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Hallo ihr Lieben,

ich bin langsam ziemlich verzweifelt
Bin seit nun zwei Jahren bei einer sehr, sehr guten und spezialisierten kPTBS Therapeutin (DIS-Erfahren - weil DIS-Patientin), und ich habe zunehmend das Gefühl, ich komme nichmehr voran. Sobald ich anfangen möchte (also wirklich nur anfangen möchte) über mein Leben zu sprechen (egal ob Traumata oder Erinnerungen die nur Traumata-Zusammenhängend sind, aber nicht direkt das Trauma beinhalten) werde ich auf einmal so wirr im Kopf und gleichzeitig vollkommen träge, beinahe wie ohnmächtig innerlich. Ich fühle mich auf einmal nutzlos, sinnlos, müde, schwach, erschöpft, total entkräftet und bin auf einmal gereizt weil ich das Gefühl habe, etwas tun zu MÜSSEN, obwohl ich es doch MÖCHTE, weil ich die Erinnerungen ja bearbeitet haben MÖCHTE.

Mein Körper reagiert aber mit einer schlagartigen Lethargie (meistens passiert dann der Wechsel und innerhalb ca. einem Wimpernschlag ist die ganze Stunde vorbei, toll ). .

Ich frage mich: Woher kommt das? Was könnte der Grund für die plötzliche Lethargie sein, die dann einfach die komplette Therapie behindert? Kennt das jemand von euch?

Seit Tagen suche ich nach irgendwas ähnlichem im Netz, aber einfach nirgendwo, NIIIRGENDWO finde ich irgendwas zu diesem Thema.

LG
Mimi

29.06.2022 11:37 • 14.07.2022 x 1 #1


16 Antworten ↓


Passiert das nur in der Therapie? Oder auch im Alltag, wenn du etwas erzählen willst/sollst?

A


Lethargie durch Erzählen von Traumata?

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Das ist eine gute Frage... ich erzähle privat über so etwas nie, deswegen kann ich das nicht vergleichen... ich glaube, also ich glaube, dass ich mal mit einer Freundin darüber sprechen wollte... dann schalte ich aber plötzlich eher in so komplett emotionslos und haha, naja, passiert halt mal... aber fühle mich quasi auch leer dabei.... ist das irgendwie verständlich? Aber diese krasse Lethargie wie in der Therapie eher nicht

Zitat von MimisMess:
Das ist eine gute Frage... ich erzähle privat über so etwas nie, deswegen kann ich das nicht vergleichen... ich glaube, also ich glaube, dass ich mal mit einer Freundin darüber sprechen wollte... dann schalte ich aber plötzlich eher in so komplett emotionslos und haha, naja, passiert halt mal... aber ...

wie lange bist du in Therapie und hast du denn schon öfter oder ansatzweise darüber reden müssen/sollen? Vielleicht bist du einfach müde davon oder es geht dir soviel im Kopf herum, dass dein Hirn abschaltet, weil es überfordert ist und nicht weiß, wo es beginnen soll?
Das sind nur meine Vermutungen.

Zitat von MimisMess:
Ich frage mich: Woher kommt das?

Das kann ich dir ganz einfach erklären.

Kurzfassung - emotionale Regulierung, ob nun mehr oder weniger bewusst, ist wie Schwerstarbeit und kostet Kraft. Dazu kommt das gerade bei einer kPTBS, sprich eine komplexen Traumatisierung, die Psyche einen verstärkt vor emotionalem Leid beschützen will. Und da kann es sein das sie da sehr früh in die Abschaltung geht.

Und ist es möglich da irgendwas dagegen zu machen? ich meine... sonst kommt man ja nie weiter, oder?...

Wenn dein Körper so stark darauf reagiert würde ich in jedem Fall versuchen nach Alternativen zu sehen wie du dich den Situationen von damals vielleicht anderweitig näher kannst oder erstmal stehen bleiben stagnieren. Vielleicht will dir das dein Körper so auch signalisieren. Klingt für mich als wären Teile in dir noch nicht bereit diese Themen anzusehen weil einfach zu viel dahinter steckt. Das gehört genauso zum Prozess dazu. Du bist aber auf dem absoluten richtigen Weg.

Beste Grüße

Zitat von MimisMess:
Und ist es möglich da irgendwas dagegen zu machen? ich meine... sonst kommt man ja nie weiter, oder?...


Da gibt es keine spezielle Antwort darauf, da jede Konstellation unterschiedliche Faktoren hat.

Was aber generell gilt ist folgendes. Je stabiler das Umfeld und die Lebenssituation ist, je breiter und besser die eigenen Rerssourcen verteilt und aufgebaut sind, desto mehr Kraft steht dem Unterbewusstsein und dem Bewusstsein für die emotionale Regulierung zur Verfügung.

Zweitens - das Angstzentrum / das Unterbewusstsein will einen vor Schaden bewahren. Es tut das umso mehr, je mehr es darauf vertraut, das man selbst sich bewusst vor Schaden und emotionalem Leid (auch emotionaler Überforderung) schützen kann.
Auf eine Traumatherapie bezogen bedeutet das, das dein Unterbewusstsein auch dem Therapierenden vertrauen sollte, das er einen zeitnah/instand aus einer emotional überfordernden Situation holen kann.

Es ist eine Balance zwischen Stabilisierung, Forderung, Vertrauen und Exposition.
Jeder professionelle in der Traumatherapie ist so kompetend um diese Balance zu halten.

Und in der Regel findet in einer Therapiesitzung mehr Exposition statt, so wie auch mit vermutlich herausfordernden Themen.

