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K
Ich finde, hier fehlt so ein Thread. Es gibt eben nicht nur die PTBS und auch nicht nur die KPTBS, sondern auch andere dissoziative Störungen. Dissoziative Störungen sind - wenn man den Begriff wie ich jetzt weit fasst - auch die PTBS und die KPTBS, weil sie eben auf Traumatisierungen und Dissoziation im weitesten Sinne beruhen.

Aber es gibt eben auch die PDIS und die DIS. Sie werden aber oft nicht von Profis erkannt, weil die allgemeine Therapeutenausbildung diese Störungsbilder eigentlich gar nicht aufgreift. Erst mit vielen Weiterbildungen sind Therapeuten und Psychiater darin firm. Und solche Profis sind immer noch eher selten und gesucht. Inzwischen gibt es eigentlich in allen Regionen Fachleute, die sich damit auseinander gesetzt haben. Allerdings muss man auch sagen, dass es bei den Psychiatern immer noch viel gibt, die damit nichts anfangen können und lauter falsche Sachen erzählen.

Ich bin mir sicher, dass in diesem Forum und ganz allgemein viele Betroffene nur mit einer Depression oder einer Angststörung oder Panikstörung oder einer Phobie diagnostiziert sind, obwohl sie sicher mehr als das haben und unter Umständen auch eine dissoziative Störung.

Deshalb finde ich, sollte es immer wieder mal einen Thread im Forum geben, der aufscheint, damit jeder diese Störungen kennt, verstehen lernt und dass vielleicht doch der eine oder andere über diesen Weg auf eine neue Fährte kommt, woher seine Probleme rühren könnten.

Es wird leider zur pDIS, zu dissoziativ-neurologischen Problemen kaum irgendwo informiert. Und das macht es für die Betroffenen so schwer, rauszufinden, ob es bei ihnen diese Störung geben könnte. Die ganzen Psychiater erkennen meistens nur auffällige Fälle. Aber viele sind sehr unscheibar, werden nur von Experten richtig eingeschätzt.

Wenn Therapien nicht greifen, dann sollte man sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Ich verweise immer noch gerne auf die YT-Beiträge von Dr. Jan Gysi, weil sie sehr eingängig sind. Aber es muss einem klar sein, dass sich in der Forschung viel tut. Da kommen jeden Tag neue Erkenntnisse zu Trauma und Dissoziation. Dh, der Stand, den wir heute haben, ist nicht exakt festzustellen. Die Therapieschulen haben z.T, sehr eigene Vorgehensweisen. Und auch Organisationen, die traditionell die besten Infos gaben, sind durch neuere Therapeutenverbäde und neue begründete Therapieschulen und Therapieansätze ergänzt, überholt oder sogar abgehängt worden.

29.01.2023 18:23 • 29.01.2023 x 3 #1


6 Antworten ↓


psychomum
Hi‍️

ja das kann ich bestätigen...ich bekam 1x bei einer Traumatherapeutin die Verdachtsdiagnose DDNOS ich guck gleich mal ob es die richtige Abkürzung ist, auf Deutsch heißt das Dissoziative Störung nicht näher bezeichnet....und Traumafolgestörungen hab ich.Leider musste ich nach Mv umziehen und die Therapie beenden...sooo das war in Schleswig-Holstein....Borderline bekam ich auch als Diagnose... hier in den Wald und Wiesenkliniken kennt sich anscheinend niemand damit aus, auch mit Trauma nicht...schwach....eine Therapeutin konnte mir mal helfen....von den Oberärzten kamen dann diverse Angsstörungen als Diagnosen...und immer wieder Borderline...von Dissoziation hatten viele noch nichts gehört oder wollten es nicht und fertig. Manches konnte ich aufgrund von Triggern nicht leisten, dann hieß es ich soll mich einfsch mal draud
f einlassen oder dass ich keine Lust habe mitzuarbeiten...ich konnte es einfach nicht...und wurde man doch getriggert und hatte traumatisches Erleben, waren sie total überfordert und ich sollte einfach weiter am Programm teilnehmen, ähm ging nicht und zack wurde mir Vermeidungsverhalten vorgeworfen....es war die Hölle

Richtig schlimm weil viele Symptome wie Angst, Panik, Zwänge eben traumatische Ursachen haben konnen und bei mir auch haben. ich soll jetzt in eine Angst-,Zwangs-, Depressionsklinik, uch hoffe dort wird darauf Rücksicht genommen....ansonsten meld ich mich für eine Traumaklinik an...

