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T
Hallo Adler83,

du schreibst, Du brauchst eine Aufgabe.
Dazu ist mir ein Satz eingefallen, den mir eine Therapeutin vor vielen Jahren mal gesagt hat: Zufrieden wird man, wenn man eine Aufgabe hat, mit der man sich identifizieren kann.
Ich habe dann auch erlebt, daß dies stimmt.
Manchmal kann es deshalb auch nötig sein, Altes abzulegen und sich neu zu orientieren, was oft über eine persönliche Krise führt.

Wichtig finde ich auch, daß Herausforderungen und Entspannung im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Leider ist das nicht immer so leicht zu schaffen.

Die Entspannung übst Du ja gerade und vielleicht brauchst Du davon im Moment einfach noch mehr, bevor Du wieder was Neues beginnen kannst, zumal Dein Therapeut auch von Tiefenentspannung gesprochen hat. Gefühle zuzulassen ist auch gut.

Du fragst, ob es ohne Aggression im Alltag geht.
Das Wort Aggression ist ja allgemein negativ besetzt. Es muß aber nicht unbedingt etwas Destruktives bedeuten. Aggression kann auch Kraft, Energie und Antrieb sein, sich zu etwas aufzuraffen. In diesem Sinne ist es dann etwas sehr positives und schützt vor Depressionen.

LG

16.03.2011 00:53 • #61


Adler83
Hallo tautröpfchen,

ich hatte mir selber eine Aufgabe gesucht und unter anderem viel Energie hinein gesteckt und das mindestens zwei Jahre lang und mir ausgerechet, davon leben zu können und wollte damit auch viel bewegen: Gerade weil es besonders in der Branche, in der ich meinen Weg gehen wollte, unmenschlich zugeht. Es ist mir die ganze Zeit nicht gelungen, mich damit zu identifizieren und habe mir da wohl etwas vorgemacht, da ich als Einzelner nicht das bewirken kann, was ich mir vorgestellt hatte. Es gab nicht genug Resonanz (außen und innen). Habe mir immer weiter gesagt: dranbleiben, mutig sein, dranbleiben, mutig sein, jeden Tag, wieder und wieder und wieder. Aber der Bauch, der Motor ist in der ganzen Zeit einfach nicht angesprungen. Ich renne seit Jahren wieder und wieder und wieder gegen die Angst an. Habe viel gelernt, sollte stolz sein und dankbar, dass ich gesund bin, Komplimente bekomme. Meine Werte sind aber so verschieden von denen, die besonders in der Branche, aber auch in unserer Gesellschaft gelebt werden, und ich habe alleine nicht die Kraft und Möglichkeiten, den Weg so fortzusetzen.

Wenn ich mir eingestehe, dass ich nicht die Welt verändern kann, dass ich das wirklich nicht will, an das ich trotzdem versucht habe, zu glauben, zu verwirklichen, was dann? Loslassen, und wie geht es dann weiter? Ist es Selbstverrat, aufzugeben, zu sagen: Das war's jetzt nicht. Oder Selbstverrat, immer weiter zu machen, dem Erfolg hinterher zu hecheln in dem Glauben, dass irgendwann der Knoten platzt?, wenn es einfach nicht danach aussieht?

Wünsche mir so sehr, die Identifikation, dass ich was zu tun habe, das auch befriedigend oder wenigstens erträglich ist und womit ich über die Runden komme. Es zerreißt mich gerade. Dabei will ich mich nur echt fühlen, sagen, was ich denke, ein gutes Gefühl bei dem haben, was ich tue und über die Runden kommen. Das reicht doch erst einmal. Alles andere kann ich dann auf mich zukommen lassen.

Ich muss oft an Textstellen von Xavier Naidoo denken, jetzt gerade: Erfolg mit Gewalt zu erzwingen, wird ihnen nichts bringen. Weiß nicht, aus welchem Song das stammt. Das ist eine gute Einstellung sich selbst gegenüber. Ich finde auch, dass Leute, die mit Gewalt etwas erzwingen wollen, damit anderen schaden. Da geht's nicht um die Opferrolle, sondern darum, gegen Gewalt etwas zu unternehmen. Irgendwie in der Richtung liegt vielleicht meine Aufgabe, nur: Wo anrufen, bewerben? Wofür engagieren? Wie? Und wie damit den Lebensunterhalt bestreiten? Eine Lösung wird es nicht geben, das ist eben das Leben (== reimt sich, haha). Identifikation kann ich vielleicht in dieser Richtung trotzdem erreichen. Oder sind damit die Ansprüche immer noch zu hoch gesteckt, so wie ich mich momentan innerlich angeschlagen fühle und wieder Vertrauen aufbauen will und mich nach einem Umfeld sehne, das ein Gefühl von Sicherheit, Stabilität gibt?

