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K
Hallo

heiße Jan , wohne in Erlangen, bin 49 J. alt, verheiratet und 2 Kinder, habe auch eine eingeborene Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und einen Sprachfehler. Seit 2019 ist mir bewusst geworden, das ich an Entwicklungstrauma leide mit Bindungsstörung, meine Mutter konnte mich nie so richtig annehmen(emotionale Vernachlässigung) und mit 6 Monaten und dann mit 2 Jahren hatte ich Operationen an dem Gaumen, lag jeweils 3 Wochen im Krankenhaus.

Bis 2019 konnte ich meine Symptomatik nicht einordnen und habe zig Therapeuten, Ärzte aufgesucht und keiner konnte mir helfen und nicht sagen warum oder weswegen ich ständig chronisch erschöpft bin, Angstzustände, Depressionen, Glieder Schmerzen habe usw.

Meine Frau sagte das ich vielleicht traumatisiert bin, aber junger Mann, sportlich und wegen Trauma chronisch erschöpft?
2018 hatte ich eine große Krise, habe Medikamente reduziert und bekam heftige Angstzustände, konnte nicht mehr alleine sein usw.
2019 habe ich angefangen mich mit der Trauma zu befassen und plötzlich hat sich alles wie ein Puzzle in ein Bild verwandelt.
Ich habe mich so gefreut die Ursache meines Leidens gefunden zu haben und dachte jetzt geht es nur bergab.

Habe dann Therapeuten gesucht, aber viele hatten keine Ahnung von polyvagalen Theorie oder Nervensystem oder gar von Trauma.
Schließlich habe ich eine Körpertherapeutin gefunden die mit Biodynamik arbeitet, habe es selber bezahlt, hat aber nicht viel gebracht, danach eine VT gefunden die auch Trauma fundiert war, das war ein Desaster der nach 7 Monaten meinerseits beendet wurde. Wollte mir einreden das ich keine Trauma habe und arbeiten kann und das es Menschen gibt denen es viel schlechter geht und, und, und. Die Frau hat nicht gecheckt das emotionale Vernachlässigung oder Krankenhausaufenthalt als Baby, die selbe Spuren der Verwüstung hinterlässt wie Misshandlung o.ä.

Um es kürzer zu machen, bin seit 2010 im Untererregung Zustand mit einer Mischung aus Übererregung, weiß nicht mehr was Entspannung heißt, Lebendigkeit ist ein Fremdwort für mich, bin immer total erschöpft, arbeite seit Jahren nicht mehr, bin Emotionstaub wie abgeschnitten, halt typische Untererregung Symptome.
Weiß nicht mehr weiter, tendiere in die Waldschlösschen Klinik in Dresden einen Antrag auf die Aufnahme zu stellen, suche auch Therapeuten, aber viele sind nicht auf dem neusten Stand.

Ich weiß einfach nicht wie ich aus der Untererregung rauskommen soll, wäre ich im Toleranzfenster könnte ich zumindest eine leichtere Arbeit/Tätigkeit ausüben. Momentan leben wir vom Lohn meiner Frau und Kindergeld.
Überall nur Verhaltenstherapeuten die mit Ihrer Zetteln und Kopien Blättern, Tagesplanungen usw. ganz wenig von der Trauma verstehen. Um in die Körpertherapeutische Schiene reinzurutschen, fehlt einem das Geld.

Hat jemand ein Plan ob eine Klinik bei Entwicklungstrauma sinn macht?

Grüße J.

27.04.2023 19:59 • 03.05.2023 #1


36 Antworten ↓


K
P.S. Das mit der Untererregung habe ich erst 2019 festgestellt indem ich mich mit Trauma gefasst habe. Dann konnte ich es erst benennen. Damals 2010 hatte ich auch kleine Krise und es hat KLICK gemacht und schon war die ganze Lebendigkeit und Entspannung weg.

27.04.2023 20:18 • #2


A


Entwicklungstrauma - hänge im Untererregung

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Gaulin
Was ist denn eine Untererregung? Kannst du das bitte näher erklären?

27.04.2023 20:23 • x 2 #3


K
Es geht um unser Nervensystem, ein gesundes Nervensystem schwingt d.h. geht hoch wenn wir arbeiten, Dinge erledigen usw., gegen Abend oder nach der Arbeit geht es wieder runter wenn wir Zuhause sind und entspannt wenn wir einschlafen.
Bei Trauma gerät Nervensystem aus den Fugen, sprich geht über Toleranzfenster (Window Of Tolerance) hinaus, entweder ins Übererregung (Wut, Angst Reizbarkeit, Panik) oder ins Untererregung sprich Apathie, Leblosigkeit, Desinteresse, Erschöpfung usw.

