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Hab keine Ahnung wohin mit dem Text, aber es fiel mir gerade so ein...
Das Thema ist eher allgemeiner Natur und betrifft wohl viele, die mit einer Phobie zu kämpfen haben.

Es gibt gewisse Dinge, die „jeder“ gern macht und es ist für viele unbegreiflich, dass man es tatsächlich nicht gern machen könnte, weil es schließlich „jeder“ mag und weil es ganz normal ist.
Diejenigen die sich nicht „daran halten“ gelten recht schnell als Außenseiter, merkwürdig oder sogar unreif.
Wenn man nicht dem modernen Gesellschaftsmuster entspricht, könnte man auf Probleme stoßen. Die Frage ist wie man sich dann am besten verhalten sollte...

Ansicht eins:
Sich keine unnötige Gedanken machen, sondern die Sache einfach akzeptieren wie sie ist und gut ist.

Ansicht zwei:
Die Suche nach dem Grund. warum ist das so? Warum ist man „anders“?

Ansicht drei:
Sich überwinden und sich so lange dazu zwingen, bis es erträglicher wird. Alles ist Gewöhnungssache. Auch wenn es Jahre dauert. Wird schon.

Um das ganze etwas verständlicher zu gestalten nehme ich mal ein paar verschiede Beispiele herausgesucht und teilweise kommentiert.

-Angesehener gut bezahlter Job mit einem mindesten 8 stündigem Arbeitstag. Jeder der nicht genug verdient wird schon schnell als Versager abgestempelt. Wenn man weniger als 8 Stunden arbeitet gilt man als faul.
Was wenn...?
--Man selbst mit einem niedrigem Einkommen zurechtkommt? Man nicht den neuesten Wagen haben will? Keine Villa? Kein jährlicher Urlaub auf Mallorca? Wenn man auf das ganze einfach gar keinen Bock hat?
--Man nicht die Möglichkeit hat, einen derartigen Beruf nachzugehen?
--Wenn man aufgrund einer Phobie gewisse Einschränkungen hat?

(weitere Erläuterungen entfallen, ihr wollt ja noch heute mit dem lesen fertig werden, nicht wahr? *g*)

-Führerschein (am besten gleich mit 18 )
„Jeder“ in unserer Gesellschaft macht ihn mit 18, tut er es nicht ist er unreif, unflexibel und einfach komisch. Warum? Weils jeder so macht. Weils normal ist. Weil Autofahren doch so viel Spaß macht und die Freiheit selbst ist.
Was wenn...?
--Jede Fahrt eine Überwindung ist? Wenn man es einfach nicht gern macht?
--Man das ganze nicht finanzieren kann?
--Wenn man aufgrund einer Phobie gewisse Einschränkungen hat?

(aus verschiedenen weiteren möglichen Gründen, die jetzt den Rahmen sprengen würden)

Urlaub machen, am besten ganz weit weg
Urlaub ist doch toll! Klar am besten schön weit weg und so viel „erleben“ wie möglich.
Was wenn...?
--Man fremde Ortschaften einfach uninteressant findet? Man einfach keinen Bock hat
--Diese Reisen eher Stressgefühle auslösen als Erholung?
--Wenn man viel lieber irgendwas „einfaches“ in der gegen unternehmen möchte, hauptsache man ist mit netten leuten zusammen?
--Man sich keinen teuren Urlaub leisten kann?
--Wenn man aufgrund einer Phobie gewisse Einschränkungen hat?
Dann ist man ein Langweiler!?

Beispiele, die sich nach ähnlichem Muster ergänzen lassen:

Das erste Mal spätestens mit 18
Sonst gilt man als prüde.

Einem Hobby nachgehen, bei dem man mehr unter Leute kommt, wie zum Beispiel Sportvereine, Musikvereine oder ähnliches.
Macht doch glücklich...

(und so weiter und so fort, es gibt so viele komplett verschiedene Themen)

Wie ihr sicherlich erahnen könnt entspreche ich nicht in allen Punkten dem „Gesellschaftsmuster“. Also so nen „Freak“ eben

Ich habe aus Interessegründen mal alle Ansichten ausprobiert. Manche mehr, manche weniger intensiv. Was ich bis jetzt so erfahren habe:

Zu Ansicht 1:
Es ist wohl der für mich persönlich (jedenfalls kurzfristig gesehen) der einfachste weg. Wenn jemand ein Problem mit meiner Art zu Leben hat, dann ist das deren Problem nicht meins. Da ich ziemlich stur bin, kann ich sowas schon durchziehen. Nur lohnt sich der „Preis“? Wo ist die Grenze zwischen Anpassung an die Gesellschaft und Individualismus?
Folgen diesen Verhaltens:
Man wird häufig nicht akzeptiert und nach einem „Schubladensystem“ ausgeschlossen.
--Dann muss man sich regelmäßig zu seinem komischen Verhalten rechtfertigen
--Falsche Behauptungen (Gerüchte) ausbügeln
--Man wird ausgeschlossen und wenns dumm läuft vereinsamt man schneller als man denkt. (Mobbing)

