Älter werden plus Angststörung

Ich versuche so gut es geht, mich nicht von meinem Alter abhängig zu machen. Ich werde bald 46, aber ich fühle mich nicht so. Ich habe dieses Jahr auch keine Lust auf meinen Geburtstag, nicht wegen des Alters, sondern mir ist es einfach gerade total egal. Zufälligerweise fällt er auf meinen freien Tag, aber ich mache nichts besonderes, fühle mich aber unter Druck, wenn ich angerufen werde.

Zitat von kritisches_Auge:

Für mich wäre es schrecklich in Bezug auf Körperpflege auf andere angewiesen zu sein.

Das geht leider manchmal schneller, als man denkt. Mein Vater ist vor drei Monaten innerhalb von einer Woche in die Psychiatrie gekommen, da er Wahnvorstellungen hatte. Das ging alles so schnell. Er ist immer noch da, hat zwischenzeitlich einen Schlaganfall bekommen und es wurde eine beginnende Demenz festgestellt. Er hat dermaßen abgebaut, ist nicht mehr wieder zu erkennen, kann sich selbst nicht mehr waschen und wird wohl bald in ein Pflegeheim kommen. Das ging derart schnell, dass ich es kaum fassen kann. Ich hatte ihn am Wochenende besucht (leider geht das nicht so oft, weil er weiter weg wohnt). Er hat noch einige klare Momente, aber die Wahnvorstellungen kommen manchmal noch durch. Er war immer der Macher in der Familie und ihn so zu sehen, ist sehr, sehr hart. Vor allem dieses plötzliche Erkranken war erschreckend.

Meinen Geburtstag habe ich seit ich 30 wurde nie mehr gefeiert, ich mag es auch überhaupt nicht, wenn andere davon wissen oder mir gratulieren. Das ist mir unangenehm.
Noch nerviger sind plumpe Bemerkungen über mein Alter. Wobei so alt bin ich nun auch wieder nicht. Aber damit habe ich Probleme. Ich werde kategorisiert und eingeordnet, in eine Kategorie, die mir nicht entspricht. Nein, es ist bei mir kein Jugendwahn, wirklich nicht, mir liegt absolut fern, künstlich "einen auf jung zu machen", aber, ich fühle mich jetzt wesentlich fitter als mit 30.
Das ist keine Schutzbehauptung, als ich über 40 war begann ich intensiv und regelmäßig Sport zu betreiben, weil mir klar wurde, wenn ich das jetzt nicht tue, werde ich sehr schnell rundlicher und unbeweglicher und eben schlapper. Das wollte ich nicht. Ich bin also relativ fit und deswegen ärgert es mich, wenn einem von Bekannten eingeredet wird, dass man doch vielleicht dies oder das hat oder dieses und jenes nicht kann.
Bitte versteht mich nicht falsch, ich finde es absolut in Ordnung, wenn ein Mensch zu seinen Pfunden steht, wenn er andere Schwerpunkte setzt, sich nicht unter Druck setzt, ich finde es wichtig, ganz man selbst zu sein.
Aber ich nehme diese blöden Bemerkungen wahr und sie ärgern mich, weil sie bei mir nicht fassen. Noch nicht. Natürlich genügt es, wenn man sich unglücklich verletzt oder sonstwie gehandicapt ist, dann kann das ganz schnell gehen und man geht vielleicht am Stock. Stark vereinfacht gesprochen.
Mich nervt aber, wenn mir Leute einreden wollen, dass ich vielleicht in den kommenden Jahren beruflich herunterfahren sollte. Warum? Biden hat mit gut 80 noch einen ganz neuen, nicht gerade unbedeutenden Job übernommen. Unser Kanzler ist auch nahe am Rentenalter und wirkt nun nicht besonders senil. Es ärgert mich auch, wenn Leute mir sagen, oh, solltest du nicht einmal mehr Ruhe einhalten, wenn ich gerne und häufig Kurztrips unternehme, Exkursionen, Mountainbike Touren.
Mich ärgert auch, wenn andere in dieser Form blöd angesprochen werden. Ein Kollege, ebenfalls Ende 50 hat gerade einen Top Job in Tokio angenommen und muss sich anhören, das sei doch nicht zu verstehen, er habe doch genug erreicht, er soll doch lieber in seinem Dorf bleiben und die letzten Jahre seiner Eltern noch genießen und mehr Zeit für die Familie haben. Ja warum " muss" er das, wenn er Freude an diesen Herausforderungen hat?
Natürlich muss das nicht jeder, jeder soll doch bitte ohne schlaue Kommentare glücklich werden.
Mich sprach auch schon ein "Freund" an, wie ich in "meinem Alter" mit so einer Sonnenbrille und solchen Hosen herumlaufen kann…ich finde das dummdreist.
Möglich, ich bin für solche Sprüche sensibel.
Fehlt noch, dass mir ein Verkäufer sagt "die Mode für die ältere Dame ist oben", oder in einem neuen Sportstudio die Empfangskraft gleich sagt "oh, sie möchten sicher zur Rückengymnastik", nö, ich will ganz normal an die Geräte, wie schon immer.
Nochmal, ich finde es total in Ordnung, wenn Menschen sich so geben, wie sie es fühlen, niemand sollte sich krampfhaft verstellen und verrenken.
Aber ich bin der Überzeugung, dass uns sehr viel mehr von außen eingeredet wird, als es uns selbst entspricht.
Wenn ich schon bei Google die Überschrift lese "Frisuren für die Frau ab 50…."

