heftig und haben mich zumindest nicht erschlagen. Allerdings habe ich die Nacht nur weinige Stunden geschlafen - um 4h bin ich aufgewacht - putzmunter und die Ängste waren auch sofort wieder da... Am Vormittag habe ich eine Bewerbung geschrieben ... danach war ich allerdings total fertig und grübelte herum. Ich bin dann mit dem Fahrrad zum Essen in die örtliche Mensa gefahren - das Fahrradfahren tut mir allgemein gut...

Ich weiss, dass ich mit den Depressionen einen Arzt aufsuchen sollte. Allerdings habe ich momentan keinen Hausarzt, nachdem meine Ärztin vor einigen Jahren in den Ruhestand gegangen ist. Ich schaffe es auch einfach nicht, mir einen Therapeuten zu suchen ... irgendwie steht alles und ich warte und warte, obwohl ich vom Verstand her weiss, dass ich dringend aktiv werden müsste, um meinen Zustand zu verbessern...

22.01.2015 20:56 • #4


Icefalki
Je länger du nichts tust, desto schlechter geht es dir. Eine Termin beim Psychiater zu bekommen, kann nämlich dauern. Der Hausarzt kennt sich evtl. nicht so gut mit dem medis aus. Es ist doch nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, also tue es.

Es ist immer erstaunlich, wie lange man in seinem derzeitigen schlechten Zustand verharren kann, bevor einen Schritt in die richtige Richtung macht. Ich Habe auch sehr lange gebraucht, um Hilfe anzunehmen. Also mach es nicht wie ich, sondern lasse dir helfen.

22.01.2015 23:19 • #5


H
Hi LonelyMoon
Ich kann Dich ein wenig verstehen, da ich zwar nicht meinen Job verloren habe, aber innerhalb der Arbeit meinen Posten und ich aktuell dabei bin, mir was neues zu suchen...in einer and. Firma und das nach vielen Jahren.
Im Grunde genommen kann ich Dir nur den Tipp geben, Dich ganz auf Deine Stärken zu konzentrieren und diese bei den Bewerbungsgesprächen hervorzubringen. Da ich auch kein grosser Redner bin, weiss ich, dass ich selten überzeugen kann. Aber es gibt halt auch viele Schaumschläger und das kennen und wissen die Firmen eben auch. Sei ehrlich zu Dir selber und zu Deinem Gegenüber. Das kann durchaus wirken. Ich habe damals ehrlich geantwortet, als ich nach meiner Arbeitslosigkeit gefragt wurde... das hat scheins imponiert.
Klar, suchen sie IMMER nach einem 100% Menschen, aber bekommen tun sie ihn zu 99% eben nicht. Das macht den Unterschied aus zwischen Wunsch und Realität.

23.01.2015 00:09 • #6


Principia_Hoffnung
Es freut mich, dass du eine Bewerbung rausgeschickt hast. Sowas kostet viel Energie, danach darfst du dich auch erstmal schlapp fühlen. Das du so viel grübelst und nicht zum Arzt gehst, obwohl du weißt das es richtig ist, können auch Symptome einer Depression sein. Es hat bei mir, ähnlich wie bei icefalki, auch gedauert, bis ich zum Arzt ging. Hätte aber früher gehen sollen. Kennst du denn noch mehr Ärzte in deinem Wohnort, wo du hingehen könntest?

23.01.2015 12:08 • #7


L
Die letzten Tage waren grauenhaft und ich fühle mich auch jetzt noch voller Panik. Gestern hatte ich ausserhalb ein Vorstellungsgespräch und evtl. bekomme ich sogar eine Zusage zu dem Job (das glaubte ich gestern zumindest herausgehört zu haben). Einerseits wäre es ein guter Job, in dem ich mich auch finanziell verbessern würde, andererseits liegt er ca. 100km entfernt von meinem Heimatort - also zu weit, um täglich zu fahren. Ich müsste mir also eine Unterkunft für die Woche suchen und am Wochenende dann nachhause fahren. Es macht mir einfach nur Angst - Angst - und nochmals Angst. Logisch betrachtet ist das Blödsinn, aber mein Inneres rastet da total aus. Heute bin ich den ganzen Tag völlig ruhelos unterwegs gewesen, bin um 2h morgens aufgewacht, ich kann nicht mehr klar denken, es ist einfach nur noch diese Angst in mir. Dazu kommt - und das ist mir heute wieder sehr bewusst geworden - dass ich allein bin - sehr allein - es ist einfach niemand da, den ich anrufen könnte, von dem ich das Gefühl hätte, dass ihm oder ihr etwas an mir liegt. Irgendwie ist es egal, ob ich nun existiere oder nicht - so kommt es mir jedenfalls vor.

