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Theophanus
Die gut gemeinten Ratschläge waren schrecklich und oberflächlich sowie niemals hilfreich, eher das entsprechende Gegenteil. Jenes führte dazu, dass das oft wohltuende Alleinsein sich zu einer bitteren, betrübten sowie bedrückten und schmerzensreichen Alleinsamkeit verwandelte. Mit letzter Kraftenergie, woher sie jene noch hatte, ist mit einem Wunder zu vergleichen, ging sie zu ihrer Pastorin. Dieselbe reichte ihr eine Engelshand entgegen und nahm die Frau mittleren Alters bei sich auf. Zudem sorgte jene dafür, dass sie in einer langwierigen stationären Behandlung von der Seelenfinsternis genesen konnte.

Allerdings war der Zwang nicht weg und fand den Hund annehmbar. Zwischen den beiden bildete sich bald eine Zuneigung und später sogar eine wahre Minne. Es gab eine Hochzeit zwischen beiden, wovon jene Frau meilenweit entfernt war. Sie sah die beiden glücklich in ihrer Seele leben. Sie wurde auf deren wahre Liebe eifersüchtig und gönnte es ihnen überhaupt nicht. Solche Art von Gedanken mochte sie wiederum keinesfalls, aber sie selbst durfte durch dieselben nicht glücklich sein, weil die etwas dagegen hatten: Jenes führte bei ihr zur Traurigkeit. Sie erschwerten ihr Leben weidlich, machten es immer mehr zur Hölle auf Erden.

Man lebte in einem eigenen Gefängnis auf Jahre, strenger als jedes andere auf der Welt, sogar indirekt mit Folter durch Essens- und Trinkverzicht, wobei es aber keinesfalls zu einer Magersucht kam wie in ihrer Jugend. Durch das viele Waschen ihrer Hände und den Gebrauch von zig Seifen waren dieselben dadurch derartig zerfressen, sodass man vielerlei offene Wunden hatte und das Blut nur so floss. Wenn sie bloß einen guten Moment hatte, wurde sie hierfür bestraft durch Albträume, die in solchem Maße lebendig waren wie Kinofilme, und der Schmerz, den man erleidet, war derart mit Leid vorhanden wie die schlimmste Pein, die die Frau im wirklichen Leben schon gespürt hatte.

Erst begannen die Träume mit wunderbaren Gefühlen. Sie war verheiratet, hatte meistens zwei Kinder und alle waren voller Glück, jedoch auf einmal war es kein Farbfilm, die Zeit änderte sich und man war ein Verfolgter. Sie musste mit ansehen, wie ihre Liebsten vor ihren Augen auf grausame Art getötet wurden, bis sie selbst dran zu glauben hatte. Sie wachte nass gebadet auf und sie weinte. Dabei saß sie hundeelend in einer Ecke und ihr Körper bibberte mit Leibeskraft, als wäre um ihr herum eine dauerfrostige Luft.

04.02.2024 08:26 • #21


Theophanus
Jedes Bemühen, nochmals gegen den Zwang anzugehen, bedeutete stets neue Erkrankungen und jetzt, wo er mit dem schwarzen Hund vermählt war, wurde es noch schlimmer. Versuchte ein Therapeut, die Seelenfinsternis zu heilen, wurde ihr Gemahl stärker und hielt seine Gemahlin fest in seiner Hand. Beim Versuch, den Zwang an den Kragen zu gehen, war sofort die Finsternis zur Stelle und bedrohte das Leben jener armen Frau um einiges mehr.

Jenes Ehepaar wünscht sich niemand und jede denkbare Seele sollte von beiden verschont werden, aber sind sie einmal im Verbund, wird es für jedes Menschenkind ein allzu schweres Los. Ich hoffe und bete für jeden Erdenbürger, dies nicht erleben zu müssen. Sie verstarb ausnahmslos allein. Woher sie die Kraft nahm, zu anderen Mitmenschen hilfsbereit und höflich zu bleiben, grenzt wiederum an ein wahres Wunder.

Ihre einzige Liebe war jener Junge aus der Jugendpsychiatrie. Ihm war sie bis zu ihrem Tod treu und sie betete für ihn jeden Abend vorm Zubettgehen, dass er der fröhlichste Mensch auf Erden und hoffentlich glücklich verheiratet sei mit ganz vielen Kindern und dass seine Frau einen wunderbaren Charakter besitze. In ihrem letzten Gedanken dachte sie an ihn und die gemeinsame, glückliche Zeit in der Klinik. Jene war ihr allerschönster Lebensabschnitt in ihrem gesamten Lebenszeitraum. Hierbei verlor sie eine letzte Träne aus dem rechten Äuglein, und die Atemseele verschwand aus ihr mit dem allerletzten Atemzug, sodass ihr nach schattenreichem Leben der ewige und friedliche Wonneschlaf ihre Seele für immer zur Ruh setzte.

Sie hat trotz tiefsten Schmerz immerfort an andere gedacht und tat allerlei Gutes, gerade für ältere Menschen in einem Heim, wenn ihr seelischer Zustand es zuließ. Ihre Demut war zu groß, dadurch hatte sie keine Eigenliebe. Dies war für ihre Umgebung ein Segen, weil sie aus purer Nächstenliebe bestand, aber für sich selbst gab es keine Liebe.

So hatte Maria ein Einsehen und nahm sie bei sich gerne auf. Ihre Seele wurde mit Geborgenheit und viel Liebe geheilt. Maria hat heute ein Auge auf sie und sorgte dafür, dass ihre Eltern am heutigen Tag bei ihr sein dürfen. Sogar die Pastorin holte sie herauf, obwohl von deren Berufszweig keiner gerne im Himmelreich gesehen wird, laut Bergpredigt, weil sie unten auf Erden genug Anerkennung erhalten. Dies alles tat sie für die arme, erkrankte Hauchseele, damit sie endlich heilen konnte, und so wuchs in ihr die Eigenliebe in gleicher Größe wie die Demut, wie es sich in einer gesunden und edlen Seele gehört.

Bei ihr fehlte die Selbstliebe, aber wehe, es mangelt jemandem an Ergebenheit. Dessen Seelenheil ist hoffnungslos für alle Zeiten verloren, aufgrund dessen, dass derselbe verdorben ist mit dauerhaftem Laster.

04.02.2024 08:28 • #22


A


Märchenstunde lauter Märe, Märchen, Sagen etc

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Theophanus
Ich habe heute Nacht alles soweit korrigiert und habe leider vergessen, dass der Anfang eine Änderung bekam, damit es Sinn ergibt. Daher werde ich hier den Anfang nochmals zeigen. Ich hoffe um Verständnis:

Das vermaledeite Hochzeitspaar

Vor nicht allzu langer Zeit lebte eine junge Frau ganz allein für sich. Sie hatte niemanden mehr, ihre lieben Eltern verstarben am gleichen Tag, aber in unterschiedlichen Kalenderjahren. Sie litt darunter weidlich nicht nur am Sterbetag ihrer Liebsten, sondern das ganze Jahr, und die Pein wurde mit der Zeit nicht weniger, statt dessen vermehrte sich das Leid um ein Vielfaches, bis sie zuletzt daran verstarb.

04.02.2024 08:40 • #23


Theophanus
Die in weiß gekleidete Frau


Im hohen Norden nordwestlich von Hamburg liegt ein Moor, das alle naselang mit dichtem Nebeldunst versehen ist. Eine Landstraße führt mitten hindurch, hier kommt es häufig zu einer geistigen Erscheinung, die von reichlich durchfahrenden Autofahrern gesichtet wurde. Sie erscheint keinesfalls ohne Grund, sie hat ein nettes Anliegen, obwohl sie ein Geist ist, besitzt derselbe eine gute Seele. Sie möchte lebende Menschen mit ihrer Spukgestalt keinesfalls erschrecken, stattdessen warnt sie die Fahrer vorsichtig zu sein, weil ein stehendes Hindernis auf sie bald zukommt. Sie sollen statt der erlaubten Geschwindigkeit bei Nebel unter 50 Meter Sichtweite nochmals ihr Tempo drosseln, weil in dieser Gegend manche derart Angst haben, dass diejenigen mit ihrem Auto einfach auf der Fahrbahn zum Stillstand kommen. Dies liegt an den dortigen Nebelschwaden, dieselben bilden gespenstische Figuren, die einem das Fürchten beibringen.


Hören Menschen auf die Warnung der in weiß bekleideten Frau, kehren diese zwar geschockt, aber ansonsten heil nach Hause und dürfen ihr Leben weiter genießen. Manche von ihnen sind derart hilfsbereit und fahren vorsichtig auf dem Fußweg, um dort zu parken. Sie steigen aus ihrem Wagen aus und helfen der Person, die in ihrem Gefährt vor Bangnis nur am Zittern ist und starr das Lenkrad mit eisernem Griff festhält, um vergeblich zu versuchen, sich geistig zu sortieren. Diese Hilfe besteht darin, dass sie diesen Menschen ruhig ansprechen und zureden, bei ihnen mitzufahren. Das Auto entfernen sie von der Straße, so stellt dieses Fahrzeug keine Gefahr mehr dar, außer dass Fußgänger und Radfahrer nicht allzu viel Platz hier nach haben, bis es von dort weggefahren wird. Tut jemand dies, taucht jene weiß gekleidete Frau wieder auf und winkt ihnen freundlich vor Dankbarkeit zu. Wehe, aber man betrachtet dies als unwahren Spuk, derart fährt man in seinem eigenen Tod.


Manche sahen die weibliche Erscheinung vor einem Unfallwagen stehen und bitter greinen, andere erzählten, dass sie nicht nur weinte, sondern ebenfalls dabei ihre Hände zu einem Gebet faltete. Wenn die Rettungskräfte ankamen, war sie im Nebel verschwunden, aber auch die berichteten oft von merkwürdigen, schluchzenden Geräuschen, als ob eine Erdenbürgerin heftig Tränen vergießt. Beim ersten Mal, als man diese Laute wahrnahm, dachte man, eine verletzte Frau wäre ins Moor herausgeschleudert worden und eine Suchmannschaft suchte daraufhin tagelang nach ihr, aber man fand niemanden. Jedoch war jenes Wimmern mehrmals zu hören, sodass einige annahmen, dass ihre Sinne verrückt spielten in den dichten Nebelbänken. Für die anderen war klar, dass das Gespenst es sei, das die Toten mit einem Klagelied betrauert.


Derart wurden in all den Jahren bis heute immer mehr Menschen gerettet, jene bedanken sich, indem sie an dem jeweiligen Tag und an den Stellen, wo sie hätten sterben können, Blumen hinlegen. Merkwürdigerweise verschwinden dieselben immerfort am nächstfolgenden Nebeltag, und manche Wanderer im Moor wundern sich vereinzelt, wieso diese verstreut aufzufinden seien, an vielerlei Örtlichkeiten, die kilometerweit entfernt von der Straße liegen.


Man weiß bis heute keineswegs, wer diese Frau tatsächlich gewesen sei, die einem als Geist erscheint. Fragt man jemanden, der in der Nähe des Moors wohnt, hört man aber immerwährend die gleiche Antwort.


Es soll sich vor langer Zeit zugetragen haben, dass eine fürsorgliche Mutter mit ihren Kindern hier lebte. Sie hatte es höchst schwer, sich um ihre Sprösslinge zu kümmern, aufgrund des Todesfalls ihres Gemahls war sie auf sich allein gestellt. In einer grausigen Nacht kamen bösartige Männer mit roher Gewalt in ihr Haus hinein. Sie töteten die Kinder, damit sie in Ruhe sich an die arme Hausherrin vergehen konnten. In einem Augenblick ihrer Unaufmerksamkeit nahm die Frau ihren ganzen Mut und versuchte zu entkommen. Dies gelang ihr nur teilweise, weil sie von ihnen im Moor gestellt wurde. Dort wurde sie von ihnen überwältigt, getötet und wie ein Hund verscharrt. Man fand die toten Kinder im Haus am nächsten Tag, aber deren Mutter war für immer verschwunden. Zuerst dachte man, sie selbst hätte sie entleibt und das Gebäude so hergerichtet, als wäre jemand von außen mit Gewalt eingebrochen, um die schreckliche Tat zu begehen. In der Vorstellung, sie könnte ein feines Leben an einem anderen Ort führen, ohne Furcht haben zu müssen, dass jemand nach ihr suchen würde, weil man annehmen müsste, dass sie ihren Häschern entkommen sei und von diesem Flecken Erde nichts mehr wissen möchte, wo solch Ungeheures geschehen sei.