Es ist richtig doof weil ich jedes Wort von dir unterschreiben könnte, genau deshalb mag ich auch die Angabe des Alters im Forum nicht was für viele unverständlich ist.

Wenn sich jemand in seinem Geschlecht nicht wohlfühlt, kann er es ändern lassen was ja gut ist, aber wenn sich jemand in seinem Alter nicht zuhause fühlt, wenn es ihm einfach nicht entspricht, hat er keine diesbezügliche Möglichkeit.

Interessanterweise habe ich ab 40 Modekataloge für die reifere Dame zugeschickt bekommen, das wurde nur noch getoppt von Werbematerial für Inkontinenzeinlagen.
Ich kleide mich so wie immer, nie im Leben würde ich auf die Idee kommen, nur wegen meines Alters was anderes anzuziehen oder mir die Frisur vorschreiben lassen.
Im Forum bin ich schon neugierig, wie alt jemand ist, auch wenn es eigentlich keine Rolle spielt. Manchmal kann man es anhand von Beiträgen schätzen, aber auch nicht immer.

Zitat von marialola:

Noch nerviger sind plumpe Bemerkungen über mein Alter. Wobei so alt bin ich nun auch wieder nicht. Aber damit habe ich Probleme. Ich werde kategorisiert und eingeordnet, in eine Kategorie, die mir nicht entspricht.

Seltsam, ich bin zwei Jahre älter als du, aber ich habe noch nie Bemerkungen über mein Alter bekommen und auch sonst keine Erfahrungen, wie du sie schilderst, gemacht.

Ich bin 60+. Habe mit meinem Alter absolut kein Problem, für mich ist das lediglich eine Zahl, mehr nicht. Im Rahmen meiner Möglichkeiten mache ich stets das, was mir gefällt.
Frisuren für Frauen ab 50... Mich ärgert sowas überhaupt nicht, ich finde es eher lustig.

Generell finde ich es doof, wenn man Menschen in eine Schublade preßt, ob diese alt oder jung sind. Mir ist es egal, ob jemand grüne oder blaue Haare hat oder tätowiert ist von oben bis unten etc.etc. Manchmal denke ich nur, dass es dem einen vom Typ her richtig gut steht und dem anderen eher weniger.Das war es dann aber auch schon. Macht das Leben bunt.

Mir gefällt, vorausgesetzt die Gesundheit spielt mit, dass man heutzutage als Gruftie, wie man früher so nett sagte, so viele Möglichkeiten hat, interessante Dinge zu erleben oder einfach einmal etwas Neues auszuprobieren. Ob jemand eine Weltreise macht, VHS-Kurse belegt, Mountainbike fährt, Marathon läuft, malt oder Pullover strickt, was auch immer, Hauptsache es macht Spaß. Wenn ich an die Generationen vor mir denke, als die in meinem Alter waren... Die hatten es nicht so einfach. Vieles galt ja früher als unschicklich....


Ich kannte mal eine Frau, die fuhr mit großer Begeisterung mit beinahe 80 Jahren auf jede Achterbahn, egal wie hoch und egal wieviele Loopings, und dabei kreischte sie vor Vergnügen wie ein Teenie. Das war richtig schön.

Da gab es mal einen schönen Song von NENA zu diesem Thema, den ich recht passend finde. Weiß aber leider nicht mehr wie er heißt.

Finde auch das die Zahl/ Alter überhaupt nichts über den Menschen aussagt....es gibt heute soviele Möglichkeiten...wie man sein eigenes Leben gestaltet , plus Aussehen und Kleidung. Keiner muß ab 50 J. oder 60 J.in mausgrau oder braun rumlaufen. Außer es gefällt einem selber.

Meine Schwägerin meinte auch mal; ab 50 J. keine lange Haare mehr...wo steht das geschrieben, habe ich gefragt.
Ich mag für mich keine Kurzhaarfrisur, aber natürlich gibt es Frauen die sehen damit super aus. Genauso wie mit grauen Haaren. Das ist immer eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen sollte. Ich lasse mich gerne inspirieren...aber müssen muß ich nichts....