Ich tue so viel zum Ausgleich, Musik, Singen, Schreiben, Kurse. Warum läuft's trotzdem nicht? Rhetorische Frage. Es fehlen Lust und Liebe. Ohne das springt der Motor einfach nicht dauerhaft an. Wie das wirklich läuft habe ich inzwischen gelernt. Simpler geht's ja gar nicht. Ändert das aber etwas, wenn man das so klar sieht, wie die Hasen wirklich laufen? Nein. Das ist Schicksal.

Momentan muss ich meine Lebenssituation ganz praktisch bewältigen und bin damit im Wesentlichen allein. Das sind wir alle, wenn wir eigenverantwortlich leben. Trotzdem das Gefühl der Leere ist enorm, weil ich mich verzettelt und gefrustet rauskatapultiert habe. Dadurch habe ich innerlich solche Spannungen und Ambivalenzen aufgebaut, dass ich Angst davor habe, noch deutlicher die Isolation, Einsamkeit zu spüren und damit im Leben weiter klar kommen muss.

Ich übe auch Vertrauen, beispielsweise gestern im Park bei einem interessanten Gespräch. Das richtige Verhältnis zwischen Vertrauen und Abgrenzung muss ich zurück erobern.

Lese auch gerade Hermann Hesse: Das Leben bestehen. Krisis und Wandlung. Etwas für die Sensiblen. Das zu lesen fühlt sich gut an, ist Bestätigung für mein Erleben, aber es macht mir auch Angst, wenn ich überlege, dass es bedeuten könnte, dass es nicht nur eine persönliche Krise, sondern das (Er)Leben als solches ist und bleiben könnte.

17.03.2011 08:57 • #62


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Ich werde .

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Zitat:
Momentan muss ich meine Lebenssituation ganz praktisch bewältigen und bin damit im Wesentlichen allein. Das sind wir alle, wenn wir eigenverantwortlich leben. Trotzdem das Gefühl der Leere ist enorm, weil ich mich verzettelt und gefrustet rauskatapultiert habe. Dadurch habe ich innerlich solche Spannungen und Ambivalenzen aufgebaut, dass ich Angst davor habe, noch deutlicher die Isolation, Einsamkeit zu spüren und damit im Leben weiter klar kommen muss.

Nun würde ich das mal nicht ganz so negativ sehen (auch wenns gefühlt wohl so ist).
Du befindest Dich in einer Neuorientierung, das hat ja zunächst nicht schlimmes.
Ich weiß jetzt nicht, was du beruflich machst oder gelernt hast-aber dass Du dem Druck dort nicht standhalten willst seh ich.
Jetzt gibt es die Möglichkeit, sich zu überlegen was Du noch bereit bist zu lernen-beruflich umorientieren.
Dazu mußt Du Dir klar werden, wo Dein Ziel ist.
Aktiviere dazu Deinen eigenen Bauchmotor und vielleicht schreibst Dir Deine Ziele genau auf.

Dennoch muß ich dazu sagen, dass man sich schon mal selber weh tun muß, denn nur das ist die Zündung für Fortschritte-die ich Dir natürlich sehr wünsche.

17.03.2011 09:54 • #63


Adler83
Selber weh getan habe ich mir schon oft, allein durch's negative Denken. Das muss ich anerkennen und ändern.

Neues ausprobieren ja. Wenn's nicht sofort funktioniert, okay. Schade, vielleicht schmerzhaft, aber okay. Aber sich selbst wehtun, warum? Bewusst jedenfalls bloß nicht!

Ich sehe die nächsten, praktischen Schritte, unter anderem morgen ein Bewerbungsgespräch. Heute versuche ich, so gut wie möglich loszulassen, zu verarbeiten, mir das Positive und meine Ziele so gut wie möglich wieder klar zu machen. Dann werde ich es pragmatisch angehen. Eins nach dem anderen. Und nach dem Termin gut überlegen, dabei nichts überstürzen. Ich will nicht weiter aus Angst heraus handeln.