Window Of Tolerance ist die normale , gesunde Erregung Höhen und Tiefen des Alltags können gut bewältigt werden, Entspannung, Gefühl von Sicherheit, Gefühl von Verbundenheit, Flow-Zustände, Emotionen können gut reguliert werden

Ich bin 2010 ins Untererregung gerutscht (damals hat Klick gemacht) und seit 13 Jahren ist meine Lebendigkeit weg, kann nicht mehr entspannen usw. Man unterteilt es in diese drei Zustände:

Übererregung
Ängste, Panikattacken, Wut, Aggression, Nervosität und Unruhe, Schlaflosigkeit, Konzentrationsprobleme, innere Angespanntheit, Misstrauen anderen gegenüber, Herzrasen, hoher Blutdruck, Überwachsamkeit, sich emotional überwältigt fühlen, sich nicht sicher fühlen

Optimale Erregung (Window Of Tolerance)
Höhen und Tiefen des Alltags können gut bewältigt werden, Entspannung, Gefühl von Sicherheit, Gefühl von Verbundenheit, Flow-Zustände, Emotionen können gut reguliert werden

Untererregung
Depression, Erschöpfung, Dissoziation, chronische Müdigkeit, Gefühl von Sinnlosigkeit, sich allein fühlen, Gefühllosigkeit, Schmerzunempfindlichkeit, sich taub oder wie gelähmt fühlen, sich getrennt fühlen, niedriger Blutdruck, wenig Bewegung, kalte Extremitäten, Verwirrungszustände, sich nicht sicher fühlen

27.04.2023 20:34 • x 2 #4


S
Hast du dich schon mal mit Peter Levine beschäftigt?

27.04.2023 21:55 • #5


K
@Saki1983
Ja klar, Somatic Experience, war bei einer SE Therapeutin, aber die hatte nicht viel Ahnung. Dier Verhaltenstherapeutin hatte SE Ausbildung, aber hat es bei mir nie angewendet. Traurig das ganze, meist muss man SE alleine zahlen und das sind schon 120 Euro pro Sitzung nicht wenig.
Meiner Erfahrung nach, wirkliche Kenner der Traumatherapie, die auf dem neusten Stand sind, gibt's nicht viele.
Viele traumatisierte haben ein Problem, einen wirklich guten Therapeuten zu finden.

27.04.2023 22:10 • x 1 #6


S
Das ist natürlich schade, wenn die Therapeuten beide eine SE-Ausbildung hatten, diese aber anscheinend nicht adäquat anwenden konnten.
Ich bin durch ganz viele Therapien gegangen, aber eines kann ich als Erfahrung sagen: Je mehr man selbst weiss und machen kann und erlernt, desto besser ist es. Du scheinst mir sehr viel Wissen angehäuft zu haben, kannst du davon auch etwas ohne Therapeut umsetzen? Denn es bringt ja nichts, ewig zu suchen und enttäuscht und frustriert zu werden.

27.04.2023 22:50 • x 1 #7


Reconquista
Zitat von kabongo:
Ich habe mich so gefreut die Ursache meines Leidens gefunden zu haben und dachte jetzt geht es nur bergab.

War das ein Schreibfehler?

