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Hallo zusammen,
erstmal großes Lob und vielen Dank an alle, die sich hier engagieren, ihr helft vielen Leuten.

Nun zu meinem Problem. Ich hab seit 3 Jahren eine Beziehung, ich nenne meine Freundin einfach mal Kira, sie ist vor kurzem 18 geworden. Das erste Jahr war traumhaft, sie ist klug, witzig, wahnsinnig hübsch und allgemein vom Charakter her einfach der Hammer. Sie hat ihren eigenen Kopf und feste Überzeugungen und lässt sich auch nicht durch Freunde übermäßig beeinflussen. Sie trinkt z. B. keinen Alk. und auch wenn der ein oder andere ihrer Freunde sie gern mal überreden oder abfüllen will, bleibt sie dabei.
Dann vor fast genau 2 Jahren fing es an. Ich komme an einem Tag nach Hause und bin auf WhatsApp blockiert. Ich hab sonst keine sozialen Medien und da sie knapp 1,5 Stunden weg wohnt, war vorbeifahren auch nicht drin. Hab sie dann angerufen, sie ist nicht rangegangen, hab ihr daraufhin sms geschrieben und nach einigen, zum Teil sehr langen Nachrichten hat sie irgendwann auch geantwortet. Eine wirkliche Begründung konnte sie mir damals nicht liefern, nur ihr sei alles zu viel geworden. Man muss dazu sagen, dass sie es wirklich schwer hat. Ihre Eltern lebten getrennt, der Vater schwer krank und, meine Vermutung, auch depressiv. Er hat ständig Terror gemacht, ihr immer ein schlechtes Gewissen gemacht, versucht sie und ihre jüngere Schwester gegen ihre Mum aufzubringen, es war wegen Todesdrohungen gegen ihre Mutter auch mal die Polizei involviert. Noch dazu gibt es bei ihr daheim oft Streit. Vor allem zwischen ihr und ihrer Mutter und zwischen der Oma und dem Rest (es leben da sie, ihre Mutter, jüngere Schwester und die Großeltern). Dazu kommt, dass ihre Mum die jüngere Schwester zum Teil sehr bevorzugt, schon seit Jahren. Und als wäre das nicht genug, ist meine Freundin auch noch schwer krank. Sie hat Kinderrheuma, kann ihren Lieblingssport Turnen nicht mehr machen, hat oft im Knie und in den Handgelenken starke Schmerzen und seit neuestem auch starke Rückenschmerzen, es muss wohl jetzt auch die Wirbelsäule was haben. Außerdem kann ihr Körper kein Vitamin B12 speichern, die Ursache konnte aber bisher nicht gefunden werden, aber das alles macht ihr gesundheitlich schwer zu schaffen.
Auf jeden Fall waren die folgenden 6 Monate nach dem Blockieren wirklich schlimm. Sie hat hunderte Nachrichten gelesen ohne zu antworten, ist regelmäßig aus (ausschließlich über WhatsApp geführten) Unterhaltungen ausgestiegen und ich musste ihr monatelang hinterherrennen. Ich hab sie unzählige Male gebeten mit mir zu reden damit wir alles klären können, aber in diesen Monaten hat sie mich trotz ausgemachten Uhrzeiten sicher 30-40 mal versetzt, jedes einzelne Mal ohne mir wenigstens Bescheid zu geben. Das ging soweit, dass ich zu verabredeten Uhrzeiten nicht mal daheim war, weil ich wusste, sie versetzt mich eh wieder. Irgendwann hab ich ihr dann einen 11 oder 12 seitigen handgeschriebenen Brief geschickt und darin alle meine Sorgen zum Ausdruck gebracht, aber auch dass ich sie niemals aufgeben würde. Da scheint es irgendwie Klick gemacht zu haben bei ihr. Nach einigen Wochen haben wir uns dann lange am Telefon ausgesprochen, sie hat mir gesagt, wie Leid ihr alles tut, wie gerne sie alles ungeschehen machen würde und wie sehr sie mich liebt. Aber auch hier konnte sie mir keine, zumindest für mich nachvollziehbare, Begründung geben.
