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Hallo zusammen,

unsere Tochter (7) soll dieses Jahr eingeschult werden. Aus unserer Sicht ist dies zum aktuellen Zeitpunkt jedoch vollkommen unrealistisch, da unsere Tochter (schon immer) große soziale Schwierigkeiten mit anderen Menschen / Kindern hat. Damit der Text nicht den Rahmen sprengt, fasse ich mal grob zusammen, was aktuell unsere Themen sind:

- Baut sehr schwer oder oft auch gar nicht Vertrauen zu anderen Personen auf (selbst bei den Großeltern hat es viele Jahre gedauert)

- In Gruppen (von Kindern) ist sie völlig überfordert, ist extrem empfindlich, weint schnell und lässt sich nur durch die Eltern beruhigen. Im Kindergarten, wo sie die Kinder und Erzieher kennt, geht es mittlerweile aber besser.

- Sie hasst, wenn es laut ist

- Sie bleibt nicht ohne die Eltern wo (seit ca. einem Jahr erst bleibt sie auch mal alleine bei den Großeltern (die sie 2x wöchentlich sieht), aber dennoch erst nach einer Abschiedszeit von ca. 20 Min. (sie versteckt sich auch die erste Zeit noch immer hinter uns), und seit ein paar Wochen geht sie auch mal alleine zur besten Freundin, die 50 Meter entfernt wohnt. Alleine auf Kindergeburtstagen zu bleiben, ist aber unmöglich.

- Auch auf einfache Fragen von Personen, zu denen sie keine enge Bindung hat, antwortet sie nicht / scheut Blickkontakt / versteckt sich / rennt weg

- Neue Situationen / Veränderungen überfordern sie massiv

- Sie ist sehr kopfgesteuert, hat oft Angst, sich zu blamieren, vieles ist ihr peinlich

- Simple Interaktionen mit Kindern, mit denen sie nicht befreundet ist, schafft sie nicht (z. B. in Spielgruppe fremdes Kind beim Spiel an die Hand nehmen, Fangen spielen - selbst wenn ein Elternteil direkt bei ihr steht).

- Sie kotet sich noch immer mehrmals am Tag leicht ein (lt. Arzt könnte auch Verstopfung vorliegen, da sind wir aktuell ernährungstechnisch dran)

- Trennungssituationen von den Eltern bereiten ihr (aktuell auch wieder bei Abgabe im Kindergarten) große Probleme / führen zu Tränen. Nach der Trennung ist es aber mittlerweile schnell wieder gut.

Besonderheiten, die uns schon sehr früh aufgefallen sind (was mit den Jahren aber jetzt besser geworden ist):
- Schon immer sehr introvertiert, extrem auf die Eltern fixiert und z. B. beim Kinderturnen Weinen und panisches Verhalten, wenn Übungsleiter ihr mal Hilfestellung geben wollte

- Extrem penibel (schon als Baby), z. B. wenn sie mal gekleckert oder gekrümelt hat, hat sie geschrien und es musste sofort entfernt werden, sonst hat sie nicht weitergegessen. Das ist auch heute noch so (sie kommuniziert es aber mittlerweile normal). Benutztes Geschirr oder Servietten, müssen sofort aus ihrem Sichtfeld entfernt werden.

- Ihre Tasse stellt sie exakt immer so hin, dass das Bild auf sie zeigt. Getrunken wird grds. immer von der gegenüberliegenden Seite (auch heute noch so).

- Sehr empfindlich / sensibel auf Kritik (z. B. leg das besser weg (in freundlichem Ton) führte zu Heulattacken und sie ließ sich sehr lange nicht beruhigen (ist viel besser geworden)

- Sie ist extrem aufmerksam, beobachtet alles haargenau und achtet auch sehr auf Details und kann sich z. B. bei Geschichten auch lange an viele Details erinnern

Sie befindet sich auch seit über 1 Jahr in therapeuthischer Behandlung (Tiefenpsychologie). Hierbei wurden unseres Erachtens aber keinerlei Fortschritte erzielt und wir sind der Meinung, dass eine Verhaltenstherapie hier die bessere Wahl gewesen wäre. Unser Therapeut meint aber, dass unser Kind da auch nicht mitgemacht hätte und auch bei Verhaltenstherapie viel weniger Stunden von der Krankenkasse bezahlt werden. Wie auch immer, der Therapeuth hat bis heute keinen Zugang zu unserem Kind. Die Ursachen für das auffällige Verhalten unserer Tochter hat er bislang einzig in unserem Verhalten / unserer Erziehung gesucht. Wir haben noch 2 weitere jüngere Kinder, die vollkommen unauffällig sind.
Wir sind mittlerweile recht verzweifelt. Die Erzieher sind ratlos, der pschologische mobile Dienst, der sie eine Weile im Kindergarten beobachtet hat, hat abgebrochen, weil er da nicht weiter kam. Wir wollen ihr helfen, wissen aber nicht wie. Wir kommen immer häufiger an unsere Grenzen und es fällt einfach schwer, zu sehen, wie unbeschwert andere Kinder in ihrem Alter sind. Ihre Ängste / Sorgen / Bedenken stehen ihr aber komplett im Weg, obwohl sie grds. eigentlich ein schlaues, fröhliches und aufgewecktes Kind ist.

