
Cbrastreifen
- 7225
- 1
- 8939
Zitat von Abendschein:Das mit den Rollen sehe ich anders. Eine Rolle zu spielen, immer dementsprechend
wo ich bin und mit wem ich zusammen bin, ist anstrengend und nichts für mich.
Ich bin ich, ob ich es im Berufsleben war, oder mit Freunden zusammen, oder, oder,
Ich bin wie ich bin! Ein netter Mensch, meistens.
Ja, das meine ich. Du verhältst Dich als Liebhaberin anders als als Mutter und anders als im Beruf, notwendigerweise. Aber Du kannst diesen Rollen dennoch (D)einen spezifischen Stempel aufdrücken, in dem Du als die in Erscheinung trittst, die Du bist und die Dich in allen Rollen unverkennbar macht.
Aber ich kenne auch Menschen, die sich lückenlos in Rollen einfügen und ihr Ich dahinter nie gefunden haben und denken, dass das Leben nichts anderes ist, als ein reines Rollenspiel. Ein spannendes Thema, denn noch die Ablehnung der Rollen(spiele) kann seinerseits ein Rollenspiel sein.
Heidegger hat das 1926 messerscharf zum Ausdruck gebracht
Zitat:„In der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, in der Verwendung des Nachrichtenwesens (Zeitung) ist jeder Andere wie der Andere. Dieses Miteinandersein löst das eigene Dasein völlig in die Seinsart „der Anderen“ auf, so zwar, dass die Anderen in ihrer Unterschiedlichkeit und Ausdrücklichkeit noch mehr verschwinden. In dieser Unauffälligkeit und Nichtfeststellbarkeit entfaltet das Man seine eigentliche Diktatur. Wir genießen und vergnügen uns, wie man genießt; wir lesen, sehen und urteilen über Literatur und Kunst, wie man sieht und urteilt; wir ziehen uns aber auch vom „großen Haufen“ zurück, wie man sich zurückzieht; wir finden empörend, was man empörend findet. Das Man, das kein bestimmtes ist und das Alle, obzwar nicht als Summe, sind, schreibt die Seinsart der Alltäglichkeit vor.“
Martin Heidegger, Sein und Zeit, Max Niemeyer Verlag 1993, S.126f)
Großes Kino, wenn man sich von der ungewohnten Formulierung nicht abschrecken lässt.
28.10.2024 13:02 • x 2 #41