Heute Mittag dachte ich, dass es irgendwie einen Plan B geben müsste -eine Alternative zu meinem Beruf Ingenieur, den ich inhaltlich zwar gerne mache, der mir aber von der Job-Anforderung offenbar über den Kopf wächst. Aber ich bin fast 50 - was sollte ich noch neu beginnen (können!) ... hier in Deutschland, wo jeder Lebenslauf sauber gebügelt aussehen muss und man jung sein muss? Manchmal denke ich, dass es mir besser gegangen wäre, wenn ich in den sozialen Bereich gegangen wäre, wenn ich bei der Arbeit das Gefühl haben könnte, jemanden geholfen zu haben .. etwas für andere Menschen zu tun. Dabei habe ich andererseits auch wahnsinnige Angst vor mir unbekannten Leuten und brauche sehr lange, um Kontakte zu knüpfen...

Im Moment kreise ich einfach nur um mich selbst, ich kreise und kreise - und komme kein Stückchen weiter...

Heute Mittag irrte ich irgendwie durch die Stadt, in mir nur die Angst alles zu verlieren, von hier vertrieben zu werden und in der Fremde vollends zu scheitern... Da hatte ich wirklich das Gefühl kapitulieren zu müssen und ich sagte mir - Geh' zum Arzt! Geh' endlich zum Arzt! ... und dann kam gleich wieder der Gedanke, dass ich das eigentlich nicht darf, dass es mir ja nicht sooo schlecht geht, dass ja nicht jeder so handeln kann ... so nach dem Motto Nun musst Du Dich einfach mal am Riemen reissen! Aber ich glaube doch, dass ich Menschen in meinem Leben brauche, ich brauche irgendwie eine Art Unterstützung, eine Hilfe - so geht es zumindest nicht weiter...

Das sind so meine Gedanken im Moment ... ich musste sie einfach einmal los werden, auch wenn sie vielleicht sehr unstrukturiert wirken...

10.02.2015 18:54 • #8


J
Was du schreibst, kommt mir erschreckend bekannt vor. Stellenweise könnte der Text von mir sein. Ich verstehe also sehr gut, wie du dich wohl fühlen musst. Eine qualvolle Situation. Ich bin gerade in einer ähnlichen Situation: Ich habe gute Aussichten auf einen Job, der aber Vollzeit ist (ich bin tiefdepressiv und schlaflos und fühle mich eigentlich nur für halbtags fit) und noch dazu in meiner Heimatstadt, in die ich nie zurück wollte. Ich habe mich selbst auf diese Stelle beworben und dachte in dem Moment, ich tue das Richtige. Jetzt verbringe ich meine Tage zwischen Hoffen, dass ich die Stelle bekomme und dann nicht mehr tatenlos und einsam und arm herumsitze, und Bangen, dass ich sie tatsächlich bekomme und ich einen Umzug und einen anspruchsvollen Vollzeitjob (der übrigens meiner Ausbildung entspricht, das als Pluspunkt) stemmen muss. - Ich würde vorschlagen, wir warten erst mal ab, wie die Entscheidung des möglichen Arbeitgebers ausfällt. Es kommt so, wie es kommen soll. Das rede ich mir zumindest ein. Zur Ruhe komme ich aber nicht so recht. Alles sehr schwierig zurzeit.

10.02.2015 19:36 • #9


N
Hallo LonelyMoon,
ich kann dich sehr gut verstehen,was du im moment durchmachst,
bin in ähnlicher wenn auch anderer situation(kannst ja mal meinen Thread lesen)
Ich wünsche dir viel kraft und durchhaltevermögen.
L.G.NoFear63

11.02.2015 10:09 • #10


Principia_Hoffnung
Hallo ihr Lieben, kann mich nur anschließen und euch viel Kraft wünschen! Erzählt mal, wie es euch so geht und weiter verlaufen ist...

11.02.2015 10:27 • #11


K
Leider fehlt es an vernünftigen Modellen zum Wiedereinstieg. Es gibt nur entwder ganz oder gar nicht, also Vollzeit oder Nullzeit. Wie man da wieder reinkommen soll, ohne gleich wieder zu Grunde gehen, ist mir schleierhaft.

11.02.2015 10:50 • x 1 #12


J
Zitat von kyro:
Leider fehlt es an vernünftigen Modellen zum Wiedereinstieg. Es gibt nur entwder ganz oder gar nicht, also Vollzeit oder Nullzeit. Wie man da wieder reinkommen soll, ohne gleich wieder zu Grunde gehen, ist mir schleierhaft.