27.04.2023 23:30 • #8


K
1. Immer wieder alles abklappern, was es bei Euch gibt: Auch Beratungsstellen, Klinikambulanzen, Privattherapeuten anfragen, manche haben spezielle Verträge mit GKV,
2. Gute Traumakliniken suchen, versuchen, dort Intervall-Therapie zu bekommen. Beim Vorgespräch nach Körperpsychotherapie fragen, nach den Verfahren fragen, die Du willst.
3. Prüfen, ob vielleicht eine Heilpraktiker-Versicherung für Dich Vorteile bietet, ob Du insgesamt die Kosten drücken könntest.
4. Viel über Trauma lernen/lesen.
5. Bei Eurer KV beschweren und zwar sachlich gut unterlegt. Schreib' rein, dass es nur so und so viele Traumatherpaeuten gibt und alle Wartezeit von.... haben. Schreib' rein, dass Du diese und diese Traumatherapieverfahren brauchst und es keine jungen modernen Therapeuten gibt, die die machen. Du kannst auch argumentieren, dass es zu wenige männliche Therapeuten gibt oder zu wenig junge. Sowas wie Tinnitus-Weiterbildung fehlt auch regelmäßig, Suchttherapeuten fehlen, vor allem fehlen Traumatherapeuten, die sich mit dissoziativen Störungen auskennen und mit medizinischen Trauma...
Und dann schreibt man rein, wie lange es einem schon schlecht geht und wie lange man schon sucht und dass es im kostenpflichten Heilpraktikermarkt alles gibt und in der Kassenversorgung nicht. Aufforderung, sie sollen als Sonderbedarf neuen Therapeuten zulassen und möglichst jüngere, weil sie mit der frisch erworbenen Prüfung meistens die neuesten Verfahren beherrschen, die ihre älteren Kollegen nicht mal kennen.
6. Man kann sich auch ruhig mal beim GBA beschweren und bei der Politik, muss man nachfragen, wer regional für die Gesundheitsversorgung in der Gemeinde zuständig ist und dann dorthin schreiben.
7 Sich Bücher und weitere Medien holen. Es gibt ja mittlerweile ganz neue Traumatherapieansätze, kommt dauernd was dazu.

Und ansonsten:

Auf Zeit spielen: Irgendwann gibt es das überall. Und ich schätze das geht eher schneller.

Mein Traumatherapeut kann das alles und noch viel mehr. Meiner hat fast 30 Therapieverfahren, die er schön miteinander verwebt. Aber er geht in einer Weile weg. Privatleben lockt. So ist es immer: wenn man endlich den richtigen hat, geht er wieder weg.Du bist also nicht alleine mit dem Elend.
.

28.04.2023 00:35 • x 2 #9


K
Zitat von Saki1983:
Das ist natürlich schade, wenn die Therapeuten beide eine SE-Ausbildung hatten, diese aber anscheinend nicht adäquat anwenden konnten. Ich bin durch ganz viele Therapien gegangen, aber eines kann ich als Erfahrung sagen: Je mehr man selbst weiss und machen kann und erlernt, desto besser ist es. Du scheinst mir sehr ...

Da ist eben das Problem, das ich gefangen in meinem Körper bin. So alleine was zu machen fällt wahnsinnig schwer, bisher bin ich auch nicht auf konkrete Übungen gestoßen, die mit Untererregung zu tun haben.

28.04.2023 20:46 • #10


K
Zitat von Reconquista:
War das ein Schreibfehler?

Genau, sollte bergauf heißen.

28.04.2023 20:47 • x 1 #11


S
Zitat von kabongo:
Da ist eben das Problem, das ich gefangen in meinem Körper bin. So alleine was zu machen fällt wahnsinnig schwer, bisher bin ich auch nicht auf konkrete Übungen gestoßen, die mit Untererregung zu tun haben.

Ich glaube, du kaprizierst dich viel zu sehr auf diese Untererregung. Die Symptome der Untererregung, die du in einem deiner vorigen Beiträge aufgelistet hast (Depression etc), die haben viele hier. Warum versuchst du nicht einfach mal anders an das Ganze heranzugehen. Mir kommt das so vor, dass du vor lauter Wissen und Anlesen genau das von dir Gedachte haben willst und wenn es nur einen Millimeter abweicht (und sei es nur scheinbar), dann ist es nicht das, was du vermeintlich brauchst. Fang mal mit den stinknormalen Dingen an, die dir ein Therapeut empfiehlt.

28.04.2023 21:07 • x 1 #12


Kruemel_68
Zitat von kabongo:
Um in die Körpertherapeutische Schiene reinzurutschen, fehlt einem das Geld.

Ich habe dass Glück, dass ich es mir leisten kann und ich bin inzwischen komplett von der Körperpsychotherapie überzeugt. Ich weiß mittlerweile, warum mir eine tiefenpsychologische und eine verhaltenstherapeutische Therapie nicht helfen konnten. Ich habe es allerdings auch nicht mit einem Trauma zu tun (zumindest nicht vordergründig). Das hilft Dir jetzt aber leider auch nicht weiter...

Daher nur zwei Anmerkungen von mir, die mir beim Lesen gekommen sind:

Du fokussierst Dich nur auf diese Untererregung, das schränkt Dich aber bei der Lösungssuche zu sehr ein. Psychische Erkrankungen (sei es Depression, Angst oder Trauma) haben komplexe Krankheitsbilder mit komplexen Ursachen. Es gibt nicht DEN Auslöser, sondern viele, manchmal auch nur ganz kleine.