Klar kann man sich Leute suchen, die das nicht so eng sehen, aber ganz so einfach ist das nicht. Man wird immer wieder dazu gezwungen sein mit jeder Art von Leuten zurecht zu kommen.
--Im Beruf/Schule/Studium/ (…)
--Der Kumpel des besten Kumpels ( Bei „Klettenfreundschaften“ oder Partys)
--Hobby (Verein)
-- (...)

Zu Ansicht 2:
Nach zahlreichen Grübeleien kam ich zu folgendem Ergebnis...
--Ich habe eben mehrere Theorien, die alle zutreffen könnten, bin mir aber nicht sicher welche zutrifft oder ob alle ein bisschen zutreffen.
--Ich habe einen „Grund“, den ich nicht beeinflussen kann.
Beispiel: Mein Gefühl und mein Verstand sind sich verschiedener Meinung. Also ich habe zu bestimmten Dingen einfach kein Bock, weil es eben so ist. Das ist genauso wie manche Leute die Farbe rot lieber mögen als blau. Eine sinnvolle Begründung wird man auf derartige Vorzüge wohl kaum finden. Solche Entscheidungen werden eher selten gut durchdacht getroffen, sondern rein instinktiv.

Zu Ansicht3:
Sogar dazu habe ich mich mal hinreisen lassen. Ergebnis: jedes mal ein Unwohlsein, das nicht besser oder sogar zum Teil schlimmer wurde. Nachdem ich die unangenehme Aufgabe vollbracht hatte, war ich glücklich, weil ich sehr erleichtert war die Sache hinter mich gebracht zu haben. Mit stolz und „Gewöhnung“ hatte das nicht viel zu tun. Das Glück hielt aber nur kurz an, denn es handelte ja sich um eine „Angewöhnung“ an etwas das man künftig regelmäßig tun sollte, oder sogar erweitern sollte. Also keine Sache die man einfach abschließt.
Folge: meine Gefühle und Motiviation ging recht schnell in den Keller. Manchmal kam es zu Depressionen oder zu Situationen die einer Depression nahe kommen. (kenn mich nicht ganz so aus mit den typischen „Krankheitbildern“.) Da wollte ich dann erst mal einige Monate überhaupt nichts mehr groß unternehmen, nur so viel wie absolut nötig und nicht mehr.
Dann gab es noch den Versuch, dass ich mich doch für jede Überwindung belohnen sollte. Es gab aber nichts was mich angemessen belohnt hätte, denn das einzige was ich wollte, war mich künftig nicht mehr zu den Taten überwinden zu müssen.

Es wäre sehr nett, wenn ihr mir sagen könntet, welchen Weg ihr für den richtigen haltet.
Ob das von dem Beispiel abhängt? Also muss man vielleicht in jeder Situation einen anderen Weg gehen? Oder muss man vielleicht einen Kompromiss zwischen allen schließen? Was sollte man bei den einzelnen Wegen beachten? Gibt es einen weiteren Weg?

Ich bin über jede Meinung dankbar. Schreibt ruhig, was ihr so denkt. Auch wenn ihr vielleicht eure Meinung in ähnlicher Form bei einem Vorschreiber gelesen habt, schreibt es einfach hinzu. Je mehr Antworten, desto hilfreicher.

Wenn irgendetwas an meinem Text unvollständig oder schwer verständlich war, einfach nachfragen.

Vielleicht gab es in diesem Forum schon ähnliche Themen. Da es mir zu aufwändig war alles komplett durchzulesen, kann es durchaus sein, dass mir einiges entgangen ist. Falls ihr ein passendes Thema kennt, könnt ihr gerne den Link reinsetzen.