Versuch das mit Achtsamkeit anzunehmen, als das was es scheint. Jeder hat eine Geschwindigkeit X, in der er sich mit dem Vergangenen auseinander setzen kann. Das ist ganz individuell.

Kenne Leute die in 2 Jahren viel erreicht haben. Bei mir war damals die Prognose 5-8 Jahre.

Wenn ich eines begriffen habe ist, das nur das passiert was passieren soll. Sich liebevoll fordern ist in meinen Augen sinnvoll und sich zu zwingen absolut kontraproduktiv.

@MimisMess hast du das deiner Thera mitgeteilt...was sagt sie denn zu deinen Zuständen...

Hör auf deinen Körper, er signalisiert dir eindeutig, daß er nicht bereit dazu ist, dich mit diesen Themen so intensiv zu beschäftigen. Such dir Themen aus, wo du eindeutig spürst, daß es dir guttut. Vielleicht den Selbtwert verbessern, mehr Entspannung und Ruhe ins Leben bringen. Wenn du dich diesem Thema zu einem anderen und späteren Zeitpunkt wieder zuwenden möchtest, wenn du dich gestärkt und stabilisiert hast, kannst du vielleicht besser mit den starken Erschütterungen umgehen, die mit dem Aufarbeiten verbunden sind. Hör auf die Weisheit deines Körpers! Wenn da so ein Widerstand zu spüren ist, in Form von unangenehmen Signalen, ist er nicht bereit dafür und wehrt sich so dagegen.

Mit der Lethargie signalisiert dein Körper, daß er jetzt schon erschöpft davon ist, wenn du überhaupt da rangehen willst.
Nicht der richtige Zeitpunkt.

Hallo an euch alle (ich kapiere das Zitieren usw noch nicht so ganz, deshalb antworte ich einfach allgemein).

Danke erst einmal für eure Antworten, das hat mir schon etwas Klarheit und Erleichterung gebracht. Dann ist glaube ich mein Problem einfach nur die Geduld..........

Da ich es nie geschafft habe wegen dieser plötzlichen Ohnmacht in der Therapie mit ihr über irgendwas zu reden, habe ich erst vor ein paar Tagen ein Mail geschrieben, in der ich das mal erläutert habe... sie wird mich am Donnerstag bestimmt drauf ansprechen, aber ich habe Angst, dass sie mir den Ball dann zuwirft. Sie hat eher den Therapie-Ansatz, dass ich selber darauf komme, was hinter Symptomen usw steckt, weil ja nur ICH in meinem Körper stecke. Und ich mag diese Ansatz von ihr auch sehr gerne, weil sie null suggerierend arbeitet, aber mir bei Schwierigkeiten oft auch ihre professionelle Meinung oder ihr Wissen vermittelt... nur seit einem halben Jahr stecke ich da fest und kann mit den Bällen, die sie mir zuwirft, nichts mehr anfangen...

Zitat von MimisMess:
Dann ist glaube ich mein Problem einfach nur die Geduld..........

Das ist kein Problem, sondern etwas was Du an dir verbessern kannst.
Mit deiner Therapeutin zu kommunizieren und das was in dir vorgeht zu vermitteln ist in meinen Augen mindestens genau so wichtig.

Thema Geduld finde ich auch sehr schwierig, da ein Teil ja weiterkommen möchte um jeden Preis damit dass alles zuende ist sozusagen, dieser enorme innere Druck der es sein kann. Ich habe jedoch auch die Erfahrung gemacht dass man für sich selbst viel übersieht und übergeht. Und weiterkommen auch manchmal bedeuten kann nichts zu tun. Der Teil dem die ganze Situation offenbar zu viel ist scheint momentan einfach sehr groß zu sein. Ein schöner Schritt ist auch die Mail die du deiner Therapeutin geschrieben hast. Da ist jetzt wie du ja schon schilderst ein großer Kampf da wie soll ich reagieren wenn Sie mich auf die Mail anspricht. Ich würde es soweit es möglich ist auf mich zukommen lassen die Reaktion nehmen die kommt, vielleicht ist es die ehrlichste Aufschlussreichste und zeigt dir nochmal an welchem Punkt du gerade bist. Es kann sein das du es schaffst etwas zu sagen kann aber auch sein dass es nicht gelingt. Und du kannst dich ja dann gerne mit der gesammelten Erfahrung nochmal hier im Forum melden. Und in jedem Fall deine Therapeutin in alle deine Gedanken und Gefühle einbinden.

Beste Grüße

Danke ich werde mich sicher nochmal melden. Gerade hab ich zwar ne mega Erleicherung gerfühlt und jetzt ist aber auf einmal ne heftige Verzweiflung da, aber irgendwie auch gut. Hab monatelang nichts mehr gefühlt und es tut gut jetzt Wut und Verzweiflung zu fühlen als nichts, weil man es einfach schon akzeptiert hat wie es ist, es aber gleichzeitig hasst (war das jetzt irgendwie verständlich?)

Zitat von MimisMess:
war das jetzt irgendwie verständlich?)

Nach 2x mal langsam lesen ja. Bin ja auch nicht mehr der Schnellste xD

Ja, melde ich gerne hier wieder.

@MimisMess ich habe nun nicht alles gelesen, gehe speziell auf deine Ausgangsfrage ein.
Ich kenne das ähnlich. Das ich während der Stunde plötzlich merke, alles immkopf wird wirr und kein klarer Gedanke ist möglich
Auch das alles unwirklich wird.

Das Gefühl der Ohnmacht könnte ein Inneres Erstarren sein.

Wenn ich kann, lese ich noch die weiteren Beiträge.

A


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