Jedoch erschien seit dem ersten Nebel nach der Tat immerfort eine Frau als Gespenst, die man erkannte als die liebenswerte Witwe. Hiernach suchte man im ganzen Moor nach ihrem Leichnam, um ihn auf dem Friedhof zu bestatten, aber man fand ihn nicht. Mancher Mutige ging zu ihr hin und fragte sie, wo sie verscharrt worden sei. Sie verstand anscheinend die Frage, aber sie wusste es selbst nicht mehr durch ihre Ängste und die Pein an dem Abend der grauenhaften Tat.


Sie war eine wohlerzogene wie edle Frau, in allem Verhalten war sie ein Mensch voller Sanftmut und Nächstenliebe, deshalb ist sie ein redliches Gespenst, das kein Herzeleid erträgt und verhindern möchte, dass ein anderes Wesen solches erdulden muss. Sie ist für alle ein Segen, aber es gibt Momente, die jeder aus der Nähe kennt, weil fast jede ansässige Familie mindestens ein Mitglied hat, das durch ihre Gunst entweder noch existiert oder länger leben durfte, bis derjenige eines natürlichen Todes gestorben ist. Hierbei geht man ins Moor und weint um sie aus Empathie und der Ungerechtigkeit wegen, dass sie auf Erden als Geist verweilen muss, obwohl man nur Gutes von ihr berichten kann und ihr damals in Lebenszeit derart Leid angetan wurde.

11.02.2024 13:55 • x 1 #24


Theophanus
Mein Vater war kein gläubiger Mensch, aber er gehört zu denen, wie er es mir persönlich erzählt hat, nachdem er einen Blumenstrauß im nirgendwo am Straßenrand niederlegte und ich daraufhin fragte, was dieses eigentlich soll, der jemand anderem und sein eigenes Leben gerettet hat. Als er die Frau im weißen Kleid auf sich zukommen sah in einer sehr nebligen und finsteren Nacht, wusste er genau, was seine Aufgabe sei. Er fuhr mit seinem Lkw nur noch Schrittgeschwindigkeit und konnte dadurch rechtzeitig das stehende Fahrzeug sichten. Er rettete dieser Person das Leben und seines zugleich.

Eine Elmshorner Musikband tut sie leider in ein schlimmes Licht darstellen und in unserem Krückaupark erscheinen. Ich höre zwar dies gerne Lied an, aber nur damit die Erinnerung an meinem Vater und dieser Moment an der Straße für mich wie ein Film ablaufen kann. Ich sehe heute noch, wie er gerührt war und feuchte Augen vor Dankbarkeit bekam, wenn er an jenen Tag sich zurückerinnerte.

Es gibt sogar einige Filme, sogar ein Tatort, indem über diese Erscheinung entweder gesprochen oder sogar thematisiert wird.

11.02.2024 14:40 • #25


Theophanus
Das Märchen Frieda ist noch nicht zu Ende geschrieben, aber ich empfinde es jetzt schon derart wunderschön und herzberührend, dass ich es heute veröffentliche, obwohl noch zwei bis drei größere Abschnitte eingebaut werden. Aufgrund dessen, dass ich derartig oft einzelne Passagen zigmal gelesen und bearbeitet habe, werde ich ein bisschen Abstand gebrauchen, um danach von Neuem diesen Stoff anzugehen. Ich weinte herzlich, als ich es zuletzt durchgelesen habe, und hoffe, ihr empfindet genauso.


Frieda

Eine Königin, die keine sein wollte und hierdurch von allen geliebt wurde.


Prolog: Die Zwerge

Die lebensklugen Zwerge sind gerne unter uns von jeher,
jedoch haben es jene bei uns heutzutage weidlich schwer,
man glaubt leider in keiner Weise mehr an deren Existenz,
somit besuchen sie uns nur noch ab und an in einem Lenz,
wenn wir keinesfalls vermögen, an dieselben fest zu glauben,
werden wir uns deren Zuneigungen ewig selbst berauben.

Obwohl in dieser Märe keine Zwerge vorkommen, kamen mir jene Zeilen vorab in den Sinn, es fiel mir wie Schuppen von den Augen, als ich darüber einige Minuten nachsann, warum dieser Satz als Gedanke zu mir herabschwebte. Jene Gestalten bekommt man genauso wie hochwohllöbliche Mitmenschen traurigerweise selten zu Gesicht, oft müssen dieselben unter den Erdlingen Leid wie Pein ertragen. Anstatt dessen sollte man jenen mit Liebe begegnen, aufgrund ihrer aufopferungsvollen Gesinnung könnte man derart viel gewinnen, anscheinend wolle man es leiderfüllt keinesfalls, was ich sehr bedaure, weil mit Ihnen kann die Welt nur friedlicher werden, jedoch ohne sie wäre es der Anfang eines Abgesangs auf die Menschheitsentwicklung oder gar der Völkerfamilie überhaupt. Derohalben beginnt das Märchen mit einer Aussage über Zwerge und endet mit einer Bemerkung über edle Menschen, beide unterscheiden sich nur leicht voneinander.


Vor ewigen Zeiten lebte ein Königspaar in einem fernen Land friedlich und im harmonischen Einklang mit seinen Untertanen sowie seinen Nachbarländern. Für das Volk hatten sie allerweil ein offenes Ohr und waren bekannt für ihre Güte zu jedermann, egal ob es sich um einen Ritter, Bauern oder um jemand anderen handelte. Jedoch bedrückte eines ihre wahre Herzenswärme zueinander, es fehlte an eigenen Kindern, sie versuchten stetig ihr Glück, aus welchen Gründen auch immer ward die edle Dame zu allem Unglück nimmer mit einem gesegneten Leib versehen.

So vergingen einige Jahre über die Lande, die Königin wurde weidlich betrübt in jener Zeit, ihr hochwohllöblicher Gemahl unternahm alles, um die Melancholie seiner Herzensbesitzerin mit Balsam für die Seele zu heilen, indem er lustige Gesellen einlud, Feste feiern ließ sowie ihr immerwährend seine wahrhafte Liebe bekundete. Wenn sie im eigenen Kämmerlein für sich allein waren, sagte er ihr stets, wie wertvoll sie für ihn sei und dass er sie über alles Erdenkliche zu lieben vermag, ferner ohne sie in keiner Weise wüsste, wie er im Diesseits überleben sollte. Bleibt die Ehe kinderlos, würde er dafür sorgen, dass ein gutmütiger Herrscher eines nachbarlichen Landes dieses Reich friedlich in seines einverleibt, ohne dass die Einwohner darunter leiden. Sie bräuchte keine Furcht zu haben, dass er sich einer anderen Frau in Liebe nähert, um Nachwuchs zu bekommen und sie dabei seelisch schwer verletzt oder gar verstoßen würde. Er versuchte seiner Königsgemahlin auf Erden ein himmlisches Leben zu ermöglichen und versicherte ihr aus Herzensgrund, dass sie von ihm wahrhaftig geliebt werden würde, auch wenn sie kinderlos verbliebe, zudem würde er ihr mit Beharrlichkeit treu sein.

Jenes beruhigte sie keineswegs, aber nach einer Weile gab sie ihren Kinderwunsch auf und siehe, bald darauf erkannte man ihr pures Glück an ihrem Leib, der in guter Hoffnung war und den sie deswegen mit voller Freude vor sich her trug. An demselben Tag, an dem die Monarchin mit einer Leibesfrucht beschenkt wurde, trug ebenfalls eine Magd, die ihr lieb und teuer war, ein Kind unter ihrem Herzen. Als beide fast zur gleichen Zeit gebaren, war es für alle ein Festtag. Die Königsgemahlin gebar einen Jungen namens Clemens. Die Dienstmagd wiederum entband ein Mädchen, das sich auf den Namen Frieda taufen ließ. Aufgrund dessen, dass der Körper der Königin keine Milch abgab, bekam die liebliche Minna beide Kinder, um dieselben mit Muttermilch zu versorgen. Zum einen adelte man sie hierdurch aus voller Dankbarkeit, zum anderen ward sie seitdem eine lebenslange Herzensschwester für die gesamte hoheitliche Familie und eine weidlich gute Beraterin für die Monarchin. Sie verlor hierbei nie und nimmer ihre vorherige Gesinnung, sie fühlte sich überdies in allem der Bescheidenheit verpflichtet und verhielt sich dementsprechend. Sie wurde ungewollt eine Dame und kehrte daher ihrem Stand niemals den Rücken. Minna verhielt sich gegenüber ihren direkten Untergebenen wie eine der Ihrigen. Niemand hörte nur einen Befehl von ihr, sondern allzeit eine Bitte und ging etwas schief, gab es keinen Vorwurf ihrerseits, sondern allein beruhigende und liebliche Worte. Zudem war sie zu jeder Zeit gerne bereit, ihre Dienste als Magd im Kleinen weiterzuführen, zumindest die Arbeiten, die in ihrem neuen Wohnbereich anfielen, übte sie selbst aus. Kam eine Dienstmagd zu ihren Gemächern, konnte diejenige sich etwas ausruhen, weil hier keine Beschwer vorlag, die man zu erledigen hatte. Für all die Gesten und Taten wurde sie von allen Stützen mit großer Hingabe geschätzt und geliebt.

Dergestalt wuchsen die beiden Kinder wie Geschwister auf, alldieweil sie wussten, dass sie offenkundig keine waren, verliebten sie sich höchlich aneinander, als sie das jugendliche Alter verließen. Gleichwohl Frieda trotz Herzenswärme sich zu ihm ständig zugeneigt fühlte, war ihr weidlich bewusst, dass es nicht standesgemäß wäre, mit ihm später ein Königspaar zu bilden. So hielt sie ihn unter leidvollem Seelenschmerz immerwährend auf Abstand, obwohl ihr Herz darunter erheblich litt, empfand sie es für richtig. Der Königssohn liebte Frieda über alles, er konnte sich beileibe alleinig sie als Gemahlin vorstellen, er verstand sie in allem nur keinesfalls, warum sie ihm ständig vermittelte, sie sei unter keinen Umständen würdig, seine Braut zu sein. Sie entgegnete ihm stets, dass er nach jemand anderem Ausschau halten sollte, aufgrund dessen, dass sie die Macht verabscheuen und dieselbe zu besitzen ihr geradezu erhebliche Furcht einjagen würde. Somit möchte sie auf gar keinen Fall eine Regentin werden, selbst wenn es bedeuten würde, ihn als Herzensbruder zu verlieren und es ihr höchlich wehtun würde, ihn mit jemand anderem glücklich zu sehen.

Dermaßen vergingen zwei weitere Jahre ins Land, man hörte in allen Nachbarländern vom unverheirateten, bildhübschen Thronfolger. Es kamen allerlei edelgeborene Bewerberinnen ins Reich, die alle gute Partien aus hochadeligen Königshäusern darstellten, indes war keine wie Frieda so gesehen interessierte Clemens sich kein bisschen für all dieselben.

Eine Kronprinzessin mit Namen Augusta aus einem Nachbarland blieb im königlichen Lande, sie war eine stolze Frau und von sich sehr eingenommen. Sie wollte zweifelsohne hier an Ort und Stelle die nächste Königin werden. Sie ahnte weidlich schnell, dass das Herz des Kronprinzen für jemand anderen schlug, deswegen forschte sie nach, für wen es allein zu pochen vermochte. Als sie Frieda kennenlernte und dieselbe mit Clemens zusammen sah, wurde ihr klar, dass eben jene diejenige war, die das Innere des künftigen Regenten in vollem Umfang besaß. Ebendaher versuchte sie den Ruf der Herzensbesitzerin des Prinzen im gesamten Herrschaftsbereich in Misskredit zu bringen, indem sie dauerhaft üble Gerüchte über ebendiese in die Welt hinausposaunte, jedoch kein einziger im Hofe des Königs wie im Volk konnte dieselben Glauben schenken.