02.01.2009 03:20 • 07.01.2009 #1


8 Antworten ↓


C
Hi Vanitas,
ich kann deinem Text nur in wenigen Dingen Recht geben. Aber vergiß bitte dabei nicht, dass es sich dabei um meine ganz persönliche Meinung handelt und ich dich in keinster Weise kritisieren möchte!
1.Durch unsere Krankheit haben wir oftmal einfach auch den Spaß an Dingen verloren, die uns einmal Spaß gemacht haben. Das hat mit der negativen Denkweise zu tun ( ...das bringt ja eh nichts...zB)
2.Zwingen, das ist niemals eine Option, das kann böse nach hinten los gehen.
3.Verschiedene Strategien, je nach Anlass und Tagesform helfen mir. Manchmal ist es : Den Symptomen genau zuhören und genau auf seine Gedanken achten und einfach mal sehen was passiert. Das erfordert allerdings sehr viel Mut und geht somit nicht IMMER.
4.Wenn mal was nicht so klappt, oder man es gar nicht erst probiert? Auch keine Katastrophe. Auf keinen Fall doppelt bestrafen. Wir sind alle nur Menschen und haben Schwächen und Fehler.
5.Was andere über mich denken? Ich rechtfertige mich in den seltesten Fällen, warum auch?
Ich muss nicht jedem gefallen und wer mich mag, bleibt mir trotzdem erhalten, wenn nicht, dann war es das wohl nicht wert.
6.Tägliches Üben an den Ersatzgedanken, an den Vorstellungsübungen, der Bauchatmung und der PM, wenn es geht auch Gymnastik halte ich für super wichtig.
7.Wenn man mal gar nicht klar kommt: Gedanken aufschreiben und zwar genau so, wie sie kommen, dann in Ruhe hinsetzen und überprüfen. ( Das Gefühls ABC)
8.Sich entsprechende Lektüre zulegen kann Gold wert sein.
9.Dinge hinnehmen, die man nicht ändern kann, ohne darunter zu leiden. ( Andere KANN man nicht verändern )
In diesem Sinne : Weiter machen
Grüssli
Iris

02.01.2009 11:06 • #2


A


Umgang mit "Gesellschaftszwängen"

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V
Danke für deine Antwort! Also der Text enthält nicht allein meine Meinung, sondern ist eine Art Summe was andere bis jetzt zu dem Thema sagten und was ich daraus gemacht habe.
Hab jetzt nicht ganz verstanden worin genau, du dem Text so sehr unrecht gibts aber wie auch immer ich gehe mal ein bisschen auf deine Punkte ein, ist ok oder?

zu2: Was hälst von absichtlicher Konfrotration mit Unangenehmen? Ist das in denen Augen kein Zwang oder ebenfalls ein schlechter Weg?

zu5:Im Großen und Ganzen sehe ich das auch so. Mir sind geschätze 70% der Menschen nichts wert, dennoch muss ich mit ihnen Tag für Tag umgehen...
Ein weiteres Problem ist, die Suche nach Leuten, die die Eigenarten akzepieren und auch ein bisschen zu einem passen.

zu7:Das ist gut um Gründe des Verhaltens herauszufinden, habe ich schon öfters gemacht

zu9: Also kann man jeden Lebenstil annehmen, solange man dadurch niemanden allzu sehr schadet? Anpassung an die Gesellschaft, hälst du dann für 100% unnötig?! Egal wie außergewöhnlich es ist?

an alle anderen: ran an die Tasten, bin für jede Antwort dankbar

02.01.2009 21:35 • #3


Christina
Hallo Vanitas,

ich halte eine Mischung aus Deinen Ansichten 1 und 2 für sinnvoll. Erstmal schauen, warum man anders ist. Handelt es sich - wie bei vielen Angstpatienten - um ein Symptom der ja behandelbaren Krankheit und nicht um einen Persönlichkeitszug, dann lohnt es sich, daran zu arbeiten. Nicht sich zwingen, Dinge gut zu finden, die man nunmal nicht mag, sondern Symptome überwinden, die einen daran hindern, das zu tun, was man tun möchte. Aber wenn es um grundlegende Persönlichkeitszüge geht, Vorlieben und Abneigungen, dann führt übermäßige Anpassung m.E. geradewegs ins Unglücklichsein. Was die Akzeptanz durch andere angeht: Everybody's darling ist schnell everybody's Depp. Was ist Akzeptanz aufgrund von etwas Vorgetäuschtem wert, und um welchen Preis erlangt man sie? Außerdem entfernen sich die Lebensentwürfe mit zunehmendem Alter immer mehr von den scheinbar vorgegebenen Normen, zum Teil ist (mangelnde) Akzeptanz dann ein Problem, das sich von selbst erledigt.

Deine Ansicht Nr. 3 habe ich übrigens jahrelang praktiziert, ohne Rücksicht auf meine Persönlichkeit. Damals hatte ich noch keine Agoraphobie, war bloß zu unreif, um wirklich zu mir zu stehen. Ich habe dann ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du bzw. schlimmere, nachhaltigere. Der Anpassung um jeden Preis laste ich zu einem Großteil den Ausbruch der Agoraphobie an. Und der Tatsache, dass meine erste Therapeutin auch diesen Weg verfolgt hat (mich normal zu machen), verdanke ich wohl die Chronifizierung.

