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Hi zusammen,
ich bin mir unsicher, ob ich meine Verhaltenstherapie fortsetzen oder abschließen soll. Ich war/bin wegen Angststörung - Agoraphobie mit Panikstörung in Behandlung und hatte jetzt ca. 4 Monate Pause.

In der Zeit habe ich viel umgesetzt btw fortgeführt wie besprochen – Konfrontation, Akzeptanz, Übungen, Podcasts/Büchern, etc. Es geht mir im Alltag deutlich besser bzw. habe ich da aktuell eigentlich keine großen Probleme mehr. Ich kann wieder bis zu 2 Stunden fahren und mich an vielen Orten wieder wohlfühlen, wo letztes Jahr noch 20-30 Minuten schwierig waren. Es ist nicht immer komplett angstfrei und panikfrei, aber ich komme immer besser damit zurecht.

Was mir noch schwerfällt, sind längere Reisen oder Übernachtungen woanders. Ich frage mich, ob mir die Therapie hier noch weiterhelfen kann, denn ich kenne meinen Weg ja eigentlich. Weiterhin konfrontieren/üben (nicht zu viel auf einmal), und auch im Alltag versuchen den Ausgleich und Ruhe zu finden.
Leider ist die Angst vor wirklich weiten Urlauben mit längerer Autofahrt inkl. Übernachtungen noch da und ich merke, dass ich da noch Zeit brauche und mein eigenes Tempo gehen muss. Schließlich kann ich den Therapeuten auch nicht mit in den Urlaub nehmen

Ich habe in der Therapie viel über Angst und das Nervensystem gelernt und es hat mir sehr geholfen und mir den entsprechenden Anstoß (u.a durch Konfrontationsübungen) gegeben. Seitdem übe ich konsequent weiter. Jedoch brennt mir akut irgendwie nichts auf dem Herzen, wo ich sage, da brauche ich gerade Rat. Denn gerade die weiten Reisen, da hilft wohl ohnehin nur schrittweises herantasten, im angemessenen Tempo, denke ich.

Hat jemand Ähnliches erlebt? Wann wusstet ihr, dass es Zeit ist aufzuhören – oder doch weiterzumachen?

Eine Sorgen dazu: Was, wenn ich in ein paar Monaten merke doch Support zu brauchen. Darf ich dann erneut einen Platz suchen, oder bin ich erstmal für 2 Jahre von der Krankenkasse gesperrt oder ähnliches, nach Beendigung einer Therapie. Gebraucht habe ich aktuell um die 24h

Wie ist es, wenn es mal super schlimm wird und wenn ich in Zukunft doch mal Tabletten nehmen muss oder eine längere Krankschreibung benötige, muss man für sowas nicht in einer bestehenden Therapie sein.

Danke euch!

07.08.2025 13:59 • 07.09.2025 #1


8 Antworten ↓


@Ladash Hallo. Ersteinmal: schönes Profilbild, gefällt mir.
Wie viele Stunden wurden Dir denn von der Krankenkasse insgesamt genehmigt? Und woraus resultieren die 4 Monate Pause?
Also wenn Du mit der Therapeutin / dem Therapeuten gut klar gekommen bist und noch Stunden zur Verfügung stehen, würde ich die nicht einfach verschenken. Es ist ja auch möglich, dass man zB. nur noch alle 4 Wochen oder 1x/Quartal einen Termin vereinbart. Und wenn es dann nur ist um Deine Erfolge zu bestätigen oder etwas Feinarbeit zu leisten.....
Wenn Du diese Therapie jetzt komplett beendest aber das Kontingent der Stundenzahl noch nicht aufgebraucht ist, steht Dir eine weitere Therapie mit den restlichen Stunden zu. Aber Du weisst ja wie hier die Wartezeiten sind und ich würde auch nicht unbedingt wieder woanders von vorne anfangen wollen, da diese Therapeutin/der Therapeut Dich und Deine Geschichte ja schon kennt.
Sollten Deine genehmigten Stunden aufgebraucht sein und es gibt auch keine Verlängerung mehr, dann hättest Du tatsächlich 2 Jahre eine Sperre. Es seie Du würdest einen Verfahrenswechsel anstreben von zB. Verhaltenstherapie auf Tiefenpsychologie. In akuten Situationen kann man sich aber auch immer eine Akuttherapie genehmigen lassen. Das wären dann 12 Std. Hierzu müsstest Du aber natürlich auch einen freien Therapieplatz finden.

