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T
Hallo,

ich habe ein Problem. Es geht dabei jedoch nicht um mich, sondern um meine Mutter. Sie ist jetzt Mitte 60 und schon seit einigen Jahren berentet.

Sie hat 1994 ihren Mann, also unseren Vater verloren und hatte - soweit ich mich erinnere - eher wenig Freunde oder Bekanntschaften und hat meines Wissens seitdem auch nie wieder eine Beziehung gehabt. Auch mit mir hatte sie viele Sorgen, da ich selbst psychisch nicht stabil bin.

2002 hat mein Bruder unser Haus verkauft und meine Mutter war wohl unglücklich darüber und ist in die nächstgrößere Stadt gezogen, in der sie auch aufgewachsen ist. Dort begannen nach einiger Probleme mit einem Nachbarn, der über ihr wohnte. Was nun genau passiert ist, kann ich nicht sagen, aber jedenfalls schob sie seitdem immer alle möglichen Vorfälle auf ihn. Er würde in ihre Wohnung eindringen, sie durchwühlen, versuchen am Schloss rumzufummeln, in ihre Wohnung schauen, Lärm machen oder husten um sie zu stören, sie abhören oder Störgeräte aufbauen, damit sie nicht mehr so guten Empfang hat. Er wäre sogar nachts in ihre Wohnung gekommen, hätte ihre Schulter berührt. Morgens hätte sie dann ihre Ringe in der Hosentasche gehabt. Folglich hätte der Mann die Ringe abgezogen und sie ihr in die Tasche gesteckt. Und ähnliche Vorkommnisse, von denen sie berichtet, die aber nicht nachzuweisen sind.

Es war auch die Polizei da, es ergab sich aber keine Klärung, weil nichts nachzuweisen war und weil es vermutlich auch keine Beweise gab.

Jedenfalls begann sie zu glauben, dass Menschen sie beobachten und verfolgen. Zuerst war es der Nachbar, dann der Betreuer meines Onkels (er hat evtl. Geld veruntreut und sie vermutet, dass er die Hälfte eines Hauses, die sie geerbt hat bekommen will - indem er sie verrückt macht). Dann meinte sie er hätte irgendwelche Fremden angeheuert um sie zu verfolgen und zu beobachten usw.

Ich bat meinen Bruder sich ihrer anzunehmen und er vermittelte ihr eine Wohnung in seinem Mietshaus in einem anderen Ort im Landkreis.

Kurze Zeit war sie wohl beruhigt und ich hoffte sie würde Kontakte haben, rausgehen und es würde ihr gut gehen.

Dann sagte sie in einem Prozess für jemand anders als Zeuge aus. Es ging um eine Schlägerei. Und ab dann war sie der Meinung, dass außerdem noch die Angehörigen der Sippe des Angeklagten sich rächen wollten und sie verfolgen würden.

Es gäbe Radau vor ihrer Tür, man würde sie im Ort fotografieren, Autos folgen ihr, sie erkennt Kennzeichen wieder, Männer würde sie in ihrer Wohnung ausleuchten, auf ihren Balkon klettern, sie verfolgen und in ihre Wohnung eindringen wollen. Natürlich schloss sie jede einzelne Tür in ihrer Wohnung ab und streute sogar irgendein Pulver, damit sie Fußabdrücke sichern konnte. Trotz des Einsatzes eines Fotoapparates konnte sie aber keine Beweise für ihre ungebetenen Besucher liefern. Angeblich wurde eine Nachbarin auch ausgeleuchtet, wie sie immer sagt. Mein Bruder kam mehrfach runter und auch die Polizei war da, aber es gab nie eine Spur von diesen Männern.

Und es scheint immer schlimmer geworden zu sein. Jetzt ist sie gerade zu Besuch und obwohl mein Freund und ich bisher immer bei ihr waren, will sie schon mehrfach fotografiert worden sein. Sie sieht immer so ein Blitzen, glaubt, dass ständig Menschen ihre Handys aus der Hosentasche ziehen oder an sich rumnesteln um sie zu fotografieren oder sie sieht irgendwelche Lichter, sogar hier in meinem Wohnzimmer, während die Jalousien fast ganz heruntergelassen sind. Ich sehe das natürlich nicht, aber sie achtet ja auf so etwas. Und im Café hat sie mehrfach einen Spiegel in die Sonne gehalten, weil sie diejenigen, die sie verfolgen und fotografieren blenden wollte.