In den folgenden Monaten ist die Situation nach und nach besser geworden. Es gab zwar immer wieder Ausreißer, hier und da mal 1-2 Tage nicht geantwortet, obwohl sie sehr oft online war. Das hat mich sehr belastet, aber in Summe wurde es nach und nach besser. Es war zwar nicht wieder wie vorher, so haben wir bis auf 2-3 Ausnahmen nie telefoniert, immer nur geschrieben, auch gesehen haben wir uns nicht und im Gegensatz zu früher fiel es ihr auch sehr viel schwerer, mit mir über ihre Probleme zu reden. Das war im ersten Jahr unserer Beziehung kein Problem, sie hat mir sehr früh viel erzählt, auch Dinge, die ihre Freunde nicht wussten, aber nach diesem Blockieren hat sich das sehr geändert. Aber im Großen und Ganzen war es tatsächlich fast wie früher.
Dann Anfang Januar fing es wieder an. Ihr Rücken machte ihr zunehmend viele Probleme, sie hat mir zum Teil tagelang nicht geantwortet und ich habe gemerkt, irgendwas macht sie psychisch kaputt. Mir ging es mit allem auch wirklich schlecht und ich habe ihr deutlich gemacht, dass ich ihr nicht länger so hinterherrennen kann. Wenn sie mal wieder aus einer Unterhaltung ausgestiegen ist, konnte ich das nicht mehr. Ich hab es darauf ankommen lassen und wir hatten mehrmals 1-2 Wochen überhaupt keinen Kontakt, einmal sogar einen ganzen Monat. Ich kenne sie, ich weiß es geht ihr mental wahnsinnig schlecht, aber sie will oder kann nicht darüber reden. Vor etwas mehr als einem halben Jahr ist ihr Vater gestorben und jetzt gibt es, vor allem mit seinem Teil der Familie, sehr hässliche Erbschaftsstreitereien, auch vor Gericht. Dazu kommt, dass ihr der Tod ihres Vaters sehr viel näher geht, als sie das vor seinem Tod wahrhaben wollte, auch Sätze wie „Warum kann er nicht endlich sterben“ sind davor gefallen.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Sie hat in ihrem Leben so viele Tiefschläge einstecken müssen, mehr als jeder andere Mensch den ich persönlich kenne. Sie bekommt kaum Unterstützung durch ihre Familie, ihre Mutter lässt zum Teil Sätze fallen, bei denen ich denke „oh mein Gott sowas kann man seinem eigenen Kind doch nicht an den Kopf werfen“, es gibt wohl täglich Streit, mal mehr mal weniger, sie hat in der Zeit auch einige Freundschaften verloren. Sie hat sich so abgekapselt, eine Mauer um sich errichtet, niemand kommt mehr wirklich an sie ran. Ich komme aus einer wirklich problemlosen Familie, kenne Situationen wie ihre nicht aus eigener Erfahrung und weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll. Ich liebe sie wirklich sehr und ich will sie nicht verlieren, aber diese Situation, das alles, erstreckt sich jetzt über fast 2 Jahre unserer 3jährigen Beziehung und ich bin eigentlich, wenn ich ehrlich bin, am Ende meiner Kräfte und ich kann nicht mehr um ihre Aufmerksamkeit betteln. das alles geht mittlerweile so sehr auf meine eigene Psyche, dass ich seit Monaten kaum schlafen kann, regelmäßig nur 3-4 Stunden die Nacht und ja.
Ich hab den Verdacht oder die Vermutung, dass sie sowas wie eine hochfunktionale Depression hat aber wenn ich sie darauf ansprechen würde, würde sie es sicher abstreiten. Sie kann oder will keine eigene Schwäche zeigen oder zugeben, keine Hilfe annehmen, nichts. Ich will sie wirklich nicht verlieren, ich liebe sie mehr als ich mir das selber jemals vorstellen konnte, aber die letzten beiden Jahre haben Spuren hinterlassen. Ich weiß, dass das ein sehr langer Text war, aber ich könnte wirklich Hilfe gebrauchen. Hat irgendjemand einen Rat oder selber Erfahrung mit so einer Situation? Ich wäre wirklich für jede Hilfe dankbar.

