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Nach Jahrzehnten mit Verdauungsproblemen habe ich zufällig mein Mittel gegen stressbedingte Diarrhoe entdeckt: Eiweißpulver-Shake für Sportler/Bodybuilder morgens in geringer Menge; Produktname auf Anfrage (Werbung ist vermutlich unerwünscht), Details s.u.. Mein Text soll nicht als Aufforderung betrachtet werden, die Methode einfach so auszuprobieren. Es ist ein Erfahrungsbericht eines Laien, bei dem RDS nicht offiziell festgestellt worden ist. Fragt am besten Euren Arzt, weil RDS unterschiedliche Gründe und Wirkungsweisen haben kann.

Langfassung

Der über mein Leben hinweg zunehmende (Angst-)Stress (durch Überforderung/Überlastung, Desorientierung, Selbstzweifel/Grübeln, Repression durch andere bzw. Außenseiterrolle, chronische Schmerzen) in Kombination mit ungesunder Ernährung (Essen mit viel Zucker als Stimmungsaufheller/Rauschmittel, daher zunehmend übergewichtig und kaputte Zähne) führte zunächst zu mäßigen RDS-Beschwerden. In der Kindheit war eher Verstopfung/Obstipation das Problem (einige starke Bauchschmerzen - Darmverschluss?), später über Zivildienst, Studium und Arbeit hinweg zunehmend Diarrhoe und nicht sozialverträgliche Blähungen. RDS ist meine Eigendiagnose nach Untersuchungen bei diversen Ärzten.

Guter Stress ist: keine Angst bei der Arbeit, sondern konzentriertes, zielorientiertes Arbeiten (was bei mir meist nur zufällig entsteht); alternativ: viel Bewegung durch (gelegentlich schwere) körperliche Arbeit, externe Termine, Einkäufe oder Reisen (öffentliche Verkehrsmittel, selten mit dem Auto). An Tagen mit solchem Verlauf sind die Verdauung und meine Stimmungslage meist in Ordnung.

Schlechter Stress: Handlungsunfähigkeit durch massive Versagensangst, (für mich unauflösbare) Prioritätskonflikte und Grübeln als Dauerzustand, der normales Arbeiten völlig unmöglich macht. Die (angenommene oder tatsächliche) Beurteilung bzw. Beobachtung durch andere verstärken das. Am schlimmsten ist die Angst, wenn ich, bewegungslos vor dem Computer/Schreibtisch sitzend, die vielen unerledigten Aufgaben sehen und ertragen muss. Überforderung/Desorientierung und fehlende Identifikation mit den Aufgaben sind weitere Faktoren. Im Studium (nicht nur Prüfungsangst, sondern auch normale Hausaufgaben) hat all das - in Kombination mit rein körperlichen Krankheiten - zum Zusammenbruch geführt, danach Jahre des Weiterschleppens, bis schließlich keine Tätigkeit mehr möglich war. Mit dem Wechsel auf eine Vollzeitstelle (bereits mit Psychopharmaka gegen Depressionen und Angstzustände) war ich zunächst von diesen Problemen befreit und konnte einige Jahre halbwegs normal arbeiten, wegen Überlastung und Überforderung folgten aber weitere Totalausfälle meinerseits. So einen Zustand sieht man mir aber nicht an, er fällt durch die Nichterledigung wichtiger Aufgaben auf.

Ich hatte früh Probleme durch Hämorrhoiden bis zum dritten Grad (mittlerweile behandelt - das geschah in meinem Fall ganz schnell und einfach anlässlich zweier Perianalvenenthrombosen, die Angst vor einer OP war völlig fehlgeleitet), die die Diarrhoe noch belastender machten. Den Kollegen blieben die häufigen und langwierigen Toilettenbesuche nicht verborgen.

Resultate des Lebensweges sind diverse psychische Krankheiten, darunter schwere Depressionen. Heutzutage bin ich weiterhin emotional extrem instabil, obwohl der objektive Stress ganz weggefallen ist (Erwerbsunfähigkeit). Negative wie positive Reaktionen/Handlungen meinerseits geschehen völlig zufällig, je nach meiner momentanen Situation einerseits und möglichen Auslösern und ihren Urhebern andererseits. Bei der Arbeit traten extrem schwankende Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit und Stimmungslagen zutage. Diagnosen und Behandlung erfolgten sehr spät. Die diversen Psychopharmaka spielen bei der Verdauung sicher auch eine Rolle.