Bei uns in Österreich wird zurzeit das Modell Teilzeitkrankenstand diskutiert. Es soll Menschen mit Krebserkrankungen, Burn-out oder anderen psychischen Langzeiterkrankungen ermöglichen, stundenweise an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Ich fände das richtig gut! Gerade für mich wäre so etwas ideal. Ich fühle mich einem Vollzeitjob derzeit nicht gewachsen, bin das Zuhausesitzen aber leid, das zermürbt mich und ist nicht gerade förderlich für die psychische Gesundheit.
Gestern kam übrigens die Absage für den Vollzeitjob in meiner Heimatstadt. Bin erleichtert (war dumm, mich überhaupt zu bewerben!) und werde mich ab jetzt wieder nur auf Halbtagsstellen bewerben. Es gibt da angeblich die Möglichkeit, sich vom Sozialamt eine Gehaltsaufstockung zu holen, wenn man nachweisen kann, dass man aus gesundheitlichen Gründen nicht ganztags arbeiten kann. Man bekommt dann einen Zuschuss, sodass man insgesamt auf die Höhe der Mindestsicherung kommt, also 800irgendwas Euro. Ich wollte zwar nie auf Hilfe vom Sozialamt angewiesen sein, aber zurzeit fällt mir keine bessere Lösung ein. Ich tu echt alles, um wieder gesund und fit zu werden, aber es geht halt nicht so schnell.

12.02.2015 13:47 • #13


Schlaflose
Zitat von juwi:
Bei uns in Österreich wird zurzeit das Modell Teilzeitkrankenstand diskutiert. Es soll Menschen mit Krebserkrankungen, Burn-out oder anderen psychischen Langzeiterkrankungen ermöglichen, stundenweise an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Ich fände das richtig gut! Gerade für mich wäre so etwas ideal. Ich fühle mich einem Vollzeitjob derzeit nicht gewachsen, bin das Zuhausesitzen aber leid, das zermürbt mich und ist nicht gerade förderlich für die psychische Gesundheit.


Das gibt es bei uns in Deutschland schon lange. Ich weiß nicht, was kyro da redet Man kann während den letzen Wochen der Krankschreibung selbst wählen, mit wievielen Stunden man anfängt und wie man das steigert, bis man bei seinem normalen Soll angekommen ist. Man bekommt aber während der Zeit trotzdem nur Krankengeld, nicht sein normales Gehalt und die Zeit wird auch auf das Konto der Krankheitstage angerechnet.

12.02.2015 17:02 • #14


L
Ich habe am Freitag eine Zusage erhalten für einen Job, der zu weit ist, um ihn täglich zu fahren. Ich soll mich nun bis morgen entscheiden, ob ich ihn annehmen möchte...

Nun bin ich dabei, die Pros und Contras gegenüberzustellen, aber das ist eine sehr gefährliche Sache, da ich meinem Verstand in dieser Angelegenheit nicht traue und meine Gefühle diesen Verstand im Extremfall auch einfach nicht mehr zum Zuge kommen lassen. In diesem Extremfall geht dann nämlich gar nichts mehr
Ich weiss nicht, was ich mir wirklich zutrauen kann...

Es wäre einfacher, wenn es sich bei dem Job nicht um ein wirklich gutes Angebot handeln würde - aber Randbedingungen (Arbeitszeit, Urlaubsanspruch,...), Aufgabe und auch das Gehalt passen einfach sehr gut. Es bleibt die Angst, in der Woche auswärts zu wohnen und dies nicht auf die Reihe zu bekommen... die Angst, irgendwie weder zu Ort A noch zu Ort B zu gehören...

Wenn ich mich an meinem Signaturspruch orientiere, dann müsste ich es ja versuchen... Leider denke ich immer sehr endgültig, soll heissen, wenn ich mich entschliesse es zu machen, dann kann ich mir das auch nur endgültig vorstellen, soll heissen, ich sehe nicht die Option, ja vielleicht doch nach einer gewissen Zeit wieder zu gehen. Ich weiss nicht, weshalb ich das so sehe, denn niemand kann mich ja zwingen dort zu bleiben (abgesehen von der Delle, die man sich in seinem Lebenslauf einfängt, wenn man selbst wieder nach kurzer Zeit geht)...

15.02.2015 17:43 • #15


J
Ich weiß nicht, ob eine Gratulation angebracht ist angesichts deines Zwiespalts, aber ich sag trotzdem mal Glückwunsch zur Zusage! Wie weit bist du mit deiner Pro Contra-Liste? Wie lange hast du Zeit, dich zu entscheiden? Ich würde dir aus dem Bauch heraus sagen: Probier’s. Wenn es nichts ist, bist du eben nicht lebenslänglich drauf festgenagelt, sondern kannst dich doch noch dagegen entscheiden und gehen. Im Nachhinein – nach deiner Absage – dafür entscheiden geht hingegen nicht. So würde ich das sehen. Ich wünsche dir für die Entscheidungsfindung alles Gute - auf dass du die für dich passende Entscheidung triffst! Dein Verstand wird dich schon nicht im Stich lassen, ich glaube, du siehst das zu schwarz und habe das Gefühl, dass du trotz deiner Ängste die Situation recht gut einschätzen kannst. Hab Vertrauen in dich!

17.02.2015 23:37 • #16


A


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