App im Playstore
Pfeil rechts
8

Hallo zusammen,
ich nehme seit über einem Jahr Duloxetin (60 mg) und habe schon mehrfach versucht, es abzusetzen, auch ganz langsam über 30 mg. Trotzdem hatte ich jedes Mal sehr starke Absetzsymptome:
• extreme Kopfschmerzen
• Verspannungen
• Muskelzuckungen
• Schlafprobleme
• Stimmungsschwankungen
• Gereiztheit, Traurigkeit und starke innere Unruhe

Am schlimmsten war, dass ich nicht gedacht hätte, wie schwer das Absetzen wirklich ist. Ich habe mich jedes Mal am Ende gezwungen gesehen, die Dosis wieder zu erhöhen, einfach um wieder klarzukommen.

Jetzt frage ich mich:
Gibt es hier Menschen, denen es genauso ging?
• Wie seid ihr damit umgegangen?
• Habt ihr euch entschieden, Duloxetin weiter zu nehmen?
• Oder habt ihr trotz der krassen Entzugserscheinungen durchgezogen?
• Und wenn ihr es langfristig nehmt: Hattet ihr irgendwelche Nebenwirkungen?

Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand seine Erfahrungen teilt – einfach zu wissen, dass man damit nicht allein ist, würde mir schon helfen.

Danke euch!

14.05.2025 11:26 • 15.05.2025 #1


8 Antworten ↓


@Sen10
Hi, ich nehme aktuell seit etwa einem Jahr 45 mg (zu Beginn zwei Monate mit 30 mg).
Anfang des Jahres habe ich innerhalb kurzer Zeit erst auf 75 mg erhöht und dann auf 90 mg - das ist mir gar nicht gut bekommen und ich bin von 90 mg abrupt auf 45 mg zurück.
Ich kann nicht 100%ig trennen, was in dieser Zeit Krankheitssymptom, Nebenwirkung oder Entzug war.
Jedenfalls hat es locker zwei bis drei Wochen gedauert, bis sich der Körper wieder auf die 45 mg eingestellt hat.
Beim Rückgang von 90 auf 45 hatte ich auch zum ersten Mal diese unangenehmen Brainzaps, als Folge des Entzugs, die haben dann nach so zwei Wochen von alleine aufgehört.
In den ersten Wochen bei einer neuen Dosis habe ich generell viele Kreislaufprobleme, Schwindel, Müdigkeit, Schwitzen und Kopfweh. Teilweise ist mir übel, ich bekomme mehr Sodbrennen und habe etwas weniger Appetit.
Trotz weniger Appetit ist die letzten Jahre mein Gewicht stetig gestiegen (immer so 5 kg mehr jedes Jahr, seit Wiedereinnahme von AD, hatte erst Fluoxetin und Bupropion vorm Duloxetin). Das schiebe ich zum Teil auf die Medikamente und nicht nur auf Stress und meine ungesunden Ernährungsgewohnheiten.
Teilweise war ich in den ersten Monaten des Jahres sehr gefühllos und richtig Freude empfinden zu können, ist schon lange schwierig (Anhedonie). Aber hier verschwimmen eindeutig die Grenzen zwischen Krankheit an sich und möglicher Nebenwirkung. Da das Duloxetin bei mir aber die Panik und Ängste sehr positiv beeinflusst, nehme ich es weiter und plane nach Rücksprache mit der Psychiaterin der 60 mg Dosis nochmal eine Chance zu geben mit viel Zeit und wenig Druck zu funktionieren, da ich zur Zeit ohnehin krank geschrieben bin.

A


Duloxetin absetzen, wer hat ähnliche Erfahrungen?

x 3


@sandracookie vielen Dank für deine ehrliche und ausführliche Antwort.
Gerade das mit dem Gefühl, nicht mehr trennen zu können, ob bestimmte Symptome vom Entzug oder von der Krankheit selbst kommen, das ist bei mir auch ein ganz großer Punkt. Das macht es total schwer, die richtige Entscheidung zu treffen oder sich überhaupt sicher zu sein, was im Körper gerade passiert.
Planst du, Duloxetin langfristig weiterzunehmen? Ich bin nämlich gerade an dem Punkt, wo ich überlege, ob ich es einfach dauerhaft nehmen sollte.