Wir sind für jeden Ratschlag, Tipp oder Hinweis dankbar.

24.03.2024 16:12 • 26.03.2024 x 1 #1


8 Antworten ↓


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@Rubinie Ich bin alles andere als vom Fach, aber wurde schon mal das Thema „Autismus“ angesprochen, in welcher konkreten Ausprägung auch immer. Einige (um nicht zu sagen viele) der geschilderten Verhaltensweisen habe ich schon mal im Bezug auf autistische Menschen gehört.

24.03.2024 16:20 • x 1 #2


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Angststörung / Trennungsängste Kind

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oli3000
@Rubinie Ich war auch so und die Schule war ein Schock. Trotzdem, wenn das Umfeld stimmt kann es sehr positiv sein, es sollte eine Schule sein wo Mobbing nicht ist und man mit viel Feingefühl für die Kinder da ist! Verstehe die Problematik, aber außer Auswandern fällt mir nix ein, weil ja Schulpflicht da ist?

24.03.2024 16:24 • #3


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Zitat von f-c-t-a:
@Rubinie Ich bin alles andere als vom Fach, aber wurde schon mal das Thema „Autismus“ angesprochen, in welcher konkreten Ausprägung auch immer. Einige (um nicht zu sagen viele) der geschilderten Verhaltensweisen habe ich schon mal im Bezug auf autistische Menschen gehört.


Ja, Autismus ist bei uns oft im Gespräch / Verdacht. Diesen haben auch z. B. Erzieher gehabt. Der Therapeut geht jetzt auch langsam in die Richtung und will Tests machen. Was bei unserer Tochter aber eher untypisch für Autismus ist, ist ihre extreme Sensibilität / Überempfindlichkeit, gerade auf Mimik und Tonalität, wie man was zu ihr sagt. Aber wir haben schon gelesen, dass es wohl sogar eine Kombination aus Autismus und Hochsensibilität gibt.

@oli3000 Genau, um die Schulpflicht kommen wir natürlich nicht rum (ohne auszuwandern). Und eine Schule zu haben, wo es kein Mobbing gibt, wird wohl nicht gehen. Die Welt / Menschen sind nunmal leider einfach so Und wir haben große Sorge, dass unsere Tochter in der Schule komplett untergehen wird. Gab es etwas, das dir damals geholfen hat?

26.03.2024 09:35 • x 1 #4


MariaManchester
Wenn ich das alles so lese, drängt sich mir direkt Autismus auf. Man hätte das schon längst testen lassen müssen, schade das der Therapeut da so gar nicht hinterher ist.
Wenn es das ist, dann seid auch ihr nicht schuld. Gerade wenn solche Verhaltensweisen schon als Baby/Kleinkind existiert haben.
Sie ist dann halt einfach besonders und das ist ok. Wäre nur toll, wenn ihr dann geschult werden könntet wie man mit Autismus am besten umgeht.
Alles Liebe für euch und eure Tochter.

26.03.2024 09:42 • x 1 #5


oli3000
@Rubinie Ich war erst an einer sehr schlimmen Schule, dann in eine gekommen wo sehr kleine Klassen warten und nette MitschülerInnen, da hatte ich echt Glück!

26.03.2024 15:41 • #6


F
@Rubinie
Bitte lasst es zum Wohle Eures Kindes schnellstmöglich abklären, ob die Diagnose Autismus (in welcher Form auch immer, es gibt zahlreiche) gestellt werden kann. Sollte es so sein, habt ihr erstmal eine Erklärung und darauf kann man aufbauen und entsprechend reagieren. Autismus ist nicht schlimm, die betroffenen Menschen sind nur anders und brauchen Struktur und Wiederholungen. Natürlich möchte man immer, dass sein Kind gesund ist und dass es keine Einschränkungen erleben muss. Ich glaube aber nicht, dass es hier viele Einschränkungen erfordert, eher ein Anpassungen. Ich wünsche Euch auf jeden Fall das allerbeste, aber Ihr braucht schnellstmöglich Klarheit. Alles andere wird dann schon. Ganz sicher!

26.03.2024 16:08 • #7


Rosenzauber
@Rubinie vielleicht findet ihr ja eine kleine Schule mit kleinen Klassen die auf die Bedürfnisse eurer Tochter ausgelegt sind.

26.03.2024 16:08 • #8


F
Es gibt spezielle Schulen für Autisten. Das sind keine Sonderschulen oder so! Das sind nur Schulen, deren Struktur anders ist und in der auf die Bedürfnisse der Schüler geachtet wird. Außerdem werden sie hier langsam an das hektische Leben (unser Leben) herangeführt. Das ist absolut positiv, genauso dass die besonderen Fähigkeiten der einzelnen Schüler auch besonders gefördert werden. Heutzutage gibt es soviele Möglichkeiten, mit der Diagnose Autismus umzugehen.

26.03.2024 16:13 • #9





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