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@Tekton
Dem widerspreche ich ja nicht, aber ich ergänze gerne mit meinen Gedanken und Erlebnissen, die mir beim Lesen durch den Kopf gehen.

@Logo

Alles gut. In der DDR war ja sowieso vieles noch anders ne. Also bei uns wurde zB auch nie die Wohnungstür abgeschlossen. Das kennen auch viele noch so. Na gut. Heute nicht mehr.

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Erkenntnis des Tages

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@Tekton
Das ist korrekt und erklärt auch ein wenig, warum das Zusammenwachsen, was ja auf gegenseitigem Verstehen basiert, so schwierig ist.

Bei uns steckt immer noch der Schlüssel an der Haustür , auch weil ich nicht mehr so in der Lage bin im Notfall, wenn der Wind die Tür zuschlägt, durch ein Kellerfenster einzusteigen.
Und meine Lieblingsnachbarn, die auch unseren Hausschlüssel haben, oft unterwegs sind.

Zitat von Tekton:
Mhm, also bei Bindungsverhalten geht's nicht um Armut (zumindest nicht direkt), sondern wie die Kinder gelernt haben, wie eine Beziehung zu anderen Menschen funktioniert - und das lernen sie ja primär von den Eltern.

Das mit den Eltern ist das eine, vermutlich auch die erste intensivere Erfahrung.
Was Logo meint ist vielleicht, wie man später in der weiteren Gesellschaft, Schule und unter Gleichen
dann angenommen wird. Weil man da ja auch Ablehnung erfahren kann (vor allem wenn man bestimmte Kriterien nicht
erfüllt oder mit irgendwas anders ist) oder das, was heutzutage benannt wird als Mobbing.
Was die Bindung in Gemeinschaft dann auch nicht gerade einfacher macht.

Hier das meinte ich von Logo
Zitat von Logo:
Liefen eben fast alle so rum.
Markenklamotten gab es nicht und die sozialen Unterschiede waren nicht so extrem, dass man als asozial galt oder die Kindheit als unsicher eingestuft wurde.

Zitat von Tekton:
In der DDR war ja sowieso vieles noch anders ne. Also bei uns wurde zB auch nie die Wohnungstür abgeschlossen. Das kennen auch viele noch so. Na gut. Heute nicht mehr.

In Holland wo ein Teil meiner Verwandtschaft her kommt, hieß es auch immer, es gab den Spruch offen Holland, dass da die Türen eher offen standen.

Zitat von Feuerschale:
Das mit den Eltern ist das eine, vermutlich auch die erste intensivere Erfahrung.
Was Logo meint ist vielleicht, wie man später in der weiteren Gesellschaft, Schule und unter Gleichen
dann angenommen wird. Weil man da ja auch Ablehnung erfahren kann (vor allem wenn man bestimmte Kriterien nicht
erfüllt oder mit irgendwas anders ist) oder das, was heutzutage benannt wird als Mobbing.
Was die Bindung in Gemeinschaft dann auch nicht gerade einfacher macht.


Mhmm. Mja. Ja. Müsste man jetzt gesellschaftliche Kohäsion auf der Makro- und individuelle Paarbeziehungen auf der Mikroebene auseinanderziehen, aber klar, auch Mobbing (aus welchen Gründen auch immer) ist ja in beiden Ebenen Teil des Bindungsverhaltens - entweder von Gruppen (Dysfunktional, aber kohäsiv) oder einzelnen Menschen (vermeidend, ambivalent).

Menschen mit sicherer Bindung mobben ja praktisch gar nicht. Oder nicht nennenswert. Zeigen aber auch kaum Abgrenzungsverhalten, um Gruppen zu bilden, die kurzfristig ziemlich effektiv darin sind, Ressourcen zu sichern.

Im Grunde braucht es auch alle in einer Gesellschaft. Diejenigen, die langfristig gemeinsame Anker setzen können und diejenigen, die kurzfristig opportunistisch handeln können, wenn sich Gelegenheiten bieten.

@Tekton

Hmm die Mobber sollen alle unsicher gebunden sein? Ich hatte eher das Gefühl, dass es sicher gebundene Kinder waren, die unsicher gebundene mobben, weil sie nicht in die Gruppe passen? Sonst wären ja viele unsicher gebunden

Zitat von Saina91:
@Tekton Hmm die Mobber sollen alle unsicher gebunden sein? Ich hatte eher das Gefühl, dass es sicher gebundene Kinder waren, die unsicher gebundene ...


Mjo, also Menschen mit sicherer Bindung mobben kaum, weil sie es schlicht nicht nötig haben.

Sie fühlen sich innerlich stabil, vertrauen auf ihren Selbstwert und darauf, dass man durch Kooperation viel weiter kommt als durch Ausgrenzung.

Deren Selbstbild hängt nicht davon ab andere kleinzumachen oder sich über sie zu erheben.

In denen steckt dieses grundlegende Ich bin okay, du bist okay Gefühl, welches verhindert, dass sie auf Kosten anderer Selbstbestätigung suchen müssen.

Und Mobbing entsteht ja oft aus Unsicherheit.

Vermeidend gebundene Menschen halten andere auf Abstand, weil Nähe sich bedrohlich anfühlt und Ambivalente versuchen, ihre Zugehörigkeit durch Dominanz oder Anpassung zu erzwingen.

Wer dagegen aber sicher gebunden ist, der kann Grenzen setzen, ohne andere zu entwerten und Konflikte aushalten, ohne sie gleich in Machtspiele kippen zu lassen.