@Schlaflose
Ich wurde ja auch nicht von Fremden mit solchen Bemerkungen genervt, sondern eher in der Familie. Von Leuten, die noch älter sind als ich. "Wie lange kann man den Sport eigentlich machen." "Wann willst du denn mal die Arbeit reduzieren/ aufgeben", "Lohnt sich die Fortbildung denn noch, wie lange willst du denn arbeiten", "Sind solche Kurztrips nicht anstrengend, man ist doch keine 20 mehr?" als ich einmal eine schlimme Erkältung hatte: "Das ist eine Mahnung des Alters". Dann reden diese Menschen auch gerne von Krankheiten, fragen, ob ich auch dies oder jenes habe, ob ich dies oder jenes testen lasse, Blabla.
Ich finde, diese pessimistische Haltung ist geeignet, einen herunterzuziehen, mich nicht, bei mir bewirkt es das Gegenteil. Ich denke aber, wer schon so denkt, der schafft selbsterfüllende Prophezeiungen, bei sich selbst. Ok, ich bin vielleicht auch ein eher garstiger Typ….

Konkreter wird es allerdings, wenn ich beobachte, dass Leute im Tierheim kein Tier mehr bekommen oder selbst, was ja nicht dumm ist, keine mehr anschaffen, weil sie nachrechnen, ob das Tier sie dann überlebt. Das ist ja nicht verkehrt, aber auch sehr junge Menschen können plötzlich ausfallen und sehr alte können uralt werden.
Mir riet ein Makler mal, da war ich gerade 40, ob ich nicht lieber ein ebenerdiges Haus kaufen möchte….Nicht sehr erbaulich. Natürlich können auch noch jüngere Menschen verunglücken und dann Probleme mit Treppen bekommen. Was mich total nervt, ist dieser ständige Pessimismus.

@hereingeschneit ich sehe das nicht so idealistisch wie du, Vorurteile und Schubladen wird es immer geben, manche sind auch recht nützlich, sie sollten nur ständig überprüft werden.

Angenommen, ich hätte Lust in die Disco zu gehen, so würde ich das aber bestimmt nicht tun.

Ich erinnere mich daran, dass Bruno ( du weißt, wen ich meine ) einmal schrieb, er würde mit älteren Leuten anders reden als mit jüngeren.

Zitat von marialola:

Ich wurde ja auch nicht von Fremden mit solchen Bemerkungen genervt, sondern eher in der Familie.

So etwas gab es bei uns in der Familie nie.
Nur meine Oma hat mich öfters geschimpft, weil ich ihrer Meinung nach zu viel Sport gemacht und zu wenig gegessen habe Damals war ich aber erst um die 40. Ihr Motto war ihr Leben lang, sich so wenig wie möglich zu bewegen und immer viel essen

Bei so wenig wie möglich bewegen bin ich vollkommen mit deiner O. einverstanden, mit viel essen absolut nicht.

Heute traf ich eine Bekannte in der City, die sich über mein sportliches Rad wunderte und meinte, ob ich denn mein Bein überhaupt noch hoch bekommen würde, um auf das Rad zu steigen Ich habe dazu nix gesagt aber gedacht, ja ich schon du aber nicht, was ja auch irgendwie gemein ist, aber wenn mir jemand so blöd kommt....

Na ja, ich hätte sicher nicht so ein Rad, wenn ich es nicht fahren könnte. Ich denke bei dieser Äußerung spricht auch etwas Neid und Frust mit, weil sie selbst eben den Popo bzw. die Beine nicht hochbekommt und das Älterwerden immer als Ursache für alles was nicht geht herhalten muss.

Neidisch sein...Ja das bemerke ich auch bei vielen...was bringt das ? Gibt einem nur selbst ein schlechtes Gefühl und zieht runter. Ich versuche mich dann lieber zu motivieren und stärken um selber Dinge zu schaffen. Fällt oft schwer genug, mit Angsterkrankung.

Gefühle sind nun einmal da und lassen sich nicht ohne weiteres ausradieren, ich halte nichts davon, sie wegzuschieben oder zu unterdrücken.

Neid kann ein wichtiger Hinweis darauf sein was einem fehlt und ich würde mir überlegen wie ich das in vielleicht abgewandelter Form für mich herstellen kann.

Neid? Hab viele Fehler und Marotten, aber den hab ich zum Glück so gut wie nie.

Ich kann mir das garnicht vorstellen, ich empfinde keinen brennenden Neid, keinen der mich quält oder länger beschäftigt, er taucht schnell auf und verschwindet dann wieder oder ich finde eine Lösung für mich.