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will_wach_werden
Oh das kam evtl falsch rüber, mein Opa war ein sehr herzlicher Mensch, naturverbunden und konnte tolle Geschichten erzählen. Unsere Nachbarn waren auch völlig in Ordnung, ich hätte also keinen Ärger bekommen, wenn ich einfach zurückgegangen wäre.
Das Drama ist in meinem Kopf entstanden, vielleicht Pflichtbewusstsein auf ne kindlich verschrobene Art?

02.05.2019 20:32 • x 1 #101


S
Was ich als Kind auch immer gehasst habe war an Weihnachten/Ostern/Geburtstag dieses Du musst jetzt noch bei Person X, Y und Z anrufen, um dich für die Geschenke zu bedanken. Es wäre ja auch total unhöflich das nicht zu machen, aber war jedesmal der Horror und der Gedanke daran hat mir oft die Vorfreude auf derartige Feste ganz schön verhagelt.

02.05.2019 20:38 • x 2 #102


A


Soziale Phobie / ängstlich verm Persönlichkeitsstörung

x 3


will_wach_werden
...oder das gratulieren zum Geburtstag von Onkel XY, den man sonst das ganze Jahr nicht sieht und es mir echt egal ist ob er jetzt ein Jahr älter geworden ist oder nicht.

02.05.2019 20:43 • #103


kritisches_Auge
Ja, kindliches Pflichtbewußtsein, das glaube ich auch.
Hätte es dir etwas ausgemacht dich auf einem Kärtchen zu bedanken?
Hat Mutter mit dir nach einer Lösung gesucht?

02.05.2019 20:44 • #104


S
Zitat von will_wach_werden:
...oder das gratulieren zum Geburtstag von Onkel XY, den man sonst das ganze Jahr nicht sieht und es mir echt egal ist ob er jetzt ein Jahr älter geworden ist oder nicht.

Ja, Gratulieren war auch immer schlimm.

Ich mochte es auch umgekehert nicht, wenn mir gratuliert wurde, weil die meisten einen dabei auch immer gleich umarmen wollten. Und man musste sich ja dann auch bedanken usw.

Meiner Familie hab ich nie gesagt, wie sehr mir dieses Telefonieren nach Geburtstagen u.ä. zu schaffen gemacht hat. Hab mich nie getraut darüber zu sprechen. Auch heute wissen sie ja leider praktisch nichts über meine psychischen Probleme. Auch nicht, dass ich in Therapie bin. Weiß nicht ob ich mich irgendwann mal traue über all das zu sprechen, was mich schon seit Kindheit belastet hat.

02.05.2019 20:50 • x 1 #105


S
Man kann durch Eure Aussagen wieder eines ganz deutlich erkennen, das die Familie an sich mehr sensibilisiert werden müsste, wenn Kinder mehr aus der Angst heraus gewisse Dinge unterlassen.

02.05.2019 20:51 • #106


kritisches_Auge
Wie ich diese stereotype Aufforderung Was sagt man in Geschäften, wenn das Kind etwas geschenkt bekam, haßte.

Ich sagte das nie, ich sagte danke und lächelte die Verkäuferin an.

02.05.2019 21:02 • #107


S
Ohjaaa.

Wir hatten eine Nachbarin, die mir oft, wenn wir sie getroffen haben, 2 Mark in die Hand gedrückt hat und dann immer dieses Was sagt man... irgendwann wollte ich das Geld gar nicht mehr haben. Auch im Laden, wenns an der Wursttheke von der Verkäuferin mal eine Scheibe Wurst in die Hand gab... Was sagt man.... aaaah.

02.05.2019 21:06 • x 1 #108


kritisches_Auge
Warum haben manche Eltern so wenig Gefühl dafür, für mich kamen meine Kinder an erster Stelle, dann kam nichts, dann kam auch nichts und dann kam die Höflichkeit gegenüber anderen Erwachsenen.

02.05.2019 21:11 • #109


S
Bei mir wurde dann immer gesagt ich wäre schüchtern.

Und als Kind dachte ich das natürlich dann auch. Hatte ja keine Ahnung das sowas wie Sozialphobie, ÄVPS und andere psychische Leiden existiert. Und glaub meine Eltern wussten das auch nicht und hatten deswegen kein Gefühl dafür. Obwohl man eigentlich ja merkt, wenn einem Kind grad etwas unangenehm ist. Aber bei uns aufm Dorf hieß es dann immer Was sollen die Leute denken... weil Jeder eben Jeden kannte und es immer hieß, man würde dann als schlecht erzogen oder sonstwas dastehen und das mein Benehmen auf meine Familie zurückfällt. Grad weil meine Familie auch selbstständig war mit eigenem Geschäft. Da wurde dann auch irgendwie erwartet, dass man sich so benimmt, dass die Leute nicht auf der Straße über einen tuscheln und womöglich noch die Kunden ausbleiben. Das setzte mich oft auch enorm unter Druck und ich hatte immer Mühe mich vorzeigbar zu benehmen, damit die Leute nicht schlecht von meiner Familie denken und ich ihnen nicht die Kunden vergraule (so jedenfalls mein Gedanke).

Ich bin mir sicher, dass meine Familie das nicht bewusst oder mit böser Absicht machte. Ich liebe meine Familie und weiß, dass sie mir nie bewusst was Böses wollten. Das waren zum Teil nur beiläufige und sicher oft auch nicht ganz ernst gemeinte Kommentare von ihnen, die ich aber viel zu ernst und mir zu sehr zu Herzen genommen habe.

02.05.2019 21:20 • x 2 #110


kritisches_Auge
Ja, das glaube ich, ich kenne jemand deren Eltern auch ein Geschäft hatten und die die gleichen Probleme hatte.

02.05.2019 21:27 • #111


Ibreaktogether
Zitat von kritisches_Auge:
Ja, das glaube ich, ich kenne jemand deren Eltern auch ein Geschäft hatten und die die gleichen Probleme hatte.

Ich habe den Spieß irgendwann umgedreht. Meine Eltern hatten auch ein Geschäft. Ich musste mich immer am Riemen reißen, um nirgends einen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Aber mein Bruder hatte gleich nebenan im für ihn gekauften Nachbarhaus eine illegale Kneipe unten drin, wo die ganze Nacht gesoffen und gegröhlt wurde. Da habe ich dann auch irgendwann gefragt, ob das gut fürs Geschäft wäre, wenn da so ein Assipack ein- und ausgeht. Da kriegte meine Mutter fast einen Wutanfall. Denn mein Bruder hatte Narrenfreiheit. Ich weiß bis heute nicht, warum. Der wurde auch nie unter Druck gesetzt, nach seinem Unfall wieder irgendwie arbeiten zu gehen. Ist seit 23 Jahren ein Sozialfall. Sowas hätte ich mir nie erlauben dürfen.

02.05.2019 21:38 • x 2 #112


S
Das find ich echt furchtbar, wenn Eltern bei ihren Kindern mit zweierlei Maß messen und ein Geschwisterkind offenbar mehr Vorzüge genießt als das andere.

02.05.2019 21:41 • x 1 #113


Acipulbiber
ich hatte jahrelang auch im Job, das Problem, daß mir Kollegen oder Kunden viel zu nahe kamen. Das war sehr unangenehm.
Hab dann in einem Seminar gelernt, daß eine Armlänge Abstand das mindeste ist, was man einhalten Sollte.
Also war doch meine Empfindung gar nicht so daneben.
Heute mag ich Umarmungen ganz gern. Dafür gebe ich nur ganz selten mal jemand die Hand, das ist mir mehr als unangenehm, aber meistens aus hygienischen Gründen. Andererseits mag ich einen sehr starken Händedruck, den ich selbst auch habe. Das ist dann die Ausnahme

02.05.2019 22:08 • x 1 #114


S
Zitat von SoulFeather:
Bei mir wurde dann immer gesagt ich wäre schüchtern. Und als Kind dachte ich das natürlich dann auch. Hatte ja keine Ahnung das sowas wie Sozialphobie, ÄVPS und andere psychische Leiden existiert. Und glaub meine Eltern wussten das auch nicht und hatten deswegen kein Gefühl dafür. Obwohl man eigentlich ja merkt, wenn einem Kind grad etwas unangenehm ist. Aber bei uns aufm Dorf hieß es dann immer Was sollen die Leute denken... weil Jeder eben Jeden kannte und es immer hieß, man würde dann als schlecht erzogen oder sonstwas ...


Was Du geschrieben hast hätte von mir stammen können.
Mein Opa war in der Feuerwehrmusik ein stark bekannter Mann gewesen, weil durch ihn auch ein Spielmannszug gegründet wurde und dazu hatte mein Opa, bei uns im Kaff, ein
Geschäft betrieben, was über unser Kaff hinaus bekannt war.

Heute heißt es die Menschen werden immer eogoistischer, nur wenn man einem Kind ein Danke, abverlangt was eigentlich nicht vom Herzen kommt, sondern eine Pflichveranstaltung darstellt, dann frage ich mich doch was das eigentlich soll ?

02.05.2019 22:08 • #115


Acipulbiber
Das war für mich auch Horror. Aber lieber anrufen als hinfahren.
Im Auto auf der Hinfahrt hat meine Mutter über sämtliche Tanten, Onkel und die Eltern unsw. gelästert und vor Ort hat sie sich dann eine ganz andere Seite gezeigt.
Das war wahrscheinlich auch ein Grund weshalb ich es gehasst habe dort hin zu fahren.
Aber noch schlimmer sind dann diese Rituale wie Geschenke auspacken, wenn alle zuschauen.

Wenn meine Oma zu Besuch war, hat mir meine Mutter ins Ohr geflüstert jetzt gib der Oma mal einen Kuß.
Ich hätte es mit sicherheit meistens sogra gern getan. Aber dieser Zwang, einfach nur widerlich

02.05.2019 22:18 • x 2 #116


S
Das Problem mit den Kunden und Kollegen hatte ich auch immer wieder.
Frage mich bis heute, wie ich es überhaupt geschafft habe 8 Jahre im Einzelhandel mit Kundenkontakt zu arbeiten.
Ich hatte immer den totalen Horror vor solchen Jobs und hab mich auch mehr oder weniger von meiner Familie dazu drängen lassen, weil sie immer wollten, dass ich mal das Familiengeschäft übernehme und ich wieder nicht den Mut hatte mich da irgendwie gegen meine Familie zu stellen. Das Familiengeschäft musste einige Zeit nach meiner vollendeten Ausbildung schließen und ich habe dann in einem fremden Geschäft gearbeitet... so viel also zu dem eigentlichem Plan - aber das nur am Rande.

Es gab immer wieder Kunden, die einem zu nahe kamen. Meistens ohne böse Absicht, aber auch immer wieder mal solche, die gezielt aufdringlich waren und dachten, die könnten es sich erlauben. Speziell ein Kunde ist in meinen Augen erheblich Mitschuld daran, dass alles nur noch schlimmer wurde mit meiner Psyche. Weil er wirklich übergriffig war. Gegen die Wand drücken, ungewolltes Küssen, seine ekligen Griffel bei mir ins Oberteil oder die Hose gesteckt, Stalking außerhalb der Arbeit,... ging über Monate und hatte nie den Mut irgendwem irgendwas dazu zu sagen. Auch weil er indirekt drohte mit beiläufigen Bemerkungen wie Saß schon mal im Knast und würde mich nicht stören wieder da zu landen, usw. War einfach keine schöne Zeit. Bei uns auf Arbeit bekam er irgendwann Hausverbot, nachdem er von meiner Chefin auf frischer Tat bei seiner Gabscherei erwischt wurde. Da fing es dann aber an, dass er mir nach der Arbeit oder in der Freizeit auflauerte. Immer noch hatte ich dann nicht den Mut das irgendwem zu sagen. Aber das wäre jetzt eine zu abschweifende und lange Geschichte. Aber das trug natürlich auch massiv dazu bei, dass Menschenkontakte immer schwieriger wurden und ich könnte mir Berufe mit Kundenkontakt überhaupt nicht mehr vorstellen.

Ich ärgere mich heute massiv über mich selbst, dass ich meine erste Ausbildung abgebrochen hab, weil meine Familie einfach einen Ausbildungsplatz im Einzelhandel organisiert hatte und ich mich da habe rein drängen lassen. Meine erste Ausbildung machte mir nämlich eigentlich viel Spaß und fragte mich oft, wie es wohl heute in meinem Leben aussehen würde, wenn ich das einfach weiter gemacht hätte.

02.05.2019 22:23 • x 2 #117

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S
Zitat von AngieAngsthase:
Das war für mich auch Horror. Aber lieber anrufen als hinfahren.
Im Auto auf der Hinfahrt hat meine Mutter über sämtliche Tanten, Onkel und die Eltern unsw. gelästert und vor Ort hat sie sich dann eine ganz andere Seite gezeigt.
Das war wahrscheinlich auch ein Grund weshalb ich es gehasst habe dort hin zu fahren.
Aber noch schlimmer sind dann diese Rituale wie Geschenke auspacken, wenn alle zuschauen.

Wenn meine Oma zu Besuch war, hat mir meine Mutter ins Ohr geflüstert jetzt gib der Oma mal einen Kuß.
Ich hätte es mit sicherheit meistens sogra gern getan. Aber dieser Zwang, einfach nur widerlich


Wie die SoulFeather es so schön andeutete, einen guten Eindruck machen, damit die Anderen sich keinen Vorwurf wegen der Erzeihung machen müssen.

02.05.2019 22:23 • #118


S
Zitat von SoulFeather:
Das Problem mit den Kunden und Kollegen hatte ich auch immer wieder. Frage mich bis heute, wie ich es überhaupt geschafft habe 8 Jahre im Einzelhandel mit Kundenkontakt zu arbeiten. Ich hatte immer den totalen Horror vor solchen Jobs und hab mich auch mehr oder weniger von meiner Familie dazu drängen lassen, weil sie immer wollten, dass ich mal das Familiengeschäft übernehme und ich wieder nicht den Mut hatte mich da irgendwie gegen meine Familie zu stellen. Das Familiengeschäft musste einige Zeit nach meiner vollendeten Ausbildung schließen und ich habe dann in einem fremden Geschäft ...


Solche Kunden, könnte man erschießen.

02.05.2019 22:28 • #119


S
Zitat von Schwarze-Angst:

Solche Kunden, könnte man erschießen.

Oder zumindest mal ordentlich wo hin treten.

02.05.2019 22:31 • #120


A


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