Obwohl sie ja bei mir sogar in einem anderen Bundesland ist und sie hier garantiert niemand kennt, meint sie, dass man auch hier Menschen hinter ihr hergeschickt hat. Jeder, der sich in ihre Nähe setzt, wird von ihr misstrauisch und böse angeguckt und sie behauptet jedes Mal, dass derjenige sie fotografiert hätte.

Wir argumentieren mit Spiegeln, Glasscheiben, Metallarmbändern oder -spangen, die jetzt in der Frühlingssonne glitzern oder vorbeifahrenden Autos, von denen das Licht abprallt, wirklich vernünftig und versichern ihr, dass derjenige das nicht tut, aber sie kann nicht aufhören.

Und von Psychologen und Medikamenten will sie nichts wissen, sie ist ja nicht verrückt.

Was kann ich tun?

22.04.2009 18:03 • 01.11.2009 #1


19 Antworten ↓


W
Hallo Tochter!Das ist ja eine schwierige Geschichte.Könnt Ihr mal Ihren Hausarzt zu Rate ziehen??

22.04.2009 19:24 • #2


A


Verfolgungswahn?

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C
Schick ihr mal wirklich jemaDnen hinterher der sie fotografiert, oder fang selbst dmait an, dann wird sie bald den unterschied merken zu Einbildung und Realität. Das nennt man Musterunterbrechung und das ist manchmal echt sehr effektiv.

22.04.2009 21:14 • #3


T
Meinst du wirklich, dass sie wirklich nicht noch mehr an die Sache glaubt, wenn sie ganz real sieht, dass sie jemand fotografiert? Ich meine, ich würde es mal versuchen, wenn's möglich ist.

Hm, ja, sie hat nicht wirklich einen Hausarzt, sucht überhaupt selten einen Arzt auf, drückt sich eigentlich immer - wenn möglich. Wenn, dann müsste das mein Bruder machen, denn ich wohne ja zu weit weg.

Heute war es wieder besonders schlimm. Vor allem macht sich mein Freund schon darüber lustig, weil er sehr genervt ist, denn sie spricht ständig darüber. Und dann denke ich manchmal, dass sie den Spaß auch versteht. Aber sie glaubt wirklich daran, dass Menschen sie fotografieren usw. Es ist zum Verzweifeln.

23.04.2009 19:14 • #4


T
Also, mein Bruder konnte meine Mutter vor ein paar Wochen dazu bringen zum Hausarzt zu gehen.

Sie kennt den zwar noch nicht lange, aber sie ist hingegangen.

Und er hat ihr Tropfen verschrieben, zur Beruhigung. War sowas wie Diazepam oder so.

Beim nächsten Termin hat der die Dosis erhöht, aber meine Mutter hat mir gestanden, was wir die ganze Zeit auch schon dachten: Sie hat die Tropfen nie genommen.

Sie möchte das nicht.

Der Arzt hat eine Überweisung zum Neurologen ausgestellt, aber sie macht keinen Termin.

Mein Bruder ist ganz genervt, er hat jetzt auch starke körperliche Probleme (Krebs) und sie hat einfach keine Krankheitseinsicht.

Sie hat mir zwar versprochen den Termin jetzt doch zu machen, aber was nützt es, wenn sie doch nicht offen erzählt, was sie wirklich denkt und was so passiert?

Es wird jetzt immer schlimmer, so berichtet mir mein Bruder.
Sie macht jetzt immer ganz laut Musik, weil sie denkt, dass sie abgehört wird. Und schimpft irgendwelche Leute an, öffnet kaum noch die Tür, vernachlässigt sich und ihre Wohnung.

Was soll ich nur tun?

07.09.2009 17:59 • #5


wunna
Paranoia?

19.09.2009 14:56 • #6


S
hallo,

die sache mit eurer mutter ist nicht einfach.
verstehe auch die mutter, die sich ihren eigenen schützenden raum um sich herum aufbaut.......es ist traurig.

aber wäre die möglichkeit eines betreuten wohnens vielleicht eine erleichterung für euch und eure mutter? sie wäre unter ihresgleichen und unter beobachtung und betreuung. habt ihr mal mit ihr darüber gesprochen?