Als sie bemerkte, dass man ihr derart keinen Schaden zufügen konnte, änderte Augusta ihr Verhalten und freundete sich mit derselben an, um zu erfahren, ob sie ihr etwas entlocken konnte, was ihr höchstpersönlich weiterhelfen würde, das Herz des Kronprinzen für sich zu gewinnen. Frieda empfand ihr gegenüber freundschaftliche Gefühle und hätte es gerne gesehen, dass Augusta die Gemahlin von Clemens werden würde. Die Seele von Frieda war voller Tugenden und dergestalt fand die Prinzessin keinen Makel, der diejenige hätte schaden können.

Hierdurch entschied Augusta, jene Dame aus niederem Adel endgültig durch deren Tod loszuwerden. Wahrlich würde dieser Zwischenfall bedeuten, dass der Thronerbe in tiefe Trauer verfällt, aber diese würde gewiss vergehen und sobald dasselbe eintrifft, ist sie zur Stelle und würde eines Tages die Königin jenes Reiches darstellen dürfen. Sie besorgte sich heimlich Gift und lud die arglose Kontrahentin ein, sie hinaus in die Wälder zu begleiten, damit sie selbst die Landschaft durch ihre Hilfe für sich entdecken konnte. Frieda ritt arglos mit Augusta gerne aus und zeigte ihr die Schönheit jener Lande.

Sie machten einen Zwischenstopp auf Vorschlag Augustas und saßen zusammen auf einer Decke in der Mitte einer kleinen Lichtung innerhalb einer größeren Waldung. Die Prinzessin schenkte ihr Wein ein und tat, als ob sie mittrinke, Frieda trank ihren Trinkbecher aus und ihr ward hierbei äußerst schwummerig. Nach kurzer Zeit lag eben jene entschlummert neben Augusta, hinterdrein stand sie auf, suchte und fand in der Nähe liegend einen geeigneten Ast. Sie schlug hiermit mit voller Wucht auf den Kopf der Verstorbenen ein, danach legte sie dieselbe auf den Boden jener Blöße des Waldes nieder und nahm alles eiligst mit, was verraten würde, dass das arme Geschöpf ermordet worden sei.

Sie ergriff mit einer Leine Besitz von der zweiten Stute, derart ritt sie zum Schloss und versuchte Schmerzenstränen aus ihren Augen hervorquellen zu lassen, um allesamt ein Schauspiel zu bieten, wie ihr der grausige Unfall von Frieda über alle Maße leid tat. Sie erzählte Clemens, dass dieselbe leiderfüllt vom Pferde gefallen sei, als sie eine Lichtung im Galopp erreichten und ihr Falbe sich aufbäumte, als ein Wildschwein ihren Weg kreuzte. Sie stürzte mit solcher Wucht auf dem Boden, dass sie mit dem Kopf auf einem dort liegenden Ast unglücklicherweise aufschlug und sofort die Augen für immer verschlossen hat, ferner sei sie selbst untröstlich, dass sie ihm derartige Nachricht kundgeben musste. Clemens konnte es nicht fassen, seine Frieda war eine dergestalt gute Reiterin, er wollte all das Gehörte in keiner Weise wahrhaben. Durch die Schilderung von Augusta wusste derselbe, wo er hinzureiten hatte.

Zur gleichen Zeit näherte sich Friedas leblosem Körper eine gewaltige Hirschkuh, der Anblick solchen Geschöpfes war ausgesprochen anmutend. Das Wesen neigte sein Haupt und hauchte Frieda Leben wieder ein, obendrein heilte dasselbe ihre Wunden, ohne dass ihr Körper mit einer einzigen Narbe versehen war, somit verjagte dieses Wesen Gevatter Tod höchstpersönlich fort von ihr, derjenige wusste, wer ihm gegenüberstand und respektierte den Willen dieser Kreatur, er wäre im Kampf sowieso unterlegen gewesen. Frieda öffnete ihre Augen und wunderte sich darüber, einen weiblichen Hirsch in ihrer Nähe zu sehen. Überdies fragte sie sich, warum sie ansonsten alleine war. Obwohl sie das Gefühl hatte, man würde in eine Sonne hineinsehen, während sie die Kuh betrachtete, war das helle, weiße Licht mit einer liebenden Wärme versehen, die sie selbst umhüllte. Sie konnte erkennen, dass zwar ein Wesen vor ihr stand, aber dass es aus zigtausend winzigen Gestalten geformt war, die man bei genauerem Betrachten ausmachen konnte.

Auf einmal sprach die Hirschkuh: „Habt keine Angst vor mir, ich bin die Königin der Wälder und habe euch von den Toten erweckt, man hat euch das Leben geraubt. Ich habe euch schon länger beobachtet und bekomme von all den Lebewesen des Waldes über euch nur Gutes berichtet. Ihr habt eine edle Seite, die mir oft bei Euresgleichen zu fehlen scheint. Die Eule des Waldes ist mein Helios, die alles hört und mit Horusauge auf euch wacht. Jene trug mir vor, wie großherzig ihr seid und Furcht hättet, die Gemahlin des Thronfolgers zu werden wegen der Macht, die ihr dadurch gewinnen mögt. Glaubt ihr etwa nicht, dass gerade jenes euch ausmachen würde, um eine barmherzige Königin zu werden für alle Lebewesen in diesem Lande. Sähet diejenige, die euch die Seele aushauchte, wäre ohne mein Zutun die künftige Herrscherin geworden. Jene, die zu einer solchen Tat fähig ist, soll dieselbe etwa eine angemessenere Gebieterin für dieses Gefilde sein, als ihr es wäret. Euer Herz schlägt für den Kronprinzen wie das seine für euch, deswegen frage ich, wieso tragt ihr euch selbst und ihn zugleich solch Bürde auf und tut damit euch beiden allein Herzeleid an. Meinesgleichen kann in euer Herz hineinsehen, und man ist erstaunt von eurer edlen Gesinnung, in eurem Inneren scheint eine Tugend nach der anderen zu folgen wie ein Brunnen, der Wasser dauerhaft fließen lässt. Ich werde euch die Entscheidung keineswegs abnehmen können, dennoch hofft unsereins, dass ihr für euch selbst die Aufgabe annehmen werdet. Unsereine kann euch verstehen, dass ihr Angst habt, über ein Land wie dieses zu herrschen, aber manchmal muss man sich selbst opfern, um anderen ein schöneres Leben zu ermöglichen, vielleicht wird jenes die Zukunft zeigen, werdet ihr als Königin im Glück baden und euch selbst fragen, warum man solche Furcht davor hatte, eine Herrin zu werden. Ich neige mich jetzt, damit ihr auf mich hinaufsteigen könnt, damit ich euch zu eurem Prinzen hinfort reite, derjenige hat gerade Kunde von eurer Abberufung erhalten und ist voller Trauer und Pein.“

„Hochwohllöbliche Königin des Waldes, mir scheint alles wie ein Traum zu sein, aus dem man so schnell wie möglich erwachen möchte. Seid mir nicht böse, aber man selbst traf noch nie ein derartiges Wesen, wie ihr es seid. Wie soll ich all dem Glauben schenken, wie soll man hingeschieden gewesen sein und in diesem Moment in solchergestalt lebendig sein, in der ich mich selbst betrachten kann.“ Die Königin wandelte sich in ihrer wunderschönen menschlichen sowie Schwanen ähnlichen Gestalt in hellstem Weiß und zeigte Frieda einen Ast von einer Birke, auf demselben war unterm weißen Untergrund drei Blutstropfen ihres eigenen Blutes zu erkennen.

„Dieses zeigt mir, dass ihr einen hochwohllöblichen wie edlen Charakter als euer eigen nennen könnt und hierdurch ein Wesen habt, das einem Engel gleicht. Ich habe mich euch deshalb offenbart in Menschengestalt, ihr dürft dasselbe niemandem kundgeben, weil jenes euch keinesfalls gut tut. Haltet ihr euch daran, werde ich stets auf euch wachen und ihr verlasst friedlich ohne körperliches Leid das Dasein erst im hohen Alter, ansonsten verlasse ich diese Lande und ihr verliert euren Schutz, der Schnitter wird euch schleunigst holen, weil ich euch ihm entrissen habe.“ „Es tut mir unsagbar leid, dass ich euch nicht geglaubt habe. Ich werde niemandem von eurer menschlichen Gestalt erzählen. Ich danke euch aus tiefsten Herzen, dass ihr mich wieder ins Leben geholt habt, obwohl man es selbst keineswegs verdient.“

Sie wollte sich niederknien vor der Königin, um ihren Dank mit dieser Geste zu erhöhen, aber jene wandelte sich zurück zur Hirschkuh und gab ihr zu verstehen, dass sie jenes gefälligst unterlassen sollte als hoffentlich baldige Herrscherin aller in diesem Königreich und somit auch die ihrige. Frieda setzte sich auf die Waldfrau und dieselbe ritt so schnell wie der Wind zum entgegen reitenden Clemens.

Ebendieser war voller Tränenwasser im Gesicht, als er auf einmal seine Frieda auf einer Hirschkuh von weitem sah. Sein Herz ertrug es beinahe nicht, erst war es zu Tode betrübt und jetzt sprang es vor purer Wonne fast aus seinem Brustkorb heraus. Die Hindin ließ Frieda herunter und verschwand eiligst, als Clemens mit seinem Pferd an Ort und Stelle ankam. Er flog lebhaft von demselben herunter und warf sich ihr in ihre lieblichen Arme und hob sie mit vollem Glücksgefühl in die Luft empor.

Er tanzte mit ihr nach der Melodei des Glückes Sinfonie, die allerschönste Musik, die man dergestalt einzig und allein wahrnimmt, wenn die zärtliche Seele, das gebrechliche Herz sowie der geistige Verstand im Einklang einem in goldiger Hochstimmung versetzen. Wird eben jenes mehr noch zu zweit im gleichen wonnigen Augenblick geteilt, fühlt es sich in solchergestalt an, als wäre man im gemeinsamen Paradies, bei dem reichlich Herzens-, Lebens- wie Seelenwonne einem entgegenkommen. Clemens Inneres lachte derart laut, dass es nahe dran war, vor Beglückung zu zerplatzen. Beide strahlten voller Zuneigung zueinander und liebkosten sich mit voller Hingabe. Es schien, als ob jene Minuten mehrere Tage andauerten, ihre wahre Liebe dehnte die Zeit der Glückseligkeit und daher lief sie im Wirklichen erheblich langsamer als dort, wo sie sich gerade im Geiste befanden.