Gib die Hoffnung nicht auch und such weiter nach Therapeuten/Kliniken, die auf Trauma spezialisiert sind. Ja, das is mühsam und dauert, aber wenn man dran bleibt, sollte es doch irgendwann klappen. Du weißt ja inzwischen, was Dir nicht geholfen hat und entsprechend kannst Du ja Deine Suche eingrenzen. Ich drücke Dir fest die Daumen, dass Du die passende Behandlung für Dich findest!

29.04.2023 10:43 • #13


K
Ich bin sicher, dieser Thread hier wird dem TE noch einen Benefit einbringen.

Und ja, das kann ich bestätigen, dass die wenigsten Therapeuten sich mit Traumatherapie wirklich gut auskennen. So ein bisschen Trauma wirkt sich ja auch nicht so schlimm aus. Aber gerade das, wovon der TE hier spricht, ist harter Stoff. Da es so früh war und dass durch die Mutter auch keine Zuwendung und Unterstützung kam, haben wir den Salat.

Mit dissoziativen Störungen und mit Traumata, die sehr früh stattgefunden haben, tun sich die meisten Therapeuten überhaupt nicht auskennen. Und die machen dann das, was sie gelernt haben. Das ist für solche Patienten aber die totalen Uberforderung und diese Therapeuten treiben die Leute in den Wahnsinn.

Drum wäre meine Empfehlung, sich vor Ort an die Traumatherapeuten zu wenden, die mit EMDR und Ego-State-Therapie arbeiten. Die kennen sich wenigstens mit Dissoziation aus. Und wenn man da jemanden findet, der offen für Neues ist, dann von Anfang an auf alles verweisen, was im Eingangstext geschrieben wurde und so den Therapeuten langsam an die Materie heranführen.... Wenn sich der darauf einlässt, dann kann es gut werden.

Man hat leider nicht immer das Passende. Es kann sich lohnen, jemanden zu suchen, der dem am nächsten kommt und mit ihm dann eine Weiterenticklung zu machen. Das ist nicht ideal, aber kann funktionieren.

Wenn ich sage, dass ich zu einem VT-Therapeuten gehen würde, dann meine ich das abrechnungstechnisch. Es geht um die rechtliche Einordnung des Therapeuten, mit welchem Verfahren er abrechnen kann. Und es geht mir darum, dass er eine erste berufliche Sozialisierung in VT haben sollte. Das ist wichtig, damit er einen gut Coachen kann. Aber das reicht bei Weitem nicht. Wenn man schwer und früh traumatisiert ist, dann sollte der wesentlich mehr beherrschen als nur kognitive VT. Das langt nie. Kognitive VT ist der erste Schritt im Leben eines VTlers. Damit kann er dann anfangen und Geld verdienen. Auf dem Stand sollte er nicht stehen bleiben, sondern sich weiterentwickeln. Die meisten sind aber - wie die Therapeuten anderer Therapierichtungen - zu faul, sich besser ausbilden zu lassen. An den Ausbildungskosten liegt es nur sekundär, denn die können sie als Betriebsausgabe verbuchen und damit wird die Weiterbildung unterm Strich vergünstigt.

Man muss sich das schon klar machen: Wir reden hier meistens und hauptsächlich von Kassentherapeuten, weil viele nicht das Geld haben, Privattherapeuten oder Heilpraktiker über lange Zeiträume zu bezahlen.

Meine Rede von oben:

Beschweren bei der KV, qualifizierte Beschwerden, sachliche Argumente bringen, wenn es geht, belastbare Zahlen vorlegen. Das kann man manchmal beibringen, weil viel veröffentlicht wird.

Wenn mal jede Woche 10.000 Leute für bessere Versorgung von psychisch Kranken auf der Straße stehen würden und Plakate aufrollen würden, wären wir schon lange weiter. Aber das macht keiner, alle wollen nur verheimlichen, dass sie gestört sind... So wird das halt nix.

Und auf uns kommen noch größere Probleme zu.

Es gibt immer mehr psychisch Kranke und es gibt immer weniger Psychologen und Psychiater. Auch da fehlen die jungen Leute. Und die ältere Generation wird aufhören. Die meisten Psychotherapeuten arbeiten ja lange weiter, trotz Rentenalter. Die glauben, sie können die Welt retten und halten sich für unersetzlich. Das sehe ich nicht so. Die älteren Therapeuten sind für manche Patienten Gold wert, weil die von deren Erfahrungsschatz profitieren. Aber wenn es um bestimmte Erkrankungen geht, dann sind oft die jüngeren Therapeuten viel besser und moderner aufgestellt und da kommt ein älterer Therapeut oft nicht hinterher.

