Habe auch Angst vor Arbeit. Habe nie gearbeitet, nur tausend Praktika und einen Ferienjob gemacht neben dem Studium. Und ich putze für ein paar Stunden in der Woche, aber das wirft nicht das nötige Geld ab, ist aber gut für mein nicht vorhandenes Selbstbewusstsein.
Dieses Jahr soll es in die praktische Ausbildungsphase gehen. Ich soll eine amtsärztliche Untersuchung über mich ergehen lassen und ein fünftägiges Aufnahmeverfahren, wo mein Verhalten genau beobachtet wird. In dieser Woche hatte ich zwei Tage am Stück extreme Angst und konnte mich nicht aufs Lernen konzentrieren. Und ich weiß, die Angst wird wiederkommen, schlimmer als zuvor!
Ich sage mir, ich bestehe das Verfahren sowieso nicht, und dann mache ich was anderes. Das ist zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber es hilft mir. Ich könnte Pizza ausliefern oder im Supermarkt aushelfen. Man sagt mir, das sei unter meinem Niveau, aber ich traue mich einfach nicht, in eine Leitungsfunktion zu gehen. Ich bin nicht dafür gemacht! Aber was anderes kann ich mit meinem Studium nicht machen.
Auch ich wurde in der Kindheit immer nur kritisiert, beschimpft und beleidigt. Das ist mit Sicherheit die Ursache. Ich habe extrem schlimme Angst, Fehler zu machen. Und wenn ich Fehler mache, weine oder jammere ich wie ein kleines Kind. Genau dies wurde immer an mir kritisiert. Es ist ein Teufelskreis! Denn wenn ich das mache (das passiert unbewusst), denken Arbeitgeber, ich sei psychisch nicht in der Lage für diese Arbeit und werde gefeuert. Ich wurde mit 16 aus einer Ausbildung gekündigt und das hat mich traumatisiert, weil meine Mutter das in ihrer Kritik immer aufgeworfen hat.
Was mir auch ein bisschen hilft, sind neue Glaubenssätze. Ich habe sie mir auf das Bild meines Desktophintergrunds geschrieben, um sie immer zu sehen. Sie lauten: Ich darf leben. Ich bin wertvoll. Ich werde es schaffen. Ich bin genug. Ich kann alles sein. Der letzte ist eher metaphorisch gemeint, aber er sagt mir, dass das Ende meiner praktischen Ausbildung nicht das Ende der Welt sein muss. Ich habe auch einen Wert, wenn ich nicht arbeite! Ich versuche also zu lernen, dass mein Wert als Person unabhängig von meiner Leistung ist.
Du kannst dir auch sagen: Ich habe es geschafft, x Jahre in diesem Job zu bleiben! Erinnere dich an das, was du schon alles im Leben geschafft hast. Das können kleine Dinge sein wie: Heute habe ich XY zum Lachen gebracht. Heute habe ich dies und jenes richtig gemacht.
23.01.2021 19:29 •
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