Ich weiß, was mir Spaß machen würde. Das ist vermutlich noch kein Ziel, vielleicht aber Mittel zum Zweck. Will mich auch engagieren. Der Schau wie toll ich bin-Ansatz funktioniert einfach nicht. Nicht für mich. Wie genau engagieren, was konkret tun? Handeln aus Überzeugung, nicht aus Angst, nicht aus Furcht davor, den Anschluss zu verlieren. Dann brauche ich doch vielleicht sogar den Druck, wenn ich endlich weiß, wozu.

17.03.2011 13:18 • #64


T
Hallo Adler,

zu dem, was Du schreibst, ist mir noch ein weiteres, eigenes Therapie-Erlebnis eingefallen:
Nachdem ich eine Weile geredet hatte, meinte meine damalige Therapeutin, ich würde nur aus hätte ich..., wäre ich..., könnte ich... bestehen.
Sie meinte dann, es gäbe in der Psychiatrie den Begriff der radikalen Akzeptanz.
Das bedeutet, daß man Dinge, die man aus eigener Kraft ohnehin nicht ändern kann, z.B. in Bezug auf allgemeine Umstände, die eigene Person und andere, vor allem auch auf Dinge, die in der Vergangenheit liegen, einfach annimmt (auch ohne Schuldzuweisungen).
Nicht im Sinne von Resignation
und Passivität, sondern eben von annehmen, aussöhnen und loslassen.
Schafft man das, führt das zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit, was einen Neuanfang sicher erleichtert.

17.03.2011 16:49 • #65


Adler83
Hey tautröpfchen,

meine halb-platonische-und-halb-wir-haben-schon-nett-gekuschelt-und-vielleicht-spielt-sie-mit-mir-Freundin hat mich einige Male darauf hingewiesen, wenn ich in Konjunktiven geredet habe. Mir ist das peinlich, denn, was sagt das über mich aus?! Aber ich nehme es an, sie ist ne Wucht, starke, erfahrene Frau. Heute fühle ich mich so, dass ich in der Realität angekommen bin, mit viel Unsicherheit, merke, dass meine Abwehr zusammengeklappt ist. Und prompt habe ich sie versetzt, könnte mich dusselig ärgern, hab auch gerade nicht mehr die paranoide Angstbremse, die mich auf Abstand gehalten hat oder wegen der ich alles richtig machen wollte. Leichter ist es gerade nicht, Orientierung und Stabilität fühlen sich bestimmt anders an. Aber so ist das, lieber noch Unsicherheit als Depressivität oder gar Verzweiflung.

Ich denke, der Hinweis mit der Tiefenentspannung hat mir geholfen. Ich lasse mich endlich darauf ein, dass ich langsam machen muss. Habe mir Zeit in der Sonne gegönnt; wenn ich mit Leuten rede oder eher noch sie mit mir, dann frage ich oft, wie dies und das gemeint war, damit ich mir nichts mehr zusammenreime (danke, GastB). Im Moment bin ich offen, fühle mich, als hätte ich auf den Reset-Knopf gedrückt. Und wie bin ich damit so? Bestimmt okay, aber ich will da gar nicht drüber nachdenken. Bemühe mich, weiter den Blick nach außen zu richten. Da fühle ich mich gerade sehr offen.

Das fühlt sicher gerade wirklich nach Neuanfang an. Innere Ruhe und Gelassenheit werde ich hoffentlich auf diesem Gefühl von Realität aufbauen können. Das wird nur gehen, wenn ich konsequent bleibe und die Unsicherheit aushalte. Es hilft mir offenbar, die Entspannung zuzulassen und das Bewusstsein, dass mir nicht wirklich etwas passieren kann. Schön ist's trotzdem nicht, wenn ich überlege, was mir bevorsteht, um mich von da jetzt hochzuarbeiten. Mein Erleben war vorgestern noch anders, und vielleicht packt mich das auch wieder, obwohl ich das natürlich nicht will: Existenz-/Torschlussangst. Wer weiß, wie's weiter geht, vielleicht packt die Angst wieder zu, wenn ich mich Herausforderungen stelle. Denke, wenn ich das tue, was ich wirklich will und agiere, kann es aber so bergauf gehen, so klein, wie ich mich innerlich fühle. Der Witz scheint zu sein, die Unsicherheit zuzulassen und dabei ruhig zu bleiben. Ich denke, so wird sich das richtige Gleichgewicht zwischen Herausforderung und Entspannung finden lassen, so kann sich die Gefühlswelt stabilisieren, so ist Integrität möglich. Voraussetzung: ehrlich bleiben, mit allen Konsequenzen. Wenn ich ans Berufliche denke, wird's mir erst mal schlecht, denn es wird bestimmt erst einmal nicht leicht werden, der Neuanfang. Aber mal sehen. Negativ ist das nicht, realisitsche Einschätzung.