Arbeitsblätter und Wochenpläne und diese typischen Instrumente können einen wirklich nerven und alles noch schlimmer machen.

Es ist wichtig, einen Therapeuten zu finden, der sich mit frühen Traumata auskennt, der sich mit Dissoziation auskennt und man muss sich mit dem gut verstehen. Dann kann man wenigstens eine Weile ein Stück weiter kommen. Und wenn dann ein richtig guter Traumatherapeut verfügbar ist, der kann, was er können sollte, dann dort sofort anmelden und schauen, dass man da landen kann.

Man kann nur das anzapfen, was da ist. Herhexen können wir alle keine Traumatherapeuten.

Aber uns beschweren bei den zuständigen Stellen und zwar sachlich und fachlich überzeugend beschweren, ist ganz wichtig.

Ich habe damals unserer KV geschrieben, ob sie eigentlich die ganze Gesellschaft und die Firmen kaputt machen wollen, ob sie das nicht sehen, dass wir viel zu viele veraltet arbeitende Therapeuten haben, die die wichtigsten Krankheitsbilder gar nicht behandeln können, weil sie das nie gelernt haben? Ich hab's denen so um die Ohren gehauen, wie sie es noch nie um die Ohren gehauen bekommen haben. Die Leute in den Entscheiderpositionen kennen sich ja oft auch nicht aus und glauben, es läuft alles super. Dann muss halt mal jemand kommen, der ihnen erklärt, dass es eben nicht gut läuft und auch warum es nicht gut läuft. Sachlich konfrontieren! Das habe ich schon mehrfach im Forum geschrieben. Und man sollte sich diesen Rat zu Herzen nehmen. Die Therapeuten machen es von sich aus eigentlich nicht, dass sie sich verbessern. Das machen immer nur wenige. Man muss als Patientenschaft Druck machen und zwar gekonnt Druck machen. Nicht bloß jammern und beklagen, sondern strategisch und geschickt vorgehen und versuchen, Einfluss zu nehmen auf die weitere Entwicklung im Gesundheitswesen.

Wir haben so wenige Psychotherapeuten für so viele Menschen. Wenn man dann noch davon ausgeht, dass viele sehr schlechte Arbeit abliefern und die Patienten Folgetherapien machen werden, dann kann man sich ausrechnen, wo wir landen werden.

Die einzige Lösung, die es gibt, ist, dass die Ausbildung der Therapeuten vielfach verbessert werden muss und dass die Qualität der Therapien massiv steigen muss. Wenn das nicht klappt, dann ist Holland in Not.

Das ist auch was, was wir als Betroffene immer wieder kommunizieren müssen. Wir müssen diese Forderungen auch stellen, bei der Politik, bei Fachverbänden.

Ich bin schon bei Therapeuten gewesen im Vorgespräch und habe dann knallhart gefragt: Ist das alles, was Sie können? Das war's? Sonst haben sie keine Verfahren drauf? und die dann so: Ja, damit kann ich den meisten Patienten gut helfen.. Dann habe ich gesagt: Das ist schön für die und Sie. Aber mir bringt das nichts! . Dann kamen verlegene Blicke und ich habe gesagt: Jetzt melden Sie sich mal da.... und da... für die... und die.... Fortbildung an. Und wenn Sie die absolviert haben und profundes Wissen und Können anbieten können, dann können wir einen neuen Termin ausmachen. Aber vorher nicht! Ich brauche jemand, der für mich kompetent ist und nicht einen, wo nur der Wille da ist, aber das Können fehlt!. Das ist hart. Aber wenn die das bei jedem Patienten so zurück bekämen, dann wären die bald alle in den nötigen Fortbildungen. Solange die mit lausiger Ware handeln können und trotzdem Geld verdienen werden die sich nicht in eine moderne Ausbildung bewegen, wo sie lernen sollen, schwierige Patienten zu behandeln, die viel verlangen, die arbeits- und stressintensiv sind.