Die eigentlichen gravierenden Darmprobleme stammen primär aus Lebensmittelvergiftungen (heute prüfe ich Nahrungsmittel intensiv, was andere seltsam finden) und Antibiotika zur Behandlung unzähliger Infektionen (v.a. der Atemwege bis zur Lungenentzündung; Kieferabszesse). Zwei Episoden langwieriger (mehr als ein Jahr anhaltender) Stuhl-Anomalien durch Antibiotika-Einnahme gab es, die letztere dauerte bis zu diesem Jahr. Darmflora-Substitute halfen nicht so recht, Loperamid und Racecadotril ebenso. Tests auf Laktoseunverträglichkeit und einige Erreger verliefen negativ. Experimente mit verschiedenen Lebensmitteln (Flohsamen, Richtiges Müsli) waren kontraproduktiv. In den letzten Jahren war die Aufnahme von Kaffee, Cola, Sprudel überhaupt, kalten Getränken/Speisen, scharfem Essen etc. meistens unmöglich. Fahrten/Reisen musste ich teilweise nach der Verfügbarkeit von Toiletten planen. Aber: Klinikaufenthalte mit Tagesstruktur und umfangreichem Programm wirkten Wunder. Nur Stress konnte der Auslöser sein. Beispiel: Besuch bei einem Weltkonzern, um diesen als Kunden zu gewinnen. Ich hatte extrem wenig geschlafen (ein weiteres lebenslanges Problem), was normalerweise gegen Angst und Grübeln hilft. Die Besprechung verlief aus meiner Sicht furchtbar, so dass ich nach dem gemeinsamen Mittagessen (sehr ungünstig, dass ich so schnell essen musste) ca. zehnmal das Klo aufsuchen musste und daher effektiv nicht mehr teilnahm. Stress und die Bauchkrämpfe bildeten also den bei mir typischen Teufelskreis des stressinduzierten RDS.

Das Mittel
Das Body-Builder-Eiweißpulver (Sport mache ich fast an jedem Tag) habe ich in diesem Jahr ausprobiert, um von den süßen (und teuren) Cerealien (Zuckerbomben trifft es eher) wegzukommen. Die Normalisierung meiner Verdauung stellte sich binnen weniger Tage mit diesem Shake ein. Brot etc. kann ich nach dem Aufstehen nicht herunterwürgen, ich brauche Flüssiges. Das genannte Eiweißpulver besteht (in einer Variante als Beispiel) vorwiegend aus Calciumcaseinat (53) Molkenproteinkonzentrat (20%) und Milchproteinisolat (11%). Das erstere könnte die Wirkung ausmachen, gerade wenn es nur ein Streckmittel ist. Andere Fabrikate können völlig andere Zusammensetzungen haben. Außerdem schmecken mir viele Pulver und Geschmacksrichtungen überhaupt nicht (Fehlkäufe mische ich in geringer Menge bei). Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z.B. ist Laktose enthalten) und -allergien können solche Pulver schädlich oder gefährlich sein.

Mir reichen zwei Esslöffel oder weniger, die mit Haferflocken (gegen das Verklumpen) vermischt und mit Milch verrührt werden, zum Frühstück. Seit der Anwendung ist die Diarrhoe praktisch ganz verschwunden - doch recht schnell ergaben sich Verstopfungsprobleme, weswegen ich noch abnehmende Mengen des Shakes ausprobiere (alternativ eine Verteilung über den Tag). Milchkaffee und eiskalte Cola kann ich - nach vorsichtiger Steigerung über Monate(!) hinweg - normal genießen (schade, dass das Koffein keine Wirkung mehr zeigt). Der Stress sollte eigentlich auch weniger werden, weil die Selbstverstärkung über das Bauchgefühl wegfällt, aber wegen anderer Faktoren stecke ich in einer schweren Krise - jedoch mit gesunder Verdauung! Jeder Tag ist ein neues Experiment darin, wie gut ich ihn überstehe, und, wie gesagt: die meisten Stressauslöser sind nicht mehr vorhanden.

18.07.2017 10:23 • 23.09.2017 #1


5 Antworten ↓


FeuerWasser
Ich habe ein diagnostiziertes RDS und eiweißreiche Ernährung führte bei mir erst recht zum Durchfall.