Hiernach wurde Frieda klar, sie möchte es wagen, mit ihrem Liebsten einen Ehebund einzugehen. Sie erzählte ihm nachfolgend, was geschehen war, er konnte es nicht fassen, seine Wut ward dergestalt groß, dass er die Prinzessin für diese ungeheure Gräueltat zu Tode bestrafen wollte. Frieda sprach besänftigend auf ihn ein: „Willst du mich als Gemahlin, so soll deine Wut entschwinden. Sie soll im Geleit das Reich eurer Eltern verlassen, aber bestraft aus Liebe zu mir dieselbe fürwahr keineswegs. Ich werde nur deine Frau, wenn du auf Friedsamkeit aus bist und die Sanftmut in dir selbst immerdar pflegst. Unsereins möchte später eine Königin sein, die den geringsten Wert als Mensch besitzt, ich möchte dementsprechend unter einem Bauern stehen, wenn es mir gut geht, wird es ihm ebenfalls so ergehen, ansonsten habe ich in allem versagt. Zudem möchte ich als spätere Hoheit, dass keiner aus unserer Ritterschaft die eigenen Grenzen überschreitet. Sie dürfen dieses Reich verteidigen, jedoch nie ein anderes angreifen. Hast du etwas dagegen, müsstest du nochmals gut überlegen, mich als deine Auserkorene zu erwählen. Hältst du dich nicht daran und man hört davon oder ich versage höchstpersönlich, bestrafe ich mich sodann, auch wenn es mein Tod bedeuten würde. Ich verabscheue die Macht und doch werde ich dieselbe künftig erhalten, deswegen muss ich sonach handeln, verstehst du mich beileibe nicht, wähle lieber abermals eine andere, einzig in solcher Weise kann ich die Deinige werden und hoffe dir im Gesamten ewig zu gefallen.“

„Ich werde nach dem Ableben meiner Eltern das Reich so führen, wie du es möchtest. Du wirst die Regierende sein, ich höchstselbst höre auf jedes Wort von dir. Entweder wird das Reich uns dafür dankbar sein oder wir gehen gemeinsam unter. Ich möchte dich stets an meiner Seite wissen und bin in allem Maße überglücklich, dass du endlich deinem Herzen nachgibst und dich mit mir vermählen möchtest. Mein Herz ist zerbrochen in zigtausend Scherben, als es von deinem Hingang gehört hat und wie ein Wunder, als es dich erblickte, heilte es in Windeseile. Du bist meine Herzensbesitzerin und mein allergrößter Wunsch wäre es, von deinem Herzen dasselbe zu werden. Ein Traum würde wahr werden, wenn du der Wirt wärst, der mir Wein einschenkt. Hiermit würdest du mich mit Vaterliebe entgegnen. Der Becher, der den Wein enthält, steht für die Bruderliebe, und der Wein ist gleichzusetzen mit der Schwesternliebe. Der gesamte Becher ist die wärmende Mutterliebe. Ein Schluck aus diesem Liebesbecher schmeckt wie die entzückende Herzenswärme der Gemahlin und die Kellnerin, die mir das köstliche Getränk übergibt, ist die verführende Liebhaberin, somit wärest du für mich Vater, Bruder, Schwester, Mutter, Geliebte wie Ehebraut, und hierdurch wäre deine Liebe allumfassend, zudem wir gemeinsam daraus trinken, wie es Freunde tun. Auf jeden Fall ist meine Herzenswärme zu dir solchermaßen von Gestalt, dass ich dir meinen Becher jeden Tag aufs Neue nachfülle, um die feuerbrünstige Glut in meinem Herzensgrund dir zu offenbaren, die du allein durch dein Dasein in mir auslöst. Ein Hauch deines Atems bewirkt bei mir eine liebgewordene Gänsehaut voller Symphonie von Zärtlichkeiten, die mich hierdurch im Ganzen umhüllt. Stirbst du, so möchte ich es gewiss ebenfalls zur gleichen Stunde, weil ohne dich bin ich ein Nichts in der Finsternis, hingegen mit dir ist man einfach alles auf der Welt.“ „Ich möchte gerne dir mein Herz für immerwährend überreichen und anvertrauen, habe acht darauf, sowie ich deines ewiglich behüte. Mit all meiner Liebe werde ich es umhüllen, damit es nie einen Schaden nimmt.“ Hiernach küssten sie sich voller Leidenschaft und Sehnsucht und stiegen wie junge Verliebte auf das wartende Pferd.

Alsdann ritten sie gemeinsam auf dem Fuchs zum Schloss, oft warf Frieda unterwegs einen Blick zurück, um dankbar nach ihrer Lebensretterin zu sehen. Als sie eine Eule am Himmel erblickte, zeigte sie derselben symbolisch ihre Dankbarkeit mit einer leichten Verneigung ihres Kopfes und umarmte ihren baldigen Gemahl umso fester mit ihrem gesamten Körper.

Die Prinzessin wurde im Gästezimmer eingesperrt und es wurde ihr hierbei kein Haar gekrümmt. Frieda kam am nächsten Tag auf sie zu. Als sie vor Augusta stand, wurde deren Gesicht ganz bleich. „Ich danke euch für euer Verbrechen, ihr habt mir den Weg bereitet, den unsereins euch gerne überlassen hätte, nun werde ich selbst die künftige Königin sein. Ich wollte auf meine Liebe verzichten und wäre euch gerne zu Diensten gewesen, jetzt wird mir ein anderes Leben geschenkt im wahrsten Sinne des Wortes. Ihr habt vor mir nichts zu befürchten, meinesgleichen möchte, dass ihr das Land verlässt als freier Mensch mit der Hoffnung, dass es euch etwas lehrt.“ Augustas Stimme zitterte vor lauter Furcht bei ihren nachfolgenden Worten. „Wie könnt ihr das alles überlebt haben, ich sehe an eurem Kopf noch nicht einmal eine offene Wunde, wie ist Derartiges allein möglich.“ „Wenn das alles ist, was euch interessiert, verbleibt ihr im Unbekannten. Ich wünsche euch für eure Zukunft mehr Einsicht und dass ihr bald geliebt werdet. Auch wenn es euch heute nicht als wichtig erscheint, möchte ich euch mitgeben, dass ich eure ungeheure Tat von ganzem Herzen vergebe und euch in meinen Gebeten einschließe.“ Mit diesen Worten begab sich Frieda von Augusta fort, jene verließ das Reich und man bekam sie dort nimmermehr zu Gesicht.

Das Königspaar war überglücklich, dass man ihren Sohn zusammen mit seiner immerdar großen Liebe nicht mehr nur als Herzensgeschwister zu betrachten hatte, sondern durch ihre Verlobung und angehende Hochzeit als entzückendes und künftig vermähltes Paar. Als ihre Vermählung stattfand, war es das prächtigste Fest weit und breit. Friedas Mutter stand ihr stets mit gutem Rat zur Seite. Frieda wollte mit ihrem Hochzeitskleid zeigen, dass sie eine vom Volk sei und trug deswegen ein ganz schlichtes. Es waren andere Prinzessinnen und Königinnen auf jener Feierlichkeit, die mit den allerschönsten Kleidern versuchten, aufzutrumpfen, jedoch überflügelte die Schönheit aus dem Inneren der Braut sie alle. Sie funkelte so hell wie die Sonne und ihr zauberhaft anmutendes Gesicht voller Glückseligkeit steckte alle an, sie wurde in allem von jedermann als eine bezaubernde Lieblichkeit wahrgenommen. Alle öffneten ihre Herzen durch ihre Anwesenheit, hierdurch fingen dieselben genauso an zu strahlen wie zu tanzen, wie sie es allen vormachte. Über diese Hochzeitsfeier trug man noch lange Zeit nach all deren Leben auf dieser Erde vielerlei wunderliche wie märchenhafte Geschichten vor.


Frieda gewöhnte sich schnell an ihr neues Sein, sie wollte später als Königin allerlei anders handhaben und sprach des Nachts im Bett ihren Gemahl liebevoll an, indem sie ihm dabei über sein Gesicht mit federleichter Hand zart streichelte. Kannst du dich noch im Einzelnen an meine Worte erinnern, am Tag, als ich neu geboren worden bin und dir versprach, deine beharrlich treue Frau zu werden?“ „Ja, gewiss, es war die allerherzlichste Kunde, die je mein Gehör vernehmen durfte.“ „Ich habe lange überlegt, wie unsereins es angehen sollte, um das Volk darzulegen, dass ich in keiner Weise höher stehe wie eine Frau eines Bauern. Ich werde heute Nacht noch deine sein in allem, was du von mir begehrst, aber danach müsstest du tapfer sein und auf mich lange Zeit als Gespons verzichten. Man selbst wird als erstes dir und deinen Eltern wie alle auf dem Hof dienen und zwar als Magd, zudem werde ich unter ihnen eine Zeit verweilen. Hiernach ziehe ich zu einer Bauernfamilie, danach zu unterschiedlichen Handwerkern und später zu einem Ritter. Du kannst mich aufsuchen und nach dem Rechten sehen, aber hüte dich davor, mich dort herauszuholen, außer es erkrankt oder verstirbt jemand aus unserer lieben Familie. Ansonsten lass mich jenes allein beenden, damit ich deren Leben kennen lerne.“

Ein kleines Seufzen kam aus dem Mund von Frieda und nahm dabei seine rechte Hand in ihrer beider und legte dieselbe an ihrem Brust. „Ich weiß, du möchtest aus Liebe zu mir meine dauerhafte Nähe um dich herum sowie meine liebliche wie leidenschaftliche Zuneigung zu dir, ferner dass ich dir gesunde Kinder gebäre. Verstehe mich bitte nicht falsch, auch meine Wenigkeit möchte all jenes, aber wir werden später das Land zusammen regieren und unsereins fühlt sich dem beileibe noch nicht gewachsen, außerdem möchte ich keineswegs für unser beider Spott sorgen, weil wir uns seit unserer Vermählung nur noch am Verlegen sind. Mir ist das Versepos von Erec und Enite bekannt und deren gemeinsames Vergehen, jenes möchte ich uns nicht aufbürden und dich somit in Not bringen. Unsere Minne soll sich in allem austoben, ja, das wünsche ich mir aus Herzensgrund, aber wir sollten an erster Stelle für die Menschen hier im Lande da sein. Sieht es als eine Art Lehre für mich an, die mir Kraft zu schenken vermag, die bevorstehende Aufgabe bewältigen zu können. Wenn deine Liebe aus Herzenswärme wahrlich besteht, lässt du mich gerne diesen Weg beschreiten, infolgedessen mein Herz hiernach flehentlich dich bittet, wie du durch deine eigene Hand gerade erspüren kannst, trotz deines und meines Seelenschmerzes wegen allerlei Monde des Herzeleids, aufgrund dessen jeder den anderen vermissen wird. Obendrein fragt mich keineswegs, warum, aber mir stehen uralte Kräfte bei, deswegen bin ich guten Mutes, dass wir danach durch unsere innige Zuneigung eine reichliche wie gesunde Kinderschar ernten werden. Ich bitte dich dein Versprechen einzuhalten und mich nach der heutigen Nacht freiwillig und gerne gehen zu lassen.“

„Mein Herz schreit vor lauter Schmerz schon jetzt auf, aber dein Wunsch ist mir Befehl, deswegen werde ich dich traurig ziehen lassen. Ich halte meinen Eid an dir gewiss, auch wenn es in diesem Fall meines Herzens Tod bedeuten würde, von dem allein du mich erlösen kannst mit deiner baldmöglichst wie gesunden Wiederkehr. Sei aber auf mich keineswegs allzu sehr böse, wenn ich öfters nach dir persönlich sehe.“ „Nein, ich werde es keinesfalls sein und danke dir im Voraus schon jetzt vielmals.“

Am nächsten Tag zog sie sich die Kleidung von ihrer Mutter an, als jene noch Dienerin im Königshaus war. Anfangs schonte man sie von beiden Seiten, bis sie selbst darum mit Nachdruck bat, sie endlich derart zu behandeln wie alle Mägde und Knechte. Demonstrativ lag sie sich auf dem Boden zum Schlafen hin und verspeiste die Mahlzeit desgleichen auf dem Grund des Gemäuers, den anderen war nicht wohl dabei, jedoch nach einer gewissen Zeit freundeten sich viele mit ihr an und nahmen trotz ihres Zugegenseins kein Blatt vorm Mund. Als sie von der gesamten Dienerschaft als eine der ihren angesehen wurde und ebenfalls die Hofgesellschaft keinen Unterschied mehr machte, beendete sie allmählich ihre Dienste als Magd.

Einige Wochen später suchte sie eine Bauernfamilie auf, mit der Bitte, sie für ein Jahr zu beherbergen, jene wollte dieses zunächst keineswegs, aber als sie sich auf dem Acker umsah und deren Tochter bei der Arbeit zusah, tat sie ihr alles nach. Die Eltern wunderten sich über die Tatkraft der Prinzessin sowie ihre Entschlossenheit, hierdurch wurde sie herzlich aufgenommen. In jenem Jahr lernte sie alles Mögliche, was an Arbeit anstand, für eine Bauernfamilie.

Sie lebte danach bei einer Müllerfamilie, wiederum für ein Jahr, hiernach bei einem Schmied und seiner Familie für volle zwölf Monde, gleichfalls bei einem Steinmetz sowie bei einem Minenarbeiter, wobei hier alle indes mit dem Kopf schüttelten, wie konnte sie nur solche harte Arbeit als baldige Königin, noch dazu als Frau ihrem Körper antun. Zum Abschluss führte man sie in die Kampfkunst sowie in das Leben eines Ritters ein.