Es ist immer ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren. Und der beste Weg, um den alten Hasen in die Suppe zu spucken, ist, wenn eine KV junge Kollegen zulässt. Das belebt die Szene, das bringt Frischzellenkur und wenn mehr Therapeuten zur Verfügung stehen, dann belebt Konkurrenz das Geschäft. DANN müssen sie was tun, weil sie sonst wirtschaftliche Einbußen erleben.

Also, bitte mal alle an die KV schreiben, die zuständig ist, die Therapieverfahren, die gesucht werden, listen und solche Therapeuten anfordern. Die großen Berufsverbände anschreiben und sich beschweren, bei den Psychiatern, bei den Psychotherapeuten, bei den Psychologen und Kinder- und Jugendlichenpsychos... Wenn das mal alle machen und sich veraltete oder zu knapp ausgebildete Therapeuten nicht mehr bieten lassen, dann kann sich was ändern.

Die wissen alle gar nicht, was sie falsch machen, deswegen wird es Zeit, das denen mal eindrücklich klar zu machen.

29.04.2023 12:54 • #14


K
Zitat von Saki1983:
Ich glaube, du kaprizierst dich viel zu sehr auf diese Untererregung. Die Symptome der Untererregung, die du in einem deiner vorigen Beiträge aufgelistet hast (Depression etc), die haben viele hier. Warum versuchst du nicht einfach mal anders an das Ganze heranzugehen. Mir kommt das so vor, dass du vor lauter Wissen und Anlesen genau das von dir Gedachte haben willst und wenn es nur einen Millimeter abweicht (und sei es nur scheinbar), dann ist es nicht das, was du vermeintlich brauchst. Fang mal mit den stinknormalen Dingen an, die dir ein Therapeut empfiehlt.

Nichts der gleichen, genauso hat die Therapeutin argumentiert, bei der ich 7 Monate war. Hätte ich mein Wissen nicht, wären noch weitere 7,8 oder 9 Monate vergangen und es hätte sich nichts getan.
Fangen wir mal an, das ganze System ist für die Tonne, die meisten Menschen mit Zwängen, Suizidgedanken, Depressionen usw. haben ein Trauma Hintergrund nur die wissen es nicht. Man werkelt an deren Symptomen rum, anstatt an der Wurzel zu packen. Man geht momentan davon aus und das vorsichtig angenommen, das 50-60 % der Fälle in der Psychiatrie resultieren aus der kindlichen Traumata.
Jetzt mein Beispiel, man hat mich Jahrelang wegen Angst, Panik, Depressionen behandelt und zwar ohne Erfolg, es wurde nur schlimmer und das obwohl ich Lippen-Kiefer-Gaumenspalte habe, kein Psychiater, Psychotherapeut kam darauf das dahinter Entwicklungstrauma steht. Operationen im Baby alter, Krankenhausaufenthalte da ist Trauma vorprogrammiert, keiner kam drauf.

Ich glaube du weiß nicht so richtig was Untererregung heißt, dein System hat aufgegeben, du bist wie in der Erstarrung ohne Lebendigkeit, Depression ist einer von der leichtesten Symptome, man ist dauererschöpft und zwar so als wäre man täglich 50 km laufen. Man kann nicht entspannen, da das System im Dauerstress ist, schlafen kann ich nur mit Medikamenten, du stehst morgen auf und bist total erschöpft. So geht es rund um die Uhr seit 13 Jahren, dazu kommen Emotionstaubheit, Rückzug, totale Desinteresse an Hobbys und anderen Tätigkeiten. Man will nur rumliegen und entweder die Decke anstarren oder Fernseher und so sieht das Leben aus. Ich spüre auch nichts, der Vater meiner Frau ist gestorben, ich habe null gefühlt und es war mir egal.
Du bist abgeschnitten von der Familie, Freunden und Gott, die Verbundenheit die jeder Mensch hat als er auf die Welt kommt ist in der Untererregung auch weg.

Peter Levine hat mal gesagt Trauma ist die Hölle auf Erden. Ein gelöstes Trauma ist ein Geschenk der Götter“.
Warum kognitive Therapien an der Trauma oft scheitern? Deswegen, weil Sie die Physiologie der Trauma nicht einbeziehen.
Verhaltenstherapie dockt an Neo Cortex und Trauma wird im Stammhirn gespeichert (ältester Teil des Gehirns der für Instinkte verantwortlich ist). Deswegen seit paar Jahren in der Trauma Forschung, empfiehlt man von der top-down Therapie (z.B. VT) wegzugehen und stattdessen in die bottom-up Therapie (also mit dem Körper anfangen).