Ja es muss auf diesem Gebiet noch ganz viel passieren, obwohl Traumata schon lange,lsnge bekannt sind...es ist eine Schande‍

lg

29.01.2023 19:46 • x 1 #2


A


Dissoziative Störungen - PTBS-KPTBS-PDIS-DIS - dis-neurolog

x 3


K
@psychomum

Das, was Du da berichtest, ist leider eine typische Erfahrung. Besonders die Menschen, die schon lange betroffen sind, können ein Lied davon singen.

Inzwischen ist es besser geworden. Aber von gut kann keine Rede sein. Es hängt vom Zufall ab und davon, wie sehr man sich selbst in die Thematik eingearbeitet hat, ob man an der richtigen Stelle im System ankommt oder nicht. Und weil es so viele Betroffene gibt, sind die guten Adressen umkämpft.

Das Schlimme ist eben, dass es halt meistens lange dauert, bis es richtig diagnostiziert wird oder ganz übersehen wird. Früh und komplex Traumatisierte haben oft keine offensichtlichen PTBS-Symptome. Aber genau darauf ist der Psychiater und der Hausarzt getrimmt. Auch viele Therapeuten fragen die klassischen PTBS-Symptome ab und wenn die nicht vorliegen, dann meinen sie, es kann keine Traumafolgestörung sein. Und genau da ist der Denkfehler.

Wenn Traumata nicht richtig verarbeitet worden sind, dann kann alles zum Trigger werden. Auch Dinge, die scheinbar mit dem ursprünglichen Trauma nix zu tun haben, können zum Trauma gehören. PTBS ist da nicht linear. So dumm und plump und einfach arbeitet das Gehirn nicht. Die Leute meinen immer, man müsste als Opfer heulen und brüllen, vor Angst zittern, Alpträumen haben und wenn der Täter ein Mann mit Bart war, müsste man vor Männern mit Bart schreiend wegrennen. Aber so einfach ist es nicht. Z.B. kann das, was man während der Traumatisierung als 2. Sache wahrgenommen und abgespeichert wurde, ein lebenslanger Trigger sein. Und das kann alles sein! Wenn man in dem Moment in den blauen Himmel geschaut hat, kann blauer Himmel zum Trigger werden. Wenn in dem Moment extreme Hitze aufgetreten ist, z.B.bei einer Explosion bei einem Arbeitsunfall, dann kann z.B. die Wärmewand ein Trigger sein und man kann später in kein Kaufhaus im Winter mehr reinlaufen, ohne von Angst überrannt zu werden.

Das Problem ist oft, dass der Zusammenhang zu einem Trauma nicht mehr erkannt werden kann, weil der Trigger ein unspezifischer ist und für unser bewusstes Denken nicht logisch zum verursachenden Trauma zugehörig oder passend erscheint.

Die Psychiater sind fast alle durchgehend damit komplett überfragt. Bei den Therapeuten ist es besser, aber auch da haben ganz viele ordentlichen Nachholbedarf. Wenn es um sehr komplexe Fälle geht, müssen die meisten passen oder geben falsche Auskünfte, falsche Einschätzungen oder müssten schon wieder in aktuellere Fortbildungen.

Und die Betroffenen sind die Leidtragenden.

Die einzige Chance, die es gibt, ist, wenn sowohl die Profis als auch die Allgemeinbevölkerung und die Betroffenen immer besser informiert werden.

Ob Du in der neuen Klinik auf gute Leute stoßen wirst, das kann ich auch nicht wissen. Ich würde auf alle Fälle von Anfang an klar machen, dass ich Traumapatient bin und auch solche Dinge wie den Vortrag von Dr. Jan Gysi zeigen. Den wird dort keiner ganz anschauen. Aber dass man zumindest mal die paar Minuten, die für einen selbst passend und erklärend sind, vorführt, kann helfen, besser verstanden zu werden.

Es gibt ja auch Fachbücher etca. pp. Man sollte sich mit irgendwas eindecken, um neuen Behandlern zu zeigen, was da los ist. Ich habe mir von meinem Traumatherapeuten einen Befundbericht schreiben lassen, der 5 Seiten lang ist, der mittlerweile bei jedem wichtigen Behandler und beim Psychiater hinterlegt ist, damit ich wenigstens keine Fehldiagnose verpasst bekomme. Man muss sich echt schützen lernen. Man muss auch lernen, sich gegenüber Fachleuten argumentativ klar verständlich zu machen.