Gruß Schattenkind

20.09.2009 02:25 • #7


wunna
Also,
ich bin die Tochter.

Das Problem ist, dass meine Mutter überhaupt keine Krankheitseinsicht hat. Ich meine, sie denkt ernsthaft, dass jemand all die Leute auf sie ansetzt.

Außerdem nimmt sie ihr Medikament nicht ein und spielt vor den Ärzten alles herunter.

Mein Bruder hat Kontakt mit einem Arzt vom sozialpsychiatrischen Dienst aufgenommen und der hat sie besucht. Nur, sie will nichts machen. Sie war zwar beim Neurologen und als sie jetzt bei mir zu Besuch war, konnte ich sie auch dazu bringen ihre Sachen zu nehmen.

Aber es ging ihr nicht im Geringsten besser.

Wie schnell wirkt denn Haldoperol in Tropfenform?

Hat damit jemand Erfahrung?

Wie hoch sollte die Dosierung sein?

Es ist furchtbar mit ihr und sie hat auch schon furchtbar abgenommen, sieht alt und krank aus. Pflegt sich nicht mehr, läuft rum - fast - wie eine Obdachlose.

Kein Argument wirkt, sie wird nur aggressiv.

Angeblich fotografieren sie alle, mit dem Handy, mit Kameras, angeblich sogar in der Tasche. Und angeblich hat sie Schmerzen in der linken Hand, weil Leute sie anpinnen. Und sie trägt dort jetzt immer nen Handschuh. Und beleidigt Leute auf der Straße, es ist super-peinlich mit ihr.

Sie soll wohl jetzt noch noch ein CT vom Kopf machen lassen und dann noch eine Psychiaterin aufsuchen, aber sie wird nie offen und ehrlich sprechen.

Ich bin echt verzweifelt, weil ich es mit ihr nicht aushalte und mein Bruder auch sagt, sie sollte besser stationär aufgenommen werden.

Was soll ich nur tun?

17.10.2009 17:29 • #8


G
Ich würde dir gerne etwas raten, aber da bin ich total ratlos.

Mein einziger Rat wäre für dich: Sorge für dich. Wenn deine Mutter ihr Leben so leben will, dann lass sie und lebe du dein eigenes Leben, so wie es für dich selbst gut ist.

Eine Alternative wäre, sie über das Vormundschaftsgericht unter Betreuung stellen zu lassen, was wahrscheinlich zu einer Einweisung in eine psychiatrische Klinik führen würde. Ob deine Mutter schon so weit ist und ob du es verantworten kannst, sie praktisch entmündigen zu lassen, musst du entscheiden. Wie gesagt, ob du das verantworten kannst, musst du entscheiden. Ich finde, das ist ein sehr extremer Schritt.

17.10.2009 20:56 • #9


wunna
Tja, ich würde es sogar fast direkt machen, weil ich ganz ehrlich glaube, dass es keine andere Lösung gibt. Aber wie kommt man denn an einen Betreuer, z. B. an einen ehrenamtlichen?

Mein Bruder sagt immer wieder, dass er Angst hat, dass sie eines Tages richtig Ärger mit einem kriegt, der nicht so locker reagiert, wenn sie ihn angeht und behauptet, dass er sie fotografiert usw. Und beschimpft. Oder dass irgendwann mal wer die Polizei ruft oder so. Man muss es auch sehen, sie wohnen in einer Kleinstadt und sie benimmt sich mehr als peinlich.

Und sie ist nicht mehr die Mutter, die ich mal hatte. Sie sieht aus, als wäre sie 75 oder älter. Und nicht gesund dabei.

Ich weiß nicht mehr was richtig ist. Ich wünschte sie würde hier in die Klinik gehen. Dann könnte ich sie jeden Tag besuchen, denn die Klinik ist bei mir direkt auf dem Weg zur Arbeit.

Es wäre super und ich bin sicher, dass man ihr helfen könnte. Nur: Sie hat ja keinerlei Krankheitseinsicht.

Ich kann es einfach nicht so weiterlaufen lassen. Schließlich ist sie meine Mutter und hat mich auch besucht, wenn ich stationär war.