Eins muss Euch klar werden Trauma liegt nicht im Ereignis, sondern im Nervensystem und Zitat von Dami Charf:
Zitat:
Deswegen lässt man heute in der Trauma-Psychotherapie Klient*innen eigentlich nicht mehr die traumatischen Geschichten erzählen. Vor einigen Jahren bestand noch die Annahme, dass ein Trauma davon “geheilt” wird, wenn es in möglichst vielen Details erzählt wird. Heute weiß man, dass es weder sinnvoll noch heilsam ist, sondern nur hoch belastend oder gar retraumatisierend.


Ich kann euch herzlichst empfehlen die Bücher von Peter Levine oder das fundamentale Buch über Trauma von Bessel Van der Kolk Verkörperter Schrecken oder in Englisch Body keeps the score.
Ich habe keine Erinnerungen an meine KH Aufenthalte, aber mein Körper doch. Der erinnert sich an die OP Eingriffe, das ALLEINE sein im Bettchen, gebunden am Bett damit man die Wunde nicht kratzt usw. Ein Baby versteht nicht warum OPs, keine Eltern da usw.
Bessel van der Kolk, einer der bekanntesten Traumatherapeuten, findet, dass viele psychische Probleme falsch behandelt werden.

29.04.2023 17:02 • #15


K
Übrigens das Buch von Bessel Van der Kolk ist jetzt viel billiger und überarbeitet als Neuauflage rausgekommen:
Das Trauma in dir: Wie der Körper den Schrecken festhält und wie wir heilen können Der Bestseller Verkörperter Schrecken jetzt als Taschenbuch Broschiert.
https://www.amazon.de/Das-Trauma-dir-wi...C95sr=8-5

Hier noch ein wichtiger Zitat von D.Charf warum REDEN alleine nicht so wirklich hilft:
Zitat:
Bis jetzt haben wir praktisch über Schocktrauma gesprochen, das ist das, was normalerweise unter Trauma verstanden wird. Aber es gibt eben auch diese ganzen frühen Verletzungen, Bindungstraumata und Entwicklungstraumata, und auch da ist es so, dass dir ein Gespräch als Verfahren letztendlich sehr wenig nützt. Du wirst zwar ganz viele Sachen erkennen, das ist auch gut so und sinnvoll, aber die Erkenntnis wird nicht so wahnsinnig viel verändern. Menschen mit sehr frühen Verletzungen sind oft jene, welche jahrelang in Therapie bei einem Psychotherapeuten gehen und einfach nicht weiterkommen.

Die Behandlung, beziehungsweise das Gespräch allein als Mittel der Psychotherapie, erreicht bei Trauma nicht die richtigen Gehirnregionen und geht nicht tief genug. Als Traumatherapie ist eine körperorientierte Traumatherapie wesentlich besser geeignet.

29.04.2023 17:14 • x 2 #16


K
@kabongo

Du hast mit allem recht, kabongo.

Und es war nicht Deine Schuld, dass es nicht funktioniert hat. Das System hinkt total hinterher. Und es ist eine Katastrophe für Dich und für viele andere auch. Du musst Dich nicht rechtfertigen, kannst das aber natürlich tun, wenn es Dir danach ist.

Wenn jemand Vorwürfe macht, dann oft, weil die Leute sich hilflos fühlen und irgendwie doch helfen wollen. Manchmal hilft einfach drüberlesen. Ich glaube auch, dass Du alles gemacht hast und alles gegeben hast, was Du konntest. Und es ist beschi..., wenn man sieht, dass man im Grunde gar keine Chance auf Erfolg hatte.

Du bist auch sicher nicht allein mit dem Schicksal.

Du bekommst von mir noch PN, versprochen.

29.04.2023 17:16 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

S
@kabongo Danke, ich habe alle diese Bücher und noch mehr. Ich bin halt irgendwann ins Tun gekommen. Man kann natürlich das ganze Leben über die anderen schimpfen. Man kann aber auch selbst was tun. Ich wollte dir noch einen Tipp geben, aber nach dem Beitrag von @Kosmos lasse ich es. Das macht hier keinen Sinn. Ich habe dir keine Vorwürfe gemacht, ich wollte dir Anstösse geben. Die Vorwürfe (an die Therapeuten, ans System etc) kommen von euch, dann tut eben so weiter. Ich bin hier raus. Ich setze meine Zeit und Kraft nur mehr für Dinge ein, die Sinn machen.

29.04.2023 17:28 • x 1 #18


Anonym0519
Es ist schon verdammt schwierig einen Platz bei einem Traumatherapeuten zu bekommen, sich dann noch einen aussuchen zu können ist fast unmöglich. Man muss das nehmen was man kriegen kann. Traurig aber wahr.
Ich bin derzeit auch auf der Suche, Wartezeiten und Aufnahmestopp sind die Regel.

29.04.2023 17:40 • x 1 #19


K
Zitat von Saki1983:
@kabongo Danke, ich habe alle diese Bücher und noch mehr. Ich bin halt irgendwann ins Tun gekommen. Man kann natürlich das ganze Leben über die anderen schimpfen. Man kann aber auch selbst was tun. Ich wollte dir noch einen Tipp geben, aber nach dem Beitrag von @Kosmos lasse ich es. Das macht hier keinen Sinn. Ich ...

Lass' Dich nicht abhalten, Hilfestellung zu geben. Es sind bestimmt viele dafür offen.

Dass es erst mal nichts hilft, sich an dem System abzuarbeiten, stimmt. Das kann vielleicht langfristig die Bedingungen verändern.

Aber ich muss auch sagen, dass die Möglichkeiten der Eigentherapie sehr limitiert sind. Und je stärker man betroffen ist, desto weniger wird man für sich tun können.

Ich habe die gleichen Erfahrungen gemacht wie der TE. Als ich keine passende professionelle Therapie gefunden habe, habe ich auf Empfehlung der vorbehandelnden Klinik Eigentherapie machen sollen, man hat mir geraten das Lehrbuchvon Francine Sharpiro zu nehmen und es selbst mit EMDR zu versuchen. Ich habe dann in einem Kurs bei einer Psychologin Selbst-EMDR gelernt. Ich habe das auch mal versucht. Aber das hat doch am Ende kaum hingehauen.

Auch die Sachen aus dem SE oder PV kommen relativ schnell an ihre Grenzen, wenn man sehr früh und sehr schwer traumatisiert wurde. Da geht es einfach nicht, alles alleine zu machen. Da braucht man jemanden, weil einen so die Panik schüttelt oder man so weit wegdriftet, dass man selbst nichts mehr machen kann.

Man kriegt keine Struktur rein, weil man keine hat.

Allein die Depression wird schon machen, dass man nicht mal was machen will.

Ich habe echt alles durch in dem Bereich und weiß, wie schwer das ist, wenn man keinen Ansprechpartner hat und man einfach zu tief drin steckt.

Ich kann es nicht allein und auch nicht selbst machen. Vielleicht kommt das mal noch. Aber bisher kann ich es nicht. Und es ist auch nicht möglich, alles einfach so allein zu lernen. Eine qualifizierte Ausbildung kann man nicht machen, das dauert Jahre und würde das eigene Leben komplett sprengen. Und mit gefährlichem Halbwissen mag ich nicht an mir rumbasteln, dafür sind meine Traumata auch zu heftig. Ich habe zwar auch schon ab und zu etwas allein gemacht, hat auch geklappt und ein bisschen Traumaenergie rausgenommen. Aber wohl habe ich mich damit nie gefühlt, weil ich Angst habe, dass ich was falsch mache. Man muss ja auch wissen, wo im Prozess man was aufgreift, wann man langsame Ausführungen machen muss und wann im normalen Tempo...

Und dass wir von diesem System für dumm verkauft werden, dass wissen immer mehr Menschen. Die Amis sind uns gute 7-10 Jahre voraus. Und unsere dummen Therapeuten und Ärzte wissen weniger als informierte Patienten. Wenn es in allen Bereichen der Medizin so laufen würde, dann könnte man alles im medizinischen Bereich zu machen.

Psychisch Kranke bleiben nich deshalb krank, weil man ihnen nicht helfen könnte, sondern weil die, die ihnen helfen sollen, es nicht gelernt haben, wie es geht. Wenn man gesund werden will, können viele nur zum HP und der kostet wahnsinnig viel Geld. Das haben eben auch nicht alle. Wir werden doch alle nur für blöd verkauft. Seit 20 Jahren hätte man das alles schon umstellen müssen, stattdessen haben unfähige Therapieschulen in ihren Machtpositionen dafür gekämpft, dass weiter in Versager-Therapieformen ausgebildet und behandelt wurde. Das ist doch kein Zufall gewesen und daran sind doch die Patienten nicht schuld.

29.04.2023 17:48 • #20


A


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