Es waren sieben Jahre vergangen, als sie zurück ins Schloss einzog. Ihr Gemahl freute sich weidlich darüber. Er war öfters nach ihr schauen, aber jedes Mal schmerzte es ihm beim erneuten Verlassen umso vielmehr gegenüber dem Anfang. Ihm fiel es überhaupt nicht leicht, seine Gemahlin zum einen zu zusehen, dass sie dergestalt körperlich hart arbeitete, zum anderen ihr allgemeines Fehlen innerhalb diesem langen Zeitraums schaffte in seinem Herzen nur bitteres Herzeleid. Oft weinte er vor lauter Sehnsuchtspein nach seiner Liebsten heimlich in seinem Bett, dieweil er derart lange auf sie verzichten musste.

Es gab eine kurze Umarmung voller Liebe und Leidenschaft in der Öffentlichkeit und danach sah man das Kronprinzenpaar an diesem Tag nimmermehr. Allein an der Tür konnte man folgende Worte erlauschen, die Clemens an seine Frieda richtete:

Ach, welch ein jauchzender Jubel
führt zu solch heiterem Trubel
allerlei Zeit, ich vergeude
mit Trübsal statt mit Vorfreude,
nun ist die Braut wieder daheim
bei ihrem Gemahl ganz geheim.
Sie ist bekleidet mit Demut,
hierdurch gekrönt durch Edelmut,
dabei trägt sie Wohlgefallen,
und richtet dieses an allen,
mit dem Kleid sinnt sie nach Keuschheit,
jenes dringt auf Beharrlichkeit.
Sie wird geschmückt durch die Weisheit
im Verbund mit edler Wahrheit.
In der Hand trägt sie einen Strauß
aus reichlich Tugenden durchaus,
die Blume der Barmherzigkeit
und der braven Friedfertigkeit
werden übertrumpft von Hoffnung,
die wiederum durch Mäßigung.
Über allem steht die Liebe,
vor allem die Nächstenliebe,
sie wird von allen sehr geliebt
und ist über Grenzen beliebt,
ich bin von ihr wahrlich entzückt
und durch ihr Sein derart beglückt.

Seine Frieda war noch schöner geworden, als sie schon vorab war, 28 Lenze hat sie auf Erden bis dato verbracht, für jene Zeit war es vergleichsweise alt für einen ersten Säugling, aber er vertraute ihr in allem. Es erfolgte bald das erste freudige Ereignis ohne große Komplikationen, sie war geneigt zur Gebärfreudigkeit, derart folgten als Familienzuwachs weitere sechs Kinder. Alle Abkommen wuchsen gesund auf, manchmal wurde eine Eule in der Nähe der Königsfamilie gesichtet, wenn Frieda davon hörte oder sie persönlich dieselbe erspähte, wusste sie im Geheimen, dass ihr die Hoheit des Waldes weiterhin zur Seite stand.

Das Glück war in der Familie weit verbreitet, doch das Leid ist ein Freund von Fortuna, und es reihte sich ein Jahr an, das reichlich Trauer, Drangsal sowie Kümmernis mit sich brachte nach all der Freudenzeit. Als die Prinzessin ihr 40. Lebensjahr erreichte, verstarb zuerst die Königin und nach kurzer Zeit folgte daraufhin der König seiner Gemahlin, sein Herz zerbrach am tiefen Schmerz durch ihren Verlust. Das neue Königspaar litt sehr unter dem verlustreichen Abgang der lieben Eltern, hinzu kam, dass am Ende des Jahres auch Friedas Mutter ihre Augen für immer verschloss.

Bei ihrem Amtsantritt gab es für alle keinen Anlass zur Freude, erst allmählich erholte sich das Paar sowie das Reich von dem befallenen Schmerz. Es wurden allerlei Veränderungen eingeführt, die gerade den ärmeren Menschen zugutekamen. Die Todesstrafe wurde abgeschafft für jedermann, egal wie grauenhaft die Schandtat auch gewesen sein mag. Für Mörder und diejenigen, die Notzucht begangen haben, unerheblich von welchem Stand, gab es als Strafe einen lebenslangen Ausschluss aus der Gesellschaft. Dieselben lebten fortan auf einer abgelegenen, unbewohnten Insel. Das Königspaar war im Tribunal dafür zuständig, eher Milde zu gewähren, zumindest durften sie keine Bestrafung erhöhen. Wenn ein Delikt unter Gleichgesinnten vorkam, musste derjenige vor Gericht von Gleichen sein Strafmaß akzeptieren und hinnehmen, klaute ein Ackersmann einem anderen eine Kuh, bestraften ihn die Bauern unter sich, so ward demjenigen auferlegt, dem Opfer es doppelt bis dreifach zurückzuzahlen.

Bei unterschiedlichen Berufen oder Ständen waren beide Parteien Richter. Nahm ein Ritter eine Magd ohne ihr Einverständnis, war vorher nie eine Strafe vorgesehen, nur innerhalb einer Bevölkerungsschicht oder im umgekehrten Sachverhalt, indem ein Knecht eine Hochgeborene unsachgemäß berührte, ward solch Freveltat bestraft. Jetzt gelangte es vor Gericht bei jedermann, was der Ritterschaft auf gar keinen Fall gefiel.

Hier kam die Königin selbst ins Spiel, als bei solcherlei Begebenheit das erste Mal über einen hoffähigen Rittersmann verurteilt werden sollte, bei dem die Mägde als Strafe den Ritter auf die Insel verbannen und die Adligen ihn im Höchstfall mit einer Geldstrafe belegen wollten, weil vorab sich nie einer darum gekümmert hat, somit sollte man Milde walten. “Ihr opferbereiten Ritter, seid bekannt für eure edle Gesinnung und ich weiß, für euch sieht es so aus, als ob ihr durch die neue Regentschaft nur Verluste habt. Ihr werdet sehen, dass jenes bei weitem keineswegs stimmt. Seid gewiss, ihr werdet nicht mehr gefürchtet vom einfachen Volk, sondern nur noch geliebt, und was jenes bedeutet, werdet ihr sehen, wenn unser Land angegriffen würde, was ich selbstverständlich hoffe, dass es nie geschehen wird. Ich habe an euch drei achtbaren sowie liebenswürdigen Herrschaften eine bescheidene wie womöglich schmerzvolle Frage, zumindest gewiss für eure Liebsten bei einer bestimmten Antwort darauf. Die ihr Richter seid sowie edelgeborene Ritter höchstselbst, würdet ihr es gerne sehen, wenn euer hochwohlgeborener König, der wahrlich einen höheren Stand innehat wie euresgleichen, eure hochherzigen Frauen notzüchtigt und hierbei in vollem Umfang unbestraft verbleibt. Wenn jenes der Fall ist, möchte ich um eure edlen Gemahlinnen beten, weil ihr dieselben zweifellos wahrlich in keiner Weise liebet. Die drei ehrenhaften und anmutigen Mägde, die als Richterinnen vor Ort anwesend sind, wollen ihn verbannen. Normalerweise sollte das Königspaar milde einwirken, aber bei einer so grausamen Tat kann mein Gleiches es bei weitem nicht. Deshalb müsste man höchstselbst in diesem Fall über seinen eigenen Schatten springen, was bei mir unwandelbar zu schmerzhaften Gewissensbissen führen würde. Ich erbitte euch inständig, in euer Herz hinein zu horchen und hege Hoffnung, dass ihr in demselben eine wahrhafte Liebe zu euren noblen Gesponsen traget.“ Hiernach stimmten die Ritter wie die Dienstmägde einstimmig für die härteste Bestrafung im Reich, sodass der grausliche Unhold auf die Insel seither verbannt ward.

Alle waren glücklich über das Urteil, nur in der Ritterschaft rumorte es mächtig. Die Bauern fühlten sich endlich vor dem Gericht mit dem Adel wie dem Königspaar gleichgestellt, derartig ging es allen. Es herrschte im Allgemeinen unter der Bevölkerung Friedsamkeit wie Glückseligkeit, obendrein musste kein einziger mehr Hunger erleiden, zumindest im sichtbaren Umfeld. Jedoch sahen sich die oberen Schichten ihrem Vorrang beraubt, obwohl so mancher von ihnen es keinesfalls in solcher Gestalt empfand, weil diejenigen erkannten, wie die Wirtschaft erblühte und dabei all den Wandel genossen. Vielleicht wäre alles anders gekommen und man hätte das Königspaar entthront, wahrscheinlich mit allerlei Aufständen in der Bevölkerung, aber ein Nachbarland nahm seine Möglichkeit wahr, das blühende Reich erobern zu wollen.

Der König aus diesem Lande hörte vom Rumoren der Ritterschaft und von der zwar anscheinend weisen Königin, aber wiederum auch, dass an ihrer Seite ein schwacher Gemahl auf dem Thron sitzt, der nichts zu sagen hätte. Sein Reich war erheblich größer, ferner lebten vielmehr Menschen dort, derart konnte er eine riesige Anzahl an Streitkräften an die Grenze schicken. Es begann ein furchtbarer Krieg, zwar fiel das Heer in weite Teile des Landes ein, aber schnell konnte die Verteidigung den Angriff abwehren. Die Bevölkerung stand wie eine Eins hinter ihrer Ritterschaft, sie arbeiteten nur noch für sie und halfen ihnen in allem. Sie versuchten in der Schmiedekunst, die allerbesten Schwerter und Rüstungen zu schmieden, aus den besten Materialien, die vor Ort vorhanden waren. Sie stellten allerlei Pfeile wie Fallen auf. Überdies war dem Land die Waldkönigin unbekannterweise zu Diensten, indem sie Lebensmittelvorräte des Feindes von einer unermesslichen Schar von Insekten befallen ließ, wie die Eindringlinge selbst. Derart hatten ihre Ritter bald leichtes Spiel und die Angreifer eilten davon.

Der König vom Nachbarland hatte große Furcht vor ihrer Rache, sein Ritterheer war stark dezimiert worden, aber es kam zu keinem Gegenangriff aufgrund von Friedas Wunsch, dass keiner aus ihrer Ritterschaft eine Grenze überschreitet, um ein anderes Gebiet zu erobern. Ab diesem Zeitpunkt wusste die Oberschicht, wie wichtig es gewesen war, dass das Volk wie eine Wand hinter ihnen stand, und hierdurch gab es ihrerseits kein Aufbegehren mehr.

Das Nachbarland schloss schnell Frieden, sie waren derartig geschwächt, dass sie zwar ihre Angst verloren hatten vor der Rache des Angegriffenen, aber andere Länder konnten die Schwächen erkennen und wiederum eine Gefahr darstellen, derohalben kam es zum Besuch des Königspaars. Frieda erbat von allen, sie friedlich und ehrenvoll zu empfangen, ingleichen hatten sie selbst allerlei redliche Seelen eingebüßt, eine Friedenszeit wäre für alle erfreulich und Vergebung war egal wie schmerzvoll, das einzige, was vom Herzen zutage kommt und dementsprechend zu handeln wäre angebracht, sowie es für alle späteren Generationen heilsam sein würde, als weiter sich dauerhaft zu bekriegen.