21.07.2017 12:19 • #2


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RDS Verdauungsprobleme Erfahrungen - was mir geholfen hat

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Eiweißunverträglichkeit wäre ein erhebliches Problem, weil die meisten natürlichen Lebensmittel Eiweiß enthalten. Eine Nichtaufnahme könnte zu Mangelerscheinungen führen, und wenn diese wiederum den Darm schädigt... Es ist aber möglich, dass die Unverträglichkeit der genannten Stoffe durch fehlerhafte Vorgänge in der Verdauung oder eine Darmflorafehlbesiedlung ausgelöst werden. Ein anderer quellfähiger Ballaststoff könnte die Lösung darstellen.

Hast Du in diesem Forum schon einmal Deine Krankheitsgeschichte, Lebensumstände oder den jetzigen Tagesablauf beschrieben? Dann könnte ich sehen, was Du alles schon ausprobiert und mitgemacht hast. Wenn ich Deine Beiträge recht verstehe, nennst Du psychische Ursachen neben den Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Nimmst Du Psychopharmaka? Beruhigungsmittel könnten helfen.

Wie beschrieben helfen mir Tage voller Aktivität, die keine Zeit für Grübeln, Angst (u.a. soziale Phobie, Versagensangst), Depressionen und zwanghafte Ersatzhandlungen lassen. Wartezeiten und Fahrten mit den Öffis überbrücke ich mit Smartphone, Lesen oder Betrachtung der Umgebung. Bei Erfolgserlebnissen gibt es eine positive Rückkopplung bis hin zu einer Art Rausch. Enttäuschungen, Kritik und unüberlegte Äußerungen (meinerseits wie auch von anderen) können allerdings schnell zum Absturz in Selbstzweifel, Versagensangst und Resignation führen. Positive Tage/Phasen müssen nicht produktiv sein, aber iich fühle mich gut und leistungsfähig.

Ist es Dir also möglich, Tage so zu gestalten, dass sie die psychischen Probleme verdecken? Das geht vielleicht nur mit Anstoß von außen durch Ereignisse, Termine oder Aufgaben. Bei meinen Aufenthalten in Kliniken und Rehabilitation war der Tag meistens durchgeplant und daher weitgehend angstbefreit (und darmreizfrei), wenn auch gelegentliche Krisen zur Nichtteilnahme führten. Wenn Lücken blieben, bin ich unterwegs gewesen, um Sport zu machen, einkaufen zu gehen, die Umgebung zu erkunden, die Natur zu genießen oder... nach Hause zu fahren, um dort zur Ruhe zu kommen - also praktisch ein kleiner Urlaub im monatelangen Krankenhausaufenthalt.

23.07.2017 07:01 • #3


FeuerWasser
Ich sprach von keiner Eiweißunverträglichkeit. Es ist ein Unterschied ob man sich im normalen Maße von Eiweißen ernährt oder sich Eiweißshakes in hohen Dosen einverleibt.
Ich habe dem Forum meine Lebensgeschichte noch nicht präsentiert aber ich habe RDS seit 20 Jahren und sicherlich schon sehr viel ausprobiert. Das einzige was mir bisher im Maß hilft sind Fremdstuhltransplantationen.

Zitat:
Ist es Dir also möglich, Tage so zu gestalten, dass sie die psychischen Probleme verdecken?

Ich habe keine psychischen Probleme.

23.07.2017 20:11 • #4


S
(Bei meinem Text hatte ich müdigkeitsbedingt zum Schluss einen Tunnelblick. Besser wäre es gewesen, den Beitrag lokal zu speichern und später noch mal zu prüfen, statt ihn direkt zu veröffentlichen. Das passiert mir gelegentlich: ich werde so müde, dass ich nicht erkenne, dass ich nicht mehr weitermachen kann. Versuche, einen Satz zu schreiben, können in stundenlangem Wechsel von Dasitzen (Sitzen im Schlafen mit offenen Augen), Tippen, Dasitzen, das Geschriebene zu verstehen versuchen, Dasitzen, Löschen enden.)

Ich sprach von keiner Eiweißunverträglichkeit. Es ist ein Unterschied ob man sich im normalen Maße von Eiweißen ernährt oder sich Eiweißshakes in hohen Dosen einverleibt.
Ich nehme (wie geschrieben) nur eine kleine Portion (zwei gehäufte Esslöffel) einmal am Tag zu mir, das sind weniger als 50 g Aminosäuren (und die Hälfte davon vermutlich Füllmaterial). Ich bleibe erst einmal dabei, weil es zuverlässig wirkt

Unter Eiweißreich würde ich etwas anderes verstehen, nämlich grundsätzlich viel Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte. (Was waren noch die Gemüsesorten mit viel Eiweiß? Bohnen?) Eiweißarm wäre das, was als Naturerzeugnis zwangsläufig Eiweiße enthält (Zellwände etc.), aber in geringsten Mengen. Nun ja, hier spricht nur ein Laie.