Ergo ohne langes Gebrubbel: Wer sich innerlich sicher fühlt, hat keinen Grund, jemanden runterzudrücken, nur um oben zu bleiben.

Zitat von Tekton:
Im Grunde braucht es auch alle in einer Gesellschaft. Diejenigen, die langfristig gemeinsame Anker setzen können und diejenigen, die kurzfristig opportunistisch handeln können, wenn sich Gelegenheiten bieten.

Vielleicht wie bei den Ameisen. Die Arbeiter(innen). Hab gestern so ne Doku gesehen.
Wobei nur König(in) und nur Arbeiter(in) ist ja irgendwie wenig...aber wer weiß, bei denen funktioniert es zumindest.
(bedingt, gibt auch Ameisenkriege, hab ich dann die nächste Doku gesehen, oder halt aggressivere Arten usw).

Zitat von Feuerschale:
Vielleicht wie bei den Ameisen. Die Arbeiter(innen). Hab gestern so ne Doku gesehen. Wobei nur König(in) und nur Arbeiter(in) ist ja irgendwie ...

Jo, genau.

Was kurios daran ist - Menschen mit unsicherem Bindungsverhalten sind oft diejenigen, die Unruhe ins System bringen und genau dadurch erst die Veränderungen ermöglichen.

Dieser innere Mangel an Sicherheit führt dazu, dass sie ständig hinterfragen, suchen, fordern, provozieren usw, weil sie nie ganz in der bestehenden Ordnung zur Ruhe kommen konnten.

Dieses ständige Nicht-Ankommen ist halt schmerzhaft, aber es treibt auch an iwas Neues zu denken oder bestehende Strukturen aufzubrechen.
Sicher Gebundene halten die Systeme eher stabil - unsicher Gebundene bringen sie in Bewegung.

Ohne Letztere würde alles stagnieren.und ohne Erstere würde alles zerfallen.

Man könnte also gut und gerne sagen, gesellschaftlicher Fortschritt ist das Nebenprodukt kollektiver Bindungsdissonanz lol
Und dass so viele Revolutionäre, Künstler, Philosophinnen und Erfinder diese Bindungsverletzungen oder Unsicherheiten in ihrer Biografie haben, ist ja auch kein Zufall.

Deren Sensibilität für emotionale Brüche, Ausschluss oder Ungerechtigkeit ist halt oft biografisch bei denen verankert.

Sie spüren, wo was nicht stimmt, weil sie selbst früh gespürt haben, wie sich nicht-stimmig überhaupt anfühlt.
Im Grunde ist es also ein paradoxes Geschenk. Aus persönlicher Unsicherheit entsteht kollektive Bewegung. Oder anders gesagt, die Welt verändert sich durch Menschen, die sich in ihr nie ganz sicher fühlen konnten.

Von daher.
Nicht alles geschieht sinnloser Weise, auch wenn es manchmal sinnlos und überflüssig erscheint.

Zitat von Lightning81:
Hehe.. da wird unsere @Feuerschale zur Klangschale und meditiert auf der Kuscheldecke Tja.. wer zu lange in der Kindheit sucht, wird auch in ...

Die Eltern sind bis zu einem bestimmten Alter zuständig ...Danach musst du dein Leben selbst in die Hand nehmen ..Nicht an allem ist die Kindheit schuld..

Zitat von Tekton:
Aus persönlicher Unsicherheit entsteht kollektive Bewegung. Oder anders gesagt, die Welt verändert sich durch Menschen, die sich in ihr nie ganz sicher fühlen konnten.

Von daher.
Nicht alles geschieht sinnloser Weise, auch wenn es manchmal sinnlos und überflüssig erscheint

Sehr interessante Perspektive und da kann ich im ersten Moment auch mitgehen.
Ist zumindest mehr als so das Drama, dass man als unsicherer Mensch nicht was ganz stetiges erfüllt, nicht genug ist oder böse, da fixes vor den Kopf gestoßen wird.

Oder hats was von wenn du Zitronen hast, dann mach Limonade draus? Hmmm.

Und rein praktisch wären unsicher gebundene Menschen wohl am besten im Künstlermilieu aufgehoben und nicht gerade unter Beamten.
Bzw wer weiß, gerade da sind sie dann so ein Schwung bringender Gegensatz

Erkenntnis des Tages:
Beamte sind Zitronen, die Limonade einschenken wollen, aber diese nicht finden
Oh.. ich hoffe, es sind keine da.. ich flüchte schonmal zu den Künstlern *duck*

Wobei Künstler, die Rechtecke verkaufen.. wohl auch ziemliche Zitronen sind.. unsicher scheinen solche nicht zu sein x)

Um die Künstler dennoch zu retten: Unsicherheiten zu durchblicken.. und auszudrücken.. ist wohl häufig das eigentliche Talent von Künstlern. Also die Sicherheit, Unsicherheit zu verstehen. Das ist ja evtl. auch allgemein für viele ein Weg zurück zur Sicherheit *g*

Aber gut.. sind Schubladen, die man in jede Richtung öffnen könnte *g*
Ich denke nicht, dass man pauschal sagen kann.. dass wohlhabende nicht mobben würden.. oder Menschen in Armut eher mobben, als andere. Dass man fast immer aus einer eigenen Unsicherheit heraus mobbt.. dem würde ich allerdings zustimmen. Dennoch.. faule Früchte gibts an jedem Baum.. zumindest an den natürlichen. Und natürlich muss auch ein Künstler nicht zwingend leiden, um gute Kunst zu präsentieren. Oft ist der Geist sogar freier, wenn ihn nichts bedrückt.

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