Als die Könige und deren Gemahlinnen allein waren, sprach der königliche Gast. „Entschuldigt für mein gewagtes Unterfangen, das Gespräch zu beginnen, eure Hoheit, ich möchte gerne sehen, dass die Zukunft unserer Länder eine gemeinsame wie friedliche sein würde, sodass unsere beider Königshäuser beibehalten werden, aber bei einer Bedrohung von außen uns zusammentun als ein einheitliches Reich. Mein Wunsch wäre es, durch eine Ehe zwischen einem von euren Kindern und einem von den Meinigen eine Allianz zu bilden und somit unsere Feindschaft für immer zu beenden.“ „Zu eurem Gesagten, Hoheit möchte ich mir einen Rat von meiner edlen Gemahlin einholen. Was empfehlt ihr mir, hochherzige Königin? „Gewiss, wenn ihr, Hochwohlgeborener König, darauf besteht, meine bescheidenden Worte als Anregung zu empfangen. Ihr wisst von eurem Verbot dieser Art von Ehe, weil ihr die Liebe fördern wollt. Ich gebe euch den guten Rat als eure Gemahlin, dass ihr auch bei eurem Nachwuchs jenes beibehaltet, aber man könnte bei Einverständnis des hoheitlichen Gastes darauf gerne eingehen, dass deren Kinder mit euren gemeinsam Zeit verbringen dürfen, an einem Ort, der von allen Beteiligten als heilig angesehen wird. Behütet werden sie von beiden Seiten in abgemachter Stärke, wenn sich dabei eine Beziehung entwickelt, so besteht die Ehe aus Liebe und dient euch für die Bildung einer Allianz. Ihr habt meinen Vorschlag belauscht, dafür bedanke ich mich bei euch vom ganzen Herzen, mein edler Königsgemahl.“ „Mein Wunsch gleicht dem meiner noblen, wie aufopferungsvollen Königsgemahlin, wie seht ihr es, Hoheit.“ „Ich weiß von eurer höchst weisen Ehegemahlin und dass sie die Geschicke eures Landes lenkt. Man selbst hat lange Zeit wenig auf seine Frau gehört, hätte ich ihren Rat befolgt, wäre der Angriff nie geschehen. Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal begehen, also was sagt ihr dazu, Gemahlin?“ „Wenn mein König meinen Ratschlag hören möchte, so will ich ihm meinen gerne mitteilen. Ich finde den Vorschlag der edlen Königin aus diesem Land als lebensklug und würde ihn bedingungslos folgen, wenn dieselbe Hoheit und meine Wenigkeit gemeinsam die Aufsicht übernehmen dürften, aber wie gesagt, es wäre nur ein Rat an euch, mein Königsgemahl.“ „So soll es von meiner Seite aus gerne geschehen.“ Clemens und Frieda waren damit ebenfalls einverstanden.

Am Anfang kamen sie noch durch die Furcht eines Hinterhalts jeweils mit mehreren Rittern, aber jene Angst war unbegründet und schnell ward davon abgelassen, ferner wuchs hierdurch das gegenseitige Vertrauen. Beide Königinnen freundeten sich an und wurden in Bälde Herzensschwestern. Es kristallisierte sich binnen Kurzem heraus, dass eine Tochter von Frieda sich anbandelte mit einem Sohn aus dem anderen Königreich. Aus jenem zarten Anfang einer Liebelei entstand eine wunderbare Liebe und führte später zur Verlobung sowie Hochzeit. Clemens machte dem zweiten König unmissverständlich klar, dass seine Ritter künftig nur für eine Verteidigung zur Verfügung stehen, aber niemals ein anderes Land angreifen werden. Hierdurch verbanden sich die Reiche zu einem und wurden so lange, wie dies Bestand hatte, nie von Dritten überfallen.

In den nachfolgenden Jahren heirateten alle Kinder von Frieda andere Königskinder, nur der Thronfolger Frederick, der verliebte sich höchst in Friederika, dieselbe war die Tochter eines Holzfällers. Sie liebte den Kronprinzen weidlich, jedoch hatte sie große Furcht vor der Macht, die sie hierdurch inne hätte, und ließ von ihm ab, jenes schmerzte den Prinzen höchlich. Er wollte nur sie als Gespons, weil er wusste, dass seine Frau Mutter am Anfang aus ähnlichen Gründen eine Beziehung zu seinem Herrn Vater ablehnend gegenüberstand, erbat er ihre Hilfe, die sie ihm gerne gewährte.

Sie ritt am darauffolgenden Tag zur Familie des Holzfällers. Sie stieg vom Pferd ab und klopfte an dessen Haustür. Eine zarte Stimme bat sie hereinzukommen, als sie in das kleine Haus eintrat, wurde ihr im Ganzen anders zumute. Ihr Gesicht wurde vollständig blass, diese Familie lebte unter erbärmlichen Verhältnissen, sie hatte allen ein schöneres Leben ermöglicht, aber sie hatte die Holzfäller dabei bedauerlicherweise vergessen, wie konnte ihr ein derartiger Fehler unterlaufen sein. Die Mutter von Friederika erschrak, während sie mitbekam, wer eingetreten war. Sie kniete sich vor der Königin nieder, Frieda hob sie auf. „Ihr braucht euch vor mir nicht niederzuknien.“ „Hochgeborene Königin, ich bitte euch um Gnade, bestraft mich anstatt unserer lieben Tochter. Sie wird nie wieder euren Hochwohlgeborenen Sohn belästigen.“ „Halt bitte ein, liebe Frau, ich möchte mich nur mit ihr unterhalten. Wieso sollte ich sie bestrafen, weil sie Furcht hat, mit meinem Sohn eine Ehe einzugehen wegen der Macht, die es innehat. Dafür werde man eure liebreizende Friederika mitnichten bestrafen.“ „Ich hatte Angst gehabt, dass ihr es keinesfalls dulden werdet, dieweil sie allein von einer Holzfällerfamilie abstammt.“ „Ich würde es weidlich begrüßen, sie als Nachfolgerin von mir zu sehen. Könnt ihr mir sagen, wo ich eure Tochter finden kann?“ „Sie ist mit ihrem Vater unterwegs, müsste aber bald hier eintreffen. Darf ich euch, edelgeborene Hoheit, zu einer bescheidenen Mahlzeit einladen. Ich werde hierfür in den Wald nach etwas Ausschau halten, was für solcherart erlauchten Gast etwas bekömmlicher sein sollte.“ „Ich würde gerne die Einladung annehmen, ich möchte aber lieber mit euch gemeinsam essen, was ihr gerade am Kochen seid.“ „Es ist nur eine einfache Suppe, eine unserer üblichen Speisen, jene ist nichts für euch, eure edle Majestät.“ „Oh, das sehe ich anders, ich verdiene solche Speise sogar eher eine mindere.“ „Wie ihr meint, edle Frau Königin, so nehmt bitte Platz.“ „Weidlich gerne, aber ich würde zuerst draußen auf euer Kind warten und hört bitte auf, mich förmlich anzusprechen, nennt mich stattdessen nur mit meinem Vornamen Frieda.“

Als der Holzfäller und sein Tochterkind eintrafen, ging die Königin auf sie zu. Beide wollten sich niederknien, diesmal konnte sie es gleich unterbinden. „Ich möchte euch bitten, verehrter Holzfäller, mir euer Nachkommen für kurze Zeit anzuvertrauen. Ich werde mit ihr zusammen wohlbehalten in euer Haus einkehren, eure liebe Frau hat mich eingeladen zu einem Gericht.“ „Ihr braucht hierfür nicht zu bitten, eure edle Hoheit.“

Frieda und Friederika gingen gemeinsam ein Stück tiefer in den Wald. „Mein liebes Kind, sprecht bitte mit mir, als wäre ich eure Mutter, und beantwortet mir die nachfolgende Frage: Habt ihr meinen Sohn wirklich lieb?“ „Gewiss schlägt mein Herz nur für euren Sohn, aber man möchte Abstand von der Macht halten, weil ich sie fürchte. Ihr tut mir höchlich leid, jene zu besitzen, gerade bei Menschen wie ihr, die ein gutes Herz habt, wird dieselbe für immerwährenden Kummer sorgen. Er sollte nach jemand anderem Ausschau halten, auch wenn es mich weidlich schmerzt.“ „Ihr habt ähnliche Sorgen, wie ich sie damals hatte und doch auf Rat einer weisen Königin, die nah wie fern mir zur Seite steht, entschied ich mich eine Hoheit zu werden. Es lag keineswegs daran, dass jene mich zurück ins Leben geholt hat, indem sie mich aus dem Reich des ewigen Schlafes entriss, sowie heilte und Gevatter Tod vertrieb. Sie zeigte mir stattdessen auf, dass mein Gemahl nur mich lieben wird. Heirate ich ihn nicht, wird zum einen wohl öfter jemand nach meinem Leben trachten, zum anderen würde diejenige, die mich töten lässt, eure Königin. Hättet ihr lieber solch ein Wesen als Hoheit anstatt meiner Wenigkeit? So wird es euch gleichermaßen geschehen, also überlegt es euch gut. Leider muss ich eingestehen, dass man selbst als Herrscherin des Landes kein Paradebeispiel abgibt. Ich durfte heute die Erkenntnis sammeln, dass man versagt hat bei eurem Berufszweig. Dies offenbart mir persönlich, wie unwürdig man ist, solcherart Macht zu besitzen. Ich werde nach der Speise bei euch mich daran setzen, um dafür zu sorgen, dass allen Holzfällerfamilien ein angenehmeres Leben künftig bereitsteht. Ferner werden alle von mir eingeladen, nicht nur um Vergebung für mein klägliches Versagen zu erbitten, sondern auch um eine angemessene lebenslange Bestrafung von euch allen zu empfangen.“ „Eure Worte werden mich veranlassen, darüber nochmals nachzudenken, euren Sohn doch zu ehelichen. Jedoch ist mir zur gleichen Zeit bänglich zumute um euretwegen. Ihr seid eine hochwohllöbliche Majestät, ja ihr habt uns vergessen, aber hierfür derartig gut das Land regiert zusammen mit eurem edlen Gemahl. Wenn ihr euch bestrafen sehen wollt, so könnt ihr auch mich maßregeln. Man selbst bat euren Sohn nichts von unserem weiteren Elend zu berichten, weil unsereins annimmt, dass ihr es schwer genug habt, euch um aller Wohl zu kümmern. Ich habe mit eigenen Augen unser Land erblühen sehen dürfen trotz des Krieges, es war und ist eine Freude, und meinesgleichen weiß, wem wir das allein zu verdanken haben. Unser Leben hat sich hierdurch ebenfalls etwas verbessert, keinesfalls wie bei den anderen, aber immerhin, wir sind euch dafür dankbar. Gnädigste, ich bitte euch höchlich, Abstand davon zu halten, von uns eine aufgebrummte Strafe zu erflehen, die wir euch nicht geben wollen.“ „Damit würdet ihr meiner Seele nichts Gutes tun, aber darüber sprechen wir mit allen gemeinsam, die es betrifft und nimmermehr am heutigen Tage.“

Beide gingen zum Haus zurück und nach der armen Speise bedankte sich die Königin, als wäre dasselbe ein Festschmaus gewesen. Daraufhin verließ sie das waldige Gefilde, um in ihrem Schloss einzukehren. Sie sprach mit ihrem erstgeborenen Sohn über das Gespräch mit Friederika, der sich darüber freute, dass seine Liebste nochmals darüber nachdenkt, ihn zu ehelichen. Frieda sorgte dafür, dass Boten durch das ganze Reichsgebiet ritten. Dieselben luden alle Familien der Holzfäller zwei Tage nach dem Johannistag ein, die Königin aufzusuchen. Zudem sollten sie durch die Lande kreuz und quer reiten, um nachzusehen, ob andere Berufszweige mit Armut belegt waren, was keineswegs der Fall war. Sie bezahlte aus ihrer Schatzkammer an bestimmten Berufsfeldern mehr Geld aus, sodass sie wiederum verpflichtet wurden, jenes für die Holzfäller beim Einkauf von Holz zu zukommen zu lassen. Sie verlangte, dass der Schatzmeister dafür zu sorgen hat, dass ab jetzt jeden Monat jenes durchgeführt wurde, bis ihr eine bessere Lösung einfällt.

Als der Tag eintraf und alle auf die Königin warteten, kam sie mit nur einem Büßerhemd angezogen und kniete sich vor allen nieder. Ihr Gemahl wusste davon nichts und sprang von seinem Thron herunter und wollte sie sofort davon abbringen. „Was tut ihr euch an, ihr seid mit Abstand die Person, die keinen einzigen Grund hat, etwas derart zu büßen.“ „Geht von mir, ich bin unwürdig, eure Gemahlin zu sein. Ich bitte euch, lasst von mir ab. Seht euch an die Familien, den meine Wenigkeit nicht fähig war zu helfen, keineswegs weil ich es nicht konnte, sondern man persönlich hat sie einfach und schlicht übersehen. Das einzige, was meine Schuld mildert, ist, dass ich es nicht boshaft tat.“ Hiernach sah sie sich um und blickte in jedes einzelne Gesicht, das sie ebenfalls anstarrte. „Ich bitte euch, mir eine lebenslange Strafe aufzubürden und erbitte euch herzlich, eure lieblichen Herzen zu öffnen für mein Seelenheil, sodass ihr mir aus Herzensgrund meine Schandtat vergeben könnt.“ Darauf legte sie sich auf dem Boden wie ein Gekreuzter und wartete auf ihre Verurteilung.