Zum Aussöhnen: Habe einen Brief an meine Mutter abgeschickt. Mit dem Ziel, vielleicht ein Gespräch zu führen. Ich bereue einige Verhaltensweisen ihr gegenüber. Ist es für dich oder andere dabei auch ein Thema, auf die Eltern wieder zuzugehen? Reue? Ohne sich zu verbiegen, als erwachsener Mensch, um für beide Seiten wieder etwas gut zu machen, dass beide vielleicht wachsen können? Sich selbst zu vergeben, indem man versucht, etwas zu reparieren, aber ohne zurück zu rudern?

17.03.2011 22:33 • #66


T
Hallo Adler,

den Brief an Deine Mutter finde ich einen guten und richtigen Schritt.
Versöhnung ist für beide Seiten ein heilsamer Prozeß.

Aber, wie Du schon schreibst, als erwachsener Mensch, gereift und in aufrechter Haltung.

Zum Thema Kontaktabbruch kann ich persönlich nichts beitragen.
Es gab wohl Verletzungen von Seiten meiner Mutter (vielleicht auch von meiner Seite),
darüber wurde aber nie gesprochen und wird es auch nicht mehr werden.
Meine Mutter ist jetzt auch schon zu alt dafür.

Diese Dinge werden also unter die radikale Akzeptanz fallen bzw. sind schon gefallen.

Du schreibst über Deine momentane Unsicherheit.
Dazu fällt mir sinngemäß noch ein Therapeuten-Satz ein:
Wenn man sich darüber sicher ist, daß man sich unsicher fühlt, ergibt das auch eine Art von Sicherheit o.s.ä.

18.03.2011 02:56 • #67


Adler83
Hallo tautröpfchen,

Zitat:
Aber, wie Du schon schreibst, als erwachsener Mensch, gereift und in aufrechter Haltung.

Ich will damit noch vorsichtig umgehen. Es ist wahrscheinlich noch zu früh. Mal sehen, wann und ob es sinnvoll ist, das fortzusetzen. Denke, dass ich mit dem Brief ein Signal gesendet habe, das für beide gut ist. Jetzt brauche ich erst neue Stabilität bis ich das meistern könnte.

Es fühlt sich so zerbrechlich an ... radikale Akzeptanz ... gestern habe ich darüber geredet, was mir wirklich am Herzen liegt. Darauf kriegte ich viel Input, Kontra, aus Erfahrung. Fällt mir schwer, mich dann abzugrenzen. Trotzdem, ich habe mich als authentisch erlebt, es hat sich erst einmal richtig angefühlt, zu sagen, dass ich etwas Soziales bewirken will. Wie genau, wo ansetzen, wie damit auch über die Runden kommen?

Jetzt erlebe viel Untersicherheit vor einem Vorstellungsgespräch, vielleicht der Versuch, zurück zu rudern in einen alten Job, weil ich von etwas leben muss. Ich fahre trotzdem gleich hin, danach mal weitersehen. Will mir die Unsicherheit an der Stelle etwas sagen oder nur, dass ich mutig sein darf?

Hoffentlich wird's wieder sonnig am Wochenende, lechz.

18.03.2011 11:01 • #68


T
Hallo Adler,

vielleicht wäre das ja zumindest vorübergehend die Lösung:
Ein Job, um, wie Du schreibst, von etwas zu leben, also ein sog. Brotberuf und die sozialen Neigungen nebenher als freiwilliges Engagement.

Hängt natürlich auch davon ab, wieviel Zeit und Kraft man neben dem Beruf noch zur Verfügung hat.

Wie ist denn Dein Vorstellungsgespräch gelaufen?