Liebe Grüße
Christina

02.01.2009 22:15 • #4


C
Zu 5: Zwingen ist für mich das falsche Wort uind baut einen ungeheuren Leistungsdruck auf, Ich meine damit: Mit kleinen Schritten anfagen, mit denen man auch schon umgehen kann und die nicht zu viel Angst erzeugen, sprich: Eine Situationsherachie aufbauen. Dann will man mehr, als das man müsste.
zu 9 ) Man darf alles machen, wenn niemanden Schaden daran nimmt, das denke ich schon.Anpassung an die Gesellschaft? Nun,ich bin schon ganz schön exotisch und das Anpassen ist mir still und ergreifend nicht bekommen. Natürlich besitze ich die Fähigkeit mich in der Gesellschaft unauffällig zu verhalten, also was man als normal bezeichnet, aber meine Gedanken und das Leben in meiner Wohnung sind vogelfrei.Im Gegenzug lasse ich die anderen ja auch sein, wie sie sind.
Grüssli Iris

03.01.2009 12:16 • #5


V
vielen Dank für eure Antworten!

an Christina:
Da sprichst mehrere interessante Punkte an
Es ist gar nicht so einfach die Grenze zwischen Krankheit und ungewöhnlichem Charaktermerkmal zu unterscheiden. Der Übergang ist oft fließend.

an Iris:
zu5:
ok klingt logisch, nur passiert bei mir etwas merkwürdiges. Mit etwas kleines Anfangen heißt, dass es später größer wird. Im Prinzip wird man für den Erfolg gestraft. Denn wenn man sich dazu überwunden hat, bekommt man durch die schwerere Aufgabe eins reingewürgt. Klingt vielleicht etwas komisch, aber nach langem Grübeln bin ich auf die Theorie gekommen... -- mangelnde Willenskraft und Überzeugung.
Wie schon gesagt, nach Erfolgen empfand ich immer nur Erleichterung, dass es vorbei ist... kein Stolz. Kein Drang nach größeren Aufgaben. Deswegen fing ich an, an der Theorie zu zweifeln, bzw. mich zu fragen ob überhaupt und wenn ja welche Art von Krankheit genau vorliegt.

zu9:
Schön wäre es, wenn es mehrere so Locker sehen würden
Naja ok es ist ja oft nicht nur Ablehnung, sondern einfaches Desinteresse. Wenn man gewisse Gesellschaftsnormen nicht erfüllt, wird mal als uninteressant abgestempelt. Zum Glück geht nicht jeder aggressiv mit Mobbing vor.

03.01.2009 22:54 • #6


C
Zu 5
Das geht mir ganz genau so. Wir konditionieren uns immer wieder schlecht, was wahrcheinlich bedeutet, dass wir uns einmal fluten lassen müssen. Ich bin auch immer nur heilfroh, wenn ich es überstanden habe. Vielleicht steckt aber ja auch noch eine ganz andere Angst hinter der Angst?
Ich bin noch am suchen und habe mich gestern , nach einem eh schon angstvollen Tag, einer Herausvorderung gestellt, die bei mir konstant 95% hervor riefen. Das jetzt nicht als Mißerfolg zu deuten, ist schon sehr schwierig. Ich HABE der Angst direkt in die Augen gesehen, ich HABE auf die Bauchatmung geachtet und mein Körper sagte: Ich habe hier immer so reagiert und ich tu es wieder Irgendwie muss ich ihm das abgewöhnen, das heißt, die unbewusste Bewertung ( Amygdala und Hippocampus ) überschreiben Ein Grundproblem dürfte seink, dass wir uns unsere Ersatzgedanken einfach nicht glauben. ( Noch nicht?) Oder bekommst du Angst, wenn ich dir jetzt schreibe, unter deinem Stuhl liegt eine Bombe? ( also ich nicht )
Mal sehen, ob und wenn ja, wie es mir gelingt.
grüssli
Iris

04.01.2009 10:33 • #7


V
*gerade alle Stühle im Haus wegwerf* nee Spaß, ich weiß schon wie du es meinst.

Wir haben unsere Gefühle und/oder Gedanken eben nicht ganz im Griff. Zum Teil gut begründet (=gewöhnlicher Charakterzug?), zum Teil aber auch nicht(=Phobie?). Nur eben sagen da muss man einfach positiv denken hilft eben echt gar nicht. Da kann man genauso gut einem Tauben sagen, er soll einfach zuhören und dann ist das Problem gelöst. Haut eben nicht ganz so hin^^

05.01.2009 23:38 • #8


V
Juhuuuu noch ein neuer Beitrag

Zitat von kein helfersyndrom:
Seine Aussage es hat es nicht mehr nötig.


Den Satz habe ich jetzt nicht ganz verstanden. Welcher Kollege hat was nicht nötig?

07.01.2009 21:55 • #9





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