Robin

23.05.2024 21:29 • 24.05.2024 #1


3 Antworten ↓


colitis9439
Das klingt jetzt echt hart, aber das muss jetzt sein: Lass sie. Beende die Beziehung/Freundschaft, oder wie auch immer du das nennen willst.

Du hast ein großes Pflichtbewusstsein, das muss man dir lassen. Aber du kannst sie nicht retten. Sie will nicht gerettet werden. Du bist jetzt 20 und hast nun deine besten Jahre vor dir. Wende nicht so viel Energie für einen Menschen auf, der dir nicht geben kann, was du brauchst. Der gar nicht will, was du zu geben hast.

Ich würde was anderes schreiben, wenn ihr beide Mitte 50 wärt und seit 20 Jahren zusammen. Aber ihr seid praktisch noch Kinder!

Ehrlich gesagt schockieren mich auch die Menge an Nachrichten, die du ihr schickst, ohne eine Antwort zu bekommen. Das grenzt schon fast an Stalking. Du musst auch ihre Grenzen akzeptieren. Wenn sie keinen Kontakt haben will, dann musst du das respektieren. Du zwingst sie ja regelrecht, mit dir Kontakt aufzubauen. Das ist nicht in Ordnung, was du da machst, finde ich.

Du bist ihr in keiner Weise verpflichtet. Man kann andere Menschen nicht retten. Es geht einfach nicht. Und du wirst daran zugrunde gehen, es zu versuchen.

23.05.2024 22:26 • x 2 #2


A


Meine Freundin zieht sich immer weiter zurück

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T
Das war jetzt ein bisschen missverständlich formuliert von mir glaube ich, ich hab ihr nicht hunderte von Nachrichten geschickt ohne dass sie geantwortet hätte, sondern sie ist immer wieder, über Monate hinweg, aus Gesprächen ausgestiegen, das war so ein auf und ab und als es nach den ersten 6 Monaten besser wurde hat sie sich auch mehrfach entschuldigt und gesagt wie dankbar sie dafür ist, dass ich sie nie aufgegeben hab und dass ihr das schwer fällt weil sie nie jemanden hatte, der ihr wirklich zugehört hat und der immer hinter ihr stand
Das waren jetzt auch nicht hunderte von Nachrichten, ich wollte damit eher zum Ausdruck bringen, wie sich das angefühlt hat und die Zeit danach war ja auch besser und fast wie vorher

Und ich glaube, Pflichtbewusstsein is das falsche Wort. Ich hab nicht das Gefühl, ihr gegenüber zu etwas verpflichtet zu sein, ich will sie nur einfach nicht aufgeben und ihr irgendwie helfen, damit es ihr auch besser geht irgendwann, sie ist ein toller Mensch der viel durchgemacht hat und einfach aufgeben nur weil es schwierig ist, keine Ahnung das möchte ich net

23.05.2024 23:10 • #3


Peter61
Du musst wirklich sehr verliebt in deine Freundin sein, denn jeder andere hätte sie schon längst aufgegeben.
Und ich finde es gut das du so um Sie kämpfst. Aber wie du selber merkst, kommt ihr Beide einfach nicht weiter und es kostet dir Zuviel Kraft und macht dich auf Dauer kaputt.

Das beste wär du könntest Sie dazu bringen zu ein Therapeuten zu gehen, damit Sie mal ihr Probleme mit ein Profi bespricht, der dann eine Diagnose stellt. Und vielleicht nimmt Sie dann auch wieder Hilfe von Dir an, und im besten Fall findet ihr wieder zusammen.
Aber wenn Sie abblockt, und keine Hilfe von dir oder einen Therapeuten annehmen will, würde ich an deiner Stelle aus Eigenschutz die Beziehung beenden.

24.05.2024 07:11 • #4