19.03.2011 16:53 • #69


P
Zitat:
. Trotzdem, ich habe mich als authentisch erlebt, es hat sich erst einmal richtig angefühlt, zu sagen, dass ich etwas Soziales bewirken will. Wie genau, wo ansetzen, wie damit auch über die Runden kommen?

Käme denn eine Umschulung für Dich auch in Frage Adler?

19.03.2011 20:29 • #70


Adler83
Hi,

wir sind verschoben worden in die Kummerecke, aha.

Das Vorstellungsgespräch war enttäuschend, hatte mir die Firma ganz anders erhofft. Ich muss erst einmal den Broterwerb geregelt kriegen, stimmt. Ist es im Moment egal, ob in der alten Branche? Ich weiß es einfach nicht; wenn ich da weiter zu viel drüber nachdenke, dann wird es bestimmt nicht besser werden. Ich will ja nicht an meinen Idealen zugrunde gehen.

Mein Therapeut hat versucht, mir klar zu machen, dass nichts passieren kann und dass ich es nicht (wieder) überstürzen soll. Das sehe ich aber nur teilweise so. Er meinte auch, dass ich überlegen soll, ob ich das wirklich will - er meinte das Vorstellungsgespräch bzw. den Job. Den will ich tatsächlich nicht. Die Herausforderung bei der Therapie für mich ist es, offen für Anregungen zu sein, ich vertraue ihm und trotzdem selbst zu entscheiden. Das ist eine Gratwanderung, so verunsichert, wie ich mich zur Zeit fühle. Ich denke aber, dass diese Verunsicherung tatsächlich die wahren Gefühle sind und dass ich so - bewusst fühlend - Schritt für Schritt weiter gehen werde ... muss.

Ich möchte wieder Klarheit, das ist ganz wichtig, Entscheidung FUER etwas und Abgrenzung gegen andere Irrwege. Umschulung ist eine Anregung, über die ich jetzt etwas nachgedacht habe, aber ich finde, das wäre ein solcher Irrweg.

Hatte mir schon Ziele aufgeschrieben und systematisch Schritt für Schritt gemacht. Das will ich nicht alles über den Haufen werfen, es steckt schon genug Arbeit drin, und wenn man mit einer entsprechenden Persönlichkeitsstruktur startet (Veränderungen angeht, dranbleiben möchte), dann kommt ja erst recht nicht von heute auf morgen der große Erfolg und auch nicht sofort die Zufriedenheit. Oder wie geht's euch damit?

Ich schreibe jetzt weiter Bewerbungen, werde hoffentlich ein Umfeld finde, das mir wieder Stabilität gibt im alten Beruf. Hoffentlich ist das möglich. Da kann ich meine soziale Ader auch während der Arbeitszeit einbringen; dazu braucht's ein geeignetes Umfeld, die passende Firmenkultur. Deckt sich das mit meiner Realität, mit meinem Weltbild? Nein, aber ich werde mich arrangieren müssen.

Daneben bleibe ich auch an meinem großer Traum dran, der Musik. Alles leider etwas diffus zur Zeit, hauptsächlich wegen existenzieller Angst.

20.03.2011 09:21 • #71


T
So wie Du es beschreibst, ist Therapie ja auch gedacht.
Der Therapeut soll einen dabei unterstützen und dahin führen, daß man so viel Klarheit über sich selbst und die eigenen Angelegenheiten bekommt , um selbstständig entscheiden zu können. Auf keinen Fall kann er einem Entscheidungen abnehmen.

Du schreibst, Du wirst Dich arrangieren müssen.
Es ist wohl in jedem Lebensbereich so, daß man sich bis zu einem gewissen Grad arrangieren und anpassen muß und ein gewissen Maß an Frustrationstoleranz braucht.
Wie weit man das will und kann ohne das Gefühl zu haben, sich zu verbiegen, ist sicher bei jedem verschieden und muß jeder selbst entscheiden.

20.03.2011 23:36 • #72


Adler83
Das Thema Projektion ist auch wichtig. Ziel ist es, keinen Therapeuten mehr zu brauchen. Aber es entsteht bis zu einem gewissen Grad eine Beziehung; ein paarmal hatte ich außerhalb verabredeter Termin angerufen, wenn ich akuten Druck nicht mehr ausgehalten hatte. Aber ist das wirklich sinnvoll? Ich bin froh, dass ich ihn habe; besser ging es mir, bevor ich mich überhaupt auf das Thema Angst/Depression/Therapie eingelassen habe. Ehrlich, ich wünschte, niemals Angst und Frust nachgegeben zu haben, niemals das Thema Psychologie angefasst zu haben.