Im Laufe der Zeit lernt man dann, wie man mit allem und auch mit sich selbst umgehen muss. Dieses System wird nie so werden, wie es Menschen mit Traumata brauchen. Dh ich habe mich an dieses System angepasst und ich schaffe mir Helfer, die auf mich eingehen. Es ist aber ein Prozess. Die passen sich ein Stück weit an mich an und ich mich an sie. Anders klappt es nicht.

Und da, wo man gar nichts erreichen kann, da mache ich eben Kehrtwende und suche mir andere Ansprechpartner.

Man läuft da leider oft gegen Wände und man muss es halt so lange versuchen, bis man jemanden findet, der einem wirklich helfen kann und will.

Ich weiß auch nicht, wie weit es überall gediehen ist? Ich kenne die Szene hier und macherorts, manche Kliniken usw.... Aber ich kann ja nicht wissen, wie es überall in Deutschland zugeht. Ich könnte mir schon vorstellen, dass das regional und je nach Bundesland auch noch mal sehr massive Unterschiede geben kann. Bei uns hier ist zum Glück die Kassenärztliche Vereinigung und die LPK sehr fortschrittlich. Aber das hat auch gedauert. Ich habe mich auch mehrfach qualifiziert an allen möglichen Stellen beschwert und man muss das auch, sonst schlafen die alle weiter mit offenen Augen.

29.01.2023 20:17 • x 2 #3


psychomum
Ich kann dir in allen Punkten absolut zustimmen...

Meine Trigger sind auch echt konfus und ich hab das Gefühl es werden immer mehr und schon bei kleinen Dingen die belastend waren, entstehen neue, weil das Alte noch nicht aufgearbeiter wurde...oh man‍

Ich werd das dort so ansprechen, eventuell sagen die dort ja dass ich da falsch bin...mal sehen...

Danke für deine wichtigen Zusammenfassungen.

Ich hab auch schon viel lesenswertes im Web dazu gefunden oder in Ebooks.

glg

29.01.2023 20:29 • #4


psychomum
was mir noch einfällt ist, dass die Traumatisierten ein Hilfsnetzt aus Professionellen Helfern aufbauen sollen.....gut und schön...und in der Realität sind das die letzten Hilfsarbeiter ohne entsprechende Quali oder man hat gute Helfer erwischt aber sie arbeiten dann gegen die anderen oder an den anderen vorbei....Hab ich auch schon alles erlebt....deshalb hab ich kein Hilfsnetz mehr....hier zumindest nicht, wenn ich umziehe, wag ich noch mal einen Versuch

Mir fällt gerade auf, das Thema hatten wir schon mal

lg

29.01.2023 20:32 • #5


K
@psychomum

Du wirst halt mit den Leuten dort reden müssen und schauen müssen, wie fit die in der Thematik Traumafolgestörung sind. Also kennen tun die das heute alle. Aber wenn es dann in die Details geht, dann hört das Wissen oft auf. Aber manchmal haben die auch in kleinen Kliniken jemanden, der sich gut auskennt. Es ist auch Glückssache. Ich würde auf alle Fälle da nur mit fachlichem Material hingehen. Wenn man was Fachliches zeigen kann, dann wird man viel eher und schneller ernst genommen.

Das wissen eben viele Fachleute nicht, dass Traumafolgen auch in Form von Spätfolgen kommen können. In der klassischen PTBS-Diagnose ist ja zB auch ein enges Zeitfenster angegeben, dass die Störung - ich weiß nicht mehr 3-6 Monate nach dem Ereignis auftreten müsste? An solchen Vorgaben hängen viele Profis und denken aber nicht dran, dass Traumatisierungen oft erst später durch ein neues Trauma oder eine Belastung angestachelt und aktiviert werden.