Mein Gewissen sagt mir, dass ich sie nicht einfach so machen lassen kann. Außerdem ruft mich mein Bruder auch täglich an und beschwert sich bei mir.

Oh, mann, es kann nicht so weiter gehen.

17.10.2009 22:19 • #10


Rine
hallo wunna,
ich kenne solche phasen wie die deiner mutter. habe/hatte damit selber zu kämpfen.

wenn man in einer schweren psychose steckt hat man natürlich keine krankheitseinsicht, man weiss nunmal was man weiss, vergleichbra mit dem herzphobiker der zum ersten mal fest davon überzeugt ist einen herzinfakrt zu haben.

wnn sie mit der psychaterin spricht, wird diese um ihr vertrauen zu gewinnen erstmal das ganze in betracht ziehen was deine mutter meint zu wissen, und ihr nicht gleich ihre krankheit offenbaren. also vielleicht hat sie mehr erfolg als du.

in meiner psychose war ich der meinung, man könne mich per knopfdruck auslöschen und der gleichen, und ich glaube hätte das angehalten und ich wäre nicht selbst wieder zu verstand gekommen hätte ich wirklich extrem drunter gelitten. und im nachhinnein wäre es für mich zu diesem zeitpunkt besser gewesen in eine schöne klinik zu kommen oder sagen wir mal ne kur machen .

17.10.2009 22:27 • #11


wunna
Hey Rine,

danke, dass du so offen bist und über dich berichtest.

Es wäre also oberste Priorität sie erstmal zu der Psychiaterin zu bringen? Gut, das versuche ich.

Diskussionen mit ihr sind absolut sinnlos, egal wie gut meine Argumente sind.

Immerhin habe ich dann schonmal ein Ziel, eine Möglichkeit etwas zu tun.

Ich fühle mich da sehr hilflos.

Danke dir!

LG

17.10.2009 22:31 • #12


Rine
hallo wunna,

ja auf jedenfall mit der psychaterin in verbindung setzen und ihr alles berichten. ich weiss nicht was die psychaterin für eine therapie vorschlägt aber ich glaube das es wichtig für deine mutter wäre aus dieser situation raus zu kommen, also aus ihrem gewohnten umfeld, wo sie sozusagen ihre verfolger erstmal abgeschüttelt hat und vielleicht ein wenig zur ruhe kommt. (mir hätte es zu der zeit mehr als gut getan)

was wahrscheinlich so sein wird , das deine mutter alle, einschliesslich ihrer eigenen familie für feinde hält, das wäre in der klinik nix anderes. feind im sinne von: die verstehen mich nicht, die glauben mir nicht, oder teilweise wie es bei mir war, die stecken mit *denen* unter einer decke, verraten mich.

wenn ich dir noch einpaar facetten der krankheit erzählen darf:

vor 2 jahren hab ich mein schloss ausgewechselt weil ich der meinung war (und heute noch bin) jemand war in meiner wohnung, es roch an diesem tag anders in der wohnung und 3 geräte, waschmaschine, staubsauger waren kaputt und mein wasserbett lief aus. für mich eindeutig kein zufall, sondern manipulation.

vor 3 jahren war ich der meinung mein freund wollte mich sozusagen vergiften, habe immer vermutet er wirft mir medikamente ins glas, was dann auch meine nervösen zuckungen, körperliche symptome und psychische störungen erklärten.

allerdings glaube ich das alles heute immernoch, das ich verfolgt werde (wenn ich jemand mit handy sehe beziehe ich das gleich auf mich)

ich war nicht in behandlung, bei mir hats eh keinen aus meiner familie interessiert, aber bei deiner mutter bist du ja an ihrer seite und kannst beobachten ob es ihr wirklich besser geht, ob (wenn es so kommen wird) die medis bei ihr auch wirklich wirken, ob sich ihr zustand verbessert und sie wieder die alte wird, und ich glaube die chancen stehen bei deiner mutter ganz gut

17.10.2009 23:46 • #13


G
Einen fremden ehrenamtlichen Betreuer wird man für so einen Fall wohl nicht finden. Wer sollte sich sowas antun?

Es gibt gerichtlich bestellte professionelle Betreuer, die dann dafür monatlich Geld bekommen. Sofern der Betreute Geld hat, wird es davon genommen. Der Betreuer bekommt aber sehr wenig, ca. 40 Euro im Monat. Ob da noch weitere Kosten für Gericht usw. dazukommen, weiß ich nicht, aber ich vermute es.

Du könntest dich im Prinzip als Betreuerin anbieten, aber ob das Gericht dem zustimmt, ist offen. Der Betreuer muss aus der Sicht des Richters persönlich und fachlich dazu in der Lage sein. Du kannst es dir ja mal durchlesen, z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Betreuer_%28Ehrenamt%29

Leider gibt es auch - ehrenamtliche sowie gesetzliche - Betreuer, die ihre Vollmachten missbrauchen, wie man immer wieder mal in den Medien hören oder sehen kann.

17.10.2009 23:58 • #14


Rine
hallo gastB,
das problem ist: ihre mutter hält sich für völlig gesund, ihr einen betreuer an die seite zu stellen wäre fast so unmöglich wie bei jeden anderen gesunden menschen, *wir* verblöden nicht, sondern sind in diesen wahnvorstellungen gefangen - und keiner glaubt uns! sodass wir immer misstrauischer menschen gegenüber werden, selbst unserer eigenen familie.

also der mutter zu sagen: wir gehen mal zu einer frau und reden mit ihr, funktioniert so nich, sie würde sofort wissen: o schreck, die schleppen mich zum psychiater.

18.10.2009 00:32 • #15


wunna
Gute Morgen!

Danke erstmal für eure Antworten und die offenen Worte.

Ja, sie hat neulich wohl auch die Wohngesellschaft angerufen und gesagt, sie hätte wohl den Schlüssel verloren und das Schloss müsste ausgewechselt werden. Leider haben die das dann auch gemacht.

Es ist echt unangenehm für meinen Bruder, der mit ihr im selben Mietshaus wohnt, weil sie nachts oder frühmorgens rumschreit. Sie schreit dann eben die Leute an, die sie fotografieren oder vor der Tür stehen oder so. Und hat die Musik extrem laut usw. Wahrscheinlich damit man sie nicht abhören kann.

Dann öffnet sie teilweise nicht mehr die Tür oder ruft meinen Bruder an, dass angeblich 10 Männer vor der Tür stehen, teilweise mit weißen Kitteln und Spritzen usw.

Früher hat sie ein paarmal die Polizei gerufen, weil sie meinte jemand schleicht um das Haus und wäre auf ihrem Balkon. Bis halt ein Polizist zu meinem Bruder meinte, ob es ihr evtl. nicht so gut ginge oder so. Allerdings wurde dann irgendwann mal dort eingebrochen, so dass es ja schon möglich ist, dass jemand rumgelaufen ist und das Haus angeschaut hat.

Leider wohne ich in einem anderen Bundesland und kann so nichts für sie tun. Mein Bruder ist aber auch schon mit den Nerven am Ende. Ich hatte sie im Frühjahr/Sommer auch fast 3 Monate zu Besuch und davor auch schon mal und es war echt schlimm. Für meine Nerven auch eine schlimme Belastung, weil sie wirklich nur ein Thema kannte in der Zeit. Es gab endlose Diskussionen und jedes Auto, das vorüber fuhr und jeder Mensch, der vorbeiging war auf sie angesetzt. Sie meinte sogar, dass im Zug Leute waren, die mitgefahren sind um sie zu beobachten.

Sie konnte kein Stück abschalten, hatte die Ängste und den Wahn mitgenommen. Mein Freund war auch total gereizt und er hat echt versucht mit ihr zu diskutieren und ihr das Gegenteil zu beweisen. Aber das hat überhaupt keinen Sinn.

Tatsächlich ist es so, dass sie wohl das Wichtigste verschwiegen hat, als sie mit dem Hausarzt oder Neurologen gesprochen hat. Und dass sie alles runterspielte. Ich war ja nicht dabei.

Wäre es also eine Möglichkeit, wenn mein Bruder zu der Psychiaterin gehen würde und ihr erstmal beschreiben würde, was los ist, so dass diese bei dem Termin mit meiner Mutter schon Bescheid weiß?

Weil, meine Mutter ist ja nicht dumm. Bei ihrer Angst, dass sie jemand einliefern lassen will usw., da sagt sie bei einem Arzt natürlich nicht das, was sie uns sagt. Aber ganz kann sie es wohl nicht verbergen.

Mein Bruder meinte, er hätte jetzt vom Hausarzt - der mit dem Arzt vom sozialpsychiatrischen Dienst gesprochen hat - Tabletten bekommen und zwar Risperdal, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.

Übrigens, sie hat ganz schlechte Erfahrungen mit dem gesetzlichen Betreuer meines Onkels gemacht, da dieser wohl schlecht mit dem Geld meines Onkels umgegangen ist.

Meine Cousine wollte wohl klagen, aber das Problem war wohl, dass der zuständige Richter - der die Betreuung angeordnet hat - keine Untersuchung wollte und sie keine Akteneinsicht bekam. Der Betreuer musste nicht nachweisen, was er mit den Ersparnissen meines Onkels gemacht hat. Und gerade deshalb glaubt sie - es geht da um ein altes Haus, das ihr und meinem Onkel zu gleichen Teilen gehört -, dass man sie auch entmündigen und ins Irrenhaus bringen will.

Das macht es natürlich doppelt schlimm.

Also, die Tabletten. Da muss mein Bruder kontrollieren, ob sie es nimmt. Und er sollte die Psychiaterin aufsuchen und ihr alles erklären. Dann sollte sie zur Psychiaterin gehen.

Wie ist es denn mit einer stationären Sache? Und wie kommt man denn an einen Betreuer? Also, wohin wendet man sich? Braucht man da ein ärztliches Attest oder so? Ich würde es machen, aber sie wohnt ja nicht in meiner Nähe und meine psychische Lage ist ja eher so, dass ich mir manchmal selbst einen Betreuer wünsche.

Mein Bruder will es nicht machen, weil sie nicht auf ihn hört.

Sie ist so stur und böse zu mir. Und sie sieht so alt und verhärmt und verlottert aus. Sie ist kaum noch meine Mutter. Ich habe nur noch sie und meinen Bruder. Ich muss das Beste für sie tun.

18.10.2009 09:21 • #16


G
Hallo wunna,

ihr bzw. dein Bruder könnte sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt wenden, sofern es einen gibt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialpsyc ... her_Dienst
Dieser soll die betroffenen Menschen auch zu Hause aufsuchen.

Das Betreuungsrecht steht hier: http://www.bmj.bund.de/files/-/1511/Bet ... Okt_08.pdf


Es gibt ein Forum für die Betreuung, dort könntest du auch Informationen einholen.
Dort steht u.a.: http://www.forum-betreuung.de
Zitat:
Bei Fremdgefährung ist das Ordnungsamt zuständig und außerhalb der Dienstzeiten die Polizei und bei Eigengefährdung das Vormundschaftsgericht.

Wunna, wie würde dein Bruder sich eigentlich verhalten, wenn das nicht seine Mutter wäre? Als Nachbar, meine ich? Ist es so, dass er ihr Verhalten dann ignorieren würde oder was würde er tun?
Gibt es noch andere Nachbarn, und wie reagieren diese?

Fühlt dein Bruder sich deswegen davon so genervt, weil sie ihn so in Anspruch nimmt oder weil sich Nachbarn bei ihm über seine Mutter beschweren oder nur, weil ihm ihr Verhalten peinlich ist?

18.10.2009 19:38 • #17

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wunna
Hm, wie er sich verhalten würde.
Ja, also, da wir in einem Dorf aufgewachsen sind, in dem man jeden kannte und es in einer Stadt ja doch anders ist, ist das gar nicht so leicht zu beantworten.

Wären es irgendwelche Leute, die er nicht kennt, würde er es wohl ignorieren (vermute ich mal) und ihr nur was erwidern, wenn sie ihn (wie sie es bei anderen Menschen tut) so anfährt und behauptet, die würden sie knipsen. Naja, und sie eben mit Pißnelke und Pass bloß auf usw angeht. Oder mit dem Feuerzeug auf sie zeigt oder solche Sachen.

Als sie jetzt bei mir war und wir in die Stadt gegangen sind, da ging es schon an der Bushaltestelle los. Sie warf den Leuten so hasserfüllte Blicke zu und keifte die leicht an und meinte immer, dass das die sind und sie würde die kennen usw. Und ich versuchte sie dann immer zu beruhigen und wurde auch ziemlich sauer auf sie.