21.03.2011 08:11 • #73


Adler83
Ich suche gerade nach einer Teilzeitstelle und hab sogar eine in Aussicht. Teilzeit, um auch andere Dinge machen zu können, aber auch wegen eingeschränkter Belastbarkeit. Ich werd sicher erst mal beißen und neues Selbstwertgefühl aufbauen und dem Druck stand halten müssen.

Wie würdet ihr damit umgehen? Nichts sagen und die A****backen zusammen kneifen oder offen und ehrlich darüber reden? Ich kann ja nicht meine Krankengeschichte auspacken, dann werde ich den Job bestimmt nicht kriegen.

Ideen, wie ich die Situation ehrlich und positiv rüberbringen kann, so dass ich die Stelle vielleicht trotzdem kriege und das auch aushalte bis ich wieder genug Kraft und Vertrauen aufgebaut habe?

25.03.2011 09:51 • #74


P
Zitat:
Ich werd sicher erst mal beißen und neues Selbstwertgefühl aufbauen und dem Druck stand halten müssen

Das ist sicher nötig und Du schaffst das auch.
Also ich würde
Zitat:
die A****backen zusammen kneifen
.
und dann privat
Zitat:
offen und ehrlich darüber reden
.

25.03.2011 13:06 • #75


T
Ich finde, Du brauchst Dich nicht dafür zu rechtfertigen, daß Du eine Teilzeitstelle suchst.
Der Hinweis auf private/persönliche Umstände oder andere Dir wichtige Aktivitäten und Interessen muß reichen, falls danach gefragt wird.

Wäre das denn eine Stelle in einem Bereich, der Dir zusagen würde?

Wenn man was Neues in Angriff nimmt und aktiv ist, steigert das auf jeden Fall das Selbstwertgefühl und auch den Lebensmut. Passiv sein lähmt mit der Zeit immer mehr und es fällt immer schwerer, sich wieder aufzuraffen.
Duch das Teilzeitarbeiten hättest Du erstmal einen sanfteren Einstieg und kannst dann weiter überlegen.
Ich würde es jedenfalls mal versuchen.

25.03.2011 14:11 • #76


Adler83
Zitat:
Wäre das denn eine Stelle in einem Bereich, der Dir zusagen würde?

Ich habe das gelernt und auch mal Spaß daran gehabt, außerdem mir da noch viel vorgenommen. Bin gut qualifiziert, wecke mit meinem Profil Interesse. Mein Lebenslauf sieht dabei aus wie ein Schweizer Käse, mangelde Belastbarkeit. Ich bin ganz gut in dem Bereich, aber lange raus aus dem täglichen, kontinuierlichen Arbeiten, bräuchte Zeit für Einarbeitung und um Vertrauen zu fassen und ein Umfeld, das mich nicht sofort mit hohen Erwartungen wieder erdrückt. Dann könnte ich mich wieder auf mehr Vertrauen einlassen und unbeschwerter arbeiten, kommunizieren, wieder offener werden. Ich hoffe, dass ich in dem Bereich wirklich etwas finde. Wollte eigentlich selber mein eigener Chef sein, habe das versucht, schreibe das auch noch nicht ab; vielleicht wird das ja später noch, momentan brauche ich einen Arbeitgeber, der mich so nimmt und arbeiten lässt, wie ich bin.

Mich mit dem Bereich wieder zu identifizieren, könnte mir vielleicht schwer fallen, aber mal abwarten. Ich frage mich, wenn ich nicht offen darüber rede, wo ich stehe und dass ich erst mal wieder aufschließen muss, dann könnte das wieder nach hinten losgehen. Aber: Wie das positiv ausdrücken? So ausdrücken, dass ich trotzdem die Chance auf einen Job kriege und zwar einen, der mir diesmal gut tut und in dem ich wieder aktiv sein kann, was ich immer wollte und sogar oft gebremst worden bin (in den Situationen hätte ich dran bleiben sollen, nachgeben ist immer schlecht, das darf nicht wieder passieren).