Ich habe keine psychischen Probleme.
Ich meinte den Stress aus einem Beitrag von Dir, keine psychische Krankheit. Angesichts meiner eigenen Geschichte habe ich mehr Gewicht in dieser Aussage gesehen, als sie es für Dich hat.

Bei mir sind nicht die (medikamentös kontrollierten) psychischen Krankheiten an sich der Auslöser der Verdauungsstörungen, sondern konkrete Stresssituationen, die vorwiegend aus externen Faktoren entstehen. Das hatte ich schon lange, bevor ich die erste gravierende Depression bekam. Solange ich bei der Arbeit viel Bewegung hatte, hat sie den Stress abgebaut. Den ganzen Tag lang angsterfüllt bewegungslos sitzen zu müssen (Vorlesung, Lernen, Büroarbeit) hat mich kaputt gemacht (dazu der Kummerspeck). Nikotin scheint vielen Leuten zu helfen, aber für mich sind Zig. ein Brechmittel. Bei Stress helfen mir Hanteln, Treppensteigen, Fahrradfahren, Montagearbeiten - besonders wichtig bei Panikattacken mit Brechreiz, wenn ich mich vergiftet zu haben glaube (mit verdorbenen Lebensmitteln, neuen Medikamenten, Kunststoffverpackungen oder Haushaltschemie).

24.07.2017 01:37 • #5


S
Das im genannten Eiweißpulver vorwiegend enthaltene calcium caseinate (englische Schreibweise) wird bereits als therapeutisch eingesetzt beschrieben: https://en.wikipedia.org/wiki/Calcium_caseinate. Es ist natürlicherweise in Milch enthalten.

Niemand traut sich zu fragen, daher: mein Zaubermittel heißt Formula 80, Hersteller Multipower. Es gibt (mit deutlich höherem Kalzium-Caseinat-Gehalt) auch NightDay Casein von Sayomed. DayNight Casein von Weider und diverse andere. (Das ist eine sehr teure Weise, Kalzium-Caseinat zu erhalten. Eine Palette mit der reinen Substanz kostet einen winzigen Bruchteil pro Gewichtseinheit und schmeckt vermutlich nach nichts.)

Die passende Menge kann ich selbst in meinem Fall nicht nennen, sie schwankt je nach Stress (auch unterbewusst), psychischer Verfassung, Bewegung und Ernährung. Ist die Menge zu groß, ist der Stuhlgang mit Presswehen verbunden. Ein gehäufter Esslöffel pro Tag reicht mir in der Regel, die Hersteller geben 30 g pro Portion an. Seit Anfang September habe ich (nach etwa einem Jahr der Anwendung) trotz Einnahme einige Tage mit dem Stuhlgang (unkontrolliert, breiig) gehabt. In mehreren Fällen kommt ein Nahrungsmittelproblem in Frage (Spekulatiusintoxikation). Was dann hilft, außerdem bei (zu erwartendem) Stress: eine zweite Portion im Laufe des Tages. Kaffee und Cola musste ich reduzieren.

Warum ich nun doch Werbung mache: dieses Mittel hat mir sehr geholfen. Statt dass der Körper vermeldet Du musst *jetzt* aufs Klo, bedeutet das entsprechende Gefühl nun In den nächsten Stunden, falls Du mal an einer Toilette vorbeikommst, könntest du dich bitte darum kümmern.

Tests:
- Versehentliches Nichteinnehmen und trotzdem jede Menge Kaffee und Cola. Erst als die Darmprobleme wieder einsetzten, fiel mir die einmalig vergessene Tagesdosis ein.
- Einnahme eines der genannten Alternativprodukte: das hilft auch.
- Ein Versuchskaninchen mit Diarrhoe unbekannter Ursache bekam eine große Portion. Am Folgetag war die Verdauung gut, am dritten Tag gab es zu fester Stuhlgang. Das Kaninchen verweigerte die Einnahme einer zweiten Portion.

P.S.: in meinen Beiträgen habe ich Sachen geschrieben, die ich selbst nicht mehr verstehe. Das liegt am Schreiben bei extremer Müdigkeit. (Ich war so müde, dass ich nicht mehr begriff, wie müde ich war.)

23.09.2017 19:05 • #6