Zurück zum Thema Nachbarn: Früher hätten wir die Leute ja gekannt und dann hätte man die Schwiegertochter oder sonstwen angesprochen, mal so nebenbei. Oder der Dorftratsch hätte uns schon informiert, sozusagen.

Tja, natürlich möchte er auch seine Ruhe und er sagt selbst, er kann sie nicht mehr mitnehmen, weil er aufpassen muss, dass sie nicht so reagiert und wie sie auch immer aussieht und wieviele Tüten sie so mitschleppt. Das ist super-peinlich.

Und das verstehe ich wohl. Zudem muss er auf seine Gesundheit achten und sollte selbst keinen Stress haben (gerade nochmal dem Krebstod von der Schippe gesprungen, Allergien, doppelter Bandscheibenvorfall, etc.).

Ich hatte ihm übrigens schon zum sozialpsychiatrischen Dienst in der nächsten Großstadt geraten, hatte da selbst schonmal Kontakt, als ich Hilfe gesucht hatte. Früher.

Aber außer Tabletten (der dortige Arzt hat mit ihr gesprochen und sich kurz mit dem Hausarzt abgesprochen) ist da sonst noch nicht viel bei rum gekommen. Immerhin schonmal, dass sie zum Neurologen sollte. Nur, jetzt ist da so ein unfreundlicher Vertretungsarzt, der nicht antwortet und meint, er wüsste ja nichts darüber usw. Weil der Andere im Urlaub ist.

Die Risperdal wird sie dann wohl ab morgen nehmen. Hoffentlich. Oder heute Abend, wenn sie wieder da ist.

Danke dir für die Links, ich habe sie schonmal an meinen Bruder geschickt und werde sie mir wohl demnächst mal anschauen. Bin aber zu fertig heute. Möchte am Liebsten gar nicht mehr nachdenken darüber.

Sie ist heute wieder nach Hause gefahren. Hoffentlich kommt sie gut an. Sie war so gemein und wütend und so. Sie meinte sie kommt nie wieder her. Ich möchte sie aber auch nicht im Stich lassen oder anschwärzen.

18.10.2009 20:14 • #18


D
Ganz ehrlich....wenn ich in diesem Fall die alte Dame wäre, würde ich hoffen, daß eine Gesellschaft, die lügende Poltiker, Betrug und Korruption mit leichtem Maulen erträgt, es mir ermöglicht, meinen Lebensabend (wie jede andere Lebensphase auch) mit der mir gegebenen Wahrnehmung und meinem Willn IN dieser Wahrnehmung zu verleben. Solange Deine Mutter niemanden verletzt, ist es sicherlich das beste, wenn sie den Ärzten ihre Bedenken verschweigt, denn die würden sie doch sonst einweisen!
Es geht nicht an, daß so etwas von der Öffentlichkeit nicht mitgetragen werden kann.
Jeder hat ein Recht auf sein Erleben; ein Patent auf Realität ist bislang nicht vergeben.


LG,


daheim

01.11.2009 19:53 • #19


wunna
Hm,

ich finde, das ist eine merkwürdige Meinung.

Ich meine, ich kann damit leben, dass du so denkst, aber du hast vielleicht missverstanden, was ich sage.

Es geht ihr nicht gut. Sie sieht ganz schlecht aus, pflegt sich nicht mehr, riecht teils sehr unangenehm, hat stark abgenommen und hat furchtbare Angst und dadurch starken Stress. Sie ist nicht glücklich mit ihrem Leben.

Sie sieht ja nicht einfach nur rosa Elefanten, die lächelnd um sie fliegen. Sie glaubt wirklich, dass Menschen sie verfolgen und bedrohen.

Das hat nichts mit eigenem Willen zu tun. Sie hat eine Erkrankung.

Und ich möchte ihr helfen.

Vielleicht ist das auch nötig, dass sie eines Tages eingewiesen wird. Denn so kann ich ihr nicht helfen. Da kämen Profis ran.

Das hat mit lügenden Politikern und Korruption nichts zu tun. Ich möchte nämlich genau das: Dass sie die letzten Jahre ihres Lebens (ich hoffe noch sehr lange) glücklich sein kann.

01.11.2009 20:00 • #20


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