Die PTBS wäre auch dann zu bejahen, wenn ein Patient gar keine Flashbacks oder Dissoziation mehr hat, weil er alles mit Vermeidungsverhalten verhindert. Die haben ihr Leben längst an ihre Verfassung angepasst. Und gerade solche Fälle werden regelmäßig nicht als Traumafolgestörung erkannt. Z.B. eine Patientin, die nicht mehr allein sein kann, überall den Partner mitschleppt, damit sie sich sicher fühlt, wäre so ein Fall. Da würden die meisten Therapeuten einfach nur eine abhängige Persönlichkeitsstörung oder eine Angsterkrankung diagnostizieren oder jetzt im neuen ICD-11 eben Trennungs- und Verlustangst. Diese Diagnosen sind ja sowieso alle sehr weich. Es hängt auch sehr an der Interpretation von Symptomen durch die Behandler. Der eine sieht eher die Angstsymptome, der andere eher eine Suchtproblematik, der nächste legt sich auf die Essstörungsseite der Patientin fest.

Was man tun sollte, wäre, wenn man es sich selbst erklären kann, einen Zusammenhang zwischen den erlebten Traumata und den Symptomen jetzt herstellen. Wenn es Anhalte für dissoziative Symptome gibt, dann wäre es sinnvoll, dies dem neuen Behandler klar mitzuteilen und zu erklären, wo man sowas im Alltag wahrgenommen hat.

29.01.2023 21:03 • x 1 #6


K
@psychomum

Helfernetz ist eine gute Sache, wenn man gute Helfer findet. Man muss eben schauen, was geht. Ich habe über die Jahre aber auch festgestellt, dass einer der besten Helfer für mich ich selbst bin. Vieles habe ich nur geschafft, weil ich selbst recherchiert habe, mich ins Thema eingearbeitet habe. Und das bezieht sich nicht nur auf das Thema hier, sondern auf viele Dinge.

Dass die den Traumatisierten und früh bzw. schwer und schwerst Traumatisierten immer noch die Borderline-Diagnose anhängen, ist leider eine Tatsache. Manchmal diagnostizieren sie die BL und die Traumafolgestörung. Aber es passiert immer noch viel zu oft, dass die Patienten einfach als Borderliner einsortiert werden. Mein Traumatherapeut hat gesagt, dass die BL-Diagnose in Fachkreisen und generell immer noch sehr stigmatisierende Wirkung hat und dass er sie eher vermeidet, weil er seine Patienten dem nicht aussetzen will, wenn es vermeidbar ist. Wenn jemand natürlich ein ganz krasses BL-Zustandsbild aufweist, dann ist er auch gezwungen, es zu diagnostizieren. Aber nur dann macht er das auch. Aber viele Profis hauen diese Diagnose raus. Ich war auch geschockt, als ich doch mitbekommen habe, wie lax und schlampig viele Profis Diagnosen stellen. Ich kannte das nur so, dass sehr genau geschaut wird, was vorliegt. Aber das ist nicht so selten, dass die da sehr oberflächlich sind. Ich meine auch, dass es Jahr um Jahr übler wird, weil kein Behandler mehr richtig Zeit hat. Die Krankenkassen haben jetzt ein 17-Milliardenloch nach Corona zu stopfen. Und das merkt man jetzt. Im Moment sparen die an allen Ecken und Enden. Sowas habe ich noch nicht erlebt.

Auf das, was irgendwelche Ärzte sagen, gebe ich schon lange nix mehr. Ich höre darauf, was gute Ärzte und Therapeuten sagen. Und ich habe das Wissen, zu erkennen, wer gut ist und wer nicht. Aber auf irgendwelche Schwätzer und Wichtigtuer falle ich schon lange nicht mehr rein. Ich bin da auch sehr forsch. Als bei einem Vorgespräch ein Therapeut mal sehr unverschämt und inkompetent war, habe ich zu ihm gesagt, dass ich bei ihm garantiert keine Therapie anfangen werde und dass er es nicht bringt. Dann hat er gemeint, wenn es mir so schlecht ginge, dass das, was er macht, nicht ausreichend ist, dann würde er mir raten, in die Akutpsychiatrie zu gehen. Das ist dann die Lösung der Profis, die überfordert und schlecht qualifiziert sind. Statt sich gescheit weiterzubilden, schicken die die Leute in die geschlossene und dann sind sie das Problem los und wir haben immer größere. Ich habe ihm dann freundlich, aber bestimmt gesagt, dass ich mir jemand suche, der mehr Ahnung hat als er und dass er gerne selbst in die Akutpsychiatrie gehen kann, wenn er ein Problem damit hat. Dann hat er sein dummes Maul gehalten.

Es ist halt wie überall. Es gibt ein paar mittelprächtige, ein paar Supertalente und einen Haufen Nieten.

29.01.2023 21:28 • x 2 #7





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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf