@Kiko25
Wenn du seit deiner Kindheit mit Redeangst rumläufst und es dich immer noch in Alltagsgesprächen blockiert – dann ist das kein kleines „Ich-bin-halt-schüchtern“-Thema, sondern eine tief eingegrabene Prägung. Wahrscheinlich verbunden mit der Angst, nicht ernst genommen zu werden, sich zu blamieren oder einfach „zu viel“ zu sein. Und das geht nicht weg, nur weil man ein paar Atemübungen macht oder sich ein „Du schaffst das“-Post-it an den Spiegel klebt.
Was du beschreibst – dieses „Vermeiden“, „Unsicherheit“, „Blockieren“ – ist keine Charakterschwäche, sondern eine Überlebensstrategie. Dein System hat irgendwann gelernt: Reden = Gefahr. Und ganz ehrlich? Das hatte früher vielleicht sogar seine Berechtigung. Wenn man z. B. in der Kindheit dauernd unterbrochen, ausgelacht oder nicht ernst genommen wurde, speichert das Hirn eben: Fresse halten = sicher.
Aber das Problem ist: Dieses Programm läuft heute immer noch – obwohl du längst kein Kind mehr bist und das Umfeld sich (hoffentlich) verändert hat. Und jetzt wird’s Zeit, da ranzugehen. Nicht mit Gewalt, sondern mit echter Konfrontation. Kleine Schritte. Bewusste Überforderung. Kein „Ich meide jetzt alle Meetings und hoffe, dass es besser wird“, sondern: Ich geh da rein – aber ich bestimme wie.
Mach dir klar: Es geht nicht ums perfekt Sprechen. Es geht ums Dableiben, während dein Körper Panik schiebt. Es geht darum, wieder Sicherheit zu erleben im Reden – nicht durch Rückzug, sondern durch neue Erfahrungen. Und ja, vielleicht brauchst du dafür Unterstützung. Ein gutes Stimmtraining oder eine Therapieform, die mit Körperreaktionen arbeitet (z. B. somatische Ansätze, Verhaltenstherapie mit Expositionsanteilen oder auch EMDR). Wichtig ist: Dein Körper muss lernen, dass Sprechen nicht mehr gefährlich ist. Und das tut er nur durch Erleben – nicht durch Nachdenken.
04.06.2025 22:05 •
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