Ihr Gemahl fing an, bitterlich zu weinen, er hatte nicht geahnt, wie weh es ihr tat, dass es für die Holzfäller im Allgemeinen erst jetzt zu erheblichen Verbesserungen gekommen ist. Er begann seine Krone auf dem Thron abzulegen und zog sich weiter aus, sodass er ingleichen nur in einem Unterhemd und seiner Brouche bestehend aus Leinen bei seiner Gemahlin stand. Er wollte gerade ansetzen, sich etwas von der Seele zu reden, um sich daraufhin genauso niederzulegen. Zur gleichen Zeit aber sprach einer der Holzfäller, nachdem sie sich kurz beraten hatten. „Ich bitte euch hochwohllöbliche wie Hochwohlgeborene Königin, aufzustehen. Ihr habt niemandem Leid zugefügt. Ihr seid die erste Hoheit, die überhaupt nach uns sah. Wir verdanken euch ein friedliches Zusammenleben, die Lande erblühen hauptsächlich durch euch und euren gnadenreichen Königsgemahl. Wir können euch nicht vergeben, aufgrund dessen, dass ihr so gut zu uns seid. Wiederum wofür möchtet ihr bestraft werden, dafür, dass wir in einem derart schönen Reich leben dürfen, für das ihr mit eurem Leben einsteht. Wir würden für solches Verbrechen an euch, gutherzige edle Dame, in die Hölle gelangen. Bitte lasst ab von eurem Verlangen zu büßen, wo ihr doch so reinen Herzens seid, mir ist keine Schandtat von euch bekannt, ihr tut allein Gutes für jedermann.“

Solche Worte wollte die Königin nicht hören und fing an, bitterlich zu weinen, ferner blieb sie liegen. Ihr Mann wollte sie hochheben, doch sie ließ es in keiner Weise zu. „Ihr seid allzu liebreich zu mir, wie kann das sein, wahrlich doch allein, weil ich eure Hoheit bin. Mein Seelenheil lasst ihr dabei außer Acht, genauso, dass ich kein bisschen wertvoller bin wie ein einzelner von euch. Überlegt bitte weise nochmals nach, ansonsten wird es viel schwerwiegendere Folgen für mich haben.“ „Wie meint ihr das letzt Gesagte Königliche Hoheit.“„Eure Vergeltung an mir würde nie derartig hart sein, wie ich mich selbst dafür bestrafen würde. Armut kostet Leben, so würde es ebenso meines einfordern, außer ihr setzt eine Strafe ein, die ich akzeptieren kann, um weiter zu leben als eure unwürdige Königin.“

Der Vater von Friederika sprach folgende Worte: „Ihre Hoheit haben unsere Tochter dazu beraten, aufs Neue nachzudenken, ob sie euren Sohn nicht doch lieber ehelichen möchte, trotz ihrer Furcht vor der Macht, und sie hat sich hierfür bejahend entschieden. Ferner ist sie in diesem Augenblick bei ihm, um es ihm zu offenbaren. Als Vater macht es mir mittlerweile aber bang ums Herz, euch dergestalt zu sehen. Ihr habt die Befehlsgewalt nur genutzt, um Gutes zu bewirken, aber in diesem Moment um euch selbst zu schaden. Ich würde mir herzlich wünschen, euch den Schmerz, den ihr empfindet, anders zu nehmen. Was haltet ihr davon, wenn ihr ein Kalenderjahr als meine zweite Tochter die Arbeiten eines Holzfällers tätigt und meine Friederika umso mehr ins Herz schließen könnt, damit es etwas Gutes hat im Ganzen.“

Die Königin verweilt einen Moment noch im Liegen und hob sich nachdenklich auf die Knie. Daraufhin sprach sie: „Ich würde diese Strafe annehmen wollen unter drei Voraussetzungen, die wären, dass ihr mich nicht im Geringsten schont, des Weiteren darf ich nur ärmliche Speisen zu essen bekommen, wie ihr vorab selbst gespeist habt und die Zeitspanne sollte sich auf mindestens drei Jahre belaufen. Derart weiche ich von lebenslang ab und nähere mich hiermit eurem Urteil. Ich möchte aber darum bitten, dass ich, wenn es aller Wunsch ist, als Königin bei der Hochzeit eurer Tochter und meines Sohnes dabei sein darf. Sowieso müssen alle anwesenden Familien jenes segnen mit ihrem Einverständnis.“ „Wir brauchen nicht darüber länger zu beraten, wir sind alle leiderfüllt damit einverstanden, damit ihr keinesfalls weitere Schäden davontragt. Bitte, Majestät, steht alsbald auf, wir schämen uns derart weidlich, dass Ihr wegen uns im Büßerkleid vor uns kniet.“ Ihr Mann, der die ganze Zeit bei ihr niederkniete, konnte ihr augenblicks beim Aufheben helfen. Er war zu Tode betrübt, an diesem Tag wurden beide nicht mehr gesehen.

Mit 50 Lenzen wurde sie Teil der Familie ihrer baldigen Schwiegertochter. Sie strahlte vor Schönheit, jedoch änderte es sich von Mond zu Mond, die Arbeit war hart, sie schuftete, als wäre sie derart jung wie Friederika, die aber keine 18 Jahre alt war. Sie aß einzig und allein arme Speisen, obwohl sie immer öfter angeboten bekam, mit den anderen das gleiche Mahl einzunehmen, aufgrund dessen dieselben kaum zu sehen mochten, wie die Königin langsam, aber stetig verwelkte. Außerdem fürchteten diese, vom König bestraft zu werden, wenn sie bei ihnen verstarb. Frieda verneinte stets und blieb bei ihrer Suppe mit Brot sowie wenig Fleischbeilage. Überdies verbat sie ihrem Mann, sie zu besuchen, weil sie Furcht hatte, dass ihm ihr Seelenheil nicht wichtig genug sei und ständig von ihm aufgefordert wird mit ihm mitzugehen, was sie wiederum zurückweisen würde. Diesen beidseitigen Schmerz wollte sie keinesfalls ausgeliefert sein, jedoch tat diesmal die Entfernung von ihrem Gemahl leidlich innerlich mehr weh gegenüber ihrer Lehrzeit in jungen Jahren.

Sie fühlte sich zu Friederika wie eine Schwester hingezogen und dieselbe empfand dasselbe. Nach zweieinhalb Jahren war der Zustand der Hoheit weidlich kritisch zu betrachten und so geschah es bald, dass sie öfter zusammensackte. Sie konnte sich zwar immerdar aufrappeln, aber sie blieb stur, sie änderte nichts an ihrer Speise und erst recht mitnichten an der harten Arbeit. Die Königin des Waldes sah sich alles genau an, wie konnte ein derart guter Mensch allein solchergestalt Bürde auf sich nehmen, obwohl sie für alle in Güte regiert hat. Die Seele dieses Menschenkindes war höchlich unglücklich, ihr tat dieser Anblick reichlich weh. Sie beäugte, wie der Würgeengel die Nähe zu ihrer Schutzbefohlenen suchte. Diesmal wollte derselbe jene holen, bevor die Feenkönigin es wieder verhindern konnte. Jedoch war sie auf der Hut, Frieda soll für ihre liebgewonnene neue Schwester viele Jahre als Inbild weiterleben, dafür würde sie sorgen.

Die Königin war dermaßen geschwächt, dass sie beim nächsten Versuch, einen Baum zu fällen, völlig entkräftet zu Boden sank. Friederika kam auf sie zu und wollte sie aufhelfen, aber diesmal konnte Frieda reinweg keineswegs mehr aufstehen und blieb in Gänze erschöpft liegen. „Geht hinfort oder wollt ihr es mit mir aufnehmen, ihr grausig anzusehender Knochenmann? Seht genau hin, ja, ich halte Wacht. Ihr werdet sie noch lange nicht in eurer Hand bekommen.“ Eine widerlich grauenhafte wie schauderhafte Stimme war wütend zu hören. „Ich verdamme euch mit eurem Licht, was mich weidlich schmerzt. Ihr müsst gleichwohl einsehen, dass es Zeit wird, dass ich das Leben eures Schützlings beende. Ihr handelt nicht rechtens, ihr habt sie bereits einmal von mir fortgerissen und augenblicklich tut ihr es abermals. Ihr seid so unerträglich hell, ich verschwinde, aber es ist das letzte Mal, dass ich sie wegen euch verschone. Mein drittes Auftreten wird nicht vergebens sein, ansonsten werde ich es meinem Herrn und Meister berichten, vor dem ihr euch wiederum fürchtet, also hütet euch nochmalig weiche ich keinesfalls vor euch.“ Mit einem boshaften Knall, der mehrere Bäume zerbersten ließ, ging der Sensenmann hinfort.

„Nun steht auf mein Kind, meine Wurzeln haben euch wieder zumindest körperlich geheilt.“ Frieda stand auf und sah eine ängstliche Friederika vor sich. „Ich höre Stimmen, die mir alle Furcht einjagen, was hier gerade passiert, begreife ich bei weitem nicht allein, dass es euch besser geht, Schwester, das freut mich weidlich, jedoch ist es mir wiederum ein Grauen, euch derart zu erblicken, als ob ihr nie zu Tode erschöpft wart. Soll ich vor euch ebenfalls Angst haben, werdet ihr mir Böses antun.“ „Oh, liebe Schwester, habe keine Bangnis vor mir. Ich habe damit nichts zu tun, die Königin des Waldes ist bei uns. Wer die andere Stimme war, hat sie gesagt, es war der Tod persönlich, jener wollte mich holen, was sie nicht zuließ.“ „Ich sehe aber niemanden außer uns.“ „Seht genauer hin, ich stehe vor euch in der Gestalt des Baumes, habt keine Furchtsamkeit in euch, ich beschütze ab jetzt keinesfalls nur die jetzige Königin, sondern auch euch die künftige.“ Als Friederika sich den Baum ansah, verwandelte er sich in eine wunderprächtige Menschengestalt voller Erhabenheit, die alles Schöne auf der Welt verblassen lässt. Sie wollte sich in dem Moment vor ihr niederknien. „Lasst nach, mein liebes Kind, ihr werdet die nächste Hoheit des Landes sein und somit auch die meine. So wie ich es schon der Königin eingeschworen habe, werde ich bei euch dasselbe veranlassen. Ihr dürft über meine menschliche Gestalt niemandem etwas offenbaren, ansonsten muss ich euer Reich verlassen und ihr werdet meinen Schutz für immerfort verlieren, also hütet euch davor.“ „Ich werde mich stets daran halten, edle Königin des Waldes.“