A


Therapie nach Pause fortsetzen oder abschließen?

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Mir ging es seinerzeit genauso:
Ich konnte in der Therapie nicht wirklich was neues lernen, offene Fragen gab es erstmal auch nicht, aber ich hatte schon auch Angst „aus dem Nest geworfen“ zu werden.

Ich habe dann die Termine gestreckt und in der Zeit mit meiner Therapeutin einen Plan gemacht, wie ich mich in schwierigen Situationen verhalten kann.

Was kann ich tun, wenn es mir auf einmal sehr viel schlechter geht, was kann schlimmstenfalls passieren, wann sollte ich in die Klinik gehen, an wen kann ich mich wenden, wenn ich nur etwas Redebedarf habe…

Dieses „geplante“ Ende hat mir viel Sicherheit gegeben und mich die Therapie mit einem guten Gefühl ausklingen lassen.

Ich kann mich dem anschließen, was hier schon geschrieben wurde:

Ich würde auch keine genehmigten Stunden verfallen lassen. Sollten noch genehmigte Stunden übrig sein, würde ich diese auch strecken und die Pausen zwischen den Therapiestunden langsam immer länger werden lassen.
Wenn die Stunden dann aufgebraucht sind, würde ich auch zunächst diese Quartalsstunden noch zur Nachsorge und Stabilisierung nutzen.

Therapeuten sind unterschiedlich, was das endgültige Ende der Therapie angeht. Es gibt Therapeuten, die anbieten, dass man sich auch später immer melden kann, wenn etwas ist, aber es gibt auch solche, die wollen, dass man die Nabelschnur irgendwann kappt. Ich würde vorab klären, zu welcher Sorte dein/e Therapeut/in gehört.

Für eine längere Krankschreibung musst du meiner Meinung nach nicht in laufender Therapie sein, es gibt ja viele Menschen, die auf einen Therapieplatz warten und trotzdem krankgeschrieben sind.
Was die Medikamente angeht, würde ich mir auf lange Sicht eh einen Psychiater suchen, die meisten Therapeuten können eh keine Medikamente verschreiben.
Und wenn du schonmal eine Verordnung für Medikamente aus dem Bereich Psyche hattest, stellen die meisten Hausärzte auch Folgerezepte aus, solange die Erst-Verschreibung von einem Facharzt kam.

Wenn es nach Therapie-Ende trotzdem mal hart auf hart kommt, gibt es ja mehrere Optionen, wie hier auch schon geschrieben wurde: Akuttherapie, Wechsel der Therapieform von Verhalten auf Tiefen (oder andersherum), ein Klinikaufenthalt, ... all das geht auch ohne laufende Therapie.
Von diesen Punkten würde ich meine Entscheidung nicht abhängig machen.

Ich würde das Ende der Therapie also auch langsam angehen und Schritt für Schritt ausschleichen.

Und eine Sache ist auch ganz wichtig:
Wirklich fertig wirst du dich nie fühlen. Es gibt immer das eine oder andere Symptom, das man doch noch bearbeiten möchte, das eine oder andere Problem, mit dem man sich noch unsicher fühlt. Das ist total normal und gehört dazu. Auch das sollte also nicht das Kriterium sein.

Der goldene Mittelweg ist, denke ich, das sinnvolle Ziel. Bereite das Ende der Therapie gut vor und nimm´ dir dafür Zeit,
habe keine Angst davor, ohne die jetzige Therapie bei einer erneuten Krise keine anderen Optionen zu haben und warte auch nicht darauf, dass es keine Symptome, Probleme oder Verbesserungsmöglichkeiten mehr gibt, diesen Punkt wird es vermutlich nicht geben. Ich habe zumindest noch keinen Patienten getroffen, der sagt, dass jetzt alles gut sei.
Es wird ein langer Weg bleiben, aber wenn du die nötigen Hilfsmittel und Strategien erarbeitet hast, wirst du dich irgendwann trauen, den Weg auch mal streckenweise ohne therapeutische Hilfe zu gehen.