Ich raffe mich immer wieder auf; gestern habe ich mal wieder die totale Verzweiflung erlebt, aber genau da bin ich dann raus und joggen. Sonst macht's plopp, und ich bin weg, das geht einfach nicht. Zwischenmenschlich mache ich neue Erfahrungen, auch das kostet Kraft, offen und selbstbestimmt zu sein, Dialog, das bin ich nicht gewohnt.

Trotz Scheitern aktiv zu bleiben, die Konzentration auf die eigenen Ziele und Interessen wieder richten, das ist total wichtig. Bis zu echter Müdigkeit, dann schlafen, entspannen, loslassen. Ich fühle mich immer kleiner, zwischenmenschlich habe ich so viel abgewehrt, das war immer wieder gar nicht gut. Irgendwann muss ich doch aus den Fehlern lernen? Ich bin schon bereit, mich auf das Wesentliche zu bescheiden, dann kann ich ja nach und wieder etwas aufbauen.

26.03.2011 07:33 • #77

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Adler, ich finde es toll, dass Du da grad so dranbleibst.
Zitat:
Dann könnte ich mich wieder auf mehr Vertrauen einlassen und unbeschwerter arbeiten, kommunizieren, wieder offener werden

Genau da sehe ich den Ansatzpunkt.
Könnte es sein, dass Du Dir selber nicht richtig traust?( ver-traust, zu-traust)

Da würde ich mir nun den Plan machen.
Was ist Dir wichtig, wo sind Deine Stärken, wo willst Du mal hin........

Und geb dir etwas Zeit und hab Geduld, das geht nicht von heute auf morgen.

26.03.2011 10:58 • #78


T
Du schreibst, Du machst gerade zwischenmenschlich neue Erfahrungen und bist Dialog nicht mehr gewöhnt.
Inwieweit ist Einsamkeit für Dich ein Problem?
Einsamkeit kann mutlos machen, Selbstzweifel verstärken und zu zermürbenden inneren Monologen führen.

Du versuchst im Kontakt offen und selbstbestimmt zu sein.

Ist Dein Grundkonflikt in verschiedenen Lebensbereichen der, daß Du Dich einerseits auch zurücknehmen, anpassen, andere gelten lassen möchtest, andererseits aber selbstbestimmt sein, Dich durchsetzen und behaupten möchtest?

Ist es so, daß Du Dich sowohl beim nachgeben als auch beim Dich behaupten nicht richtig wohl fühlst?
Vielleicht hast Du Dich in der Vergangenheit als zu manipulierbar erlebt und hast jetzt Angst davor?

Oder habe ich Dich ganz falsch verstanden

26.03.2011 15:31 • #79


T
Zum Thema Erwartungshaltung durch andere fällt mir noch was ein.
Du möchtest gerne einem potentiellen Arbeitgeber geschickt vermitteln, daß Du noch nicht wieder so belastbar bis und Zeit brauchst, ohne Dir die Chance auf den Job zu verbauen.
Leider weiß ich auch nicht, wie man das hinbekommt.

Mir fällt dazu aber ein, wie ich vor Jahren ein Ehrenamt in einem neuen Bereich beginnen wollte. Es war zwar nur eine ehrenamtliche Tätigkeit, ich hatte aber trotzdem Angst, daß man zuviel von mir erwarten könnte.
So habe ich also beim ersten Gruppentreffen bei der Vorstellung gesagt, daß ich nichts in diesem Bereich wisse, keine Ahnung habe und eigentlich überhaupt nichts könne.
Ich weiß noch wie groß meine Angst war, die anderen könnten sich freuen, jetzt eine neue kompetente ehrenamtliche Mitarbeiterin zu haben und es war mir ganz wichtig, zu vermitteln, daß ich nichts kann.
Ich weiß nicht, ob das was geworden wäre, wenn es sich um einem Job gehandelt hätte!

Ich habe dann schnell gemerkt, daß ich doch etwas kann, einfach durch das Interesse, das persönliche Engagement und weil ich mit dem Herzen bei der Sache war.

Bei Dir bezieht sich die Angst natürlich nicht auf das Können, sondern nur auf die Belastbarkeit. Du bist ja hoch qualifiziert in Deinem Bereich, wie Du schreibst.

26.03.2011 16:08 • #80


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