„Jetzt zu euch, mein liebes Kind, ich sehe das Leid in eurer Seele mit großer Sorge. Hierfür habe ich kein Mittel, das euch helfen kann. In all den Jahren habe ich keinen König oder Königin erleben dürfen, die für das Land derlei Gutes bewirkt haben wie ihr, mein weises wie kluges Menschenkind, aber ihr werdet trotzdem eure Strafe weiterhin hinnehmen wollen, unverdientermaßen, die ihr euch selbst auferlegt habt. Ihr seid allen gegenüber milde gesinnt, aber gegenüber euch selbst seid ihr es leider in keiner Weise. Ich werde eure Strafe abmildern, wehe ihr seid damit nicht einverstanden, ihr werdet diese drei Jahre gänzlich unbeschadet verbracht haben, aufgrund dessen werde ich euch in allem körperlich gesunden lassen. Ihr werdet wieder eine Schönheit sein ohne ein einziges Gebrechen, und ab jetzt esst ihr eure arme Suppen aber mit meinen Zutaten, sodass ihr die letzten sechs Monate wie ein junger Hüpfer zig Bäume fällen werdet. Ihr habt gesehen, dass euch der Tod wieder haben wollte, beim nächsten Mal muss ich ihm weichen. Hochwohllöbliche Frieda denkt daran und verhaltet euch hiernach wie eine gutherzige Königin für jedermann, somit auch für euch höchstselbst. Dergestalt werdet ihr noch viele Jahre für eure neue Schwester da sein. Ebenso werdet ihr eure Enkelkinder aufwachsen sehen und behüten können. Ihr werdet als weise Königin euer Land fortan dienen bis zum allerletzten Atemzug und ihr werdet über alle wie ein heller Stern leuchten, obwohl ihr es nie und nimmer wolltet. Jedoch war und ist es euer Schicksal. Ihr seid bestimmt, mit eurer unschuldigen wie reinen Seele zu herrschen, damit die Menschen künftig sehen können, dass tatsächlich gute Wesen ihrer Art existieren. Es ist wunderschön, es selbst sehen zu dürfen, gerade weil ihr jemanden an eurer Seite habt, der euch beerben wird und zwar in allem. Hierdurch wird dieses Land sich zu einer weißen Blüte entfalten, an der fortan sich die dumpfe Menschheit in bitteren wie erbärmlichen Schreckenszeiten erinnern können wird. In der Art, dass es zwei Königinnen gab, die die Macht fürwahr verabscheuten und trotzdem bekamen sie dieselbe in Hülle und Fülle. Sie bedienten sich davon nur, um Gutes für alle ob Fauna oder Flora zu bewirken. Sie liebten das Einhalten von Frieden in all seinen Formen und sorgten für ein Miteinander wie Füreinander. Sie verabscheuten ein gegeneinander Vorgehen, dafür liebten sie es umso mehr, wenn alle Lebewesen sowie die Flora aufeinander viele Schritte zugegangen waren. Leiderfüllt waren sie aber nie fähig, sich selbst allzu sehr zu lieben, was mir heute und zukünftig schwer auf der Seele lasten wird. Derohalben haltet euch an das Gesagte und vergebt euch selbst, wie ihr es bei allen anderen auch gerne tut. Ansonsten wird nächstes Mal euch Gevatter Tod in seinen Reich holen.“

„Ich werde versuchen, mich daran zu halten, aber sehe ich Fehler an meinem Verhalten oder Handeln, werde man dafür einstehen, indem Fall eben sogar durch meinen Tod. Ich danke euch aus vollem Herzensgrund, dass ihr mich davor ein zweites Mal gerettet habt.“ Beide bedankten sich nochmals herzlich bei der Feenkönigin und gingen ihrer Arbeit abermals nach, als dieselbe wieder aus ihrem Sichtfeld verschwand. Dabei betrachtete Frieda ihre baldige Schwiegertochter wohlwollend von oben bis unten und bemerkte hierbei soeben, dass diese sich anscheinend verletzt hatte. Aber es war keine Wunde zu erkennen, außer drei Blutstropfen auf ihrem weißen Cotte. So ganz langsam begriff sie, wieso die Königin des Waldes sich mit ihrem wahren Erscheinungsbild auch Friederika offenbart hatte, und sie schmunzelte innig, herrührend von einer beglückenden Seele, dass sie erst recht wusste, dass ihre künftige Schwiegertochter als Nachfolgerin in allem gewiss die Richtige sei.

Friederika sah das Lächeln von ihr, konnte es aber nicht deuten, anstatt nachzufragen, lächelte sie einfach zurück. Darauf rannte Frieda zu ihr und umarmte sie derart liebevoll und trotzdem ganz fest, dass Friederika kaum Luft bekam. Sie sagte ganz leise zu ihr: „Du wirst unbestreitbar eine wunderbare Königin werden, das weiß ich fürwahr. Ich bin derartig glücklich, dass du das Reich beerben wirst.“ „Ich werde nur die Königin sein an der Seite eures Sohnes.“ „Nein, du wirst in gleicher Weise wie ich das Reich regieren, weil dein Gemahl dich genauso liebt wie der meine Somit wird mein Sohn allein auf dich hören und alles befolgen, was du möchtest. Deine Oberbekleidung hat mir verraten, dass nicht nur deine Worte und das Handeln gegenüber mir und meines Sohnes lieblich sind, sondern dein Inneres besitzt allerlei Tugenden, somit gleichst du einem Engel auf Erden.“ „Ich denke, ihr übertreibt zudem, was hat meine Kleidung damit zu tun.“ „Du hattest eine Wunde, die wurde geheilt, aber drei Blutstropfen sind auf deiner weißen Cotte zu sehen, siehe selbst nach.“ „Ja, aber was hat das alles zu bedeuten.“ „Ich wusste es auch nicht, bis es mir heute klar wurde, warum sich die Waldfrau dir in menschlicher Gestalt gezeigt hat. Wie bei mir waren es die drei Blutstropfen auf weißem Untergrund. Damals dachte ich keinesfalls darüber nach, aber heute kam es wie ein Gedankenblitz auf mich zu. Die Farbe Weiß steht nicht nur für Keuschheit, sondern auch für Jesus, somit für Frieden. Die Zahl drei steht für die Dreifaltigkeit. Die Farbe Rot bedeutet nicht nur Machtanspruch, sondern ebenfalls pure wie feurige Liebe in diesem Fall für alle Lebewesen. Insgesamt bist du gesegnet, ein guter Mensch zu sein mit wenigen Lastern und besitzt du eines, so wie ich, wird dieser nur versuchen, dich selbst zu schaden.“ „Ich bin nur eine Holzfällerin und insgesamt ein wertloses Geschöpf.“ „Genau, das ist es ja ähnlich wie bei mir höchstselbst. Man selbst ist ein Kind eines Mägdeleins, mehr bin ich auf keinem Fall und möchte auch nichts anderes darstellen. All dies sagt uns die Tugend der Demut und jenes wird offenbar geachtet von der Königin des Waldes oder fürwahr sollte ich sie mit Namen Àine benennen, weil wir uns derenthalben niemals über andere erheben werden. Mir gefällt es genauso wenig, eine Königin zu sein wie dir und jenes scheint leiderfüllt, andere Regierende nicht in der Gestalt zu denken, weil traurigerweise dieselben unbedingt Macht besitzen wollen.“ „Meinesgleichen würde am liebsten davon geschont werden.“ „Dafür liebt unsereins dich umso mehr.“

Das letzte halbe Jahr ging wie im Flug vorbei, zusammen kamen beide wie Geschwister zurück zum Schloss. Friederika freute sich bald, ihren Frederik zu heiraten. Sie wollten gemeinsam abwarten, bis Frieda wieder als Königin zur Verfügung stand. Zudem wollte dieselbe ihrer künftigen Schwiegermutter zur Seite stehen und sie dabei besser kennenlernen, wie es des Vaters Wunsch war. Frieda war erstaunt und voller Sorge, dass ihr Gemahl nicht bei der Begrüßung dabei war. Sie dachte noch vor sich hin, hat die Suche nach ihrem Seelenheil ihn dermaßen geschmerzt, dass er sie persönlich auf keinen Fall mehr ertragen möchte. Sie fing bitter an zu weinen, als ihr Sohn dies sah, ging er auf sie zu. „Ihr braucht keineswegs zu weinen, Hoheit, euer Königsgemahl erwartet euch sehnsuchtsvoll im Privatgemach. Euer Gemahl hat vor sich selbst Beklemmung, wenn er euch nach so langer Zeit sieht, dass er vor Freude zerplatzen wird. Ihr Frau Mutter werdet staunen, er hat sich allerlei Romantisches überlegt, viele Gedichte und Lobgesänge werdet ihr anhören müssen, als auch ein Festmahl nur für euch allein. In nächster Zeit werden viele das Land besuchen, wegen euch wird es ein rauschendes Fest geben und ja, Frau Mutter, alle wollten es nicht nur mein Herr Vater, sie wollen euch freudig empfangen für euer Seelenheil. Ihr werdet allerlei Freudentränen in nächster Zeit verlieren, auch wir haben nochmals beschlossen zu warten, um erst nächstes Jahr uns zu vermählen, weil ihr für uns alle wichtig seid.“ „Ich danke dir, mein Sohn, für deine lieben Worte und werde lernen, all das zu akzeptieren. Jedoch sei deiner Mutter nicht allzu sehr böse. Ich möchte schneller als der Wind zu meinem Gemahl und man selbst möchte all das Spektakel in keiner Weise. Werde es aber mit Würde ertragen, damit ich euch allen eine Freude bereite.“ Sie rannte los mit voller Freude im Herzen zu ihrem Liebsten hin, als wäre sie gerade das erste Mal verliebt sowie keine zwanzig Lenzen jung. Beide umarmten sich innig, dabei vergossen sie allerlei Wonnetränen, liebliche Küsse und reichlich herzige wie liebliche Umarmungen folgten. Es wurde Musik gespielt, gesungen und getanzt, sie strahlten sich dabei an wie zwei Sonnen, die aufeinanderprallten und dabei allerlei Funken versprühten. Solchermaßen feurig war ihre Liebe zueinander nach all den gemeinsamen Jahren. Und so endet jenes Märchen mit einem Gedicht, das Clemens seiner Frieda an deren Festtag des Wiedersehens vortrug:

Ihr seid die morgendliche Wonne,
die jeden Morgen mir erscheine
als wäret ihr höchstselbst die Sonne,
ihr seid herzlich gewiss die meine.
Mein Herz bereichert ihr mit Wärme,
ihr verliert oftmals eine Träne,
dies kränkt mich bis in die Gedärme,
ich reiche euch eine Parmäne,
die soll euch das Leben versüßen,
ich küsse euer holdes Wesen
und lege mich vor euren Füßen,
mein Inneres wird stets genesen
an eurer gar gnädigen Liebe,
die ihr mir allerliebst überreicht,
ich möchte sterben, euch zuliebe,
sohin man mein Herzlein euch hinreicht.
Unsere Minne wird nie enden,
mein Innerliches ist gebunden,
jeder Tag ist derart Kalenden,
wir sind mit der Zeit eng verbunden.
Ihr seid die reinste Herzenswonne,
kein Herz ist so fein wie das eure,
als seid ihr persönlich die Sonne,
oh, meine allerliebste Teure.
Ihr seid für mich ein Angebinde
kommend vom hohen Himmelsthrone,
ich wäre so gern eure Hinde,
auf der ihr sitzt mit einer Krone.

Epilog

Nach dem Tod der Königin und den darauffolgenden Minnetod des Königs folgten als Erben des Thrones Friederika und Frederik, wobei die Hoheit ihrer Herzensschwester wie Schwiegermutter Frieda in allem nachahmte und somit weise sowie edel die Nachfolge fortsetzte, genauso tat Frederik seinem Vater gleich. Leider geriet das Land in Vergessenheit, weil einer der späteren Nachfolger all das verkommen ließ durch allerlei Gier wie Streben nach Macht und führte aus diesem Grund andauernd Kriege. Hierdurch verwüstete jenes Reich und wurde somit traurigerweise menschenleer.

Beide Königinnen halte ich mit dieser Mär in Erinnerung, mit der Hoffnung, dass man sich eines Tages wieder an sie erinnert, für aller Wohl und hierdurch Nachahmer folgen. Wer die Macht nicht frönt und trotzdem an sie kommt, wird wohlwollend für alle sein, aber niemals für sich selbst und somit ein besserer Herrscher oder Herrscherin sein als diejenigen, die nach ihr streben und hierfür alles tun bis hin zum gewissenlosen Handeln und dadurch das Leid sowie den Tod von allerlei Menschen und Tieren weidlich gerne wie vergnüglich in Kauf nehmen, man sieht leidlich all das in jedem heutigen Land, entweder heutzutage oder im Vergangenen. Diese Mär ist eine wahre Kunde, gewiss ist damit nicht das Fabelwesen gemeint, aber diese beiden Königinnen und es folgten ihnen einige wenige nach. Auf wen ich anspiele, öffnet die Geschichtsbücher und ihr werdet sie mit offenen Augen wie Herzen finden können, bedauerlicherweise gleichwohl mit Sicherheit allzu wenige.

Edler Mensch

Der edel gesinnte Mensch ist gerne unter uns von jeher,
jedoch hat es derselbe bei uns heutzutage weidlich schwer,
man glaubt leider in keiner Weise mehr an seine Existenz,
durch Scheu sein sieht man ihn unter uns nur selten in einem Lenz,
wenn wir keinesfalls vermögen, an seine Güte zu glauben,
ihn sogar verachten, so werden wir uns solch Mensch berauben.

Gerade eben • #26





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