@Hopeso
Danke dir. Die lange Pause kam dadurch, dass ich das gelernte weiter anwende und mich zurückmelde wenn ich weitere Unterstützung brauche. Ich habe in der Zeit mich immer wieder konfrontiert und merke auch, wie mein Nervensystem ruhiger ist als damals und auch Dinge wieder mit Freude funktionieren die vor einem Jahr nicht geklappt haben.

Mir brennt so richtig nichts auf dem Herzen, da ich weiter meinen Weg gehe, auch wenn kleinschrittig und in der Therapie auch viel über das Nervensystem, Akzeptanz, Methoden etc. lernen konnte. Irgendwie fühlt es sich falsch an nicht alle Stunden zu nutzen. Es wären ja noch einige mehr verfügbar. Aber irgendwie weiß ich nicht, was bei den Sitzungen noch zu erwähnen währe. Außer das man vielleicht jedes mal die Erlebnisse der Übungen besprechen würde. Aber da kann man ja auch gut selbst einschätzen was gut und schlecht lief bzw. wie es eigentlich besser gemacht werden muss.

@DrSeltsam
Danke, das sind noch ein paar gute Punkte die man ansprechen kann. Ansonsten geht es mir wie dir, wie das Nervensystem funktioniert habe ich gelernt und verinnerlicht. Akzeptanz und (nicht übertriebene) Konfrontation sind für mich der Weg. Im Gegensatz zum letzten Jahr ist schon viel mehr möglich.
Ich bin nun 5 Monate ohne Therapie unterwegs weil abgemacht war, dass ich das gelernte weiter anwende und mich zurückmelde wenn ich weitere Unterstützung brauche. Und wie man sieht gab es keine Krise sondern eher weiter kleinere kontinuierliche Erfolge und Fortschritte. Bin natürlich weit Weg davon Angstfrei zu sein, im Bezug auf Fernreisen, die bereiten mir weiterhin auch noch Angst, auch wenn diese vor denen weiter abnimmt, da ich sehe das Dinge in der Umgebung wieder funktionieren, welche letzten Jahr nur schwer möglich waren.
Daher geht es mir ein bisschen wie dir, das ich nicht genau weiß, was ich besprechen sollte. Aber vielleicht wären ein paar Sitzungen zum Ausklingen noch gut.

Würde nach vier Monaten Pause mit Stabilisierung und den Erfolgen wie Du sie schilderst aktuell die verbleibenden Stunden nicht absitzen nur pro forma um nichts zu 'verschenken'. Doch, wer gesund ist, hat Wohlbefinden zu verschenken und das anderen Menschen zu vermitteln macht ein wunderbares Gefühl, viel besser als es der Therapeut jemals könnte. Ein anderer Aspekt ist eine Erhaltungstherapie in großen Abständen, um Alltagsprobleme gleich in den Anfängen zu besprechen, damit sie sich nicht ausweiten können und zu seelischen Konflikten führen. Ob das Sinn macht, ist Geschmackssache, aber warum die Therapie fortsetzen, wenn Du Dich gesund fühlst, nur um die Stunden abzugelten?

@realo
Danke für deine Antwort. Ich sehe es im Grunde ähnlich. Bei den noch bestehenden Problemen kann mir glaube ich keiner so richtig helfen, außer ich selbst, durch Konfrontation und am Ball bleiben zum Beispiel. Die Therapie war gut und wichtig um für mich den Stein ins rollen zu bringen. Die Expositionsübungen war wirklich super und ich hatte dadurch auch selbstvertrauen weiter daran zu arbeiten. Was nun bleibt sind noch Probleme mit weiten fahren und Übernachtung an fremden Orten. Nur da muss ich weiter meinen Weg, step by step gehen, denke ich.

Wenn das Problem Fernreisen mit Hotelübernachtungen ist, kann die Therapiestunde vor Ort nicht wirklich viel helfen. Man kann darüber reden, über das Für und Wider, aber machen kann man es letztendlich nur selbst. Man kann nicht erwarten, dass einen der Therapeut bei einer Fernreise begleitet als praktische Konfrontationsübung.

Ich hatte mal generalisierte Angststörung, bin nicht mehr allein auf die Straße, konnte das weitestgehend ausheilen, aber was geblieben ist, verlasse die Stadt zu Fuß nicht mehr, mache auch keine Fernreisen und empfinde keinen Mangel. Bin über 50, habe genug erlebt im Leben und brauche jetzt keine Experimente zu machen. Habe einen guten Alltag.





Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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