@Sen10
Ja momentan plane ich das längerfristig weiter zu nehmen. Denke ich brauche es noch als eine Art Unterstützung, die die überschießenden Emotionen (Angst und Panik) etwas dämpft und ich damit dann besser umgehen kann. Grundsätzlich will ich aber schon auch an meinen Baustellen bei der psychischen Ebene arbeiten mittels Therapie und irgendwann in ein paar Jahren wieder weg davon - einfach weil es ein Medikament ist, dass stark in den Stoffwechsel eingreift und nun mal Nebenwirkungen hat und auch die Leber und die Nieren durch den Abbau in Anspruch nimmt.
Momentan ist für mich persönlich der Nutzen aber noch größer als die Kosten und es kommt auch immer etwas auf die Lebensumstände an. In einer stressigen Phase bspw. ist ein Ausschleichen teilweise von Anfang an problematisch, weil man eh unter Strom steht.

Hi!
Ich nehme Duloxetin seit 2022 - anfänglich 90 mg, im Laufe der Zeit habe ich begonnen, es zu reduzieren. Bis ich dann auf 30 mg runter war. Auch in dieser Phase ging es mir gut und so habe ich beschlossen, Es ausschleichen zu lassen.
Das war ein Schuss ins Knie - sofort waren alle Probleme, warum ich es genommen habe, wieder akut. Also bin ich wieder rauf auf 90, bis es mir wieder besser ging.
Die letzten Monate habe ich 60 genommen, will aber reduzieren und nehme gerade täglich abwechselnd 1 x 30 und dann 1 x 60 - in einer Woche nur noch 30.
Das mache ich vor allem, weil das Medikament meine Libido stark eingeschränkt. Ansonsten hätte ich keine Probleme, es höher dosiert zu nehmen. Ich spüre ansonsten keine Nebenwirkungen und habe schon oft gelesen, dass Menschen es über zehn Jahre und mehr einnehmen. Man sollte nur jedes halbe Jahr ein EKG machen - zumindest in Österreich ist das bei diesem Medikament verpflichtend.
Was mich wundert: ihr schreibt von 45 bzw 70 mg - wie geht das? Meine Duloxetin Krka gibt es nur als 30 oder 60 und teilen lassen sie sich nicht
Liebe Grüße
Alex

@Alex1972 es gibt Duloxetin auch als 20mg, 40mg und 45mg wenn ich nicht irre. Das heißt nur anders ist aber für Harninkontinenz. Der Wirkstoff ist aber der gleiche.

@Alex1972 danke für deinen Beitrag.
Was du zur Libido schreibst, kann ich absolut nachvollziehen. Das ist bei mir auch einer der Gründe, warum ich überhaupt über das Absetzen nachgedacht habe, neben der Müdigkeit und der Gewichtszunahme.

Das mit dem EKG war mir ehrlich gesagt neu, danke für den Hinweis! Ich habe davon bisher noch nichts von meiner Ärztin gehört, aber ich werde sie definitiv mal darauf ansprechen

@Alex1972
Ich habe mit 30 mg angefangen, dann auf 45 mg erhöht.
Von der 30er Packung hatte ich zu dem Zeitpunkt noch Tabletten übrig.
Als ich erhöhen wollte (zugegebenermaßen etwas eigenmächtig) habe ich einfach eine 30er und eine 45er zusammen genommen und dadurch quasi 75 mg erhalten. Anschließend habe ich zwei 45er zusammen genommen für 90 mg (das dann aber abgesprochen mit der Psychiaterin). Hab dann allerdings nach kurzer Zeit wieder abgebrochen, weil ich die schnelle Dosiserhöhung nicht vertragen habe und bin jetzt wieder bei 45 mg.

EKG würde bei mir nur einmal anfangs gemacht, weil ich gesagt habe, dass ich regelmäßig Cetirizin gegen meine Allergien einnehme. Antihistaminika und Antidepressiva in Kombination können wohl eine Verlängerung des QT-Intervalls verursachen (laut Beipackzettel) - was auch immer das genau bedeutet, jedenfalls kann man das durch die EKG Kontrolle sehen.
Ist schon erschreckend, dass es in Österreich halbjährlich Pflicht ist und in Deutschland teilweise nicht mal drauf hingewiesen wird.






Dr. med. Andreas Schöpf
App im Playstore